Hallo,
habe mir vor ein paar Wochen das VDO GP7 zugelegt, nachdem ich intensiv die Testberichte und die Meinungen hier im Forum gelesen habe. Im Urlaub konnte ich nun endlich etwas ausführlicher testen und musste leider einige Dinge feststellen, die ich bei diesem Gerätepreis so nicht erwartet hätte.
Hardware/Lieferumfang:
-- Das Display spiegelt und ist bei Sonne und geringer Hintergrundbeleuchtung schlecht ablesbar, insbesondere wenn Fingerabdrücke drauf sind, was sich ja kaum vermeiden lässt.
-- Die Akkulaufzeit ist selbst bei geringer Hintergrundbeleuchtung für eine ausführliche Tagestour mehr als knapp.
- Warum das Lade-/USB-Kabel einen Spezialstecker statt Standard-Micro-USB haben muss, weiß wohl nur VDO.
- Das Ende des Ladevorganges ist nicht erkennbar (keine Ladeanzeige am Gerät und die Software zeigt auch dann einen Ladevorgang an, wenn der längst beendet ist).
-- Die mitgelieferte Halterung ist nur für eine Montage am Vorbau ausgelegt. Ist das nicht möglich, muss gebastelt werden. Außerdem sitzt das Gerät so straff in der Halterung, dass man immer befürchtet, sie abzureißen.
++ Es steht routingfähiges Kartenmaterial von ganz Deutschland auf dem Navi und auf dem PC zur Verfügung.
Bedienung:
-- Die Menüführung ist an vielen Stellen sehr unübersichtlich/umständlich und kaum intuitiv. Bei Funktionen, die man nicht jeden Tag braucht, ist man ständig am Suchen.
- Weicht man von einer berechneten Route ab, wird je nach Voreinstellung entweder automatisch (sofort und ohne Hinweis) eine andere Route berechnet oder man muss eine Anzeige auf dem Display bestätigen. Hier wäre erst ein Hinweis (Sprachansage; ggf. mehrfach) und dann mit Verzögerung eine automatische Neuberechnung hilfreicher.
- Die Reaktion des Gerätes, wenn man den Kartenausschnitt am Display verschieben will, ist relativ träge.
- Den Herstelleraussagen, dass der GPS-Empfang auch in Waldstücken kein Problem ist, kann ich nur bedingt zustimmen. Bei schlechten Empfangsverhältnissen verzögert sich die Aktualisierung der Anzeige teilweise deutlich, was an Abzweigungen mit eng bei einander liegenden Wegen leicht zu Fehlinterpretationen führt. Die Empfangsprobleme kann man gut an den starken Abweichungen erkennen, wenn man den selben Weg auf der Hin- und Rückfahrt aufzeichnet und am PC auswertet. Da liegen manchmal gefühlte 20 m zwischen den Linien.
++ Die Routenplanung kann auch am PC erfolgen, was durch den großen Bildschirm einen guten Überblick zur berechneten Strecke ermöglicht.
+ Die Auswertung von gefahrenen Routen liefert zahlreiche Informationen zu jedem Punkt der Strecke.
+ Es müssen bei der Routenplanung keine Kartenausschnitte nachgeladen werden wie dies teilweise bei billigeren Geräten der Fall ist.
Routenberechnung:
- Die automatische Routenberechnung liefert je nach eingestelltem Profil (Fahrrad mit oder ohne Wirtschaftwege, Mountainbike etc.) unterschiedliche Routen. Leider gibt das Handbuch kaum Hinweise zur Philosopie der Profile, das merkt man erst unterwegs.
Beispiele:
o Das Profil Mountainbike scheint stark auf die Sammlung vieler Höhenmeter ausgerichtet zu sein. Liegen dann auf einer Tagestour mit der wenig trainierten Ehefrau mehrfach Steigungen von 33 %, kommt da leicht Frust auf. Im direkten Vergleich ergab das Profil "Fahrrad" oft völlig andere Routen (teilweise mit gleicher Streckenlänge, aber deutlich weniger Höhenmetern).
-- Das Profil "Fahrrad" versucht bei aktivierter Option "mit Wirtschaftswegen" offenbar immer, reguläre Straßen zu vermeiden. Dagegen habe ich nichts. Aber wenn die Software deshalb einen erheblichen Umweg wählt (ca. 3-fache Teilstücklänge) und dabei auch nicht vor Waldwegen zurück schreckt, die bergauf selbst mit einem All-Mountain-Bike kaum fahrbar sind (Profil "Fahrrad"!), nur um nicht 500 m auf einer ebenen und kaum befahrenen Nebenstraße fahren zu "müssen", dann ist das ziemlicher Blödsinn.
-- Das Profil "Fahrrad" ignoriert Wege, die laut Beschilderung für Fußgänger und Radfahrer freigegeben sind. Entweder werden diese Strecken im Kartenmaterial nur als Wanderweg geführt und damit nur in den Profilen für Wanderer beachtet oder es ist ein Fehler in der Routenberechnungssoftware. Das führt dazu, dass selbst in ausgewiesenen Radfahrgebieten (getestet am Brombachsee, Altmühltal) häufig Routen abseits der ausgeschilderten (und meist schöneren) Radwanderwege berechnet werden. Einmal wurde sogar die Berechnung der gesamten Route verweigert, weil es an einem kurzen Teilstück nur einen kombinierten Rad-/Fußgängerweg gab.
o Die Profile für Wanderer habe ich noch nicht getestet, das werde ich aber noch nachholen.
++ Dass Kartenmaterial kennt wirklich selbst kleinste Feld-und Waldwege.
- Die Kartenmaterial ist teilweise nicht aktuell (Wege enden im Nirgendwo). Aber das ist ein generelles Problem aller Anbieter.
Softwarefehler:
- Manchmal werden Ladezustandswarnungen (20%) angezeigt und eine Betriebs-Stunde später plötzlich wieder 40%.
- Beim Betrieb im Querformat überlagern nach dem Gerätestart teilweise Reste des Startbildschirms die folgende Anzeigeseite, die dadurch zum Teil nicht mehr richtig bedient werden kann.
-- Manchmal werden bei der Fahrt (reguläre Straße; Profil "Fahrrad") mehrfach Abbiegesymbole angezeigt und angesagt (in 200 m links abbiegen, in 100 m links abbiegen), obwohl dort definitiv kein Weg vorhanden ist und gleichzeitig auf der Kartenansicht zu sehen ist, dass die berechnete Route in ca. 300 m rechts abbiegt.
--- Auf der Autobahn (Profil Auto schnell) sind die Sprachansagen teilweise unzuverlässig. Manchmal erhält man 2 Vorankündigungen (1 km, 600 m) + Abbiegehinweis an der Ausfahrt, manchmal kommt nur den Abbiegehinweis und das auch noch extrem spät.
Fazit:
Bei der Verwendung im Auto fühlt man sich etwas an die Probleme aus der Anfangszeit der Autonavigation erinnert (ungenaue oder zu späte Ansagen). Die Routing-Funktion ist meiner Meinung nach viel zu wenig an den Bedürfnissen von Bikern/Radfahrern ausgerichtet, da man kaum Einfluss z. B. auf das Höhenprofil hat oder wann/welche/wie viel Straßenanteil in der Route enthalten ist. Das lässt sich über die manuelle Eingabe von Tracks zwar teilweise (aber mit deutlich höherem Aufwand) umgehen, aber dann kann man auch auf die Routing-Funktion verzichten und ein preiswerteres Gerät nehmen. Wenn man es nur auf Asphalt verwenden will, mag es okay sein.
Mir fehlt aktuell der Vergleich, ob die Routing-Funktion bei
Garmin usw. bessere Ergebnisse liefert. Aber bei einem Gerät das preislich in der Spitzengruppe liegt erwarte ich vom Hersteller, dass er sich intensiv Gedanken über die Anforderungen der Zielgruppe gemacht hat. Leider kann ich das hier nur ansatzweise erkennen.
Ich werde meine Anmerkungen mal an VDO senden, aber vermutlich wird man dort (wie bei vielen Herstellern) wenig Interesse an einer Überarbeitung haben, weil sich mit einem neuen Gerät mehr Geld verdienen lässt.
Ich hätte gerne mehr Positives geschrieben.
Gerhard