Hallo Leute,
ich habe hier auch ein bisschen mitgelesen und eine Theorie für eine neue Umsetztechnik entwickelt. Sie heißt
"pre twisted cornering technique"
Ausgangspunkt für alle Richtungswechsel ist, dass man sich irgendwie
abdrücken muss. actio = reactio. Es gibts also immer irgendeinen Hüftimpuls; sonst bleibt das Hinterrad am Boden. (Nur gute Dirtbiker können frei im Raum rumwirbeln ohne physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu unterliegen.)
Je nachdem, welchen Teil der Bewegung man dabei mehr betont, bekommt die Technik einen anderen Charakter.
1. Klassische Methode, wie in Beitrag #172 von Daniel Schäfer schön gezeigt: Man bleibt recht frontal und geht mit einem Hüftimpuls nach oben und dreht sich dabei ein, bzw Hüfte und Beine samt Hinterrad in die Richtung. Die
Drehung von Körper und Rad erfolgt also mit dem HR in der Luft. Dabei arbeitet man recht stark mit der VR-Bremse. Das gibt Probleme im steilen, lockeren Geläuf. Dazu kommt die Gefahr des "Überdrehens" und man kann rauskippen. Aber so fängt ziemlich jeder mit dem Umsetzen an.
2. Bisher weit verbreiteter Fortgeschrittenenmodus (schön zu sehen im Video von Eisbein #98): Man dreht vor dem Abheben des Hinterrades den Oberkörper schon etwas in die anvisierte Richtung. Besonders die äußere Schulter wird etwas eingedreht. Der Impuls nach oben kommt natürlich trotzdem aus der Hüfte. Da der Oberkörper schon ein wenig in die richtige Richtung zeigt, erfolgt in der Luft viel weniger Hüft- und Beindrehung als bei Variante 1. Ich würde sagen,
man bringt den Oberkörper einigermaßen in die richtige Richtung, springt dann ab und in die Richtung, wo man Füße und Bike hinhaben will. Das Bike ist aufrecht, ich neige es vor dem Hüftimpuls/Absprung ganz leicht in die Richtung, in die ich springen will, um mich abzudrücken. Also bei Rechtskurve bisschen nach links kippen lassen und dann rüber hopsen. Man lenkt weniger ein als bei Variante 1.
Mit etwas Übung klappt das auch mit leicht rollendem VR. Bremse braucht man trotzdem, aber ich denke nicht so sehr wie bei Variante 1, weil die Drehung nicht ausschließlich in der Luft auf dem gebremsten VR erfolgt.
Für mich funktioniert das gut und ich sah keinen Verbesserungsbedarf, bis ich dieses Thema gelesen habe. Wie Harald Philipp seine Richtungswechsel in atemberaubend schneller Abfolge runterwedelt, habe ich zwar nicht verstanden. Aber er macht das auch beruflich.
3. Variante: pre twisted cornering technique! Inspiriert von Marcs Fotos am Anfang.
Der Plan ist, den Körper komplett in die gewünschte Richtung zu drehen, bevor das Hinterrad den Boden verlässt. Damit erfolgt keine gefährliche Drehung (Überdrehen/Umkippen) mehr im Schwerpunkt, wenn das Hinterrad in der Luft ist. Man guckt samt Oberkörper schon in die Richtung wo man hin will, drückt sich nur kurz ab und zieht das Hinterrad nach.
Umsetzung:
Bike sehr schräg Richtung Kurve legen. Im Gegensatz zu Variante 1+2 lenkt man kaum ein. Den
Oberkörper, besonders äußere Schulter, so weit es geht schon in die Richtung drehen. Man steht etwas neben dem Rad.
Wenn man jetzt nach oben aufsteht (leichter Impuls, etwas frontlastig) und das Bike dabei aufrichtet, dreht das Heck unter dem Fahrer nach und zeigt anschließend auch in Richtung des Oberkörpers. Dazu
Impuls nach oben, und
Lenker waagerecht ziehen, also äußeres (oberes) Lenkerende runter- und inneres (tieferes) Lenkerende hochziehen. Dazu benötige ich keine/kaum VR-Bremse und kann Haken von knapp 90° schlagen. Wenn es weiter gehen soll, VR-Bremse ziehen und mit bisschen Absprung in die entsprechende Richtung (Variante 2 kombinieren).
Vorteil:
- Man hat kaum eine Drehbewegungen des Körperschwerpunktes in der Luft, die man wieder einfangen muss. Wenn man von der Pedale rutscht, steht man einfach und fliegt nicht zur Seite raus.
- Man benötigt wenig VR-Bremse und kommt somit auch sicher um Schotterkurven.
- Geht recht flüssig im Rollen.
- Das HR hat nur sehr wenig Höhe (Schwenkbewegung kommt zum guten Teil durch Aufrichten des schrägen Bikes)
Nachteil:
- Das HR setzt nicht so langsam und kontrolliert ab, wie es bei Balanceakten auf dem VR möglich ist. Ist eben eine dynamische Technik, um leichtere Spitzkehren flott zu fahren.
- Geringe Höhe des HR, wenn etwas im Weg ist.
- Man kommt damit keine 180° Kurven rum, ohne was von Variante 2 reinzumogeln.
- Wenn es richtig steil ist, wird es nicht mehr klappen, weil dann der Bewegungsspielraum eingeschränkt ist.
Ich habe meine Versuche bisher nur kurz und auf mäßigem Gefälle gemacht. Deshalb stelle ich es als "Theorie" vor.
Aber ich war überrascht, wie flüssig ich bei langsamer Fahrt hin- und hergekommen bin.
Ich denke, bei sehr steilen Kehren hat man lange Arme und hängt so weit hinten, dass man das Rad kaum noch in irgendeine Richtung kippen kann, ohne sich abzulegen. Wenn ich mal wieder an einem steilen Berg bin, probiere ich es aus.
Wer testet mit?