Das die tatsächlichen werte von Fahrer zu Fahrer unterscheiden weil sie vom Schwerpunkt abhängen ist ein guter hinweis.
Kann ich aber, wenn ich eine einheitliche Datenquelle wie Linkagedesign habe, und weiß das ein Bike mit z.b. 110% Anti-Squat bei mir nicht wippt, davon ausgehen das ich diese erfahrung auf andere von Antonio analysierte bikes übertragen kann? zumindest als anhaltspunkt?
Ich bin zwar ein bisschen spät zur Party, würde hier aber noch einen Punkt einwerfen wollen:
Die Verwendbarkeit der Daten als Anhaltspunkt ist insofern eingeschränkt, als dass die Schwerpunktlage eben einen großen Einfluss hat, der Schwerpunkt in der Berechnung aber genormt angenommen wird. Jetzt ist es aber so, dass die Schwerpunktlage nicht nur von den Körperproportionen an sich abhängt (was ja erst mal als konstant angenommen werden kann bei einem Fahrer), sondern nicht unerheblich auch davon, wie der Körper aufgrund der Bikegeometrie quasi auf dem Bike angeordnet ist. Für das, wie man auf dem Bike sitzt, spielen aber ganz andere Geometrieaspekte eine Rolle als diejenigen, die in die Bestimmung des Anti-Squat einbezogen werden. Es ist also durchaus vorstellbar, dass zwei Bikes mit gleichem Anti-Squat nach Berechnung (wo ja die Schwerpunktlage genormt ist) beim gleichen Fahrer in der Realität sich unterschiedlich verhalten, weil beim einen die reale Schwerpunktlage vielleicht der Simulation entspricht, beim anderen Bike aber wegen einer anderen Geometrie (zB deutlich anderer Sitzwinkel) der reale Schwerpunkt halt woanders ist als in der Simulation. Das würde dann die Vergleichbarkeit einschränken.
Um Vergleichbarkeit aus den Antisquat-Zahlen zu haben, sollten also wohl folgende drei Aspekte bei verschiedenen Bikes ebenfalls vergleichbar sein:
1) vergleichbare Fahrsituationen (die Zahlen werden quasi in der Ebene errechnet, eine Steigung ändert die Situation; deutlich unterschiedliche Steigungen könnten deutlich unterschiedliche Änderungen bewirken)
2) vergleichbares Fahrwerk (die Zahlen werden im unbelasteten Zustand errechnet, im SAG ändert sich die Situation; wenn der SAG bei zwei Rädern unterschiedlich ist, weil entweder deutlich anderer Federweg oder deutlich andere Abstimmung, ist die Änderung gegenüber der Zahlensimulation eben auch unterschiedlich groß)
3) vergleichbare Haltung auf dem Fahrrad (wenn due Sitzposition bei zwei Fahrrädern deutlich anders ist, ist eventuell auch die Schwerpunktlage deutlich anders, was dann gegenüber der Datensimulation mit genormter Schwerpunktlage zu unterschiedlichen Abweichungen führen kann)
Bei Anti-Rise gelten ähnliche Überlegungen, nur dass beim Fahren im Stehen die Schwerpunktlage sowieso sehr viel variabler ist als im Sitzen, die Zahlen also insgesamt weniger aussagekräftig sind.
Quintessenz:
Die Anti-Squat-Werte sind als Anhaltspunkt für Rückschlüsse auf bekannte Bikes schon brauchbar, aber in Maßen. Als Absolutwerte ohne Möglichkeit des Rückschlusses auf eigene Erfahrungen sind sie wahrscheinlich recht wenig aussagekräftig. Es kommt aber halt auch stark auf die Kategorie des Unterschieds an. Wenn das eine Bike einen AntiSquat von 110% hat und das andere von 120%, würde ich da nicht viel hineininterpretieren, es sei denn, sie sind sich insgesamt extrem ähnlich. Wenn das eine Bike einen AntiSquat von 50 hat und das andere von 150, dann kann man wohl allgemein einen spürbaren Unterschied erwarten, selbst wenn die Räder an sich recht unterschiedlich sind (oder eben gerade deswegen).