09.07. 13:30 Ganda La, 4980m
Neuer Tag, neues Glück: Es hilft ja nix, die Abfahrt nach Süden sah mir gestern einfach zu gut aus. Dann also gleich nochmal rauf auf den Ganda La: wenn schon ausprobieren, dann richtig. Heute hab ich dazu einen Mitstreiter aus Australien, Beachboy Charlie ist bei dem Experiment gerne mit dabei. Was uns allerdings beim zweiten Versuch fehlt, sind die Pferde. Trotz einigen Versuchen am Teezelt bei Rumbak, lassen sich keine vierbeinigen Tragehilfe auftreiben. Eine Karawane ist zwar auf dem Weg nach oben, aber der Chefcowboy zeigt wenig Interesse an ein paar zusätzlichen Rupies. Allerdings waren die Tierchen auch allesamt beladen bis Oberkante Unterkiefer, da ging wohl einfach nix mehr drauf. Vielleicht hatte ich gestern nur Glück mit der leeren Truppe. In der Trekkingsaison sind die Viecherl eigentlich ständig mit Wanderern beschäftigt und demzufolge "ausgebucht". Aber manchmal gehen sie halt nach einem Trek auch wieder leer zurück um die nächste Gruppe in einem anderen Tal zu holen, dann kann man als spontan auftauchender Schlaffradler zuschlagen. Heute halt nicht.
Lange können wir uns mit der Pferdesuche auch nicht aufhalten, der Ganda-La-Südkringel wird als Tagestour zeitlich gesehen ein ziemliches Brett. Also strampeln wir wohl oder über selber auf den Berg. Ist ja auch mal schön, so im roten Vormittagslicht mit wolkigen Schattenmustern auf den Bergen.
Über das wackelige Spaßbrückerl kann man übrigens NICHT fahren... wir wenigstens nicht. Schon das langsame drüberbalancieren ist durchaus anspruchsvoll, aber machbar. Hatte mein Smartphone dabei übrigens gut eingepackt... bin ja lernfähig... manchmal wenigstens.
Licht hin oder her, von den vierzehnhundert Höhenmeter Gesamtanstieg auf dem Flowtrail sind sicher an die eintausend zu schieben. Das macht die Geschichte nicht unerheblich anstrengend in dieser Höhe, gestern mit Vierbeinersupport wars irgendwie ein ganzes Stück leichter.
Sieht aus wie gleich oben, sind aber immer noch deutlich über Zweihundert. Meine Höhenmeterschätzungen passen in den Alpen eigentlich immer ganz gut, hier in Ladakh lieg ich meistens um die Hälfte daneben. Die Dimensionen sind irgendwie anders... oder das Licht... oder überhaupt alles. Aber Schätzungen sind sowieso Schall und Rauch, dazu hat man ja sein Smartphone auf dem Lenker. Dessen Daten sind unerbittlich und es hat immer recht, so auch hier.
So, jetzt aber: gleich oben!
Und geschafft: War ein hartes Stück Arbeit. Trotz deutlich früherem Starts haben die fehlenden Pferde unsere Zeitplanung schon jetzt ein wenig durcheinander gebracht. Seinen Krempl selber auf die Pässe wuchten dauert halt doch ein Weilchen länger, Charlie war zudem noch nie so hoch oben. Das merkt man. Bei mir dagegen flutscht nach mittlerweile über zwei Wochen dagegen alles wie am Schnürchen, die zusätzlich erforderlichen Blutkörperchen wurden erfolgreich hergestellt.
Am Pass findet sich dafür als Belohnung eine Schweizer Spionin mit einem Sackerl frischen Karotten, manche Leute bringen echt lustige Dinge mit auf den Berg. Schmeckt uns aber gerade viel besser als die langweiligen Schokoriegel aus Leh, daher wahrscheinlich auch das alberene Doppelselfierechtslinksgrinsen.
Gegen zwei machen wir uns dann endlich auf die Stollen, die unbekannte Südseite des Ganda La hinunter. Vor uns liegen wohl an die zweitausend Tiefenmeter, der Rückweg nach Leh übers Markha-Valley und die Zanskar-Schlucht ist danach noch endlos weit. Übernachtungsgepäck ist keins dabei und Charlie hat morgen früh nen Termin für einen anderen Trip. Das muss also klappen. Weniger Fotos machen geht natürlich trotzdem nicht, dazu ist Ladakh einfach zu geil...