Zu diesem Thema gibt es einen sehr fachlich fundierten Beitrag von Lutz Scheffer, damit ist alles gesagt:
Hallo Leute,
..das Problem liegt in der technischen Ausführung des Scheibenbremsadapters, bzw in der Dimensionierung der genormten Scheibenbremsbefestigung post-mount/IS.
Um diesen Zusammenhang zu verstehen gehe man von folgenden Betrachtungen aus:
Erste Betrachtung (Scheibenbremse):
Die Anpresskraft und und die Auflagegröße zweier Scheibenbrems-Beläge sind bei einer z.B. 205 mm großen Scheibe sowie die einer 165 mm Scheibe gleich groß. Bei einem gleichen Reibungskoefizienten(Belag /Scheibe) erzeugt die große Scheibe ein größeres Bremsmoment wie die kleinere Scheibe. Eine kleinere Scheibenbremse muss also eine größere Anpresskraft der Beläge erzeugen um das gleiche Bremsmoment zu erreichen.
Zweite Betrachtung(maximale Verzögerung):
Limitierend bei dieser Betrachtung ist der Schwerpunkt des Systems, da weit bevor die Haftgrenze des Reifens erreicht wird sich der Fahrer mit dem Bike überschlagen wird, da das Überschlagsmoment( Hebelarm von Massenschwerpunkt zu Reifenaufstandpunkt x negativer Beschleunigung (Verzögerungskraft) größer ist wie die mögliche Bremskraft, resultierend aus dem Aufstandsgewicht (Anpresskraft) und dem Hauftreibungskoefizienten(
Reifen/asphalt)
Beide Scheibenbremsen (große wie kleine)sind in der Lage eine derartige Verzögerung zu erzeugen so daß sich der Fahrer überschlagen kann.
Interpretation:
Das maximal auf die Scheibenbremsaufnahme einwirkende Bremsmoment ist bei der großen sowie der kleinen
Scheiben gleich groß, sofern beide
Scheiben eine Verzögerung bis an die Überschlagsgrenze erlauben.
Warum machen die Gabelhersteller dann trotzdem eine Unterschied bei der freigabe von maximalen Bremsscheiben-Scheibendurchmessern?
Antwort:
Kritisch für die Gabel sind aber nicht diese gleichmäßigen Verzögerungen , sondern die möglicherweise kurzzeitig wirkenden Bremskräfte.
Diese können auftreten aufgrund der Massenträgheit des System (Bike+ Fahrer), welche kurzeitig erheblich höhrere Bremsmomente erlauben und bis maximal an die Haftgrenze der
Reifen herangehen können.
Scheibenbremsanlagen mit großem Scheibenbremsdurchmesser sind in der Lage diese größeren Kräfte zu erzeugen.
Da in beiden Fällen (große und kleine Scheibe) die Lasteinbringung des Bremsmomentes über die gleichen Anschraubpunkte an der Gabel eingebracht werden ist ab einer gewissen Bremskraftstärke die Befestigungsstruktur an ihrerer Struktur-Grenze angelangt.
Prinzipiell können auch kleinere Scheibenbremsanlagen (165mm) eine gleich großes Bremsmoment erzeugen falls sie über ein entsprechend starkes Übersetzungsverhältniss verfügen (Geber/Nehmer-Kolben) und /oder eine übergroße Bremsbelagsfläche (mehrer Bremssättel auf einer Scheibe z.B.)aufweisen.
Erfahrungsgemäß sind aber die kleineren Scheibenbremsanlagen deutlich schwächer in der Erzeugung ihres maximalen Bremsmomentes.
Der Gabel wäre es prinzipiell egal welche Scheibenbremsanlage montiert ist, da alle Kräfte über das gleiche Nadelöhr (Befestigungspunkte) eingeleitet werden.
Würde man die Scheibenbremsbefestigung weiter Richtung Umfang/Radaufstandspunkt hin verschieben wie es z.B. bei einer Cantilever, würden die Befestigungssockel entsprechend geringere einleitende Bremsmomente verdauen müssen. (bei gleicher über den
Reifen abgeleiteter Bremskraft wohlgemerkt)
Würde man die Befestigungssockel der Scheibenbremse noch weiter richtung Radachse verschieben würden die Kräfte erheblich ansteigen .
Hebel= null/ Bremskraft= unendlich:
In diesem Fall würde selbst der stärkste Sockel und die stärkste Befestigungsschraube außreißen sobald nur die geringste Verzögerung erzeugt werden würde.
Grüße,
Lutz Scheffer
Geändert von Lutz-2000 (15.02.2005 um 20:43 Uhr)