Ich wurde im Chubby Chubber Faden gebeten was zur Ausrüstung zu schreiben.
Ein paar grundsätzliche Sachen, die ich hier gelesen habe und gerne differenzieren würde.
Ich benutze mein Fatbike nur im Schnee, aber ob ich nun mit den regulären Bikes oder mit dem Fatbike im Winter unterwegs bin macht in der Kleidung keinen Unterschied. Nur weil das Bike dicke
Reifen hat ziehe ich nicht andere Klamotten an.
Knusperflogge schrieb was von Schwitzen und Fitnesszustand. Das hängt tatsächlich zusammen, wer aber ein bestimmtes Mass an Fitness hat wird merken, dass sie/er je fitter desto stärker schwitzen kann. Ich schreibe hier kann, weil man mit mehr Fitness den Körper stärker erhitzen kann. Also gilt nur bedingt: wer unfit ist schwitzt mehr.
Scylla schreibt von guten Erfahrungen mit Merino. Ein Seilpartner mit dem ich oft im Winter auf Tour ging war auch Merino-Fan. Meine Freundin ebenso, zumindest bei kälteren Temperaturen. Ich hingegen nicht. Ich schwitze schnell und kann sehr stark schwitzen. Ich trage am liebsten ein Polyester/Polypropylen Gemisch. Weshalb trage ich nun lieber Synthetik? Weil sie weniger Feuchtigkeit aufnimmt und schneller weiterleitet an die nächste Schicht und vorallem weil sie schneller trocknet als Merino. Die mir bekannten Merino-Fans sagen mir auch, dass es egal ist ob Synthetik oder Naturfaser nass ist, beides ist kalt. Am wichtigsten ist, dass alle Schichten zusammen arbeiten können.
Ich beginne mal unten an den Füssen.
Für bisher alle Fatbike-Touren von knapp unter null bis jenseits von -20 °C habe ich Supplest Alpine benutzt:
http://www.suplest.ch/03-009. Weshalb verwende ich einen Sommer-Bike-Schuh? Ganz einfach, er ist hoch, bietet genügend Platz im Zehenbereich und die Sohle ist sehr flexibel. Ich bin eher der Plattformpedal-Biker aber ich wollte am Fatbike jedoch die volle Kraftübertragung damit ich auch wenn ich schon müde bin, das Hinterrad leichter antreiben und rumspulen kann. Also cleat-Schuhe. Für das viele Stossen und gegen die Kälte eben die weiche Sohle. Ja, eine weiche Sohle hilft gegen kalte Füsse, da die Zehen bewegt werden, was wie eine Massage wirkt. Steife Bergschuhe sind zwar oft gut gefüttert aber das ich nur die halbe Miete.
Der Supplest ist bewusst 2 Grössen zu gross, damit ich ihn komplett ohne Druckstellen (ebenfalls der Tod für’s Gewebe, da dann an der Druckstelle schlechte Durchblutung herrscht) mit dünnen Polypropylen Socken, dann Plastikbeutel und schliesslich dicke Trekking Socken mit hohem Wollanteil tragen kann.
Sobald die Zehen gefühlslos werden muss ich also nur absteigen und kurz das Bike stossen und schon ist alles wieder gut. Auch nach 8 h bei -18 °C. Nächstes Jahr, wenn ich vermutlich eine ernsthaftere Tour unternehme werde ich aber wohl in einen Lake 303 oder 45nrth WH investieren.
Hosen:
Assos in ¾ Länge
http://www.assos.com/en/19/singleProduct.aspx?cat=6,19,24&prod=350 und drüber eine Membranfreie R’adys vermutlich der Vorgänger dieser hier:
http://www.radys.com/cat/men-4561/hosen-4638/prod/r-4-softshell-pants-76580/ . Dieses Setup ist immer das gleiche, egal ob -5 °C oder -25 °C. In seltenen Fällen habe ich leichte Gamaschen dabei, denn kalte Beine unterstützen das Auskühlen der Füsse.
Oberkörper:
Ich trug z.B. auf der letzten Tour (Start bei -25 – 26 °C, dann konstant zwischen -13 und -15 °C während gut 10 h) zwei dünne Lagen aus mehrheitlich Polyester (und einem Anteil Polypropylen), den tollen und ebenfalls dünnen Faserpelz Mountain Equipment
http://www.unlimited-outdoor.de/Mou...:16134.html?XTCsid=her65qss509r22ci5183hrh5h0 und drüber, für Wind bis ca. 40 km/h das geniale Rab Boreas
http://rab.uk.com/products/mens-clothing/windshell/boreas-pull-on.html. Das Boreas habe ich oft Wochen am Stück an, wenn draussen unterwegs. Ich liebe es. Wenn der Wind zunimmt, oder nasser Schnee fällt kommt drüber (meist einfach über alles drüber) entweder ein Montbell Tachyon
http://www.montbell.us/products/disp.php?p_id=2303120 oder das Rab Alpine Pull On
http://www.outdoorsmagic.com/reviews/jackets/softshell-jackets/rab-alpine-pull-on/37243.html welches nicht mehr hergestellt wird.
Das Gute ist mit diesem Setup schwitze ich wenig und es funktioniert über einen recht grossen Temperaturbereich bei Windstille wie auch bei mittlerem Wind. Schneefall bei tiefen Minusgraden sind damit auch überhaupt kein Thema.
Hände:
Ein Handschuh von Outdoor Designs
http://www.outdoordesigns.co.uk/products_gloves_cycleflex.html bei Temperaturen bis ca. -5 °C und wenn’s kälter wird den Mountain Hardwear Hydra Pro rsp. Vorgänger dieses Modells:
http://www.mountainhardwear.com/hydra-pro-outdry-glove-1552141.html . Bei -15 °C oder kälter mit Fahrtwind jedoch nach ca. 20 min für mich sehr grenzwertig. Bei wenig Wind i.O. auch bei -20 °C. Pogies sind aber einer bestimmten Temperatur nicht mehr weg zu denken, aber für technische Abfahrten in wechselhaftem Schnee ein Mist.
Egal was man genau trägt, wichtig ist, dass man nicht alles vollschwitzt, leichten Windschutz hat (der sich leicht mit einer weiteren, leichten Lage – für kompletten Schutz – ergänzt), die Kleidung am Körper schnell trocknen kann und vorallem Bewegungsfreiheit hat. Alles muss ein System ergeben.
Die einzige Ersatz- rsp. Ergänzungskleidung die ich für mehrtägige Touren im Winter dabei habe ist ein dünner, 200 g leichter Fleece (Rab AL Pull On) und ein 80 g leichtes T-shirt (Odlo oder Montbell), eine leichte Radmütze (Gore oder Kletterhelmmütze von Mammut), ein Buff, Laufsocken (zum Schlafen) und Fleecehandschuhe (für’s Lager, wenn die Outdoor Designs Handschuhe nicht dabei sind).
Am Ende gilt aber immer noch:
1. Probieren geht über Studieren.
2. Kein Meister ist vom Himmel gefallen.
3. Man lernt nie aus.
Schliesslich kommt noch viel mehr hinzu, wie ‘wie halte ich das Trinken flüssig’ etc.
Noch ein paar weitere, weniger konkrete und gerade deshalb wohl wichtigere Tipps:
Wenn sich Kälte beim Fahren in die Knochen schleicht absteigen. Sofort absteigen. Dann das Bike schieben und dabei die Füsse schwingen, die Ferse an den Hintern schlagen und feste nach vorn schwingen, dabei den anderen Fuss bewusst stark abrollen. Das hilft enorm.
Ebenfalls die Arme schwingen um Blut in die Hände zu bringen. Solche „alte“ Übungen helfen sehr.
Füsse beim Pedalieren überstrecken. Wie Bewegung im Vorderfuss beim Gehen hilft, hilft auch stärkere Bewegung (als üblich beim Biken) im Fussgelenk. An den Fussgelenken verliert man übrigens auch viel Körperwärme und es hat kaum Muskulatur die wärmt. Also immer schön sicherstellen, dass die Socken nicht runter rutschen.
„Mittli“ – Pulswärmer. Was bei Füssen gilt, gilt auch an den Händen.
Ich mag Kapuzen. Wenn ich ein bisschen warm kriege, ziehe ich einfach eine oder beide Kapuzen runter. Das ist super zum Regulieren der Temperatur, aber man hat nicht eine Mütze und ein Buff zum verstauen – es hängt einfach hinten runter.... Ebenfalls an den Händen kann man gut die Temperatur regulieren.
Wenn man sicher ist, dass es nicht regnen wird, keine Membranen benutzen. Viele sog. Windstopper haben eine solche. Produkte die sich Softshell nennen ebenfalls (W.L. Gore Windstopper Softshell z.B.). Eine Softshell hat eben gerade keine Membran, sonst würde sie Hardshell heissen. Dünnes Ripstop Nylon macht den Job (Wind abzuweisen) genau so gut und ist leichter, flexibler und trocknet schneller.
Windschutz vs. Isolation. Anstatt die dicke warme Jacke einfach die dünne Windjacke/-gilet mitnehmen. Dicke Isolation braucht man nur in Pausen.
Viele Kleidungsstücke aus dem Alpinbereich haben hoch angesetzte Reissverschlüsse (wegen dem Kletter-/Rucksackgurt) und können über diese Belüftet werden, muss also nicht immer „pit zip“ sein.
Carbon benutzen. Das ist in der Kälte viel angenehmer anzufassen – auch mit Handschuhen.
Einen Tipp für fitte und erfahrene Winterbiker und Outdoorsportler. Seht die Nahrung als Isolation. Solange man Energie zu sich nehmen kann, kann man sich bewegen. Das ist riskant, kann aber, wenn korrekt eingesetzt, zu ganz schönen Erlebnissen und hoher Effizienz (somit erfolgreiche Tour/Rennen) führen.
Ich habe gerade ein neues Kleidungsstück erhalten und werde damit testen ob ich mit nur zwei Schichten am Oberkörper auskomme... Bin gespannt... Es handelt sich um dies gute Stück:
http://sleepingbags-cumulus.eu/uk/categories/jackets/climalite-pullover?gid=55&vid=1
Das Funktionsprinzip sollte ein völlig anderes sein durch die nicht so atmungsaktive Schicht nah am Körper, die die Isolation (hoffentlich) vor dem Schweiss schützt. Damit könnte ich auch bei -20 °C mit nur 420 g Kleidung am Oberkörper rumgurken... Ihr seht, auch ich stelle meine Erfahrung immer gerne in Frage und probiere rum.
pfff... das war jetzt viel Geschwafel... meine Güte...
Ich muss ja fürchterlich nerdig sein...