Hot pot hopping
Zwei doppelte Durchquerungen des Isländischen Hochlandes
1. Teil
Beide wir waren bereits mehrere Male auf der eigentlich recht kleinen Insel im Nordatlantik. Bevor sich einige wundern mögen warum ich "recht kleinen Insel" schreibe; Ich lief in 2.5 Wochen von Küste zu Küste durch's Hochland, oft weglos, mal über Gletscher, mal durch einen Krater voller Treibsand. Im gleichen Jahr war L. (meine Freundin) mit einer Freundin ebenfalls in Island (auf anderen Wanderungen) Später, gerade als Billigflulinien begannen nach Island zu fliegen, besuchte ich die Insel gemeinsam mit L. im Winter für mehr reguläre Touritrips. Vor drei Jahren wollte ich zwecks einer Rekognoszierung für eine O-W Winterdurchquerung (irgendwann mal, vielleicht) den östlichen Teil des Hochlandes auf einer der Hauptrouten durchqueren. Daraus wurde dann plötzlich viel mehr. Es war eine tolle Reise und wie bei allen Islandferien, erinnerte ich mich gerne zurück an ein Land, dass vieles bietet was ich am liebsten mag.
L. gings gleich und wir sprachen schon eine Weile davon, mal zusammen Fahrradferien dort zu machen. Als roter Faden dienten folgende Punkte:
Zwei Hochlanddurchquerungen, viele heisse Quellen besuchen und darin baden und, da L. eine begnadete (Hobby) Strickerin ist, das ganze mit Wolle umgarnen.
Zur Route:
Eine 1. Hochlanddurchquerung auf einer uns neuen Route, von Selfoss direkt nach Kerlingarfjöll (waren noch nie dort), dann Hveravellir (wäre das 2. Mal für mich) und weiter an die Ringstrasse, also grob durch die Region der Kjölur. Geplant waren aber nur wenige km auf der öden Kjölur, das meisten auf alten Reit-/Wanderpfaden, wie ich es zuvor gemacht hatte, jedoch zu Beginn Östlich des Gullfoss und nicht Westlich wie damals.
Nach Ankunft an der Ringstrasse dann auf den Bus nach Akureyri und ein paar Tage dort verbringen.
Das wäre der erste Teil.
Für den zweiten Teil dann mit dem Bus wieder ein Stück Ringstrasse auslassen um nach Reykjahlíð zu gelangen. Von dort weiter radeln Richtung Askja und je nach Zeit und Lust auf dem Weg bei Myvatn und Laugarvellir baden gehen. Dann über die Nördliche Route von Askja zur Sprengisandur über den Vonarskarð, dann weiter auf der regulären Piste nach Landmannalaugar und dort baden und wandern. Dann nach Reykjavik zurück, wieder zwei Nächte dort und zurück nach Hause.
1 - 2. Tag.
Ankommen, Vorbereitungen und Wolle
Bikes nach dem frühen Flug bei schönem Wetter vor dem KEX Hostel zusammengebaut. Das dauert... alles muss perfekt sitzen.
Im Kex Hostel - hilfsbereit wie immer.
Wir erledigen diverse Einkäufe, beziehen unbenutzte Gaskartuschen aus dem Hostel und verschicken Verpflegung und Verbrauchsgegenstände postlagernd nach Akureyri.
Auf dem Weg zu Einkäufen ausserhalb der Innenstadt.
Nach erledigen der wichtisten Sachen besuchen eine Strick-Designerin, die ihre Arbeit in einem Wollladen vorstellt und radeln am nächsten Tag zu Àlafoss in Mosfellsbær (aus dem Àlafoss werden die meisten Isländerpullies gestrickt) am Meer entlang und beobachten Robben und Vögel, trinken teures carft beer und geniessen leckeres Essen, allem voran frischen und gut zubereiteten Fisch.
It's a wool thing you wouldn't understand.
Überall wird gebaut in Reykjavik. Ich erkenne das Gebiet beim Hafen kaum mehr. H & M und weitere generische Läden in nichts-sagenden Gebäuden nehmen der Stadt einen Teil des Charakters.
Robben auf dem Weg nach Mosfellbaer.
Stillleben? Strand auf dem Weg von Mosfellbaer zurück nach Reykjavik.
Island enttäuscht nie mit seiner progressiven Kunst. Auf dem Weg von Mosfellbaer zurück nach Reykjavik.
Die zwei Tage in Reykjavik waren völlig genug für uns. Wir waren doch schon einige Male dort für meist zwei Nächste und sind froh, dass wir bald weiterreisen.
3. Tag
Ein wunderschöner Empfang.
Ausserhalb der Stadt ist der Bushub von Strætó, von wo die Linienbusse in verschiedene Richtung fahren oder ankommen, leider nicht beim BSI, dem allgemein bekannten Bushub. Bei Strætó muss/kann man die Bikes nicht reservieren und sie reisen GRATIS mit.
Danke Straeto
Nach der uns bereits bekannten Fahrt nach Selfoss geniessen wir dort ein paar Dinge, die wir für mindestens ein paar Tage nicht mehr antreffen werden, wie Stühle, Wasser aus dem Wasserhahn, geheizte Häuser etc. Die ersten km rollen wir bei prächtigem und spannendem Wetter mit einer Brise locker dahin. Hie und da überrollt uns jedoch eine Regenwolke uns so radeln wir einen Grossteil in Regenkleidung. Beim Kerið machen wir halt um den Krater zu besuchen, denn wir bereits im Winter 14 besuchten. Es bleibt jedoch beim Halt. Der "Eintritt" kostet eine Stange Geld und wir sind nicht bereit dies zu bezahlen. Also weiter.
Wenig ausserhalb Selfoss.
Auf der anderen Seite der Hvità (die den Gullfoss bildet).
Die wohl ersten Teerfreien km. Es sollten noch viele solche folgen.
Hier taucht plötzlich ein Speedboot voller Touris auf, die natürlich lauter schreien, sobald sie uns auf der Brücke sehen. Den Fluss werden ich flussabwärt NICHT mit dem Packraft besuchen...
Unsere Route führt uns bald weg vom Verkehr, weg von Häusern und weg vom Teer. Spätestens als wir den Abzweiger zum Östlichen Ufer der Gullfoss hinter uns lassen wird es richtig ruhig. Wir werden für mehrere Tage keine Autos/Jeeps/Leute mehr antreffen.
bedient Google translate "Zusammenbruch menschlicher Frettchen" ... ?
bedient Google translate zum 2. mit anderem Leerschlag "Kriminelle Frettchen" ach ja. Jetzt ist alles klar...
Wunderschönes Tal mit guter Piste - kein Waschbrett, nicht zu sandig. Einfach schön.
Wunderschöne Zweisamkeit.
Eine schöne schöne Schotterpiste führt uns gegen Norden, wo wir unsere Behälter komplett mit Wasser auffüllen (insgesamt 9.5 L), da es bald nur noch sporadisch Wasserquellen hat und es langsam Abend wird, also Zeit einen schönen Zeltplatz zu finden mit guter Aussicht (die meist nicht bei Wasserquellen zu finden ist).
1. Zeltplatz mit Blick auf Hofjökull.
Typisch für die Regionen, die wir gerne bereisen. Erika, Heidenkraut, Calluna vulgaris
Blick bei Sonnenuntergang zum Gullfoss (Gischt linke Mitte erkennbar).
4. Tag
Erfahrung rettet vor Dummheit.
Am Morgen erwaten uns windigere Verhältnisse. Am Abend soll ein Hurrikan-Ausläufer auf Island treffen und wir versuchen die ca. 80 km vorher hinter uns zu bringen. Geplant war eigentlich diese Etappe in zwei Tagen zu fahren, zumal wir nicht wissen um was für Gelände es sich handelt, wieviel gefahren werden kann, oder wie schwierig die Furten sind. Auch die Recherchen im WWW ergaben für diese Route nichts. Somit radeln wir in Ungewiss. In den zunehmenden Wind.
Tiefer hinein in's Ungewiss.
Weiter in die Weite hinein.
Die Piste ist einfach zu fahren. Fest, kein Waschbrett - weil zuwenig Verkehr und normal holprig. Die Anstiege sind selbst mit dem Eingänger alle fahrbar (bis jetzt), aber der Wind... Pausen können wir nicht im Wind verbringen. Es ist kalt und bisweilen so stark, dass alles was nicht schwer ist, davon fliegt.
Dann passiert noch
das... dadurch verlieren wir weiter an Zeit, da ich immer wieder anhalten muss um es zu richten.
Es ist noch nicht Abend, aber der prognoszierte Sturm scheint sich fleissig aufzubauen.
Hier murkse ich in starkem diagonalen Wind hinauf. Beim Warten fällt mir auf, dass das Prasseln an der Kapuze nicht immer Graupel oder Regen ist, sondern 1 - 3 mm grosse, schwarze Sandkörner. L. ist eine ausdauer- und technisch starke Bikerin, der Wind aber bereits zu dieser Zeit zu stark für sie, so dass Stossen effizienter wird.
Für eine kurze Zeit schwenkt die Piste ab und geht durch einen sandigen Abschnitt. Aus der Distanz sah's nicht so schön aus, weil Fahren im Sandsturm wirklich eklig ist, aber schlussendlich war es dann sogar super. Der kurzweilig starke Rückenwind blies uns zügig über die Ebenen, so dass wir im Flachen
bremsen mussten, dabei blies es den zusätzlich durch uns aufgewirbelten Sand umher und machte das ganze surreal.
Kaum dreht die Piste wieder gegen Norden ist Fahren kaum mehr möglich.
Schöner Sandkasten. Die Piste veräuft kurz gegen West, was uns Rückenwind beschert und wir in einer Sandwolke daherbrausen können. Ein tolles Erlebnis, nicht lange bevor die Lage sich zuspitzt.
Uns fehlen noch ca. 20 km und auf dem zurückliegenden Weg liegen bereits mehrere Stunden stossen wegen dem starken Wind, der immer noch stärker wird. Wir gehen an einer potentiellen Stelle zum Übernachten vorbei - ein Flussbett mit Quellwasser, dass weniger Windexponiert ist. Leider entscheiden wir uns dafür weiter zu gehen und zu versuchen Kerlingarfjöll noch heute zu erreichen. Dies würde ein voller Ruhetag zum Baden und Wandern, sowie den Schutz von Hütten inkl. einem Café und Duschen bedeuten.
Aber...
Je näher wir den Bergen von Kerlingarfjöll kommen, desto mehr wütet es. Der Wind ist nun so stark geworden, dass unsere beladenen Bikes fliegen wollen. L. kann ohne meinen Windschutz nicht mehr stehen, geschweige denn ihr Bike halten, mehrmals wird es vom Wind hochgehoben und kracht dann in sie rein. Ihre Beine bluten von den Pins. Wir werden schwarz paniert vom Sand und werden heiser, weil wir uns seit Stunden nur noch durch schreie verständigen können.
Einmal blickt L. zu mir rüber um was zu sagen und ihr Gesicht flattert im Wind. Ihre Müdigkeit und der leere Blick jagen mir Angst ein. Ihr geht langsam die Kraft aus. Das Bike an den Boden zu drücken, gegen den Wind anzukämpfen fordert uns am gesamten Körper. Ich schlage vor, dass sie ihr Bike liegen lässt, wir eine Stelle für's Übernachten suchen und ich dann ihr Bike alleine holen gehe. Sie bleibt hartnäckig und geht in die Reserven. Das hügelige Gelände zaubert eine kleine Mulde zwischen Lawablöcken, wie ein kleiner Canyon am Fuss eines Vulkans, wo wir aus dem übelsten Wind draussen sind und die Bikes nicht konstant runterdrücken müssen und umher geworfen werden. Trotz noch starkem Wind und dank unserer Übung steht das Zelt bald. L. habe ich aufgefordert meine (mit dem Zelt) ausgepackten Kleider anzuziehen, damit sie nicht weitere Körperwärme verliert, bis ihre Kleider und unsere Quilts ausgepackt sind. Wären sie im Schutz des Zeltes was warmes anzieht, sammle ich vom Zelt Regenwasser, dass natürlich voller Sand ist. Suppe, Abendessen, Tee, Schokolade und noch was anderes... Damit verbringen wir trotz dem gefährlich schlechten Wetter an einer sonst wasserfreien Stelle eine erholsame Nacht.
Dank gemeinsam fast 40 Jahren Erfahrung in Wildnisreisen in der Tundra und Gebirge konnten wir nach unserer Fehleinschätzung weiter gehen und doch noch einen sicheren Hafen erreichen. Wir stellen uns vor, wie es weniger erfahrenen Leuten ergangen wäre...
Das andere... was uns eine erholsame Nacht beschert, sind Ohropax. Egal wie stramm ein Zelt im Wind steht, irgendwann knallt der stark gespannte Stoff so laut, dass an schlafen ohne Ohrenstöpsel kaum zu denken ist.
5. Tag
Auf zum 1. Bad.
Es sind nur noch 12 km bis Kerlingarfjöll. Die hätten wir gestern Abend garantiert nicht mehr erreicht, da wir nur mit Mühe 2 - 3 km /h schafften. Das Gelände hätte auch kaum weiteren Schutz geboten. Trotz unserer gestrigen Dummheit weiter in den Sturm zu gehen um gut durchgeschüttelt zu werden, starten wir mit neuen Kräften in den nächsten Tag. Der Wind hat einiges nachgelassen, bläst jedoch noch immer mit Sturmstärke, wir kommen jedoch erstaunlich gut vorwärts und müssen auch kaum mehr stossen.
Fast als wäre nichts gewesen. L. fährt einfach weiter, der Sturm wütet noch immer.
Stimmungen
Schuhe putzen. Der gestrige Tag mit dem Sand und dem Wind hat alles was im Lee war zugekleistert. Alles auf der linken Seite war voller schwarzem Sand, vorallem
Reifen und Schuhe. Die paar kleinen Furten waren willkommen.
Wir nähern uns der Zufahrt zu den Hütten der Station Kerlingarfjöll. Bald sind wir auf einer bekannteren Pisten, haben keine Furten mehr und wenn was wäre, könnten wir in den Bus steigen, der ca. 3 x in der Woche (nach Norden) durchfährt.
Kurz bevor wir die Piste erreichen, führt unsere Route um einen Hang um diese Aussicht frei zu geben:
Mit feuchten Augen. So stelle ich mir das vor. Mit meiner Freundin eine solche Natur zu erleben. Roh, gewaltig, rücksichtslos, pur. Und wir ganz klein, mitten drin. Exponiert und ausgeliefert.
Zusammen schaffen wir alles.
Es ist so wunderschön, dass ich feuchte Augen kriege. Solche Momente mit L. zu erleben und in gemeinsamer Erinnerung zu halten, das wünsche ich mir auf meinen Solotouren so oft und nun, wieder einmal, wird der Wunsch erfüllt.
Ein weiterer, kurzer Effort steht an. In den Bergen hält sich der Wind besser und wir schieben den Anstieg zu den Hütten hinauf.
Mit verwunderten Blicken der wenigen Leute in der Haupthütte bei Kerlingarfjöll ab unseren nassen Socken auf dem Fussboden geniessen wir die Wärme, den Windschutz, das wir normal miteinander Sprechen können und natürlich die heissen Getränke. Hier erfahren wir, dass der gestrige Sturm Alarm im ganzen Land ausgelöst hatte und in den viel besuchten Regionen ganze Gebiete gesperrt wurden.
Kurz kommt die Sonne raus uns so stellen wir, wieder im Wind, das Zelt auf und geniessen ein paar ruhige Stunden, bevor wir uns auf einen Spaziergang zu dem hot pot machen.
Spaziergang zum hot pot.
Während ca. 2 h weichen wir uns ein, Massieren und gegenseitig im 36 - 38 °C warmen, eisenhaltigen Wasser.
Hot pot Kerlingarfjöll
Während dem Aufheizen an der wärmsten Stelle warten wir auf eine Regenfreie Minute, hüpfen raus, trocknen uns schnell ab und gehen in den Regenkleidern zurück zum Zelt. Was für eine Wohltat. Lange noch hält diese an.
6. Tag
Rückenwind? Bitte?
Heute steht eine einfache Strecke an. Lediglich von den Bergen runter an die Kjölur, dann nach Hveravellir, wo uns wieder ein heisses Bad erwartet. Die alternative Schönwettervariante wäre ein Stück gegen Süden zurück gegangen auf der Kjölur und dann bei Hvitárnes auf den Kjalvgur zu gehen, einen langen single track der gegenwärtig als Wander- und Reitweg genutzt wird. Bei dem Wetter und unserem Vorankommen fällt diese Variante aber definitiv aus.
Zuerst aber Frühstück:
Frühstück. Eine kleine Überraschung. Auch das Strickzeug (ca. C5 Briefumschlaggrösse und keine 200 g). L. wollte es im Hostel zurück lassen, wegen des vielen Gepäcks. Die Freude umso grösser als ich es ausgepacke und sie nach Lust und Laune im Zelt strickt, mit oder ohne Pfannkuchen und Ahornsirup im Magen.
Der Wind... er bleibt bestehen, jedoch deutlich schwächer als die letzten Tage.
Zu Beginn des heutigen Tages sogar von hinten. Die rasante Fahrt endet leider bald und wieder kommt der Wind mal von der Seite, mal von vorne.
Endlich können wir wieder fahren. Der Wind hat genügend nachgelassen. Das Wetter aber richtig hässlich.
Auf der öden Kjölur. Im öden Wetter.
Ich bin vorher kaum ein Stück auf der Kjölur gefahren, aber fand die wenigen km doof. Eine breite, langweilige Schotterpiste, oft voller Waschbrett auf der gesamten breite. Wenn man dann noch kaum Sicht hat, ist es doch echt öde und so zieht sich unsere vermeintlich kurze Fahrt von ca. 40 km.
Hveravellir. Die eher kurze Fahrt schien nicht enden zu wollen.
Wieder in die Hütte mit dem Café, ein warmes Getränk, dass Zelt aufstellen und für, diesmal eher 3 h, in's heisse Bad. Der hot pot bei Hveravellir hat drei Zuleitungen, die man nach Lust und Laune verschieben kann. Zwei führen kaltes Quellwasser und eines heisses (80 - 100 °C) Wasser in's künstliche Becken. was für einen Luxus!
Die Erschütterungen hinterlassen nicht nur an uns (müde Gelenke) ihre Spuren. L. zweifelt daran, ob sie sich noch motivieren kann, aus eigener Kraft auf der Kjölur ca. 90 km bis zur Bushaltestelle an der Ringstrasse zu fahren. Der Bus, der uns dann nach Akureyri bringen würde hält auch in Hvervellir. Wir könnten also einfach liegen bleiben, nochmals den hot pot und das Café besuchen und dann am späteren Nachmittag auf den Bus hüpfen und so das Hochland verlassen. Der Bus fährt nicht jeden Tag. Wenn wir also entscheiden selber zur Fahren, müssen wir es zeitlich bis zu Bushaltestelle schaffen. Meist halten sie auch unterwegs an, aber ich habe auch schon von Fällen gelesen und gehört, wo sie vorbeigefahren sind. Das wollen wir keinesfalls, denn es würde unseren roten Faden möglicherweise zerreissen. Wir wollen am nächsten Tag auf diesen Bus. Entweder hier, in Hveravellir, oder im Tal im Norden - an der Ringstrasse.
Gratis Gaskartusche - ein Überbleibsel im Hostel von anderen Touris. Die Kartusche war neu. So sieht sie nach ein paar Tagen auf unserer Route in einer Rahmentasche aus.
Meine wertvollen M & M's
Die einzigen Defekte? (
Hier mehr dazu). Wer weiss, uns steht noch ein langer Weg bevor.
7. Tag
90 km Sprint im Gegenwind.
Dank dem schlechten Wetter und der dürftigen Prognose ist bis heute Morgen nicht klar, ob wir selber die langweilige Kjölur abstrampeln, oder mit dem Bus weiter gehen.
Ich habe das Hochland aus eigener Kraft schon oft durchquert, für L. ist wäre es jedoch das 1. Mal. Dies ist Motivation genug dem Wetter den Stinkefinger hinzuhalten und aus eigener Kraft weiter zu gehen.
Bei wechselhaftem Wetter starten wir früh, lassen und aber einen Besuch des Geothermiegebietes nicht nehmen.
Zuerst im Nebel, dann mit Aussichten fahren wir gegen den Wind, nun auf normal Isländische Verhältnisse geschrumpft, Nordwärts.
Öde Piste, schöne Aussichten - wenn mal ohne Nebel (habe natürlich fast nur Fotos gemacht, wenn's etwas zu sehen gab...)
Fast flach.
bedient Google translate "östliches Hühnerwasser brutzelt" oder "Osthennenwassersystem ... ? Austur verstehe ich, Wasser auch... aber... ?
Hreppur heisst so was wie Distrikt.
Eine interessante Stelle. Wer hier durch will, muss gut wissen, was er/sie macht. Sonst wird's schnell sehr gefährlich, dank wirklich, wirklich schwieriger Furten. Ich nur mit Packraft in meinen Träumen. Also bald ;-)
Manchmal, wenn ich meine L. ist weit hinter mir, anstatt in meinem Windschatten, sage ich gedanklich zu ihr "komm' schon! Häng Dich ran!" Manchmal sage ich es laut. Und in einem Fall kommt von hinten zurück, "was hast Du gesagt, ich bin ja dran." Das Washbrett nervt gewaltig. Zum Glück haben wir super angepasste Federgabeln verbaut.
Harðfiskur - Trockenfisch. Echt lecker, man glaubt es kaum.
Es hört nicht auf und wird langsam langweilig. Die Kjölur klettert immer über die exponierten Hügel, um dann richtig bescheuert wieder runter zu führen. Die. Ganze. Zeit. Wenigstens gibt's dafür kurzen Abfahrtsspass. L. macht sich aerodynamisch und brettert runter.
Bald fallen wir ab der Kante.
Dem Tal näher kommend gibt's kein Halten mehr. Wir brausen vom Hochland herab und es fehlen uns nur noch ein paar km bis zu Bushaltestelle an der Ringstrasse. Dabei sind wir ca. 1 h vor unserem Zeitplan. Perfekt!
Da brettert sie wieder an mir vorbei. Wieder Teer. Jedoch nur für ein paar Kurven mit Gefälle.
Nicht mehr weit und wir haben unser Tagesziel erreicht.
Wir erreichen einen Schotterplatz neben der Ringstrasse, lachen und freuen uns über das Geleistete. L. erste Hochlanddurchquerung! Meine 4. Hochlanddurchquerung!
Wir haben einen Fehler gemacht am Nachmittag des 2. Tages, aber sind super erfreut darüber, wie wir die doch recht kritische Situation gemeistert haben. Die Motivation, aufeinanderfolgende Tage in Regenklamotten auf dem Rad und dann nicht bei der 1. und auch nicht bei der 2. Gelegenheit auf den Hochlandbus zu steigen, sprüht wie ein Geysir aus uns raus. Wir telefonieren mit dem Bus-Büro in Akureyri und reservieren uns Plätze und geben an, wo wir warten, was angeblich der richtige Ort ist. Und wieder - perfekt!
Mit nur wenig Verspätung kommt der Bus, der auf der Kjölur von Reykjavik nach Akureyri fährt. Wir laden unsere Bikes diesmal in's riesige, hintere Gepäckfach und noch während der Fahrt durch Regionen, die ich bereits mit einem Eingänger im Regen befahren durfte, reservieren wir uns ein Zimmer für 2 Nächte in einem Zentral gelegenen Guesthouse.
Wir erreichen am Abend die Stadt im Norden und nach einer leider nur kurzen Dusche, gehen wir spät auswärts essen und feiern unsere erste, gemeinsame Durchquerung.