Wer kennt sich aus zum Thema Verkehrsunfall-Carbonrad-Versicherung?

Nur kurz zum Thema Radweg und Straße:

Obwohl ich den Radweg grundsätzlich für unsicherer halte besteht mein 15km Arbeitsweg aus ca 1km Straße. Ich fahre die kürzeste Strecke an großen Hauptstraßen entlang und da bleibe ich auf dem Radweg.

Seit 10 Jahren Fahre ich nun Rad in Berlin (immer in ähnlichem täglichem Umfang, damals zur Uni, nun zur Arbeit). Das war insgesamt mein erster Verkehrsunfall. Ansonsten wird einem als Radfahrer in Berlin mindestens 2x/Tag die Vorfahrt genommen, aber da kann ich ja noch drauf reagieren. Wenn ich von links hinten einfach umgefahren werde, kann ich nichts mehr machen.

Bisher habe ich mich, auch trotz Gehupe teilweise, als gleichberechtigter Teilnehmer im Straßenverkehr gefühlt und kein Problem gehabt, auf der Straße zu fahren. Der Unfall hat mich tatsächlich umerzogen. Nach einem Autotag gestern sitze ich heute wieder im Sattel und ich fühle mich nun auf der Straße gar nicht mehr wohl. Ich bin heute die ganze Kantstr vom ICC bis zum Zoo lang gefahren. Alle 100m steht dort ein LKW und entlädt etwas und man muss ständig die Spur wechseln und wird ständig überholt. Ich hab mich zumindest heute in dieser Situation gar nicht gut gefühlt und mir einen ausgewiesenen Radweg gewüscht: absurd.
 
....().... Ich hab mich zumindest heute in dieser Situation gar nicht gut gefühlt und mir einen ausgewiesenen Radweg gewüscht: absurd.

Das wünsche ich mir auch !! Radwege die ausgewiesen und als solche Erkannt und geachtet werden.

Es herscht leider imme noch "das Gesetzt des Stärkeren auf den Straßen Berlins" ( guter Titel für einen Film :D ich schau was ich machen kann).

Ich möchte den Allzweck Radfahrstreifen der öffters von LKWs und PKW fahrern zugeparkt wird ist leider seltend fei.
Ein super Ausrede ist da immer: " Ach jetzt sei mal nicht so, ich steh hier ja nur für 2 Minuten" --> ich möchte den Autofahrer sehen der RUHIG bleibt wenn ich mich mal 2 Minuten auf die Kreuzung am Potsdammerplatz stelle. :D :lol:

Geil ich sehe das Bild schon vor meinem GeistigenAuge :
" ach habt euch mal nicht so, ick steh hier auch nur für 2 minuten " .......:D hihihihihi. ich glaubedas versuch ich mal ( mit Kamera ;) )
 
Und in Berlin läuft es noch einigermaßen gut für eine deutsche Großstadt...man probiere mal Radfahren in HH oder Köln :kotz:
 
sorry, Verständnisproblem: Ich meinte natürlich, daß GEGNERISCHE Anwälte vor Gericht so argumentieren. Genauer: "Mein Mandant befuhr mit seinem kleinen BMW X5 die ´Straße, die einen Radweg hat, also nahm er an, daß die Radfahrer auch die extra nur für sie mit viel Steuergeldern angelegten Wege befahren, Er rechnete nicht damit, daß plötzlich so ein Radler einfach vor seinem BMW auftauchte, und dann war es zu spät".
Manchmal, wenn ich beim Zahnarzt auf das neuerliche Schmerzerlebnis warte, lese ich die Leserbriefe in den dort ausliegenden Zeitungen, und dazu gehört auch Auto-Bild und AutoMotor&Sport, und da kann man solche Argumentationen lesen.....
 
sorry, Verständnisproblem: Ich meinte natürlich, daß GEGNERISCHE Anwälte vor Gericht so argumentieren. Genauer: "Mein Mandant befuhr mit seinem kleinen BMW X5 die ´Straße, die einen Radweg hat, also nahm er an, daß die Radfahrer auch die extra nur für sie mit viel Steuergeldern angelegten Wege befahren, Er rechnete nicht damit, daß plötzlich so ein Radler einfach vor seinem BMW auftauchte, und dann war es zu spät".
Manchmal, wenn ich beim Zahnarzt auf das neuerliche Schmerzerlebnis warte, lese ich die Leserbriefe in den dort ausliegenden Zeitungen, und dazu gehört auch Auto-Bild und AutoMotor&Sport, und da kann man solche Argumentationen lesen.....

Neenee, hab's schon richtig verstanden. Und wie gesagt, wenn ich der Autofahrer wäre und mein Anwalt würde so argumentieren, wechselte ich den ganz schnell. Natürlich muss man beim Befahren einer öffentlichen Straße jederzeit damit rechnen, dass vor einem ein Verkehrsteilnehmer auftaucht, der dieselbe Spur nutzt und unter Umständen auch langsamer ist => Stichwort angepasste Geschwindigkeit bzw. die Möglichkeit innerhalb des überblickbaren Bereiches jederzeit zum Stehen kommen zu können. Wenn dem Rechtsverdreher da nichts Besseres einfällt, verteidige ich mich lieber selbst ;).
 
Nach 3,5 Monaten neigt sich der Fall langsam dem Ende zu, also dokumentiere ich das für Interessierte:

Zur Erinnerung: Ich bin auf der Straße von einem Auto knapp überholt worden, das zu früh einscherte und mich damit auf die Straße schleuderte. Ich hatte ein paar Schürfwunden, die teure Funktionskleidung war durchgescheuert und das Rad hatte ebenfalls ein paar Kratzer. Der teure Carbonrahmen war optisch unversehrt, was aber nichts heißt und mir am meisten Sorgen bereitete.

Zuerst präsentierte ich Helm und Kleidung persönlich in einer Filiale der Versicherung, machte Angaben zum Hergang und erlaubte die Einsicht in meine Arztakte. Die Versicherung schickte einen Gutachter, der bei mir zu Hause den Schaden des Rades begutachtete. Alle von mir beschriebenen Beschädigungen, inklusive des Rahmens, wurden anerkannt. Der Rahmen wurde anerkannt, weil mit dem Sturz die Herstellergarantie verfallen ist.
Der Gutachter versuchte die Hälfte des Rahmenpreises vom Hersteller finanzieren zu lassen (Crash Replacement), dies wurde aber vom Hersteller abgewiesen, so dass die Versicherung dies zahlen sollte.

Von da an versuchte ich wöchentlich meine Sachbearbeiterin zu erreichen, was unmöglich war (immer besetzt). Wenn ich sie sprach hieß es, es fehle noch die Polizeiakte und ich solle nicht mehr anrufen, sie würde sich bei mir melden. Im Nebensatz erwähnte sie, dass ich ja nicht auf dem Radweg gefahren sei, so dass ich gleich noch eine Begehung des Unfallortes durch die Versicherung veranlasste, damit dieser Vorwurf aus der Welt sei (denn dort gibt es keinen benutzungspflichtigen Radweg).

Dies ging so zwei Monate und immer hieß es, die Polizeiakte sei noch nicht da, worauf ich dann tatsächlich zum Anwalt gegangen bin, was ich ursprünglich nicht wollte, da der Fall offensichtlich und klar war und ich potentiellem Ärger aus dem Weg gehen wollte. Zu dem Zeitpunkt war mir das mit dem Geld nicht mehr so wichtig, da ich mich vor allem über die freche Ignoranz der Versicherung mehr als ärgerte.

Der Anwalt produzierte diverse Schreiben mit Zahlungsaufforderungen zum Datum X, die glaube ich drei Mal ohne Kommentar der Versicherung verstrichen sind. Der Anwalt holte sich die Polizeiakte und ich konnte zum ersten Mal die Beschreibung des Vorfalls aus Sicht der Autofahrerin lesen: Klar kann ich hier nicht objektiv sein, aber es las sich so, als ob ich der Dame total abgelenkt mit meinem Rad ins Auto gefahren wäre, während ich ein anderes Auto überholte. Da müsst ihr mir einfach glauben, dass ich zum Zeitpunkt des Unfalls und auch schon mindestens 10 Sekunden vorher nichts überholte, sondern schnurgerade auf der Straße fuhr. Im Gegenteil wurde ich so knapp von Ihr überholt, weil Sie Gegenverkehr hatte, mich aber trotzdem schnellstmöglich überholen wollte. Wie auch immer...
Die Versicherung behauptete auch noch dann auf die Polizeiakte zu warten, als mein Anwalt der Versicherung schriftlich vorlegte, wann die Polizei die Akte an die Versicherung herausgegeben hatte.
Nachdem mein Anwalt in einem Schreiben mit der Klage gedroht hatte und im nächsten dies wiederholte (ich war auch definitiv bereit zu klagen) meldete sich die Versicherung nach 3 Monaten zum ersten Mal und bezahlte 2/3 - räumte mir eine Mitschuld ein, weil ich den Radweg nicht benutzt hatte. Bei dem klaren Sachverhalt eine eigentlich unglaubliche Taktik, denn natürlich monierte das mein Anwalt und forderte den Rest ein, der nun nach zwei Wochen tatsächlich kam (dieser Teil ist noch nicht auf meinem Konto, aber die Zusage habe ich.).
Bekommen habe ich auch Schmerzensgeld, wobei ich weiß, dass mein Anwalt da noch mehr fordern wird. Die Anwaltskosten müssen auch von der Versicherung beglichen werden. Der Sachschaden wurde mir, wie hier im Thread schon erwähnt, abzüglich der Umsatzsteuer ausgezahlt.

Ich verstehe diese Strategie der Versicherung überhaupt nicht, denn ich war nur auf die Ersetzung des Sachschadens aus und habe sogar 2 Monate gewartet. Die Versicherung muss nun mehr bezahlen, und musste mehr Personal aufwenden als eigentlich nötig. Der Fall war von vornherein relativ klar, warum also die Verzögerung und die Lügerei? Verglichen mit KFZ Schäden und anderen Dingen ging es in meinem Fall um Peanuts.

Ich würde anderen empfehlen zumindest dann einen Anwalt aufzusuchen, wenn die Versicherung nicht glaubwürdig rüberkommt, also etwa wie bei mir monatelang auf irgendein Schreiben wartet.

Ich würde anderen empfehlen auf jeden Fall die Polizei zu rufen, damit es am Ende eine Polizeiakte gibt in der etwas halbwegs richtiges drinsteht. Ohne die Akte und ohne die Beschreibung der Polizei, wäre es womöglich anders ausgegangen. Die Dame hat mich mehrmals nach dem Unfall gefragt, das direkt über die Versicherung zu klären und nicht auf die Polizei zu warten. Warten war hier richtig.

Ich habe mich mit der Dame während der Warterei auf die Polizei (ca 1h) ganz nett unterhalten und sie war total einsichtig. Diese Einstellung hat sich bis zum Schreiben des Unfallberichtes bei ihr komplett umgekehrt. Ich würde in Zukunft auf Smalltalk mit dem Unfallgegner verzichten.

Wer einen Verkehrsanwalt in Berlin sucht, dem kann ich nun per PM einen nennen, mit dem zumindest ich zufrieden bin.
 
Nach 3,5 Monaten neigt sich der Fall langsam dem Ende zu, (...)


(...) Von da an versuchte ich wöchentlich meine Sachbearbeiterin zu erreichen,

Dies ging so zwei Monate und immer hieß es, die Polizeiakte sei noch nicht da, worauf ich dann tatsächlich zum Anwalt gegangen bin, was ich ursprünglich nicht wollte, da der Fall offensichtlich und klar war (...)

Zwei Anwälte drei Meinungen ;)

PS: Das war mein und der erste Kommentar

Für Rechtsberatung lieber zum Anwalt !

Kluge Sprüche gibt es hier umsonst:

Sorry, aber die ersten 2 Monate hättest du dir sparen können ;)

Aber schön zu hören dass du das Geld bekommst :daumen: Und die "Lösung" hier präsentierst.

Viel Spaß beim Geld ausgeben. :)
Gruß Nill
 
Ja, die Versicherung hat mich 2x ordentlich vor den Kopf gestoßen: erst, als sie zwei Monate nicht reagiert haben und dann nochmal als ich mir den Anwalt nahm und dachte "Jetzt müssen sie reagieren" und wieder kein einziger Kommentar kam. Beides hat mich ganz ehrlich überrascht.
 
Danke für den Bericht und die Tips (immer Polizei holen, Unfallgegner ändern später gern ihre Meinung). :daumen:
Der Grund für das ärgerliche Verhalten der Versicherung (Hinhalten, Verzögern und Verdrehen) ist natürlich Kalkül. Von 10 Opfern nehmen sich vielleicht zwei einen Anwalt und setzen ihre Ansprüche durch, was der Versicherung zusätzliche Kosten verursacht.
Aber die anderen acht Opfer wehren sich nicht und werden nach langer Wartezeit (Zinsgewinn) mit 2/3 abgespeist, so dass sich das insgesamt für die Versicherung rechnet. Würde eine Gesellschaft ehrlich sein, wäre das ein Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Volkswirtschaftlöich gesehen finanzieren die acht Opfer, die auf ihre Ansprüche verzichten, die eigentlich unnötigen Reibungsverluste (Anwälte, Gutachter, Versicherungsbetrüger) mit.
Offensichtlich muss das so laufen und man muss dann halt einen Anwalt bemühen. Noch viel nerviger ist so was, wenn es um richtig viel Geld geht (Krankenversicherung, BUV,...).
 
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