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@LaserRatte hat es ebenfalls schon geschildert: Aus meiner Erfahrung mit Worldcupfahrern werden selbst kleinste Änderungen an ihren Arbeitsgeräten mit großer Skepsis angenommen. Wenn man sich in deren Lage versetzt ist das auch völlig klar. Man verbringt sehr viel von seinem "Arbeitstag" auf diesem Gerät (Bike) und kennt es dementsprechend in und auswendig.
Das was ein Fahrer dort an Nuancen spürt liegt deutlich über uns Normalos. Sicher gibt es auch Fahrer die das nicht interessiert und die sich beim Setup auf die Experitise von Suspension-Herstellern (siehe Jordi Crotes in diversem Worldcup-Content). Das ist auch ok und am Ende ist es ein Team-Effort. Es geht darum das bestmögliche herauszuholen aus dem Material, um auf dem Podium zu stehen.
Nimmt man dieses Szenario, so ist es nur verständlich, dass wir hier über ein Level reden wo jedwede Änderung eines Parameters am Arbeitsgerät/Bike unerwünscht ist. Wenn du teilweise Risiken eingehst, die bedeuten deinem Material (Reifengrip, Suspension, Rahmenflex, Lenkverhalten etc.) mehr abzuverlangen als du es je getan hast – genau das passiert in Rennsituationen – dann wirst du sehr konservativ, was Änderungen angeht.
Sicher kannst du mit den Armen viel ausgleichen. Es ist nur so, dass bei der Lenkung ab einem gewissen Punkt die Kräfte nicht linear wirken. Mit den Armen realisierst du die Stabilität aus der Kombination zwischen "Ziehen" und "Drücken". Je nachdem an welcher Stelle du dich befindest (Lenkeinschlag, Federweg, Nachlauf, Lenkwinkel, Lastenverteilung zwischen Front und Heck), werden die notwendigen Kräfte anders sein. Es gibt einen Moment des "Abkippens", welches die notwendigen Kräfte fast schon schlagartig nach oben schnellen lässt.
Je erfahrener du mit einem Bike bist, desto genauer "kennst" du diesen Punkt und arbeitest um ihn herum. Sprich, du korrigierst den Gripabriss unterbewusst und sicher. KIS macht es deutlich einfacher, um diesen Punkt zu korrigieren. Das Spannende ist dabei, dass man ein unbekanntes Rad in einer deutlich kürzeren Zeitspanne "sicherer" fahren kann und an einem Rad, das du perfekt kennst, werden die notwendigen Korrekturen, die du immer machen musst, weniger. KIS ist keine Dämpfung. Es hilft dir aber, die Gesamtanzahl der Korrekturen zu minimieren und den Kraft- wie auch Bewegungsaufwand zu reduzieren.
Ich persönlich bin überzeugt, dass KIS in etwas eingreift, das derart komplex ist, dass es schwerfällt, die Funktionsweise einfach und nachvollziehbar zu erklären. Das ist so, als ob man als Laie erklären soll, warum ein Fahrrad fährt und nicht ständig umfällt. Das ist nicht in drei Sätzen erledigt. Jemand, der nie Radgefahren ist, wird das im Gespräch nicht nachvollziehen können, während der Gesprächspartner händeringend etwas von Gyroskopen und Dynamik im dreidimensionalen Raum und Kraftimpulsen erklärt.