Ich bin der Tourvermassler und Zeigefingerheber aus der aufgeregten Story des users "pupsbaer" von Seite 2:
Ich verstehe vollkommen, dass man Frust empfindet, wenn einem gerade der Spaß abgedreht wird, ich teile auch das Bedürfnis, sich in der Natur kraftvoll fortbewegen zu wollen. Die Gelegenheiten, Dampf abzulassen, sind in unserer regelvollen Gesellschaft rar und es wird immer schwerer zu vermitteln, Leute davon abzuhalten, ohne Rücksicht auf die Allgemeinheit oder das Allgemeingut ihr Ding durchzuziehen; teilweise hat man das Gefühl, es herrsche ein verdeckter Kriegszustand, was auf die Dauer nicht gut sein kann.
Herr "pupsbaer" stellt mich in dem Beitrag allerdings als vollkommenen Idioten dar, er unterstellt, dass sich da ein Eigenbrötler nur an Schwächeren wie kleinen Kindern oder was er dafür hält [Die erste Überraschung für ihn kam, als wir unsere FF Helme abnahmen. Man sah, er hatte mit Jugendlichen gerechnet, nicht mit Erwachsenen...] abreagiert.
Besagte "Motte" ist, das für alle zur Erläuterung, eine ausgedehnte Burganlage aus dem Hochmittelalter, wie es sie am Niederrhein kein zweites Mal gibt. Sie ist unter Fachleuten bis in die Schweiz bekannt. Zusammen mit einem kleinen Naturgebiet voll gefährdeter Arten, zwei hübschen Seen und den Resten eines historischen Landsitzes hat man hier auf einem halben Quadratkilometer ein Kleinod, was seinesgleichen sucht; die Bürger dieser Gemeinde haben da ein Pfund, dessen Möglichkeiten sie noch gar nicht erkannt haben.
Wir leben in einer vergleichsweise abgewrackten und verprollten Grenzregion und die verbliebenen Naturgebiete und Kuriositäten sind ein noch beinahe unentdeckter Schatz. Als Gestalter und Ideenmensch habe ich gesehen, was woanders möglich ist und eine Vorstellung, was man machen könnte. Das setzt natürlich Aufklärungsarbeit voraus.
Ich weiß auch, dass der gereckte Zeigefinger nicht gut kommuniziert. Aber nachdem mir am Tag des Denkmals an der Motte eine holländische ATB Gruppe beinahe in den Infopavillon gefahren ist, hatte ich die Faxen dicke. Es steht eine Infotafel da, dass es sich um ein Denkmal handelt, noch dazu mit Lageplan.
Natürlich ist die Rolle, direkt als Büttel dazustehen etwas merkwürdig und ich habe den Bikern aus dem zitierten Beitrag auch gesagt, dass es mir unangenehm ist, ihren Spaß zu verderben, nur dass sie bitte nicht in dieser Denkmalzone fahren sollten. Die Abfahrten haben in einem Jahr durch die groben Profile der bikes deutlich an Masse verloren, teilweise bis zu 30cm, in der Breite ist schnell ein Kubikmeter historischer Wall weg. Ich habe dem Autor des Beitrages vorgeschlagen, es im Nachbartal zu versuchen, da gibt es einige steile Abfahrten, warum gerade hier...Persönlich fände ich die ungelöste Situation für die Bedürfnisse der Biker auch schlecht; ich würde mich deshalb für eine Art Downhillpark in der näheren Gegend einsetzen, es gibt genug Brachflächen, die sich dafür eigneten und weniger gefährdet seien. So weit, so gut. Weil die Kerle meinten, sorry, sie hätten ja keine Ahnung gehabt, dass dies ein Denkmal sei, habe ich noch gemeint, sie könnten gerne auf meiner website nachsehen; ich gäbe demnächst nochmal eine Vorführung an der Motte, da brächte ich auch immer ein paar Originalfunde mit. Als "ehrenamtlicher" Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege bin ich dazu übrigens durchaus befugt.
Was die selbstgestrickten Infoschilder betrifft, die ich tatsächlich an einige Bäume getackert habe, damit keiner sagen kann, er habe nicht gewusst, wo er sich da bewegt, so geschah dies mit Duldung von Forstamt und Bodendenkmalpflege; die Gemeinde hat dafür schlichtweg kein Geld. Der Förster steht natürlich auf dem Standpunkt, dass jeglichen Fahren oder Gehen abseits der Wanderwege unerlaubt und ggfs strafbar sei; für die Bodendenkmalpflege ist das Biken auf denkmalgeschützten Wällen landesweit ein leidiges Problem, aber Denkmäler haben selten eine Lobby...
Die quergelegten Äste waren allerdings dilletantisch; der Förster meinte, gegen Leute, die wider besseren Wissens da fahren würden, helfe nur, einen kleinen Stamm vor den Wall zu legen.
Der Einwand, bei den selbstgestrickten Hinweisschildern handele es sich ja gar nicht um offizielle Verbotsschilder, also brauche man sich auch garnicht an sie zu halten, ist scheinheilig; in der Fotogalerie des users "pupsbaer" findet sich eine Aufnahme, wo er auf einem bekannten und mit ganz offiziellen Verbotshinweisen versehenen Bretterweg durch ein besonderes Biotop im nahegelegenen niederländischen Nationalpark zu sehen ist. (Im Nationalpark gibt es ausgewiesene Bikerrouten): Wenn er und seine Kumpel trotz Aufklärung durch egal was oder wen (brauchen die immer einen Schupo oder was?) ein paar Wochen später wieder über Burgwälle gefahren sind, riskierten sie eine Anzeige. Der Typ ist -genauso wenig wie ich- nicht allein auf der Welt und etwas kleinkariert finde ich auch, wenn er in seinem Bericht meint, ich wäre schließlich nur ein Zugezogener [Heraus kam auch, das der Typ nur zugezogen war], und die machten sich überall breit. Breit vielleicht, aber ich kann wohl von Glück sagen, dass ich nicht noch eine andere Hautfarbe habe, oder?
Was das mit dem Verscheuchen von wehrlosen Kindern auf sich hat [Toller Hecht, kann kleine Kinder verjagen...], nun, ich habe wohl Kindergartenerzieher, die da gerne Waldtage veranstalten (da waren meine eigenen Kinder auch dabei) von den Umständen in Kenntnis gesetzt, wo die Kinder besser nicht buddeln oder rutschen sollten. Im vergangenen Jahr habe ich aber auch 3 "Lebendige-Geschichte" Vorführungen mit Kindern gegeben. Die fanden es toll. Ich kenne als Vater aber auch Situationen,
wo wir uns vor heranstürmenden Bikern im Wald nur mit einem Sprung zur Seite retten konnten.
So what, pupsbaer.