@nuts, bei dem Artikel hast du irgendwie daneben gelangt. Die Werbelastigkeit ist ja anderen auch schon aufgefallen (wie öfters jetzt auf mtb-news.de). Aber inhaltlich ist das halt auch teilweise falsch.
Das fängt an mit
Dann braucht es noch einen Differenzdruck, sprich: Im Inneren der Jacke braucht es einen größeren Dampfdruck, als außerhalb. Ganz praktisch heißt das, dass euer Schweiß erstmal verdampfen muss. Euch muss also warm sein. Und: Es muss in der Jacke wärmer sein, als draußen. Denn erst dadurch kann sich im Inneren der Jacke ein Dampfdruck aufbauen, der den Wasserdampf durch die Membran drückt.
Das mit dem Dampfdruck stimmt noch. Dass der Schweiß dampfförmig sein muss, auch. Aber das mit der Temperatur und dem Temperaturgefälle ist einfach falsch. Der Dampfdruck entsteht durch die Differenz der Luftfeuchtigkeit bzw. der Aufnahmemöglichkeit von Dampf. Auch bei 30°C Außentemperatur hast du bei 5% relativer Luftfeuchtigkeit einen guten Dampfdruck - aber dann brauchst du keine Membran.
Das mit der niedrigen Temperatur kann nach hinten los gehen. Wenn du eine große Temperaturdifferenz in deiner Bekleidung aufbaust, riskierst du durch eine innen kalte Jacke eine Taupunktunterschreitung, und der Dampf kondensiert innen an der Jacke. Dann kommt nichts mehr an Flüssigkeit raus. Das kann ich regelmäßig bei Skitouren ausprobieren.
Wenn ihr euch aber entscheidet, mit einer Regenjacke bergauf zu fahren – zum Beispiel, weil es euch eher kühl ist oder es windet – dann die Jacke lieber geschlossen lassen. Widersteht der Versuchung, lange mit offenem Reißverschluss rumzufahren. Das führt nämlich dazu, dass sich kein Dampfdruck aufbaut und die Jacke garantiert nicht „atmet“.
Wenn ich zu viel Wasser(dampf) in der Jacke habe, habe ich die Möglichkeit, abzuwarten, bis der Dampfdruck groß genug ist, damit durch die Membran die Flüssigkeit raus geht. Ich kann aber auch die Jacke auf machen. Dann ist gar keine Membran im Weg und die Flüssigkeit wird durch die Belüftung um Welten besser abgeführt.
Wenn ihr vorher schon geschwitzt habt, kühlt ihr zudem euren Körper sehr lokal (im Bereich des Reißverschluss) runter, während andere aufheizen (zum Beispiel unter den Achseln). Eure Temperaturregulierung kommt durcheinander und ihr schwitzt garantiert.
Von dem Effekt habe ich noch nie gehört oder gelesen. Dass der Körper so selektiv schwitzen kann, wäre mir völlig neu. Ich vermute, dass du dann durch die unterschiedliche Feuchtigkeit auf der Haut die Differenz zwischen (halbwegs) trocken (geöffnete Teile) und sehr feucht (eingeschlossene Teile wie Achseln) viel stärker wahr nimmst und deshalb meinst, du schwitzt dann regional stärker.
Heißt aber auch: Vielleicht wart ihr auf dem Weg nach oben doch zu warm gekleidet. Im Idealfall kommt ihr wirklich nahezu trocken oben an, und müsst dann nur etwas überziehen, um warm zu bleiben. Das schwitznasse Shirt lässt sich häufig durch rechtzeitiges Ausziehen vermeiden.
Ehrlich gesagt, da fühle ich mich verarscht. Das klingt für mich schon sehr nach "bist doch selber schuld, wenn die Klamotten nass werden". Da hilft auch
Aber klar ist auch: Jeder ist anders, der eine schwitzt mehr, die andere weniger.
nicht mehr. Ich könnte auch bei -10°C ohne Bekleidung starten, außer dass es mir viel zu kalt wäre würde ich genauso nass werden. Ja, es gibt Leute, die oben trocken ankommen. Aber es gibt halt auch die, die sich zwischendrin umziehen müssen, weil alles tropft und es kalt wird.
Das richtige Material an der richtigen Stelle – dafür gibt’s hier die kurze Zusammenfassung:
- Nylon Eine sehr belastbare Faser, schlecht isolierend und nimmt Feuchtigkeit auf.
- Polyester Etwas weniger belastbar als Nylon, nimmt nur sehr wenig Feuchtigkeit auf, gute Isolationsfähigkeit.
- Wolle und Merinowolle Nehmen viel Feuchtigkeit auf, sehr gute Isolation, angenehm wärmend auch im feuchten Zustand.
- Daune Die beste Isolation, aber feuchtigkeitsempfindlich und nicht so dampfdurchlässig wie Polyester.
- Baumwolle, Lyocell, Tencel Nehmen viel Feuchtigkeit auf, sind nicht sehr belastbar und schlechte Isolatoren.
Das mit der Feuchtigkeitsaufnahme passt - aber der Rest ist wieder so vereinfachend, dass es falsch ist. Die Faser ist kaum für die Isolation zuständig. Das über nimmt zum größten Teil die in dem Gewebe eingeschlossene Luft. Beispiele: Daune isoliert wegen dem niedrigen Gewicht in Verhältnis zur eingeschlossenen Luft. Alternativ könntest du Isolierplatten aus dem Baumarkt verwenden. Auch dort wird die Isolierung durch die eingeschlossene Luft (oder andere Gase) erzielt und nicht durch das Material. Die Platten sind halt nicht sehr kleidsam und deshalb zum Sport ungeeignet ... . Bei der Aufnahme der Feuchtigkeit musst du auch unterscheiden, was die Faser selbst aufnimmt und was im Gewebe aufgenommen wird. Und das Kältegefühl hängt bei nassen Klamotten auch von der Geschwindigkeit ab, mit der die Nässe wieder abgegeben wird. Das ist ja gerade der Unterschied von Wolle und Baumwolle. Beide nehmen Feuchtigkeit auf, aber Baumwolle gibt die Feuchtigkeit auch wieder schnell ab, was dann zu erhöhter Verdunstungskälte führt. Auch hier können Unterschiede der Wasseraufnahme (in der Faser oder im Gewebe) eine große Rolle spielen. Wenn die Flüssigkeit im Gewebe die Luft verdrängt, ist auch die Isolierung weg.