Bei mir hat schon vor einer Weile das Formtief zugeschlagen. Grund genug, einen Gang zurück zu schalten und eher in den Tourmodus zu gehen. Nachdem ich immer noch keine neuen Laufräder habe und meine Hausrunde schon schlafend fahren kann, war ich die letzten beiden Tage ein bisschen scouten, um die Runde um ein paar Gravelabschnitte zu erweitern.
Nach einem kurzen, wirklich schönen Schotterstück fand ich einen Verbindungsweg mit Panzerplatten. Die kann ich neben Kopfsteinpflaster nicht ausstehen, aber es hilft nichts. Zumindest der Ausblick Richtung Bodden lohnt sich dafür.
Wenn man schon in Wassernähe ist, lohnt sich eine Fahrt zur nächstgelegenen "Steilküste", die praktischerweise auch über Schotter durch eine heideähnliche Landschaft führt. Angekommen am Wasser war es richtig herrlich und am Freitagnachmittag bei soliden 9 Grad auch fast menschenleer. Nach einem Abbruch der Küste vor kurzem war nun etwas Mut und Fahrtechnik gefragt, um den kaum 20cm breiten Pfad nicht zu verfehlen und einige Meter in die Tiefe zu fallen. War natürlich kein Problem, es musste nicht mal aufs kleine Blatt geschaltet werden. Die Trittfrequenz lag dann ca. bei respektablen 2,5 Umdrehungen pro Minute.
Auch das Rad hat sich am Strand sehr wohlgefühlt. Kurzer Ausblick, kurzer Snack und weiterhuschen, wie Roadbike Party jetzt sagen würde. Nur eben in langsamer.
Nochmal das Rad, diesmal hängend im Herbstlaub. Bild ist von heute, aber der Streckenabschnitt war der gleiche. Auch hier feinster Feldweg und ein guter Rastplatz - es sei denn der Wind steht schlecht und das nahe gelegene Klärwerk macht sich bemerkbar.
Danach folgte erstmal etwas Zivilisation, ehe es dann in den Wald ging. Aufgrund von lebensgefährlichen Baumfellarbeiten, über die leider erst mitten im Geschehen informiert wurde, musste ich kurzfristig umplanen und bin über einen Umweg wieder zurück und wieder in Wassernähe gefahren.
Ziel der gestrigen Reise war dieser halbwegs fotogene Ort gegenüber der Dorfkirche in Kemnitz, nicht zu verwechseln mit Karl-Marx-Stadt. Der Ort ist Teil der Norddeutschen Route der Romantik. Leider fehlte mir für das "auf dem Lammfell am Kamin liegen - Gefühl" die richtige Bekleidung und auch das wunderbare 80er Design des neuen Rapha Brevet Trikots, das alle hassen, konnte Herz und Körper dann nicht mehr so recht erwärmen.
Die Strecke könnte, immer an der Küste entlang, bis Wolgast gefahren werden. Bei gutem Wetter steht das demnächst noch an. Die Romantiktour gibt es auch bei Komoot, wer also mal in Vorpommern ist und ganz romantisch mit seiner Frau ein paar hundert E-Biker verheizen will, kann sich diese moderate 54km Strecke mal ansehen.