Pivot Switchblade im Test: Enduro-Wolf im Cross Country-Pelz

Pivot Switchblade im Test: Enduro-Wolf im Cross Country-Pelz

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Beim Pivot Switchblade fällt die Kategorisierung schwer: Langhubiger Cross Country-Flitzer? Trailbike mit großen Laufrädern? Oder gar Enduro-Gerät für den gelegentlichen Bikepark-Besuch? Mit einem Federweg von 150 mm vorne und 135 mm am Heck, zwei verschiedenen Laufrad-Konfigurationen und einem hochwertigen Carbon-Rahmen verschwimmen beim Pivot Switchblade die Grenzen. Wir haben es ausgiebig getestet!

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Pivot Switchblade im Test: Enduro-Wolf im Cross Country-Pelz
 
Ich hatte das Switchblade in Gr. XL am WE zum testen auf meinen Haustrails. Ich (189/94cm) fahre seit 4 Jahren ein Banshee Prime in Gr. L mit dem ich sehr zufrieden bin.

Das Testbike war mit einem 60mm Vorbau und 800mm Pivot Carbon Lenker aufgebaut. Beim ersten Rumrollen auf dem Parkplatz fiel auf, dass sich das Bike leicht aufs HR ziehen lässt, aber die Lenkung und das Gefühl für das VR war irgendwie komisch.

Beim ersten längeren Straßenanstieg fühlte ich mich nicht wirklich wohl auf dem Rad, das Cockpit hatte irgendwas von einem Hirschgeweih, ich saß gestreckt, hatte aber das Gefühl mich am Lenker nach vorn ziehen zu müssen und etwas von hinten in die Pedale zu treten. Der Hinterbau wippt im offenen Modus leicht mit, im Trailmodus ist aber absolute Ruhe. Im Wiegetritt ging das Bike dank kurzer Kettenstreben sehr gut.
Auf dem folgenden Baller-Downhilltrail ging das Rad erwartungsgemäß gewaltig voran, aber ich hatte kein 100%iges Vetrauen ins VR, das fühlte sich wie schon beim Parkplatztest irgendwie leicht und undefiniert an und der Grip ließ zu wünschen übrig. Aufällig war, dass sich das Rad trotz Größe XL verspielt fahren ließ und man an Steinkanten leicht abziehen konnten (sonst eher nicht meine Stärke).

Für den zweiten Tag habe ich dann auf mein gewohntes Cockpit aus 30mm Vorbau und 780mm Renthal Fatbar mit 10mm Rise umgebaut. Das Ergebnis war ein wenig überraschend. Bergauf ging es jetzt trotz 30mm kürzerem Vorbau etwas besser, wenn auch subjektiv nicht ganz so wie vom Prime gewohnt. Bergab hatte ich nun endlich wieder ein gutes Gefühl für das VR, Grip und Vertrauen. So war das Bike sehr schön zu fahren und man konnte Gas geben. Überraschenderweise war allerdings die Verspieltheit verflogen und das Rad ließ sich nur noch widerwillg aufs HR ziehen, etwa so wie bei meinem Prime mit deutlich längeren Kettenstreben.

Auffällig war, dass der Rahmen brutal steif ist! Egal bei welchem Manöver, das Rad fährt exakt die gewählte Linie. Das war schon etwas ungewohnt, auch wenn mein Prime nun nicht gerade ein Lämmerschwanz ist. Ich bin mir allerdings unschlüssig, ob diese extreme Steifigkeit nun gut oder schlecht ist. Das Bike fühlt sich dadurch auch etwas unkomfortabel an. Am zweiten Testag mit meinem Alulenker und etwas härteren Griffen bekam ich bergab über Wurzelgerappel ungewohnte Schmerzen in den Handflächen.

Fazit:
Das Bike hat bergab sehr viel Potenzial und lässt sich selbst in Gr. XL durchaus verspielt fahren (hier hat wie beschrieben das Cockpit großen Einfluss). Für einen Wechsel müsste das Switchblade für mich einen Vorteil gegenüber meinem aktuellen Rad bieten und da wird es dünn. Gegenüber meinem wirklich schweren Banshee Prime Rahmen wären es gerade mal 600g Gewichtsersparnis (der XL Switchbalde Rahmen wiegt nachgewogene 3195g inkl. Sattelklemme, 17mm spacer cup, Achse, ohne Schaltauge). Ausschlusskriterium ist für mich schlussendlich das Kletterverhalten. Hier fühlt sich das Switchblade eher schlechter an als mein Prime (Sitzposition/-winkel). Dabei würde ich mir einen steileren Sitzwinkel als aktuell wünschen.

Edit:
Eine Bemerkung noch: Meine Beurteilung bezieht sich auf den Vergleich mit meinem Banshee Prime das ich nahezu perfekt finde und für das ich bisher trotz einer Reihe von Testfahrten mit anderen Bikes keinen Nachfolger gefunden habe. Da haben es andere Räder schwer.
Mein Radhändler war von meiner Kritik etwas geschockt als ich das Bike zurück gebracht habe ;).

Edit 2:
Nachfolgend noch mein Test vom SC Hightower:
Nach meinem Test des Pivot Switchblade (siehe unten) hatte ich jetzt auch noch die Möglichkeit das Hightower (Gr. XL, 29" "Kit: S") zu testen. Das Bike ist meinem Banhsee Prime sehr ähnlich und ich habe mich sofort wohl gefühlt. Die Sitzposition war bergauf deutlich angenehmer als beim Switchblade, allerdings hätte ich mir auch hier einen steileren Sitzwinkel gewünscht (zumal nur eine 140er Pike verbaut war). Zu Beginn war zuviel Druck im Dämpfer und durch den geringen Sag hat sich das typische VPP Verhalten mit extremen Antriebseinflüssen (starkes Ausfedern) im Wiegetritt gezeigt. Diese waren nahezu verschwunden als ich den Sag auf ca. 30% eingestellt hatte. Damit konnte ich trotzdem den FW nicht annähernd ausnutzen. Hier scheint der Hinterbau deutlich progressiver ausgelegt und vom Setup empfindlicher zu sein als bei meinem Prime.
Ich war an den 2 Testagen auf meinen Haustrails sehr zufrieden mit dem Bike - das ist schon ein Top-Gerät. Allerdings fehlte mir wie schon beim Switchlade der Mehrwert zu meinem Prime welches ich insgesamt noch etwas stimmiger finde (vom Preisunterschied ganz abgesehen).
Im Vergleich mit dem Switchblade empfand ich das Hightower als das bessere Tourenbike und das Switchblade etwas mehr abfahrtsorientiert. Die Unterschiede sind aber nicht sehr groß und hier spielt auch die Ausstattung eine Rolle. Aufgefallen ist mir noch die gefühlt "harmonischere" Steifigkeit vom Hightower gegenüber dem brutal steifen Switchblade. Zudem fand ich das XL fast schon kurz (auch wenn die Geodaten das Gefühl nicht bestätigen) und hätte nichts gegen einen längeren Radstand gehabt.
 
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Re: Pivot Switchblade im Test: Enduro-Wolf im Cross Country-Pelz
Naja, ich wollte bei einem Testrad nicht noch die Steuersatzschale rausschlagen ;). Ich wüsste aber auch nicht was mir das hätte bringen sollen. Dadurch würde auch der Lenkwinkel steiler und das Tretlager niedriger, das passte so sehr gut. Mir ist einfach der Sitzwinkel etwas zu flach.
 
Wenn ich meins so anschaue hab ich auch Bedenken, aber an den Steigungen war bisher noch nix, muss mal noch etwas mehr in den Alpen fahren, dann hat man auch ein paar Vergleiche.
 
@berkel

Es gäbe mehrere Punkte an denen es liegen könnte. Etwas das ich oft feststelle im Setup-Gespräch mit externen Testern ist, dass sie das Heck zu weich fahren. In Wellen zieht es sie dann nach hinten weil es mehr nachgiebt als die Gabel und man "zieht sich" intuitiv an den Lenker heran was auf dauer stark auf die Hände geht. Probier einfach mal 10 – 20 psi mehr im Dämpfer.

Flache Sitzwinkel ist vor allem für Leute mit langen Beinen ein Problem. Der effektive Sitzwinkel, wie er angegeben ist ist an einer bestimmten Höhe gemessen aber wenn du über 90cm Beinlänge hast wirst du i.d.R. Probleme bekommen weil du zu weit hinten sitzt. Das Switchblade hat ein sehr kurzes Heck was bedeutet, dass du gefühlt noch weiter hinten sitzt. Schiebe den Sattel zum Test einfach mal auf Anschlag nach vorne in der Stütze und probiere aus ob das hilft.
 
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