Ungleichmäßiger Belagsverschleiß bei XT-Bremse

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Hallo,
bei meiner XT Bremse nutzen sich die Beläge in Drehrichtung der Scheibe gesehen hinten stärker ab als vorne. Am HR haben sie hinten noch etwa 0.4 mm und vorne 0.9 mm. Das gilt für den linken und den rechten Belag gleichermaßen. Am VR war es ähnlich. Es liegt also nicht an einer falschen Einstellung des Sattels, sondern scheint konstruktive Ursachen zu haben.
Tritt das bei anderen (2-Kolben) Bremsen auch auf oder ist es eine Shimano Spezialität ? Was könnte die Ursache sein ? Meine Theorie dazu geht etwa so : Shimano Bremsen haben ja einen eher großen Luftspalt zwischen Belag und Scheibe und dafür evtl. besonders elastische Dichtungsringe und mehr seitliches Spiel für die Kolben. Die Kolben kippen dann beim Bremsen nach vorne (umso mehr je weiter sie schon nachgstellt haben) und das führt dann zur einseitigen Abnutzung der Beläge. Klingt das plausibel ?
 
Lexikon von Trickstuff zu 2Kolben/4Kolben

Was spricht eigentlich für einen Vierkolben-Bremssattel? Die Begründung für 4 statt 2 Kolben liegt in der Flächenpressung. Man kennt den Effekt von V-Brakes, dass die Beläge beim Anlegen an die Felge "reingezogen" werden. Dieses "Reinziehen" verschlechtert die Dosierbarkeit und führt zu starkem Quietschen. Um den Effekt auszugleichen, werden die Bremsbeläge an V-Brakes leicht schräg angestellt. Ein ähnlicher Effekt tritt auch bei Scheibenbremsen auf. Beim Bremsen entsteht über die Drehbewegung der Scheibe ein Moment, welches den Belag an der Einlaufseite (also da, wo die Scheibe in den Bremssattel hineinläuft) an die Scheibe presst. Wird dieser Effekt nicht ausgeglichen, ergibt sich auf dem Belag eine ungleiche Flächenpressung, die Leistungsfähigkeit der Bremse sinkt und der Belagsverscheliß steigt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, diesen Effekt auszugleichen. Die technisch sauberste ist der 4-Kolben-Bremssattel. Bei diesem wird jeder Belag von zwei Nehmerkolben mit unterschiedlichem Durchmesser an die Scheibe gepresst. An der Einlaufseite arbeitet ein kleinerer Kolben als auf der Auslaufseite. Da die Kraft, mit der der Kolben drückt, von seinem Durchmesser abhängt, drückt man an der Einlaufseite also mit weniger Kraft als auf der Auslaufseite (wo der größere Kolben arbeitet). Da der Belag aber auf der Einlaufseite durch den Effekt des "Reinziehens" zusätzlich angepresst wird, erreicht man wieder eine gleichmäßige Flächenpressung auf dem ganzen Belag. Die Schwierigkeit bei der Konstruktion eines 4-Kolben-Festsattels liegt in der Berechnung der auftretenden Momente, um daraus das Verhältnis der Kolbendurchmesser zueinander bestimmen zu können. Ein 4-Kolben-Sattel bremst also nicht besser, weil er doppelt so viele Kolben hat, sondern weil er eine gleichmäßige Flächenpressung der Beläge garantiert, und davon hängt im Endeffekt die Leistungsfähigkeit der Bremse ab. 4-Kolben-Bremssättel, bei denen 4 Einzelbeläge verbaut werden, sind übrigens nichts anderes als zwei aneinandergehängte 2-Kolben Bremsen und verschenken dadurch den Vorteil der 4 Kolben komplett.
 
Allerdings fahre ich auch die XT-Bremse, und habe den Effekt nur sehr schwach ausgeprägt.
Also am Ende der Nutzungsdauer eines Belags kann man einen leichten Unterschied von vlt 1-2 Zehntel sehen.
 
Bei 0.4mm denkst du aber nicht wirklich darüber nach die Beläge noch mal zu nutzen, oder??? Kann es sein, dass du während der Nutzungsdauer mal die Belagpaare ausgebaut hast und nen "Partnerwechsel" gemacht hast? Durch einen nicht perfekt parallelen gestellten Sattel hatten sich bei mir die Beläge schräg eingeschliffen. Das Verschleißbild war insgesamt aber parallel... Wenn man dann die Beläge "durchmischt" könnte das passieren was du beschrieben hast...
 
Es waren die F03C Sinter Beläge mit Kühlrippen. Die haben eine L/R Markierung und eine asymmetrische Form. Vertauschen ist da ausgeschlossen. Ich habe sie jetzt gegen Resin Beläge ohne Kühlrippen ersetzt. Mal sehen, wie die sich machen. Zumindest sind sie billiger und verschleissen die Scheibe nicht so stark wie die Sinter Beläge.
 
Das Liedler-Zitat von @Skwal erklärt eigentlich alles. Menschen die sich noch an Felgenbremsen erinnern, erinnern auch noch Toe In.
Das geht bei Scheibenbremsen i.a. nicht. Hydraulikkolben würden in jedem Fall verkanten, mechanisch vorgeschobene dürften sich erstmal nicht drehen. Daher ist die einzige Lösung eine 4k Bremse.
 
Alle modernen Zweikolben-Bremsen (= ein Kolben pro Seite) haben exzentrisch angeordnete Kolben, um den Reinzieh-und Kipp-Effekt zu kompensieren. Natürlich auch die Shimanos.
 
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