Hier mal kurz umrissen meine Erfahrungen zum Thema Eigenbau:
Habe mir im August 2017 einen Opel Movano L2H2 Baujahr 2004 mit 103 tkm für wenig Geld angelacht. Der Bus ist eigentlich ein komplett umgelabelter Renault Master II. An und für sich ein sehr billig zusammengenagelter Transporter, der gerne unter den Plastikblenden Rost ansetzt, aber grundsätzlich auch mit hohen Laufleistungen auf mobile.de auffindbar ist.
Habe mir überlegt, was ich mit dem Bus alles machen möchte:
- Mountainbike fahren (entweder nur Bike schnell rein und los oder iwo stehen, Bike soll innen mitfahren)
- Ski fahren
- nach'm Fest/Party/Weihnachtsfeier gleich daheim ( == Heimfahrproblem entfällt)
- spontan mal wohin und dort übernachten
Der Ausbau ist dementsprechend eher pragmatisch und einfach gehalten. Hinter der Zweiersitzbank ein Küchenblock mit Stauraum (1 Induktionskochfeld und 1 Gaskocher), ein Klappbett längs hinterm Fahrer mit normalem Lattenrost, darunter zwei Bänke mit klappbaren Rückenlehnen, ein Campingtisch dazu fährt hinterm Fahrersitz mit. Im hinteren Bereich eine Dusche.
Soweit die grobe Planung, der Ausbau hat sich etwas längerwierig gestaltet.
Sämtliche Verkleidungen, Verzurrmöglichkeiten und den Boden zu entfernen war schon eine tagesfüllende Aufgabe. Den nackigen Bus auszusaugen und nass rauszuwischen ging schon schneller, war aber auch viel Holzstaub enthalten (Ehemaliger Knecht einer Schreinerei). Kleinere Roststellen habe ich auch gleich mitbehandelt und mit Metallfarbe überstrichen. Seitlich habe ich unter den oben erwähnten Plastikblenden auf 70cm Länge noch Rost gesehen. Blech bestellt, Flex genommen und rausgetrennt, neues Blech zugeschnitten und eingeschweißt. In der Zwischenzeit fanden etliche m Kabel, etliche m² Armaflex und Styrodur den Weg in den Bus.
Iso und Elektrik haben sich schon gut gezogen. Mit das schnellste war der Einbau der Decke: 3m lange Nut und Federbretter gekauft, die haben exakt gepasst und die habe ich an die Querstreben oben geschraubt.
Der Boden besteht aus 20mm Styrodurplatten, die ich mit Karosseriekleber (vorsicht, fieses Zeug) an das Bodenblech geklebt habe und darüber kommt eine Lage aus Parkettplatten (nein, kein Laminat). Würde ich im Hinterher aber anders machen: originale Bodenplatte wieder rein und ein Linoleum aufkleben.
Die Radkästen habe ich rechteckig verkleidet, das ging auch deutlich länger als erwartet. In Fahrtrichtung gesehen rechts habe ich einen Kasten angebracht, der Ersatzrad, ein Autoradio und eine Schublade aufnimmt. In Sachen Möbelbau hatte ich wenig Erfahrung und so ist auch hier einige Zeit versenkt worden. Gerade die Tür und die Schublade mit Schließmechnismus habe ich erst nach der Umschreibung zum WoMo fertig gerbacht.
So haben auch die zwei Sitzbänke, von denen eine die Elektrik und die Diesel-Luftstandheizung aufnimmt, ein komplettes Wochenende in Beschlag genommen. Das Bett ging recht fix, aber die zwei Gartentorbeschläge waren nicht so fix gebogen, haben dafür aber die Eigenschaft, dass wenn man das Bett hochklappt, die Matratze an der Wandverkleidung anliegt.
Nach etwa einem halben Jahr hatte ich einen Stand, der eine Umschreibung zum WoMo in greifbare Nähe rücken ließ. Wäre da nicht noch ein paar andere Baustellen gewesen: am meisten haben mich drei Traggelenke beschäftigt. Diese sind konstruktiv etwas unterdimensioniert und möchten gerne ausgetauscht werden. Es gibt dazu auch ein Spezialwerkzeug von der Wagenhebermarke (Renault), die die Kraft einer Spindel hydraulisch umleitet. So könnte man die Traggelenke recht gut auspressen, wenn man das
Werkzeug hätte... So kam ich um den Ausbau der Querlenker nicht herum, aber in Kombination mit der Werkstattpresse (kann glaub 12to) ging es dann doch recht gut.
Anfangs standen ein paar nicht so ganz einfache Reparaturen an:
Motor läuft nicht gescheit. Der Hauptgrund warum ich den Bus günstig bekommen habe. Im Endeffekt habe ich die Zylinderkopfdichtung gewechselt, zwei Ventile getauscht und eingeschliffen und eine Einspritzdüse ersetzt. Ursache:
trommelwirbel eine gebrochene Kipphebelwelle. Dadurch konnte ein Zylinder sein Abgas nicht mehr loswerden und pustete es mit einem Zisch wieder in den Einlasstrakt zurück. Den Bruch der Welle führe ich auf einen Materialfehler zurück, zwar etwas seltsam, warum das gerade mit knapp über 100tkm auftaucht, aber wer weiß was die letzten zwei von drei Vorbesitzern damit angestellt haben?
Immerhin haben sie die Abgasrückführung abgeklemmt, das verhindert das Verkoken im Ansaugtrakt recht wirkungsvoll, wenn nicht so ein Fehler wie ein paar Zeilen weiter oben auftritt.
Die Airbaglampe strahlte mich an, scheint aber ein Fehler zu sein, der häufig auftritt: Auslesen ergab Fehlerort Fahrerairbag. Im Internet stand, dass es häufig die spiralförmige Zuleitung ist (Schleifring). Beim Freundlichen habe ich 280 Euro gehört und nach einiger Recherche das gleiche Teil direkt vom Zulieferer für 75 Euro gefunden. Eingebaut, Fehlerspeicher gelöscht - Fehler verschwunden.
Lebenslüge #1 bei Opel: Es gibt kein Problem mit Rost, nur ohne.
An einem Samstag Nachmittag habe ich einen ca. 70 auf 15cm großen Streifen Blech ausgetauscht, aber es hat noch ein paar andere Roststellen, die ich noch behandeln werde.
Im März 2018 war es dann soweit, der Bus hatte seinen Segen vom TÜV und war als WoMo umgeschrieben.
Seitdem ist noch einiges passiert:
Der provisorische Küchenblock wurde durch einen Richtigen mit genug Stauraum ersetzt, einige Türen noch mit Armaflex gedämmt und Verkleidungen eingepasst. Die Servopumpe hatte einen Lagerschaden, der sich in einer herausgerissenen Welle zeigte. Das war ungeschickterweise auf der Fahrt an die Nordsee, aber glücklicherweise zu einer Uhrzeit, als noch Ersatzteilhändler offen hatten. Die haben mir gleich mehrere Riemen mit nach draußen gegeben und so war nach etwas Probieren schnell der richtige Riemen gefunden, der die Lichtmaschine antreibt. Der fährt auch heute noch als Reserveteil mit.
Nach ca. 6000 km läuft der Motor immer noch sehr gut und ich habe keine Sorgen, dass das in absehbarer Zeit anders wird.
Natürlich hat so ein gebrauchtes Fahrzeug etwas mehr Pflege und Reparaturen nötig als ein neueres Fharzeug.
Schwachstelle sind die Scharniere der hinteren Flügeltüren, die sind ausgeschlagen und man muss die Türen anheben, wenn man sie öffnet. Werde mich dem Thema annehmen, wenn es wieder wärmer ist.
Und es gibt ein paar Dinge, die ich anders machen würde, wenn ich so einen Bus noch einmal ausbauen würde:
- Trennwand drin lassen und isolieren, evtl. Umbau auf zwei Sitze vorne + Durchgang
- keine Fenster, wenn dann ein-zwei Dachfenster
- höhenverstellbares Hochbett statt Klappbett längs
- Fahrzeug mit Klima
- jüngeres Baujahr / besserer Allgemeinzustand
Bilder kommen später