Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?

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Re: Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?
Mit einem gewissen Abstand zur Materie (Bennett-Fraktur rechter Daumen infolge Sturz von nem durchgegangenen Gaul) habe ich mir die Sinnfrage gestellt. Nein, nicht die Frage, die ausschließlich mit "42" korrekt beantwortet werden kann, oder etwa doch?

Es geht um die Sinnfrage meines Verschlimmbesserungswahns. Einerseits hab ich mein Alteisen im Laufe der Jahre dermaßen auf links gestrickt, daß dessen ursprüngliche Fahreigenschaften kaum wiederzuerkennen sind. Man sitzt nunmehr ganz anders auf dem Bike, viel aufrechter und entspannter. Zumindest subjektiv wirkt es auf der Ebene nun nicht mehr ganz so spritzig.

Mit dem steileren Lenkwinkel, dem längeren Vorbau, dem schmaleren Lenker, dem tieferen Cockpit iVm der Sattelstütze mit Backsweep hatte man das Gefühl immer im Attackmodus unterwegs zu sein. Die gestreckte flache Sitzposition ähnelte der eines Rennrads, das direkte vorderradorientierte Lenkgefühl tat ein übriges. War auch geil!

Nun fühlt es sich auf der Ebene spürbar träger an, geht dafür bergab um Längen souveräner, ohne im Uphill allzu viel zu verlieren.

Da ein Mountainbike aber nunmal in den Bergen zuhause ist, ist objektiv betrachtet der Umbau ein echter Gewinn gewesen. Für ein Bike, dessen Konstruktion ja noch aus dem Millenium stammt, fährt es sich auch nach heutigen Maßstäben noch recht passabel, was aller Ehren wert ist.

Doch im knallharten Vergleich mit aktuellen Bikes wird es natürlich letztlich immer das Nachsehen haben. Vermutlich wird selbst ein preiswertes modernes Einsteigerfully im direkten Vergleich mit besseren Fahreigenschaften im Downhill glänzen.

Und auf den Trails wird in mir immer noch das hormongesteuerte Alphatier geweckt, das sich ausgesprochen ungerne abhängen lässt.

Also der ganze Aufwand für die Katz? Soll ich mir nun also doch was modernes anschaffen, um so mein Steinzeit-Ego besser ausleben zu können?

Kurz die Augen geschlossen und darüber nachgedacht. Ja, bergab kann es einem nicht schnell genug gehen, und da sind so einige schneller als ich unterwegs, manche gar bedeutend, und das liegt nicht nur am Fahrkönnen. Aber viele sind halt immer noch langsamer, auch mit Plastebikes und Riesenrädern. Und solange das so ist, kann ich damit gut leben. Denn das Wissen um den enormen Aufwand, den ich betrieben habe um das Alteisen einigermaßen abfahrtstauglich zu machen, sorgt bei mir immer noch für ein breites Grinsen, wenn ich mich gegen modernes Geröhr durchsetze, egal ob dessen Reiter weniger risikofreudig oder einfach mir fahrerisch derart unterlegen ist, das nicht mal sein niegelnagelneues High-End-Abfahr-Ballergeschoß ihn rettet. Unbezahlbar!
 
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Augen auf bei der Linienwahl und rechtzeitig die Bremse zum Einsatz bringen !

Und sollte der "Gaul" tatsächlich ein Pferd gewesen sein - als Revanche eine gute Pferdesalami essen..

Gute Besserung !
Genau dabei passierte mir ja das Malheur. Gemieteter Gaul galoppiert geschwind im Gelände. Ich will das er langsamer wird, was ihm wiederum nicht gefällt, und er dreht durch und schmeißt mich nach nem wildem Rodeoritt ab.

Und die Moral von der Geschicht: Im Zweifel hat so'n Gaul halt doch den Längeren.. ^^
 
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Da lag das Problem :

…Gemieteter Gaul galoppiert geschwind…

Nächstes mal bei der Auswahl des Modells auf grossen Kurvenradius und geringe Dauergeschwindigkeit achten..

894108
 
@Hammer-Ali

Das schöne beim Radfahren ist, dass über Erfolg und Niederlage immer noch zuerst die Konstitution des Fahrers entscheidet und dann erst das Material.

Es wird aber hart daran gearbeitet, diesen Grundsatz ordentlich zu verwässern und sogar aufzuheben

Die ganze 26er Horde war noch dazu ausgelegt auch den uphill schnell zu bewältigen, auf den Abfahrten erholte man sich eher für den nächsten Anstieg. Das war anstrengend und es bedurfte erstmal eines langwierigen Leidens und Quälens bis man endlich mal vorne mithalten konnte.

"Leiden" und/oder Abloosen ist in einer zunehmend auf Konsum ausgerichteten Gesellschaft aber im Hinblick auf das Selbstwertgefühl nicht mehr en vogue und so entwickelte sich zunehmend der Trend in Richtung abfahrtsorientiert. Schnellerer Genuss mit wenig Leiden als Zielsetzung.

Deshalb sind die Böcke in ihren Längen und Winkeln heute so ausgerichtet und der Trend geht deshalb auch weiter zum ebike....zum körper- und konditionsunabhängigen uneingeschränkten Genuss!

Also, wenn Du dabei nicht den Anschluss verlieren willst, dann schau schon einmal nach einem E-Motor!
 
@Hammer-Ali

Das schöne beim Radfahren ist, dass über Erfolg und Niederlage immer noch zuerst die Konstitution des Fahrers entscheidet und dann erst das Material.

Es wird aber hart daran gearbeitet, diesen Grundsatz ordentlich zu verwässern und sogar aufzuheben

Die ganze 26er Horde war noch dazu ausgelegt auch den uphill schnell zu bewältigen, auf den Abfahrten erholte man sich eher für den nächsten Anstieg. Das war anstrengend und es bedurfte erstmal eines langwierigen Leidens und Quälens bis man endlich mal vorne mithalten konnte.

"Leiden" und/oder Abloosen ist in einer zunehmend auf Konsum ausgerichteten Gesellschaft aber im Hinblick auf das Selbstwertgefühl nicht mehr en vogue und so entwickelte sich zunehmend der Trend in Richtung abfahrtsorientiert. Schnellerer Genuss mit wenig Leiden als Zielsetzung.

Deshalb sind die Böcke in ihren Längen und Winkeln heute so ausgerichtet und der Trend geht deshalb auch weiter zum ebike....zum körper- und konditionsunabhängigen uneingeschränkten Genuss!

Also, wenn Du dabei nicht den Anschluss verlieren willst, dann schau schon einmal nach einem E-Motor!


Jein.. :D

Ja, die alten Geometrien haben ihre Vorzüge vor allem im Uphill aber auch in der Ebene ausgespielt,
Ich selber fahre alles was ich bergab fahre auch grundsätzlich vorher selber bergauf und empfinde den Downhill als Belohnung für den mühseligen Uphill. Von daher finde ich gute Abfahr- neben guten Klettereigenschaften auch schon wichtig.

Den Uphill sehe ich wiederum als eine offene Konfrontation mit dem inneren Schweinehund, den es immer und ständig zu besiegen gilt. Ich halte deshalb gerade den Uphill für außerordentlich wichtig und charakterstärkend. Meine alte Möhre tut sich bergauf doch eigentlich recht leicht, dort macht allerdings in allererster Linie die Kondition des Fahrers den Unterschied, wie Du zu Recht erwähnst, und da mache ich eine gar nicht so schlechte Figur, will ich meinen.

Gute moderne Allmountain-Bikes gehen vermutlich bergauf nicht schlechter als unsere alten 26er, dafür gehen sie bergab wie Sau. Was ich auf jeden Fall gut finde.

Was ich allerdings auch nicht so pralle finde ist die Tendenz sich möglichst überall hochgondeln zu lassen. Der Berg verdient den Respekt mit eigener Muskelkraft erklommen zu werden.

Aber ich bin ja kein Wanderprediger, soll jeder machen wonach ihm ist. Solange er nicht für den Scheiß auch noch meinen Respekt einfordert. :o

Und geh mir mit dem E wech, dat tut inne Augen weh!
 
Zum Thema up and down kann ich nur sagen, dass in der 26er Youngtimer Zeit dafür doch verstellbare Gabeln entwickelt wurden. Ich setze nach wie vor auf eine Psylo SL, wenn ich weiß, dass es nicht nur hoch, sondern auch schnell bergab gegen soll. Vielleicht brauchst Du einfach noch ein weiteres 26er? Kürzlich gab's im Bikemarkt günstig ein Rampage, ich würde sagen, da kommt man überall mit runter. (Für mich alleine fahre ich bergab eher defensiv, da bin ich zur Zeit dann eh "nur" mit dem Cyclecraft mit der Z1 unterwegs.)
 
Meine alte Manitou Skareb Platinum 100 TPC hat ebenfalls eine Absenkung, die ich zwar gründlich ausprobiert habe aber in nahezu jeder Fahrsituation für überflüssig halte. Mit der abgesenkten Gabel verhält sich die Fuhre echt komisch, und da das Stevens selbst bei wirklich steilen Auffahrten vorne nicht zu leicht wurde habe ich die Absenkung nicht mehr genutzt. Und mit der jetzt verbauten Reba 120 nebst 1,5° Winkelsteuersatz und hinten den beiden Offestbushings nebst kürzerem Vorbau und breiterem Lenker geht mein Alteisen schon recht gut bergab. Und der fast komplett nach vorne geschobene Sattel sorgt zugleich dafür daß der Sitzwinkel nicht zu flach geworden ist, so daß die Fuhre auch recht gut bergauf geht.

Letztlich sorgt der verglichen mit heutigen Bikes recht kurze Radstand bzw. kurzem Reach, der wiederum ein verhältnismäßig langen Vorbau notwendig macht, in Kombination mit dem für heutige Verhältnisse bescheidene Federweg von 120mm vorne und 110mm hinten und den kleinen Rädern, daß mein Alteisen bei hohen Geschwindigkeiten eher in Probleme kommt und unruhig wird als die heutigen Langholzlaster mit den üppigen Federwegen, den nochmal deutlich flacheren Lenkwinkeln und den Riesenrädern.

Andererseits ist mein olles Stevens dennoch alles andere als lahm bergab, wenn auch die Kumpels mit ihren ´16er Canyon Spectrals in 27,5" mit 140/140mm Fox-Fahrwerken als persönliche Benchmark schon noch ne Ecke schneller können. Da würde ein Rampage wohl die Vorzeichen im Downhill zu meinen Gunsten umdrehen, aber ob das bergauf so gut geht wie mein Alteisen? Auch bin ich irgendwie kein Fan vom Zweitbike.
Auch wenn ich bei den Kleinanzeigen gestern bei nen rattenscharfen silbernen Nukeproof Mega-Rahmen in L von 2012 kurz schwach wurde, letztlich bin ich aber standhaft geblieben. :love:
 
Es gab doch auch Modelle, bei denen man den Dämpfer und/oder die Aufnahme des Dämpfes verstellen konnte, was dann die gesamte Geometrie veränderte. Hat sich aber nicht durchgesetzt.
 
Es gab doch auch Modelle, bei denen man den Dämpfer und/oder die Aufnahme des Dämpfes verstellen konnte, was dann die gesamte Geometrie veränderte. Hat sich aber nicht durchgesetzt.
Beim aktuellem Scott Ransom kann man den Dämpfer doch auch mit verschiedenen Federweg fahren, was die Geometrie mit verändert.
 
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Die Offsetbushings bestelle ich gerade bei offsetbushings.com (superschneller und freundlicher Service) in England, bei meinem momentanen Glück geht da auch noch was schief, bin gespannt was die Bike-Mafia sich da einfallen lässt, wahrscheinlich ein auf die Post erweiterter Brexit.. :wut:

Hallo,

bin grad über diesen Post gestolpert. Mit den Dingern kann ich die Geometrie geringfügig ändern, hab ich das richtig verstanden?
 
Hallo,

bin grad über diesen Post gestolpert. Mit den Dingern kann ich die Geometrie geringfügig ändern, hab ich das richtig verstanden?
Yepp. Mit den beiden Offsetbushings wird der Hinterbau bzw. das Tretlager leicht abgesenkt, wodurch der Lenk- und der Sitzwinkel ungefähr nen halben Grad flacher werden. Der Rahmen wird so bildlich gesprochen minimal um den halben Grad nach hinten gedreht. Der spürbare Effekt war bei meinem Alteisen größer als von mir vermutet. Die Fuhre liegt ruhiger im Downhill. Und das abgesenkte Tretlager verbessert zusätzlich noch das Kurvenverhalten. Bodenfreiheit ist bei meinem Stevens eh kein Problem. Du kannst die Auswirkungen in der Geometrie durch ein um ungefähr 15 % vergrößerten SAG beim Dämpfer simulieren.

Könnte bei Deinem Canyon durchaus Sinn machen. Genauso wie ein Winkelsteuersatz.
 
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Danke für die Info. Jetzt probier ichs erstmal original, dann mal sehen. Aber gut zu wissen daß es sowas gibt
Einen "negativen" oder besser gesagt limitierenden Faktor habe ich vergessen zu erwähnen: Umso weiter der Rahmen nach hinten "gedreht" wird, sei es über Offsetbushings und/oder einer längeren Gabel, umso flacher wird der effektive Sitzwinkel. Dem kann man "nur" durch eine Sattelstütze ohne Setback und einem nach vorne geschobenen Sattel entgegenwirken, da sind einem natürlich Grenzen gesetzt.

Nur der Winkelsteuersatz hat auf den Sitzwinkel keinen Einfluss, da hiermit ja nicht der ganze Rahmen "gedreht" wird.
 
doch, wenn auch nur minimal.
Stimmt, hatte auch überlegt darauf hinzuweisen. Aber dann hätte ich zugleich darauf hinweisen können/müssen daß der Radstand sich durch all diese Maßnahmen (Winkelsteuersatz bzw. Rahmen nach hinten "drehen") als weitere Nebenwirkung geringfügig verlängert. Da ich diese beiden minimalen Auswirkungen aber für vernachlässigbar halte, hab ich sie lieber erst gar nicht erwähnt.
 
Und weiter wird verschlimmbessert im Schweinsgalopp. Und zwar mit links.

Hope 203 statt der 180er Bremsscheibe für vorne, dank des roten Farbtupfers kommt nun sogar ein Hauch von Captain America auf.
20190808_134836.jpg
 
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