Thema Technik – Anti-Rise, Anti-Squat: Warum ist das beim Biken wichtig und wie bestimmt man es?

Thema Technik – Anti-Rise, Anti-Squat: Warum ist das beim Biken wichtig und wie bestimmt man es?

Anti-Squat und Anti-Rise sind zwei Begriffe, die bei keiner Mountainbike-Vorstellung fehlen dürfen – doch was ist damit eigentlich gemeint und was ist die „richtige“ Menge Anti-irgendwas? Hier erfahrt ihr, was sich dahinter versteckt, wie man die Kennzahlen bestimmt und was sie einem verraten.


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Thema Technik – Anti-Rise, Anti-Squat: Warum ist das beim Biken wichtig und wie bestimmt man es?

Was sagst du zur graphischen und statischen Berechnung – sinnvolle Hilfe bei der Entwicklung oder Spielerei für Marketing-Zwecke?
 

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Re: Thema Technik – Anti-Rise, Anti-Squat: Warum ist das beim Biken wichtig und wie bestimmt man es?
Es gibt schon Hersteller, die auf weniger AS setzen; zum Beispiel Rocky Mountain und Norco.


Hier noch zwei Tabellen, die zeigen, dass es sich lohnt, unterschiedlich große Kettenblätter zu fahren und warum die Diskussion um den AS vor allem in der Prä-Einfach-Zeit relevant war:

Tabla%2BSight%2B2020.gif


Excel+MK3.gif



Bei allen Vorteilen des Einfach-Antriebs, vielleicht ist er doch nicht immer die beste Lösung. ;)


Endlich mal Zahlen für die Schwerpunkthöhe :daumen:

Norco 1065mm, Liteville 1120mm, ... kommt mir immer noch etwas zu niedrig vor.


Noch ein anderer Gedanke: in steilem Gelände bergauf habe ich mehr Gewicht hinten => mehr Sag.
Man könnte also auf die Idee kommen, den Anti-Squat entsprechend zu optimieren:
32-10: "Ebene", Anti-Squat optimiert für 25% Sag
32-52: "Bergauf", Anti-Squat optimiert für 30% Sag
 
@Gregor: vielen Dank für den ausführlichen Artikel. Das war bestimmt viel Arbeit und ist sicher immer eine Gratwanderung zwischen "geht zu tief rein" und "nicht tief genug" :daumen:


"...Ein wichtiger Bezugspunkt ist die Höhe des Gesamtschwerpunkts. Diese ist aber keinesfalls normiert und unterscheidet sich je nach Fahrertyp oder auch Rahmengröße erheblich. ..."

Sehe ich auch so. Gibt es denn hier im Forum brauchbare Erfahrungswerte für die Schwerpunkthöhe in Relation zur Körpergröße? Wenn Entwickler den Anti-Squat auf >100% optimieren - ist das wirklich so, oder wurde nur einfach der Schwerpunkt zu niedrig angenommen?

Was ist realistisch? Schwerpunkthöhe 1200mm bei Körpergröße 180cm? Und viele Kleinigkeiten beeinflussen auch noch die tatsächliche Schwerpunkthöhe: Tretlagerhöhe, Lenkerhöhe, Gepäck, Fullface/Halbschale, ...


Da seh ich auch den grössten Schwachpunkt dieser Kennzahlen. Man kann die beiden werte durch Verlagerung des Schwerpunktes massiv beinflussen
 
Ich persönlich schaue mir immer das IC und dessen Verlauf. Daher muss ich auch immer erst überlegen, wenn da jemand mit xy % AS oder AR daher kommt. Die Schwerpunktlage finde ich (für mich) persönlich nicht so relevant.

Das sieht dann zb so aus:

virtaul-pivot-track-consolodated.jpg


Der Rest, also Antrieb und Bremse bleibt ja immer (fast) gleich.
 
Ich persönlich schaue mir immer das IC und dessen Verlauf. Daher muss ich auch immer erst überlegen, wenn da jemand mit xy % AS oder AR daher kommt. Die Schwerpunktlage finde ich (für mich) persönlich nicht so relevant.

Das sieht dann zb so aus:

virtaul-pivot-track-consolodated.jpg


Der Rest, also Antrieb und Bremse bleibt ja immer (fast) gleich.
erstellst du dir dann selbst mit zB linkage?
 
Das die tatsächlichen werte von Fahrer zu Fahrer unterscheiden weil sie vom Schwerpunkt abhängen ist ein guter hinweis.

Kann ich aber, wenn ich eine einheitliche Datenquelle wie Linkagedesign habe, und weiß das ein Bike mit z.b. 110% Anti-Squat bei mir nicht wippt, davon ausgehen das ich diese erfahrung auf andere von Antonio analysierte bikes übertragen kann? zumindest als anhaltspunkt?
Ich bin zwar ein bisschen spät zur Party, würde hier aber noch einen Punkt einwerfen wollen:

Die Verwendbarkeit der Daten als Anhaltspunkt ist insofern eingeschränkt, als dass die Schwerpunktlage eben einen großen Einfluss hat, der Schwerpunkt in der Berechnung aber genormt angenommen wird. Jetzt ist es aber so, dass die Schwerpunktlage nicht nur von den Körperproportionen an sich abhängt (was ja erst mal als konstant angenommen werden kann bei einem Fahrer), sondern nicht unerheblich auch davon, wie der Körper aufgrund der Bikegeometrie quasi auf dem Bike angeordnet ist. Für das, wie man auf dem Bike sitzt, spielen aber ganz andere Geometrieaspekte eine Rolle als diejenigen, die in die Bestimmung des Anti-Squat einbezogen werden. Es ist also durchaus vorstellbar, dass zwei Bikes mit gleichem Anti-Squat nach Berechnung (wo ja die Schwerpunktlage genormt ist) beim gleichen Fahrer in der Realität sich unterschiedlich verhalten, weil beim einen die reale Schwerpunktlage vielleicht der Simulation entspricht, beim anderen Bike aber wegen einer anderen Geometrie (zB deutlich anderer Sitzwinkel) der reale Schwerpunkt halt woanders ist als in der Simulation. Das würde dann die Vergleichbarkeit einschränken.

Um Vergleichbarkeit aus den Antisquat-Zahlen zu haben, sollten also wohl folgende drei Aspekte bei verschiedenen Bikes ebenfalls vergleichbar sein:
1) vergleichbare Fahrsituationen (die Zahlen werden quasi in der Ebene errechnet, eine Steigung ändert die Situation; deutlich unterschiedliche Steigungen könnten deutlich unterschiedliche Änderungen bewirken)
2) vergleichbares Fahrwerk (die Zahlen werden im unbelasteten Zustand errechnet, im SAG ändert sich die Situation; wenn der SAG bei zwei Rädern unterschiedlich ist, weil entweder deutlich anderer Federweg oder deutlich andere Abstimmung, ist die Änderung gegenüber der Zahlensimulation eben auch unterschiedlich groß)
3) vergleichbare Haltung auf dem Fahrrad (wenn due Sitzposition bei zwei Fahrrädern deutlich anders ist, ist eventuell auch die Schwerpunktlage deutlich anders, was dann gegenüber der Datensimulation mit genormter Schwerpunktlage zu unterschiedlichen Abweichungen führen kann)

Bei Anti-Rise gelten ähnliche Überlegungen, nur dass beim Fahren im Stehen die Schwerpunktlage sowieso sehr viel variabler ist als im Sitzen, die Zahlen also insgesamt weniger aussagekräftig sind.

Quintessenz:
Die Anti-Squat-Werte sind als Anhaltspunkt für Rückschlüsse auf bekannte Bikes schon brauchbar, aber in Maßen. Als Absolutwerte ohne Möglichkeit des Rückschlusses auf eigene Erfahrungen sind sie wahrscheinlich recht wenig aussagekräftig. Es kommt aber halt auch stark auf die Kategorie des Unterschieds an. Wenn das eine Bike einen AntiSquat von 110% hat und das andere von 120%, würde ich da nicht viel hineininterpretieren, es sei denn, sie sind sich insgesamt extrem ähnlich. Wenn das eine Bike einen AntiSquat von 50 hat und das andere von 150, dann kann man wohl allgemein einen spürbaren Unterschied erwarten, selbst wenn die Räder an sich recht unterschiedlich sind (oder eben gerade deswegen).
 
Wo liegt denn überhaupt der Schwerpunkt bei einem Mountainbiker? Bei einem aufrecht stehenden Menschen ist es klar, aber bei einem Mountainbiker mit gekrümmtem Oberkörper, angewinkelten Armen und Beinen?

Hier mal was von einem TT Fahrer:



Also schon deutlich wo anders.


Mein Bike fängt zb nur in einem Fahrzustand zu wippen im Sinne eines Aufschaukelns wegen Eigenfrequenz an: Asphalt, eben, ca. 4. oder 5. Gang, rel. hohe Kadenz und mit ordentlich Druck auf die Pedale. Das sehe ich dann am Dämpfer, dass der ca. 5 mm ein und 5 mm Ausfedert und zwar schön im Takt der Kadenz. ;)

@Felger Früher habe ich fast alle Neuerscheinungen durch den Bikechecker gejagt. Heute schaue ich nur so mal schnell hin und lege ggfs mal schnell das Lineal an. Man bekommt mit der Zeit ja auch einen gewissen Blick. Geht mir ja nur darum, ob das IC nun tendenziell über oder unter einem imaginären Eingelenkerdrehpunkt liegt. ;)



Der Einfluss der neueren Geometrien ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Mein Radkollege hat sehr lange Beine und ist immer weit über'm Hinterrad gesessen. Das hat das Wippen angeregt. Aber heute mit Sitzwinkel ~ 80° ....
 
Und warum ist das jetzt beim Fahren wichtig? Ich greife nur die zu Beginn gestellte Frage auf weil entweder hab ichs überlesen oder nicht verstanden.
 
Und warum ist das jetzt beim Fahren wichtig? Ich greife nur die zu Beginn gestellte Frage auf weil entweder hab ichs überlesen oder nicht verstanden.

Na schaue Dich doch mal im Wald um.
Mit jedem dieser Artikel hier, gibt’s eine Ausrede mehr, warum etwas nicht fahrbar ist.

Bin immer wieder erstaunt wie theoretisch hier einige im hobbybereich unterwegs sind.
Man könnte fast denken, sie haben keine Freude am Fahren. :D
 
Und warum ist das jetzt beim Fahren wichtig? Ich greife nur die zu Beginn gestellte Frage auf weil entweder hab ichs überlesen oder nicht verstanden.
Beim Fahren ist das egal. Bei der Auswahl eines zukünftigen Bikes und teils bei der Abstimmung eines vorhandenen Bikes kann ein wenig Hintergrundwissen aber schon von Vorteil sein. Ist bestimmt kein Muss, man kann sich auch auf die Beratung durch andere verlassen oder selbst alles durchtesten, aber um andere Meinungen einschätzen und gegebenenfalls den eigenen Testaufwand einschränken zu können, hilft etwas Hintergrundwissen durchaus. Außerdem haben manche Menschen auch einfach Freude am Wissen. Ist aber jedem selbst überlassen, wie er das sehen möchte.
 
Auch wenn ich eher zur Pedallier Fraktion gehöre und im Mittwlgebirge lieber um die 100% AS fahre , frage ich mich das schon ne ganze Weile. Danke, dass du es mal ansprichst: wer von den ganzen Leuten mit Capra und co im bikepark fährt denn bitte einen Anstieg, den man nicht locken könnte. Ansatz genau wie du sagst von Knolly (früher?) verfolgt.

Ich hab mal einen Blog angefangen zu Bike Design aus User Sicht (nicht Hobby Physiker, obwohl ich Luftfahrt Ingenieur bin aber beim MTB lieber aufs Gefühl und nicht Berechnung höre), wo ich den Fokus auf genau diese zu hohen AS Werte gelegt habe… hat außer meiner Freundin aber eher noch niemand gelesen 😂

Auch frage ich mich: wir haben Rahmen mit flip Chip um Lenkwinkel um 0.47923grad oder BBH um 4.7 mm anzupassen… wow. Kann ich auch mit nem Furz mehr Luftdruck. Aber fast keiner lässt die Tretlager zu Hauptlager Distanz justieren, um den AS anzupassen…
Will nicht sagen, alles besser zu wissen. Aber ich kapier einfach nicht, warum??!!
Bei jedem Bike das ich kenne ändert sich der Antisquat mit dem Flipchip. Ebenso wie der Tatsächliche Federweg.

Mein altes Spectral hatte einen AS von etwa 86% das Jeffsy etwa 104% Ratet mal welcher Hinterbau besser im groben Gelände funktioniert.
 
Na schaue Dich doch mal im Wald um.
Mit jedem dieser Artikel hier, gibt’s eine Ausrede mehr, warum etwas nicht fahrbar ist.

Bin immer wieder erstaunt wie theoretisch hier einige im hobbybereich unterwegs sind.
Man könnte fast denken, sie haben keine Freude am Fahren. :D
Nein, aber das Streben nach Perfektion.
 
Mein altes Spectral hatte einen AS von etwa 86% das Jeffsy etwa 104% Ratet mal welcher Hinterbau besser im groben Gelände funktioniert

Es kommen ja auch noch andere Faktoren dazu wie zB Übersetzungsverlauf.

Aber man merkt hier ja auch schon wieder, das selbst (eigentlich) einfache Themen vielen Leuten zu komplex sind.

Dann lieber 30 Seiten über Reifen diskutieren, dafür braucht man kein Mathe...
 
Man sollte bedenken das Anti squat direkt mit der radhebungskurve zusammen hängt.

Deshalb gibt es wohl auch DH Bikes mit viel AS.
 
Es kommen ja auch noch andere Faktoren dazu wie zB Übersetzungsverlauf.

Aber man merkt hier ja auch schon wieder, das selbst (eigentlich) einfache Themen vielen Leuten zu komplex sind.

Dann lieber 30 Seiten über Reifen diskutieren, dafür braucht man kein Mathe...
Mir ist das garnicht zu kompliziert. Ich hab einfach verstanden, dass ein einzelner Wert oder zwei kein ganzes Rad beschreiben. Gibt sicher auch super Hinterbauten die 140% AS haben. Du hast nach niedrigem Antisquat gerufen und damit eigentlich genau das Gegenteil zu "das Gesamtpaket betrachten" begonnen.
 
Mir ist das garnicht zu kompliziert. Ich hab einfach verstanden, dass ein einzelner Wert oder zwei kein ganzes Rad beschreiben. Gibt sicher auch super Hinterbauten die 140% AS haben. Du hast nach niedrigem Antisquat gerufen und damit eigentlich genau das Gegenteil zu "das Gesamtpaket betrachten" begonnen.

Damit hab ich ja nicht gesagt, dass das Gesamtpaket unwichtig wäre, sondern dass ich mir mehr Auswahl mit niedrigem AntiSquat wünschen würde.

Unter einem Artikel zu AntiSquat meine Vorlieben hinsichtlich Progression oder Lenkwinkel zu bekunden, wäre halt irgendwie ne Themaverfehlung... :rolleyes:
 
wir sollten einfach ähnlich wie bei bike-stats eine Datenbank für Linkage aufbauen (oder einfach dessen Datenbank pflegen) - dann kann sich jeder einfach das für seinen Fall ansehen. Wenn man mal die eigene Anatomie in etwa hat kann man ja schön vergleichen. Gibt ja schon welche die das machen (ich denke da an zB @jack_steel)
zB
https://www.mtb-news.de/forum/t/for...nd-sitzrohrlaenge.904991/page-5#post-16339901
Ich frag mich grad wie ich bei kürzerer Schrittlänge auf 84 cm kommen kann? Irgendwer von uns beiden sitzt komplett falsch. :D
Geiles Bike übrigens dein Moxie!

Anhang anzeigen 970701

EDIT: Ah, du hast bist zu den Sattelrails gemessen und ich bis zur Oberkante, das macht ca. 4-5 cm aus.


Dann könnten wir noch ein zweites Thema gleich mit anpacken - Kennlinien von Federelementen. Mit denen kann man nämlich auch gleich schön simulieren in Linkage. Aber hier fehlen auch meist Daten.

zB hier um bei @jack_steel zu bleiben :D :
https://www.mtb-news.de/forum/t/rockshox-megneg-air-can-upgrade-kit.890783/post-18333573
Meiner Meinung nach erreicht man bessere Ergebnisse in Linkage, wenn man sich eine real gemessene Federkennlinie des eigenen Dämpfers - idealerweise mit der passenden Anzahl an Tokens - digitalisiert (gibt ja einige davon im Netz) und dann die Messwerte als Custom-Dämpfer in Linkage einbindet. Linkage kann dann in der Sag-Berechnung auch die Kennlinie skalieren und damit nachfolgend z.B. die Hinterbau-Kennlinie zur Stahlfeder vergleichen. Sieht für mein eigenes Bike dann z.B. so aus:

Anhang anzeigen 1556440
 
Es kommen ja auch noch andere Faktoren dazu wie zB Übersetzungsverlauf.

Aber man merkt hier ja auch schon wieder, das selbst (eigentlich) einfache Themen vielen Leuten zu komplex sind.

Dann lieber 30 Seiten über Reifen diskutieren, dafür braucht man kein Mathe...
Mathe ist Abstraktion auf Grundlage ausgewählter Daten, die wie hier zich mal erwähnt wurde wegen der Betrachtung eines dynamischen Systems aus Fahrer, Rad und Umwelt nicht auf a+b = ab geht die Post determiniert werden kann. Insofern ist die Auseinandersetzung hier nicht einfach sondern vereinfacht.
Und ich merk trotzdem keinen Unterschied mit welchem Gang ich den Berg runterfahr.
 
Mathe ist Abstraktion auf Grundlage ausgewählter Daten, die wie hier zich mal erwähnt wurde wegen der Betrachtung eines dynamischen Systems aus Fahrer, Rad und Umwelt nicht auf a+b = ab geht die Post determiniert werden kann. Insofern ist die Auseinandersetzung hier nicht einfach sondern vereinfacht.
Und ich merk trotzdem keinen Unterschied mit welchem Gang ich den Berg runterfahr.
Plus ich merke absolut keinen Unterschied ob ich ein 32 oder 30er KB fahre. Ein 30 ist das erste das bei mir bei einem Rad getauscht wird noch vor den Reifen.
 
Natürlich musst du das nicht merken. Vielleicht hat dein Bike auch eine gute Kinematik.
Du weißt ja: Man findet nichts, was man nicht sucht. ;)

Grundsätzlich sehe ich die ganze Geschichte heute auch längst nicht mehr im Fokus. Man sieht ja auch, dass die Hersteller eher an den Raderhebungskurven arbeiten.

Am Ende ist ein MTB immer ein großer Kompromiss.

Ich würde mich mit den heutigen Dämpfern auch ein ION 20 Effigear zu fahren trauen. ;)
 
Mathe ist Abstraktion auf Grundlage ausgewählter Daten, die wie hier zich mal erwähnt wurde wegen der Betrachtung eines dynamischen Systems aus Fahrer, Rad und Umwelt nicht auf a+b = ab geht die Post determiniert werden kann. Insofern ist die Auseinandersetzung hier nicht einfach sondern vereinfacht.
Und ich merk trotzdem keinen Unterschied mit welchem Gang ich den Berg runterfahr.
Sorry, ich muss da kurz widersprechen. 🙂

Mathe hat aus Prinzip nichts mit Anwendungen zu tun. Was du meinst, ist Physik. Physik ist die Anwendung mathematischer Prinzipien auf Vorgänge der Natur. Um die Natur mit den Voraussetzungen der mathematischen Prinzipien in Einklang zu bringen, muss man in aller Regel vereinfachen. Nennt sich Modellbildung und ist mit das Typischste, was sich über Physik sagen lässt.

Wie nun schon oft festgestellt wurde, ist die Natur des Fahrradfahrens überraschend kompliziert, jedenfalls komplizierter, als man bei etwas, das im Prinzip jeder kann, erst mal annehmen würde. Das heißt dann, dass man in der Modellbildung sehr stark vereinfachen muss, um zu einer Mathematik zu kommen, die einigermaßen einfach handhabbar ist, mit allen Konsequenzen für die Anwendbarkeit des Modells auf die Wirklichkeit (womit ich nicht sagen will, dass dies keinen Sinn mehr hätte; im Gegenteil kann man immer noch sehr viel Sinnvolles schließen und auch tatsächlich überraschend viel, wenn man den Grad der Vereinfachung bedenkt, nur sollte man sich dieser Vereinfachungen immer bewusst bleiben). Oder aber man vereinfacht in der Modellbildung weniger, landet dann aber recht schnell bei einer mathematischen Beschreibung, die sich nur noch numerisch lösen lässt. Das kann bei sehr konkreten Fragestellungen hilfreich sein, speziell bei der Entwicklung von bestimmten Bauteilen, gibt aber halt leider weniger Vorstellung von allgemeinen Zusammenhängen, weil die in der Numerik meist verschwinden. Da hilft dann nur noch wieder viel Rechnen, um viele Ergebnisse zu bekommen wie etwa auch bei Versuchsreihen in der Realität, wobei die numerischen Ergebnisse eh immer mit der Realität abgeglichen werden müssen, sonst ist deren Einschätzung zumindest problematisch (Fehlerabschätzungen sind allgemein ein recht kompliziertes Thema).
 
Hallo Stefan,
Ich habe in der Literatur dazu auch nichts entsprechendes gefunden.
Das mit der dynamischen Radlastveschiebung ist mir beim EMTB Fahren klar geworden. Selbst bei heftigen Beschleunigen, ist ein Anfahrnicken so gut wie gar nicht feststellbar vorhanden. Das Testbike dazu war ein Moustache EMTB mit extrem niedrigen Drehpunkt. Dieser niedrige Drehpunkt erzeugt kaum/bis gar kein "Pedalrückschlag".
Ein MTB hat also kein in der Fahrwerkstechnik bekanntes klassisches Antisquat-Problem , sondern ein reines Antiwipp- Problem

Das Wippen eines klassischen MTBs rührt weniger aus dem sinusförmigen Krafteinleitung mit Nulldurchgang her, sondern hat vielmehr seine Ursache durch die Unruhe des Menschlichen Motors/Körper ( Beinbewegung/ Oberkörperbewegung), sowie dem Armzug . Die Krafteinleitung ist selbst wenn sie stark schwankt und sinusförmig ist, auch nur eine Beschleunigung wie jeder andere auch.

Wippen stört auf jeden Fall insbesondere bergauf. Im Wiegetritt werden die Körperbewegungen so stark und bewusst eingesetzt (Schwerpunkt drückt sich gegen das Pedal nach oben ab) das jede Antiwipp Kinematik überfordert wäre: hier hilft nur noch ein blockieren des Federbeins oder das zuschalten einer starken Druckstufe/ Propedal.

Das Antiwipp beim Mountainbike (Federverhärtung durch den Kettenzug) ist eigentlich für ein klassisches MTB nur halb-ideal, weil es einerseits nur dann das Fahrwerk verhärtet wenn ein entsprechender Kettenzug/Winkel zum Achspfad vorhanden ist, aber jeder "Pedalrückschlag" auch gleichbedeutend mit Antriebsleistungsverlust ist.
(Antiwipp ist leider zwangsweise mit Pedalrückschlag verbunden.)
Pedalrückschlag ist bei einer drehenden Kurbel in Wirklichkeit kein "Rückschlag" sondern eine kurzzeitige Drehgeschwindigkeits-Reduzierung der Kurbel. (Gesetz von der ungestörten Überlagerung von Bewegungen). Da die Kurbelkraft (bzw Drehmoment) gleich bleibt und die Winkelgeschwindigkeit beim einfedern kurzfristig reduziert, wird leider die Antriebsleistung entsprechend kurzfristig reduziert.

Hier kommt der schräg nach hinten verlaufende Achspfad eines Bikes mit hohem Drehpunkt ins Spiel: Diese Anordnung verfügt über ein hohes echtes Antisquat (was eigentlich nicht benötigt wird) und über eine reduzierte Reaktion auf Radlaständerungen durch Körperunruhe beim pedalieren. Gleichzeitig ist das Absorptionsvermögen eines schräg nach hinten verlaufenden Achspfades deutlich besser wie bei einer klassischen Konstruktion.
Aufgrund des hohen Drehpunktes wird kein Antiwipp in vollem Umfang mehr notwendig sein. Um den nicht mehr benötigten Pedalrückschlag zu eliminieren kommt die besagte Umlenkrolle zum Einsatz.

@ la bourde : unter "echten Bedingungen" meine ich die Betrachtung von Antisquat, Antirise und Pedalkräfte wenn man die echten maßgeblichen physikalischen Randbedingungen wie, Massenträgheit (translatorisch rotatorisch) und die Bescheunigungungen , Antriebs und Bremsenergie hinzunimmt. So wie sich echte massebehaftete Körper verhalten, wenn sie sich im Raum bewegen und Energie in das System eingeleitet wird.

Als Beispiel das Antisquat :
Antisquat soll per Definition die durch die Massenträgheit beim Beschleunigen (2x pro Pedalumdrehung+ integriertes Beschleunigen) hervorgerufene dynamische Radlastverschiebung (verstärktes Einfedern am Hinterbau/Ausfederung der Gabel) kompensieren.
Laut "Linkage" /gebräuchlichstes Kinematikprogramm in der Fahrradkonstruktion) ist die dynamische Radlastverschiebung mit der Haftreibungskraft am Hinterrad äquivalent.
Wird jetzt durch den Kettenzug und der diversen Drehpunklagen des Hinterbaus ( bzw. in Ableitung der Achspfad) eine ausfedernde Kraft bewirkt, die der Radlastverschiebung entgegensteht, spricht man von "Antisquat". Sind beide Vektoren gleich groß spricht man von 100% Antisquat.
Soweit die masselose (man könnte sagen blutleere) Theorie mit der aktuell die Hinterbauten bewertet und ausgelegt werden.
Jetzt kommt das Entscheidende: in der massebehafteten Realität findet nur sehr wenig Squat statt!
Es findet also bei den aktuellen Auslegungen eine gnadenlose Überkompensation der Antisquatmaßnahme statt.
Warum ist das so: Weil die läppischen paarhundert Watt Antriebsenergie die ein Mensch erzeugen kann das System Bike/Mensch nur sehr schwach beschleunigt. Die Auslegung der aktuellen Antisquatmaßnahmen wären allenfalls gerechtfertigt, beim der allerersten Kurbelumdrehung aus dem Stand heraus bei einem eingelegten Berg-Gang. Warum sich Bikes mit bis zu 120% Überkompensation (Linkage Definition) dennoch angenehm fahren, liegt daran das man mit der ausfedernden Kraft am Hinterbau lediglich das Wippen und Abtauchen der Federung unterdrücket wird, wenn der Biker auf dem Bike beim Pedalieren seinen Körperschwerpunkt rhythmisch verändert. Dann darf man aber nicht von Antisquat reden sondern von Antiwipp. Und bei Antiwipp gibt es keine eindeutige Aussage bezüglich der korrekten Kompensation.
Deshalb ist es auch Unsinnig bei High Pivot Bikes die selben /falschen Maßstäbe anzulegen , die sich bei klassischen Konstruktionen ohne Idler etabliert haben.
Ich möchte hier noch auf zwei Beiträge von Lutz Scheffer zum Thema Anti-Squat verweisen. Die fand ich doch sehr bemerkenswert. Offenbar sollten wir mittlerweile AS in der hohen Gewichtung hinter uns gelassen haben. Ausdiskutiert ist das Thema Hinterbaukinematik trotz so einiger konkreter Anhaltspunkte wohl niemals. Vielen Dank für den interessanten Artikel hier!!!
 
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