Madddas verrückte Welt auf zwei Rädern...

Wieder ein ausführlicher und gut zu lesender Bericht. :daumen:
...muss wohl am Kettenöl liegen das ihr immer gewinnt, erklärt vielleicht auch den Sexualunterricht. :D
Bei dem Wetter und mit so einer guten Truppe machen solche Wettkämpfe Spaß.
Weiter so!

Viele Grüße auch von meiner Frau, sie liest deine Berichte auch sehr gern.
 
Super Bericht. Jeder der 24h Rennen persönlich kennt, kann sich sehr gut in Dich hineinfühlen.

Der HF-Einbruch ist krass!
Super Bericht.:daumen::daumen:
War eine tolle Stimmung bei euch im Lager.
Super Team:daumen::daumen:
Wieder ein ausführlicher und gut zu lesender Bericht. :daumen:
...muss wohl am Kettenöl liegen das ihr immer gewinnt, erklärt vielleicht auch den Sexualunterricht. :D
Bei dem Wetter und mit so einer guten Truppe machen solche Wettkämpfe Spaß.
Weiter so!

Viele Grüße auch von meiner Frau, sie liest deine Berichte auch sehr gern.
Danke euch!!!
Freut mich richtig, dass der Bericht gefällt! Neben Studium und Rennsport ist so ein Rennbericht immer viel Arbeit und man freut sich dann umso mehr, wenn das wertgeschätzt wird:bier:
@Comfortbiker Schöne Grüße zurück!!!

Ja das ist schon ne geile Truppe und oft haben die Betreuer mehr Spaß als die Fahrer selbst:D
 
alles schön und gut mit den berichten, aber ich vermisse etwas!




WAS IST MIT HERBERT?
Dem gehts super! Wobei er aus unerklärlichen Gründen momentan ein Faible für Weihnachtstassen hat:confused:
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Eine Langstrecke ist und bleibt eine Wundertüte. In vier oder fünf Stunden kann so einiges passieren. Und das tut es auch. Immer. Das Problem an der ganzen Sache ist aber, dass ein Rennen nahezu perfekt laufen muss, damit man eine Chance auf ein Podium hat. Ausgeschrieben waren 95km und 2320 hm beim Marathon am Rursee.
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Kurz nachdem ich im Startblock noch eine Banane gegessen und mit meinem Vater, der zum Betreuen mitgekommen war, gequatscht hatte, fing es an zu schütten.
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Wie immer … wenn es für mich auf die Langstrecke geht, schüttet es.
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Der Start lief trotz vieler Kurven sehr ruhig und ich fand mich nach den ersten Kilometern schon sehr weit vorne in einer gut laufenden drei Mann starken Gruppe wieder. Nach 45 Minuten hörte der Regen zum Glück auf, genau passend zu meinem ersten Riegel. Wir wechselten uns mit der Führungsarbeit ab, jedoch kam es hin und wieder zu Unsicherheiten bei uns und anderen Fahrern. Man hatte es bei der Markierung der Strecke wohl nicht ganz so genau genommen.
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Mit etwas Gripsanstrengung gelang es uns aber auf dem Kurs zu bleiben. An einem der ersten Anstiege entschloss ich mich etwas auf die Tube zu drücken. Ich wollte mal antesteten wie meine Mitstreiter mitgehen konnten. Ich riss eine kleine Lücke, die die Jungs dann auf dem nächsten flacheren Stück wieder zu fuhren.

Bei Kilometer 60 dann der Gau. Plötzlich hing mein Fuß in der Luft und der Kurbelarm am Schuh. Irgendwie hatte sich die Kurbelschraube gelockert. Ein Dichtring vom Innenlager ging eine Beziehung mit unzähligen Schmutzpartikeln ein und blieb unauffindbar.
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Unter Fluchen schraubte ich die Kurbel wieder fest. Nach 30 Sekunden ging es weiter. Meine Gruppe war weg und meine Kurbel hatte nun mangels Dichtring ordentlich spiel.
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Notiz an mich selbst: Unbedingt patentieren lassen: Anpassbare Kettenlinie während der Fahrt. Wut im Bauch sei Dank ging es mit gutem Druck weiter. Bei Kilometer 80 holte ich einen Fahrer meiner ursprünglichen Gruppe wieder ein. Er teilte mir mit, dass bei ihm der Ofen aus sei und ließ mich ziehen.
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Mittlerweile hatte sich meine Blase zu Wort gemeldet. Kein Wunder saß ich schon knapp vier Stunden auf dem Bock. Der Druck wurde unerträglich. Ich zwang mich dazu dem inneren Schweinehund nicht Tribut zu zollen und anzuhalten. Es war eine Höllenqual, doch von Zuschauern am Rand wusste ich, dass ich irgendwo in den Top 20 liegen müsste. Ein Podium in der AK war also drin. Natürlich waren es dann auch noch laut Garmin knapp drei Kilometer mehr als ausgeschrieben. Also weiterquälen. Auf den letzten Metern wurde dann leider noch ein direkter Konkurrent von einem Teamkollegen an mich herangefahren und ich war nach 37 Kilometern alleine im Wind schlichtweg machtlos. Für Platz drei reichte es dann doch noch und ich war überglücklich. Insgesamt war es eine verdammt knappe Kiste. Nach 97,8 km und 2320 hm lagen zwischen dem Ersten und dem Vierten der AK Herren ganze 6:08.
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Das war glaube ich auch das erste Rennen, bei dem ich ungebremst durchs Ziel gebrettert bin, meinem Vater das Rad im Lauf in die Hände warf und in den Toilettenwagen hechtete. Im Zielbereich sorgte das natürlich erstmal für Verwunderung, dann für ein überschwängliches Amüsement.

An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an meinen Vater, der abends meine Sachen auspackte und mein Rad putzte, denn ich musste noch etwas für die FH fertigmachen.

Auf dem Rückweg galt es für mich dann zu überlegen, wie ich die nächsten fünf Tage am besten nutzen sollte. Am Samstag stand nämlich schon die Mittelstrecke in Saalhausen an. In die Verlegenheit eine Langstrecke zu melden kam ich jedoch zum Glück erst gar nicht. Es war nur eine Kurz- und eine Mittelstrecke ausgeschrieben. Es galt also nicht zu wenig zu machen und den Körper in einen Ruhemodus fahren zu lassen und es natürlich nicht zu übertreiben.

Zwei Prüfungen an der FH – mit meinen traditionell aufregungsbedingten Magenproblemen - und fünf Tage später sollte es dann also nach Saalhausen gehen. Am Morgen schüttete es natürlich. Meine Hoffnung auf ein trockenes Rennen löste sich also schon beim Frühstück in Rauch auf.
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Dank grandios kurzer Anreise von nur 39 Kilometern, war ich extrem früh am Start.
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Nur circa 200 Fahrer sollten ins Rennen gehen. Das lag wohl an anderen parallel stattfindenden Rennen, an der Tour die an dem Wochenende in Düsseldorf starten sollte und an dem lausigen Wetter. Alle die schon so früh da waren vertrieben sich ihre Zeit mit Kaffeetrinken im Vereinsheim.
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So richtige Rennstimmung wollte noch nicht aufkommen. Es regnete noch immer Bindfäden.
Es half alles nix. Ich musste meinen Hintern zurück Richtung Auto bewegen und mich fertigmachen.
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Halbwegs warmgefahren - sofern das im Regen eben möglich war - ging es in den Startblock. Es hörte sogar für ein paar Minuten auf. Der Start weckte dann Erinnerung an die Marathon DM, die hier letztes Jahr ausgetragen wurde. Das Peloton wurde fast sofort in einen langen und ebenso steilen Straßenanstieg geführt. Verzweifelt versuchte ich Anschluss an die Spitze zu halten. Schon vom Start weg wurde typisch für eine Mittelstrecke ziemlich am Hahn gedreht. Für einen Langstreckler wie mich war das nicht unbedingt die Paradedisziplin … noch dazu, wenn man fünf Tage zuvor irgendwo in der Eifel gut viereinhalb Stunden lang durch den Matsch gekachelt war. Nach dem ersten Anstieg ging es bergab und noch einem durch den Zielbereich. Ich kämpfte mit leichten Konzentrationsschwierigkeiten.

Dann sollte der zweite Anstieg kommen und ich konnte endlich zu einer Gruppe um Andreas Kramer vom Team Radwerk Upland aufschließen. Kurz darauf bogen die Kurzstreckler aus unserer Gruppe in Richtung Ziel ab und wir waren nur noch zu dritt. Nach dem zweiten langen Anstieg ging es in ein lehrbuchmäßiges Sägezahnprofil. An einem besonders steilen Stück musste ich kurz vom Rad und den Rest des Anstiegs laufen. Auf den folgenden etwas technischeren Passagen hatte ich wieder mit Konzentrationsproblemen zu kämpfen. Der richtige „Drive“ wollte sich nicht einstellen, wenigstens funktionierten die Beine mittlerweile. Ein Sponser Aktivator sollte es richten. Doch Andreas und mein anderer Mitstreiter waren einfach besser. So war ich nun auf mich allein gestellt. Ich allein gegen die immer schlimmer werdende Matschepampe von Saalhausen. 40 vor dem Ziel wanderte meine ohnehin schon arg zerkratzte Oakley Marke Tourdefranceangeberedition in die Rückentasche. Endlich kam dann doch noch die Konzentration und der Druck auf dem Pedal wurde auch besser. Das war natürlich für eine Mittelstrecke zu spät.

Im Ziel tönte es dann durch die Lautsprecher: „Und mit der Nummer 520 Philipp Mader Gesamtplatz 15 und Altersklasse Elite Platz 5.“ Damit hatte ich nicht gerechnet. So schlecht schien ich wohl doch nicht durch die Berge geeiert zu sein, die das Vereinsheim säumten. Immerhin hatte es für das „kleine Podium“ gereicht.
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An dieser Stelle noch Glückwunsch an Andreas, der in seiner AK Rang zwei belegte!
Und was macht man nach so einem Tag? Richtig essen beim Mongolen und Tour de France schauen.
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Nun geht es in die wohlverdiente Wettkampfpause, bevor dann am 29/30.7 die 24h am Ring anstehen. Wie jedes Jahr: MTB und Solo…

Ein riesen Dankeschön geht natürlich an meine Eltern und an: https://www.facebook.com/sponsersportfood/ https://www.facebook.com/mytinysun.home/ https://www.facebook.com/bioracerbelgium/ https://www.facebook.com/kettenwixe/
 
Sehr aufregend was Du da durchmachst! Kurbelarm ... :eek:
Ja war schon spannend!:D

Das mit dem Kurbelarm war natürlich Pech. Wenn man so viele Schlammrennen in einer Saison hat werden die Räder halt öfter zerlegt und gewartet. Da war dann wohl kaum noch Schraubensicherung über. Am Alfsee kam viel Gerappel über die Wiesenstücke dazu. Da hat sich von einem Teamkollegen auch die Kurbel gelockert. Naja Schei** passiert. Iwann is immer das erste Mal. Sowas passiert auch grundsätzlich nur im Rennen:rolleyes:
 
Kannst Du mir mal das genaue Rezept für das Frühstück vor Saalhausen geben?

Sehe ich da Apfel, Haferflocken, Heißes Wasser?
Was fehlt noch? Würde das gerne probieren, sieht lecker aus :)
 
Danke, werde ich mal ausprobieren.
Klingt sehr gut.

Heute Morgen habe ich Deine Nachrichtig noch nicht gelesen und "nur" die Haferflocken mit kochendem Wasser übergossen, dann einen Apfel rein geschnitten, Zimt und 1 TL Zucker drüber.

War auch sehr lecker und hat gut satt gehalten!
 
grobe haferflocken min. 2 h mit ordentlich milch in den kühlschrank stellen, anschließend ne richtig reife banane, blaubeeren, mandeln oder wallnüsse dazu. eventuell noch etwas iso-whey mit geschmack.

oder das ganze mit wasser, dann aber die banane und whey schon am anfang mit rein, damit es richtig durchzieht.

wichtig ist bei mir, dass es richtig matschig ist. haferflocken mit zu wenig wasser, sodass man fast knetmasse hat, vertrage ich gar nicht.
zucker kommt da gar nicht drüber.

wobei ich mich aber nicht scheue haferflocken mit wasser oder milch ohne irgendwas dazu zu essen. weiss gar nicht was manche leute haben, so schlecht schmeckt das auch nicht.
 
grobe haferflocken min. 2 h mit ordentlich milch in den kühlschrank stellen, anschließend ne richtig reife banane, blaubeeren, mandeln oder wallnüsse dazu. eventuell noch etwas iso-whey mit geschmack.

oder das ganze mit wasser, dann aber die banane und whey schon am anfang mit rein, damit es richtig durchzieht.

wichtig ist bei mir, dass es richtig matschig ist. haferflocken mit zu wenig wasser, sodass man fast knetmasse hat, vertrage ich gar nicht.
zucker kommt da gar nicht drüber.

wobei ich mich aber nicht scheue haferflocken mit wasser oder milch ohne irgendwas dazu zu essen. weiss gar nicht was manche leute haben, so schlecht schmeckt das auch nicht.

Haferflocken mit heißem Wasser esse ich oft auf der Arbeit zum Entsetzen meiner Kollegen :D
Bei mir müssen es ber die feinen, gebrochenen sein.
Haferflocken ohne alles sind geil :)

@maddda
Das mit dem Zimt war mir nicht bewusst.
Danke, hab mich da gestern mal eingelesen.
 
24 Stunden am Ring. Das ist und bleibt mein Lieblingsrennen. Es gibt kaum eine Sache, über die ich jeden Tag nachdenke. Diese Quälerei gehört aber dazu. Der Plan war ähnlich wie letztes Jahr. Wieder würde ich bei den Solostartern auf die MTB Strecke gehen und wieder würde mich unser 8er versorgen. Das Ziel war vorrangig meinen eigenen Rekord von 45 Runden zu schlagen und in meiner Altersklasse vorne mitzufahren.

Radsportler sind ja immer ein etwas abergläubisches Völkchen und so machte ich mir auch Gedanken über meine Statistiken. Als ich meine Altersklasse vorletztes Jahr gewonnen hatte, war ich Anfang Juli krank. Auch das passierte dieses Jahr wieder. Nach dem letzten Marathon vor der Sommerpause fing ich mir einen Magen-Darm-Virus ein. Also schon mal ein gutes Omen. Auch war ich, wie vor zwei Jahren bei der Tour de France zuschauen. Zweites gutes Omen. Naja um die Sache „perfekt“ zu machen hätte das Wetter wie in allen ungeraden Jahren am Ring schlecht sein müssen. Der Wetterbericht sagte jedoch gutes Wetter voraus. Gut immerhin zwei von drei Treffern und das gute Wetter versprach gute Streckenbedingungen, um mich selbst zu schlagen.

An meiner Taktik änderte ich im Vergleich zu den Vorjahren nur wenig. Alles war durchgeplant. Unser 8 er Rennradteam hatte sich wieder bereiterklärt mich zu betreuen. 24 h als Solofahrer zu bestreiten ist und bleibt ein Teamsport, auch wenn nur immer der gleiche Kadaver auf dem Kohlfaserhaufen hockt.

Die Mengen an Essen und Getränken waren wie jedes Jahr auf einem Plan notiert … das gleiche galt für die Pausenzeiten und so weiter und sofort. Sobald der Startschuss fallen sollte, mussten wir den Plan nur noch „abarbeiten“.

Am Samstagmorgen war eigentlich alles perfekt. Alle hatten eine Bombenlaune, das Material war in Topzustand und ich hatte gut geschlafen.
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Meine Aufregung war viel schlimmer als in den letzten Jahren. Kurzum: Alle hatten alle Hände voll zu tun mich zu beruhigen. Die letzten Jahre hatte ich eigentlich alles in dieses Rennen gesteckt. Sowohl was meine freie Zeit, als auch mein kleines Studentenbudget angeht. Da war die Aufregung eigentlich kein Wunder.
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Die legte sich dann aber zum Glück nach dem Startschuss. Die ersten Runden liefen wirklich gut und ich lag etwas unter den Rundenzeiten vom Vorjahr.
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Nach guten drei Stunden im Rennen wurde es langsam drückend. Das war nicht wirklich mein favorisiertes Klima … Ich lief schlichtweg aus. Zum Glück war es gegen kurz vor sieben Zeit für den ersten Boxenstopp. Immerhin standen schon 127 km und 2555 hm auf der Uhr. Mit einer ordentlichen Portion Nudeln gefüttert und neuen Sponser Riegeln in der Rückentasche ging es dann weiter.
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Langsam setzte die Dämmerung ein und die Strecke wurde merklich leerer.
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Foto by Niko
Es war an der Zeit die Beleuchtung einzuschalten. Ich konnte die Abfahrten genießen und auf dem Pedal war ordentlich Zug.
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Dann war es mal wieder Zeit für eine meiner Kaffeepausen. Die werden selbstverständlich während der Fahrt durchgezogen. In der Anfahrt auf den Tiergarten und auf der Start-/Zielgeraden ist immer genug Zeit für einen Activator mit Kaffeegeschmack und einen Creamy Caramel Riegel.
Es ist immer wieder unglaublich, wie solche Kleinigkeiten die Stimmung aufrechterhalten. Die folgenden Runden verliefen genau nach Plan. Um mich etwas frischer zu fühlen kaute ich zwischendurch das ein oder andere Kaugummi. Logistisch ist das mit dem Zähneputzen auf dem Rad dann doch etwas komplex.
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Der größte Boxenstopp war dann für ca. 00:30 anberaumt. Ich kam an die Box und das Team werkelte wie bei der Formel 1. Ich wechselte schnell die Hose und verleibte mir dann Haferflocken mit Banane und Wheyprotein ein. Mein Vater wechselte den Akku von meiner Lampe, ölte die Kette und checkte den Reifendruck, während Christian die Griffweite der Bremse etwas nachstellte. Niko war unterdessen damit beschäftigt, meine Startnummer an einem neuen Trikot zu befestigen und die Rückentaschen wieder mit Nachschub aufzufüllen. Mampfend behauptete ich: „Ich lieg glaub ich ganz gut…müsste auf Rekordkurs sein…“
Das führte bei allen zu einem leichten Grinsen. Wie immer war die Ansage gewesen mir keine Platzierungen zu sagen, damit ich mich nicht verrückt machte und womöglich überdrehte.
Sprich alle, die das Rennen verfolgten wussten, dass ich schon seit 22 Uhr meine Altersklasse wohl sicher gewonnen hatte…nur ich wusste von nix. Wie auch immer… gut aufgetankt ging es dann in die Friedhofsschicht.
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Jetzt war es nicht nur ziemlich, sondern eher verdammt leer auf der Strecke und so langsam meldete sich mein Magen… Langsam aber sicher begann der Gute Probleme zu machen. Ich brauchte irgendetwas Salziges… am besten ohne Zucker. Ich hielt in den nächsten zwei Runden jeweils kurz an der Verpflegungsstelle und stopfte mir die Rückentaschen voll mit Salzbrotsticks (heißen die so?). Das behob mein Problem ziemlich gut. Kurzerhand wurde der Plan für das Frühstück, dass für gegen halb sieben angedacht war von Haferflocken, Banane und Wheyprotein auf Vollkornnudeln mit Bolognesesauce umgestellt. Das schien mir für meinen Magen in der Situation etwas besser.

Mit verhältnismäßig gutem Druck auf dem Pedal ging es dann um kurz vor 7 an die Box. An dieser Stelle geht ein ganz GROßES Dankeschön an Christian, der den Stint von meinem Vater im 8er kurzerhand übernahm, damit er mich versorgen konnte. Er ging dann kurz danach auf seine Runde.
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Ich kann es gar nicht oft genug sagen. Das ist ein Teamsport! Jetzt war es Zeit sich nach der Platzierung zu erkundigen. Noch lag ich auf Rang vier in der Gesamtwertung, erst jetzt erfuhr ich von dem Sieg in der Altersklasse. Jetzt hieß es durchhalten. In der Gesamtwertung waren die Abstände kleiner als eine Runde und das Rennen sollte noch fünf Stunden gehen. Das Garmin wurde wieder gewechselt, weil der Akku leider bei den Dingern keine 24 Stunden hält. Mit 332,8 km und 6890 hm auf der Uhr ging es in die letzten Rennstunden, die sich als ein absoluter Krimi herausstellen sollten.
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Eine Runde nach der Pause lag ich plötzlich auf Rang 3 in der Gesamtwertung. Genau in dem Moment bekam ich massive Probleme. Meine linke Wade begann bei jedem Tritt zu krampfen. Ich konnte dem Muskel von oben beim Zumachen zuschauen.
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Mit richtig Druck weiterfahren ging nicht und ich verlor jede Runde etwas Zeit. Dirk vom Team Northwave erkundigte sich bei mir und versuchte mich etwas aufzumuntern. Er bot mir sogar etwas Cola an!
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Er war ebenfalls als Einzelfahrer unterwegs, aber in dem Moment deutlich schneller als ich. Ich ließ ihn ziehen und betete, dass die Krämpfe verschwinden würden. Ich kam mir vor wie ein Hase, den man gefesselt und mit Steaks behangen in ein Löwengehege geworfen hatte. Reagieren war nicht möglich… ich schlich nur so dahin und wartete eigentlich nur darauf, dass ich vom Viertplatzierten überholt werden würde. Auf der Start-Zielgeraden kommentierte Holger, dem wir diese tolle Veranstaltung zu verdanken haben, und er merkte, dass ich amtliche Probleme hatte: „Komm Philipp, jetzt nicht aufgeben!“, schallte es durch die Lautsprecher. Meine Mutter war inzwischen auch an der Strecke um mich zu unterstützen. Auch Muschi, den hier wohl ALLE kennen, stand in paar Meter weiter einfach mitten auf der Strecke und feuerte mich an! Das alles half extrem.
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Bei der nächsten Flaschenübergabe brüllte mein Vater mir förmlich zu: „20 min Vorsprung…gleichbleibend!“ Das konnte ich erst nicht richtig glauben.. Genau in diesem Moment erholte sich meine Wade etwas, und ich konnte wieder richtig Druck aufs Pedal bringen. Ab jetzt hieß es nur noch drücken. In die Flaschen wurde nur noch Cola gefüllt und ich spürte meinen eigenen Körper nicht mehr. Ich wollte jetzt den Sack zumachen und es nicht auf eine Entscheidung in der letzten Runde ankommen lassen. Ich hoffte, dass das Rad die letzten Kilometer noch ohne Defekt durchhalten würde.
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Mein Vater hatte mir die Startnummer vom Viertplatzierten mitgeteilt und kurz nach Ausfahrt von Trail Nummer zwei konnte ich ihn überrunden. Eigentlich hätte ich jetzt rausnehmen können, aber irgendwie knallte ich weiter und fuhr die letzten vier Runden genau so schnell wie die ersten Runden. Dann kam der Zieleinlauf. Ich war so grau, konnte nicht mehr denken und hatte so eine Angst, dass mich noch irgendjemand irgendwie hätte überholen können, dass ich immer noch wie von einer Tarantel gestochen über die Zielgerade knallte, meinem Vater in die Arme fiel und nur noch am Schreien war… und er am heulen… Die erste Frage von mir war dann, ob wir wohl zusammen ein Eis essen gehen könnten.
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Foto by Niko
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Ich war einfach überglücklich. Es hatte alles perfekt geklappt und die ganze Mühe hatte sich am Ende gelohnt und ich hätte nie damit gerechnet mit 24 eine Chance zu haben auf das Overallpodium zu fahren, das eigentlich der Masters 1 und 2 Kategorie vorbehalten bleibt. Kurzum: Es ist ein ganz großer Traum in Erfüllung gegangen. Es hat ja auch bis dahin nur sechs Soloteilnahmen am Ring gedauert…
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Für die Datenliebhaber unter euch habe ich noch einige Sachen ausgewertet.

Offizielle Rennzeit: 23:25 (kommt durch die Startblöcke usw zustande)

Zeit im Stand: 36min

Distanz: 420 km

Höhenmeter: ca. 8500

Gefüllte Flaschen: 46 a ca 300ml

Pausen in Runde: 15; 27; 38 (Die Rundenzeiten könnt ihr euch hier anschauen: http://radamring.r.mikatiming.de/20...h[age_class]=%&search[sex]=M&search_event=M4E, wenn ihr mögt…alles Weitere findet ihr auch auf Strava https://www.strava.com/athletes/6828480)

Materialmäßig war dann auch ein kleiner Service fällig.
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An dieser Stelle geht ein RIESEN DANKESCHÖN an meine Eltern, an den Rennrad 8er „Die Acht“ und an ALLE die mich sowohl Online als auch am Ring angefeuert haben. Ohne euch wäre das nie möglich gewesen! Ganz herzlich bedanken möchte ich mich außerdem bei MyTinySun für die optimale Beleuchtung, bei Sponser Sportfood für die beste Versorgung für Leib und Seele und bei Holger und seinem Team, die jedes Jahr diese Wahnsinssveranstaltung auf die Beine stellen!!!

Für mich geht es am Samstag und Sonntag dann zu den 24h von Duisburg. Da spiele ich dann mal Betreuer und hoffe, dass unsere Fahrer ganz vorne landen! Vielleicht sieht man sich ja!
 
Ein geiler Bericht Philipp und auch noch einmal auf diesem Wege: Meinen verdienten Glückwunsch! Saustarke Leistung von dir und dem Team drumherum.
Ich komme bei deinen Berichten immer wieder ins Grübeln, ob ich mich nicht auch einmal auf 24h als Solofahrer einlassen sollte :)
 
Danke für den neuen Bericht! Man kann sich sehr gut in Deinen Rennverlauf und die Spannung hinein versetzen.
Ich kann meinem Vorredner nur beipflichten, dass ich auch Lust bekomme, mich da mal durch zu quälen. (Was ich vermutlich nie machen werde...)
Toll, dass so viel Unterstützung von allen Seiten kommt.
 
Einfach toller Bericht!!!!!
Es war toll dabei gewesen zu sein.
Was motiviert, wenn man nachts um 2 verschlafen und übermüded an der Strecke steht, um ihm die Flasche zu reichen:

Da kommt er angeradelt, schon mehr als 13 Stunden im Sattel und brüllt: Wir haben den geilsten Sport der Welt!!!!
 
Ein geiler Bericht Philipp und auch noch einmal auf diesem Wege: Meinen verdienten Glückwunsch! Saustarke Leistung von dir und dem Team drumherum.
Ich komme bei deinen Berichten immer wieder ins Grübeln, ob ich mich nicht auch einmal auf 24h als Solofahrer einlassen sollte :)
Danke für den neuen Bericht! Man kann sich sehr gut in Deinen Rennverlauf und die Spannung hinein versetzen.
Ich kann meinem Vorredner nur beipflichten, dass ich auch Lust bekomme, mich da mal durch zu quälen. (Was ich vermutlich nie machen werde...)
Toll, dass so viel Unterstützung von allen Seiten kommt.
Einfach toller Bericht!!!!!
Es war toll dabei gewesen zu sein.
Was motiviert, wenn man nachts um 2 verschlafen und übermüded an der Strecke steht, um ihm die Flasche zu reichen:

Da kommt er angeradelt, schon mehr als 13 Stunden im Sattel und brüllt: Wir haben den geilsten Sport der Welt!!!!
Danke euch!!! Das freut mich riesig!@zweikreise ohne dich wäre das nicht möglich gewesen! @NHKoss @maui400 einfach mal machen! Es lohnt sich! Macht aber süchtig!

Interessante Bremskombi übrigens ;).
Hatte an einer von meinen MT6 nen Defekt und als ich mir Ersatz besorgt hab dachte ich ich Probier mal ne MT5 am VR. Hat runter am Ring einiges gebracht:daumen:
 
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