Hallo und guten Tag,
Daß man nicht unbedingt ein Schlumpf-Tretlagergetriebe mit einer Nabenschaltung kombinieren sollte ist aus Sicht des Gesamtwirkungsgrades dieser Verbindung zu sehen.
Eine normale Nabenschaltung (außer Rohloff) hat etwa die Wirkungsgrad-Kennlinie eines "Spitzdaches". Wenn man sich diese "Spitzdach" als Kennlinie in ein Koordinatensystem vorstellt, dann stellt man fest, daß die Amplitude dieser Kennlinie den "direkten Gang" darstellt - also bei Ablesung an der X-Achse den höchsten Wirkungsgrad darstellt. Alle weiteren Gänge fallen mehr oder weniger steil nach unten ab und haben einen wesentlich geringeren Wirkungsgrad.
Diese Charakteristik ist aber bei der Rohloff-Speedhub nicht zu beobachten. Hier ist der Wirkungsgrad - ähnlich einer gut gewarteten Kettenschaltung mit gut geölter Kette - gleich einer Parallellinie zur Grundlinie mit mehr oder weniger geringen Ausschlägen.
Die Speedhub hat deshalb auch einen Super-Wirkungsgrad von ca. 98% im Gegensatz zu einigen "Brot- und Butternabenschaltungen", die teilweise unter 90% liegen können.
So eine Nabenschaltung mit einem Tretlagergetriebe zu kombinieren hat zur Folge, daß der Gesamtwirkungsgrad noch weiter abnimmt.
Der zweite Nachteil so einer Kombination wird zwangläufig zur Folge haben, daß die normale Nabenschaltung irgendwann den "Geist aufgibt"!
Alle Hersteller von Nabenschaltungen geben bauartbedingt nur grenzwertige vordere Kettenblätter in Verbindung mit einer bestimmten Ritzelgröße frei.
Der Hintergrund dieser Begrenzung ist, daß eine minimale Kettenübersetzung nicht unterschritten werden darf.
Bei der Rohloff ist z.B. dies 38/16 bei 26-Zoll Rädern. Dies ist ein Sicherheitsfaktor von etwa 2,4, der immer eingehalten werden muß, je nachdem welche Radgröße gerade relevant ist. Bei der
Shimano 8-Gang-Sport-Nabe wird nur 33/22 freigegeben bei einer Radgröße von 28 Zoll. Bei der neuen 9-Gang von
Sram ist es ähnlich.
Wer etwas von Getriebetechnik versteht, der weiß, daß sich das Tretlagerdrehmoment gemäß der Kettenüber- oder Untersetzung als Eingangsdrehmoment auf die Nabe überträgt.
Wenn schon die Hersteller nur grenzwertige Verhältnisse zulassen, dann kann man eigentlich damit rechnen, daß bei Nichteinhaltung ein Defekt eintreten wird.
Der Hersteller ist eigentlich daran interessiert, daß eine relativ große Übersetzungsbandbreite realisiert werden kann.
Noch zu bedenken ist, daß z.B. bei der Rohloff bei einem 26-Zoll-Rad eine Entfaltung am Berg von 1,36m erzielt wird (sofern man nicht ein höheres Körpergewicht von über 100 kg aufweist - dann muß eine andere grenzwertige Kombination gewählt werden).
Eine Unterschreitung dieser Entfaltung ist eigentlich nicht sinnvoll, da man dann zu Fuß besser unterwegs ist. Eine gewisse Geschwindigkeit ist für ein sicheres Geradeausfahren erforderlich; und es ist dann noch am Berg die Hangabtriebskraft noch zu überwinden.
Selbst, wenn diese Kombination nicht unmittelbar zerstört würde, hat diese Gesamtschaltung eine absolut verkürzte Lebensdauer.
Dies kommt dadurch zustande, daß bei den normalen Nabenschaltungen "Sintermaterialien" verwendet werden - im Gegensatz zur Rohloff, die gefräste Zahnräder aus ungleich besserem Material einbaut.
Es kommt aber noch etwas anderes hinzu:
Bei allen Getriebenaben versucht die Achse sich zu drehen (bei übersetzung vorwärts - bei Untersetzung rückwärts) - dieses Drehmoment nennt man Stützmoment oder Differenzdrehmoment, was dauerhaft am Rahmen abgefangen werden muß. Bei den einfachen Naben genügt hier eine flachgefräste Achse als Verdrehsicherung. Bei der Rohloff-Speedhub muß aber schon aufgrund der ungleich größeren Kräfte ein separater Stützhebel verwendet werden. Das Stützmoment wächst im ersten Gang hier auf 98% des Kurbeldrehmomentes an.
Wenn man bedenkt, daß ein geüber Sportler ohne weiters 200NM auf die Kurbel bringt, so kann sich jeder Laie ausrechnen, was bei einer derartigen Kombination passieren kann. Jedenfalls wird kein Alu-Rahmen hier die Achse dauerhaft festhalten können - aber man kann ja auch Alu-oder Stahlrahmen im Ausfallende wieder zuschweißen.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - dies alles gilt nur mit einer Kombination, wo ganz kleine Entfaltungen am Berg (unterhalb von 1,5m) realisiert werden sollen. Bei größeren Entfaltung über 10 m - z.B. mit einem Speed-Drive, passiert nichts. Es ist jedoch zu überlegen, ob dies dann noch sinnvoll ist - wer hat schon die Waden von Jan Ullrich - mit oder ohne Doping.
Es gibt jedoch auch noch die Möglichkeit diese kleinen "Bergentfaltungen" zu realisieren - z. B. mit dem Mountain-Drive - jedoch nicht mit 26 oder 28-Zollrädern.
Bei 16 oder 20-Zollräder ist die Grenzwertigkeit der Kettenblätter untereinander natürlich eine andere.
Hier wird keine Überlastung auftreten, da sich die rechnerische Größe der Drehmomente durch den kleinenren Umfang der Räder nicht zum Tragen kommt.
Gruß
Henry