endlich mal ein Thread der nicht nur auf "Gefühl" aufbaut, ich halte meine Aussagen trotzdem mal eher Laienhaft, denn nicht jeder hatte Physik LK.
Beim Beschleunigen des Bikes auf 25 km/h:
- das Bike befindet sich bei 0 km/h in Ruhe, hat also keinen "Schwung" nach Vorne.
- Um das Bike in Bewegung zu setzen müssen erst einmal ALLE Reibkräfte an allen rotierenden Teilen überwunden werden, das addiert sich zusammen und man kann hier von billigsten zu teuersten Komponenten wohl enorme Unterschiede feststellen, aber spürbar wird das für uns wohl kaum (messbar bestimmt).
- Ist das Bike einmal in Bewegung (1 km/h) wirken nurnoch Luft und Bodenreibung gegen den Fahrer (bremsende Wirkung) d.h. um mit 1 km/h weiterzufahren muss man soviel Energie aufbringen wie Luftwiderstand und Rollwiderstand zusammen betragen. Zum Rollwiderstand sollte man auch die Walkarbeit hinzufügen, wobei ich hier keinerlei Wissensstand hab und es einfach nur mal erwähne.
- Luftwiderstand geht quadratisch ein d.h. bei 1 km/h brauch ich nur 25% der Energie die ich bei 2 km/h bräuchte. Aber auch diese Sache berücksichtigt nicht die Strömungsbildung um den Biker und ist also mit Vorsicht nur mathematisch zu betrachten.
- Um nun auf 25 km/h zu kommen muss ich dem Bike also soviel "Schwung" aka kinetische Energie zuführen um auf ein Level mit Luft und Rollwiderstand zu kommen. Die Energie führe ich über den Antrieb und letztendlich die LR zu. Allgemein kann man hier sagen, je schwerer Bike und Fahrer, desto mehr Energie wird benötigt um das Bike auf 25 km/h zu bringen, ändert DANN aber nichts an der Kraft die zum halten der Geschwindigkeit benötigt wird.
Also JA je leichter desto leichter beschleunigt man, aber SYSTEMGewicht und nicht LR Gewicht.
- Ein rotierender (drehender)
Reifen hat Schwungmasse, je weiter aussen die sitzt, desto stärker macht sie sich bemerkbar. Ein schwerer
Reifen wird länger rollen als ein leichter, weil im Schweren einfach mehr Kraft gespeichert ist, diese Kraft muss aber auch erst mal reinkommen.
Wieviel Gewicht spart man wo am
Reifen ?
- an der Nabe (Radius = 0) spart man effektiv am wenigsten, auch sind die Gewichtsunterschiede hier nicht sonderlich gross (wenn man nicht totalen Schrott verbaut hat)
- an den Speichen (Radius 5% bis 90%) spart man zwar "mehr" pro gramm als an der Nabe, aber der gesamte Unterschied ist bei Speichen wohl mehr als nur gering sofern man nicht die Speichenzahl verringert. Der Luftwiderstand durch Aerospeichen dürfte wohl mehr zu spüren sein als das Gewicht selbst.
- an den Nippeln (Radius 90%) spart man schon viel, mathematisch gesehen, aber viel Gewicht machen sie in der Gesamtrechnung nicht aus und sie haben KEINERLEI Luftwiderstand oder Reibewirkung und sind in der Rechnung wohl der Teil welcher am wenigsten Bedeutung hat.
- an der Felge (dem runden Ding Metall

) ( Radius 90 bis 92%) spart man das erste mal richtig. Hier ist viel Masse versteckt und hier kann man sparen, sollte aber die Stabilität niemals ausser Acht lassen.
- an den Schläuchen (Radius 92 bis 99%) spart man eher weniger Gewicht, weil der Unterschied von normalen zu leichten Schläuchen nicht sehr hoch ausfällt für die Gesamtrechnung. Allerdings spielen hier die "Nebenwerte" also diese Walkarbeit eine grosse Rolle, der
Reifen rollt evtl leichter obwohl das Gewicht sogar gleich sein könnte.
- an den
Reifen, dem Profil (Radius 92 bis
100%) spart man wohl am ALLERMEISTEN. Nicht nur, dass
Reifen den Rollwiderstand, die Walkarbeit UND die grösste Masse verursachen, nein sie erzeugen auch noch ein gewisses Gefühl von Grip auf dem Weg und können durch Schlupf viel Kraft ins Nichts verschenken.
Ergo: mit Rennradreifen fährt es sich am "leichtesten"

Das Problem (fast schon Paradox) ist einfach, dass man dort wo man am meisten Gewicht sparen könnte einfach am meisten Einfluss auf das Fahrgefühl hat. In Rennen kann man hier sicher auf viel verzichten, also sollte man den schmalsten Racing Ralph nehmen mit dem man fahren kann. Aber wer fährt schon Rennen ?
Ich fahre zB vorne mit Albert 2.25 und hinten Smart Sam 2.25 und habe eine Gewichtsverteilung von 30kg / 50kg auf die
Reifen. Mit dem Albert in der Alpencross Variante fährt es sich einfach besser. Nach der ersten Fahrt dachte ich, es ginge schwerer usw dann hab ich mein altes Profil gewogen und festgestellt, es wiegt gleichviel

... beim Lenken muss man einfach gegen das Profil arbeiten, daher lenkt es sich mit einem griffigeren
Reifen schwerer als mit einem glatten. Je höher die Geschwindigkeit und je ebener der Untergrund desto weniger macht sich das bemerkbar, aber dennoch ist es spürbar.
Jetzt kommen wir zurück zu der Sache mit der Masse die in Rotation versetzt werden muss. Was Adam Riese in seiner Rechnung vorher vergessen hat, man muss die Kraft für 2
Reifen aufbringen, also werden aus 0.5 Watt schon 1 Watt. Wichtiger ist doch WO spürt man diese Kraft, ja wo kommt sie denn her ? Sie kommt aus dem Oberschenkel und muss pro Pedaldrücker einmal aufgebracht werden. Jetzt kommt diese alte Story der Frequenz usw, man muss natürlich pauschal für jede Bewegung des Oberschenkels Kraft aufbringen, d.h. je weniger ich trete desto effektiver setze ich Kraft ein, rein mathematisch aber nicht rein körpereffizient. Jeder Mensch hat hier sein Gefühl usw aber Tatsache ist wohl, dass ich beim Beschleunigen auf 25 km/h mehr als nur 1 Umdrehung mache, d.h. die Kraftersparnis wird nochmal aufgestückelt auf mehrere Drücker. Allerdings spürt man als Vielfahrer schon die kleinsten Gangunterschiede wenn man gradeaus fährt, jeder von uns würde es merken wenn sich die Übersetzung von 3,3 plötzlich auf 3,4 ändert, also wenn man den Gang schalten würde. Hier sind unsere Beine sehr sensibel trainiert, daher spürt man wohl auch den "minimalen" Kraftunterschied beim Beschleunigen, egal wie er mathematisch ausfällt. Bleibt die Streitfrage wieviel davon wirklich durch Gewicht und wieviel durch Luftwiderstand bzw Walkarbeit ausfällt.
Fazit: bevor hier jeder 2. in eine "Tuning Laune" verfällt und für 400,- Speichen, Nippel und sonstwas kauft, kann man jedem erstmal dazu raten es mit einem leichten Latex
Schlauch zu versuchen. Da geht ned viel Geld drauf, er ist schnell eingebaut und die Wirkung sollte wohl zu spüren sein. Ich würde NIEMANDEM dazu raten wegen Gewicht auf ein anderes Profil zu wechseln oder schmalere
Reifen zu fahren, denn man Beschleunigt nicht so oft, wie man über Schotter fährt und GRIP ist beim MTB wohl das Wichtigste.