Hier wie Versprochen der Rennbericht....Wie sich gezeigt hat kann in 24 Stunden wirklcih alles passieren:
Am Wochenende stand für mich das letzte 24h Rennen für diese Saison auf dem Plan. Letztes Jahr bin schon schon in Wittenborn im 8er gestartet und mir hat die Strecke so gut gefallen, dass ich mir gedacht habe, warum eigentlich nicht Solo?!
Am späten Freitagnachmittag bin ich dann mit meinem Vater in Richtung Bad Segeberg aufgebrochen. Immerhin 450km Anfahrt hatten wir vor uns.
Kurz vor dem Ziel haben wir denn in einem Hotel eingecheckt und uns erstmal ausgeschlafen.
Noch schnell gefrühstückt und ab gings in Richtung Rennstrecke, wo wir erstmal unser Team begrüßten. In diesem Jahr waren wir noch mit einem 8er am Start, der den Titel vom letzten Jahr verteidigen sollte.
Nebenbei haben die sich dann noch rührend um mich gekümmert. An dieser Stelle vielen Dank schonmal dafür!
Materialmäßig hatte ich etwas aufgerüstet und nach langem Schrauben mein neues Carbon MTB mit Starrgabel dabei. Die Strecke hatte einen extrem großen Singletrailanteil, aber war ansonsten relativ glatt und so konnte ich mit der Starrgabel mal eben knapp ein Kilo sparen. Zum Einsatz kam ein 1Fach Antrieb mit einem 30er Kettenblatt.
Die Übersetzung hatte ich mir anhand der von meinem
Garmin gemessenen Daten vom Vorjahr berechnet und dann entsprechend gekettet. Mein anderes MTB mit Federgabel hatte ich trotzdem als „Ersatz“ und als Möglichkeit mal wechseln zu können, mit. Wer weiß, vielleicht würde der Kurs ja mit der Zeit ausgefahrener werden?
Dass mir trotz dieser Vorbereitungen schließlich etwas völlig anderes einen Strich durch die Rechnung machen sollte ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dann noch schnell einmal mit unserem 8er den knapp 3,5 km langen kurs abgefahren und ab ging es also zu Start. Im wesentlichen war alles beim alten geblieben nur ein paar kleine Änderungen gab es und diese ließen es zu mehrere Linien zu fahren. Ich fand es auf jedenfall super und stand mit einem guten Gefühl im Startblock.
Als es losging versuchte ich erstmal meinen Rhythmus zu finden und musste mich etwas
Bremsen.
Wir waren so gegen eins gestartet und es war doch für September erstaunlich warm. Ca. 1,5h nach dem Start folgt dann das was ich die nächsten Stunden nur für einen kleinen Zwischenfall halten sollte. In einer abfahrt war eine etwas langsamere Fahrerin vor mir, entsprechend langsam fuhr ich hinter ihr, da ich an der Stelle nicht überholen konnte. In diesem Moment fiel mir dann ein Hornissenschwarm auf durch den ich in die nächsten Sekunden relativ langsam fuhr. Irgendwo dort musste ein Nest sein. Ein relativ starker, stechender Schmerz in meinem verdammten Hintern folgte promt. Nach diesem Trail mündete die Strecke auf einem kleinen Wirtschaftsweg und ich machte mir eigentlich nur sorgen, ob ich durch den Stich noch gut sitzen können würde. Zum Glück hatten, die wie sich am Montag nach dem Rennen herausstellte vier Stiche, nicht direkt auf der „Sitzfläche“ befunden. Auf dem Wirtschaftsweg kamen mir dann schon die Veranstalter mit Absperrband entgegen. Kurz drauf, kam ich an meinem Vater und Patrick aus unserem 8er vorbei und schimpfte: „Mich hat ne Hornisse in den Ar*** gestochen!“ Da mussten wir alle noch ziemlich darüber lachen.
In der nächsten Runde sah ich schon, wie einige Helfer anfingen einen alternativen Streckenteil abzuflattern, um das Nest zu umgehen. Doch sie waren damit noch nicht fertig und ich musste nochmal an der Stelle mit den Hornissen vorbei. Diesmal war niemand vor mir und ich trat an wie ein bekloppter, um so schnell wie möglich an den Mistviechern vorbeizukommen. In der nächsten Runde bog die Strecke vor dem Teil mit den Viechern links ab, führte ein kleines Stück bergauf, um dann über eine Wiese letztendlich auf dem Wirtschaftsweg rauszukommen. Die Runde war dadurch etwas langsamer geworden.
So langsam bekam ich Kopfschmerzen. Erinnerungen an Rad am Ring 2013 keimten in mir auf. Da hatte ich auch die ersten sechs Stunden mit Kopfschmerzen zu kämpfen gehabt. Die waren aber irgendwann von selbst weggegangen und so machte ich mir keine großen Sorgen. Wird schon werden dachte ich mir. Den Jungs von unserem 8er, die mich ab und zu überholten teilte ich also mit, dass alles in Ordnung sei, dachte ich bis dahin zumindest. Mein Tempo war auch noch ganz in Ordnung.
Nach sechs Stunden kam dann der erste Planmäßige stopp. Während ich aß beschwerte ich mich über die Hitze, aber die anderen teilten mir mit, dass sie auch damit zu kämpfen hatten. Es war schon recht dunkel geworden und Zeit für Licht. Und ab gings wieder auf die Strecke. Kurz darauf kam der führende und Rekordhalter auf der Strecke an mir vorbei und teilte mir mit, dass mein direkter Konkurrend anscheindend nicht mehr auf dem Rad sitzt. „Du musst nur weiterfahren, dann kannst du Platz zwei machen!“ rief er mir zu. Irgendwie war mir immernoch warm und die Kopfschmerzen ließen auch nicht nach, aber das puschte mich dann doch.
Trotz der Dunkelheit fand ich es immernoch ziemlich warm. Als ich kurz angehalten hatte, um mal eben auszutreten hörte ich es weiter Weg donnern. „Ein kleiner Regenguss wäre jetzt nicht schlecht“ dachte ich mir.
Immernoch schob ich meinen Zustand auf das Schwülwarme Wetter zu Anfang des Rennens. Kurz darauf kreuzte ein Wildkaninchen anscheinend, von meinem Scheinwerfer aufgeschreckt, mehrmals im Zickzack die Strecke. Ich hatte schon schiss den kleinen Kerl zu treffen, aber schließlich verschwand er wieder in der Dunkelheit.
In der Wechselzone stand mein Vater schon mit einer neuen Flasche bereit, aber ich entschied mich kurz anzuhalten um eine Banane zu essen. Mein Vater teilte mir mit, dass meine nächsten drei Trinkflaschen bereit stehen würden und er sich etwas hinlegen wollte, bis zu meinem nächsten Stopp in etwa 3 Stunden. Ich berichtete ihm von meinen Kopfschmerzen, aber immernoch dachte ich, dass sie bald verschwinden sollten.
Was dann folgte war die Hölle. Natürlich verschwanden die Kopfschmerzen nicht und mir wurde immer wärmer. Ich fühlte mich wie bei einer starken Grippe. So schlecht hatte ich mich nach so einer kurzen Rennzeit noch nie gefühlt.
„Das sind doch bestimmt noch 30Grad“, dachte ich. So langsam dämmerte mir, dass irgendwas mit mir nicht stimmte. Mir war einfach total heiß und ich schüttete mir, während der Fahrt, etwas Wasser über den Kopf. Keine Besserung. Immernoch fuhr ich mit einem kurzen Trikot, den Reisverschluss fast komplett geöffnet.
Dass es nicht mehr allzu warm sein konnte, weil es ja schon Stockdunkel war, ließ mich zunehmend unsicherer werden und mir fiel der Temperaturmesser von meinem
Garmin ein.
Also mal kurz auf das Display getippt. Was da auf der Anzeige stand konnte ich kaum glauben. 13,5 Grad zeigte das Display an. Nochmal geschaut, kein Zweifel. Jetzt kam mir der Hornissenstich wieder in den Sinn, mein Körper reagierte anscheinend allergisch auf den Stich.
In der aktuellen Runde verschlechterte sich mein Zustand noch mehr. Kurz darauf überholte mich Nils aus unserem Achter und er fragte mich, wie es mir geht. „Ich hab Kopfschmerzen und mir ist total heiß!“, gab ich zurück. Nils erklärte mir, dass er es weiter geben wollte und ich sagte zu ihm, dass ich nun gleich ins Fahrerlager kommen würde. An weiterfahren war in diesem Moment kaum noch zu denken.
Auf Platz drei liegend musste ich schon um ca. 22Uhr vom Rad.
Im Fahrerlager angekommen fiel ich in einen Campingstuhl. Noch immer saß ich mit kurzem, offenen Trikot da.
Mein Vater, Niko, unsere Betreuerin und zwei aus unserem 8er standen um mich herum. Irgendwer fragte mich ob ich nicht mal was anziehen wolle, aber ich hatte das gefühlt in einer Sauna zu sitzen. Mein Vater fühlte meine Temperatur, Fieber hatte ich anscheinend nicht. Erstmal trank ich einen Schluck Cola. Essen wollte und konnte ich jetzt nichts. Es fiel mir schwer, aber die einzig richtige Entscheidung war sich hinzulegen. Eine weitere Runde hätte ich nicht mehr geschafft.
Schlafen konnte ich erstmal nicht und lag einfach nur so auf meiner Luftmatratze. Als es wieder Hell wurde, hatte sich mein Zustand wieder verbessert, aber das Rennen war natürlich gelaufen. Erstmal musste ich etwas Frühstücken. Wirklich motiviert weiterzufahren war ich nicht. Der Podestplatz war nicht mehr erreichbar.
Dann entscheid ich mich doch zum Spaß noch loszurollen. Da die Strecke nun bestimmt ausgefahrener war, fie meine Wahl auf das Bike mit Federgabel... Gute fünf Stunden sollte das Rennen noch laufen. In der ersten Stunde war ich immernoch nicht wirklich fit, aber fühlte mich halbwegs ok.
Zwischendurch hielt ich in der Wechselzone an und aß ein paar Kekse. Wieder einige Zeit später hielt ich bei Niko, die gerade an der Strecke Photos machte und feuerte andere Fahrer an. Auf welcher Platzierung ich landen würde war mir nun völlig egal, das Podium war Lichtjahre entfernt, da ich ja 9Stunden flachgelgen hatte.
In der Wechselzone tauschte ich grade meine Flasche und Christian, unser Teamkapitän, stand dort und wartete darauf auf die Strecke geschickt zu werden. „Willste ne Runde mitfahrn?“, fragte er mich. Warum nicht?!, dachte ich mir und so wartete ich bis Christian abgelöst wurde. Die schnellste Runde jetzt noch zu fahren, war kaum noch möglich, da die Strecke durch die Änderung ja länger und langsamer geworden war, aber es war zumindest eine Chance wenigstens in irgendeiner Ergenisliste etwas weiter vorne aufzutauschen.
Christian wollte die erste Runde nicht ganz so schnell fahren und ich konnte gut mitziehen. Kurz vor der nächsten Runde, nahm ich dann den Kopf unter den Lenker. Puls 180. Ich hatte mich anscheinend wieder berappelt. Schließlich bleib die Uhr bei 9:10 für die knapp 3,5km stehen.
Die letzten Runden drehte ich rein aus Spaß an der freude, leistete zwischendurch noch etwas Pannenhilfe und hielt ab und zu an der Wechselzone um zu quatschen oder einen Kaffee zu trinken. Schließlich kam ich mit insgesamt 62 Runden ins Ziel…
An dieser Stelle noch ein ganz herzliches Dankeschön fürs Verpflegen an meinen Vater, Niko für die tollen Photos und an das gesamte Team2Beat, die auch dieses Jahr überigens wieder den Gesamtsieg holen könnten!