Das Rennen
... bis eben war alles perfekt. Doch halt auf einmal Lärm

Ich denke: "wer macht denn um diese Zeit hier so einen Höllenlärm?". Ich drehe mich um und entdecke einen Mann neben mir im Bett

und da hinten is noch einer ... wo bin ich nur gelandet? Was habe ich getan und was ist letzte Nacht passiert? Bruchteile von Sekunden später erkenne ich grege und runterrauf ... also Entwarnung, muss wohl wieder nen Rennen sein ... am liebsten würde ich weiterschlafen. Ich quäle
mich als letzter von uns aus dem Bett und gehe runter in den bereits überfüllten Frühstücksraum. Mein Frühstück fällt bescheiden aus, irgendwie is mir gar nicht nach Rennen fahren ... ich will zurück in mein Bett ... gesagt getan ... ab ins Bett und noch nen Power Bar Riegel reingequält.
Ich bin noch am Würgen, da sind auch schon Runterrauf und Grege zurück ... also schnell anziehen und los. Vor dem Haus wartet auch schon der magische Hobbes mit Renn.schnecke und Will, die beide vom Zeltplatz angereist sind. Kurz nach 8 stehen wir mit den ersten Fahrern am Einlass zum Startblock. In Seiffen gibt es die Besonderheit, dass die Fahrer ohne Starterticket nicht in den Startblock gelassen werden. Leider verlieren wir am Einlass bereits den ersten Fahrer ...
Hobbes hat noch nie was von nem Starterticket gehört. Ich denke: "der Trainer ist Schuld". Er muss seinem Schützling den Rücken freihalten und nicht noch im Bett liegen, wenn das Talent um Einlass in den Startblock kämpft. Wenn ich schon aufstehen muss, dann können das auch alle anderen hier im Ort ... und erst recht der Coach
Im letzten Rennen der MME-Serie gibts dann doch noch ne Premiere ... heute wird aus der ersten Startreihe der Langsamfahrer gestartet. Renn.schnecke hat keinen Stress und hat allen Platz der Welt in der Startzone der Racer. Na ja - nun gut - irgendwie hat sie es sich ja auch verdient. Kurz nachdem wir angekommen sind, geht es Schlag auf Schlag: der Startblock füllt sich in Windeseile und wir verquatschen die restliche Zeit mit Will, der am Rand steht und Fotos macht, um alles genau zu dokumentieren. Kurz bevor es losgeht, bekomme ich noch eine Lehrstunde, wie man es anstellt, ohne Aufsehen und Ärger in den Race-Block zu gelangen. Am linken Wiesenrand kommt doch da plötzlich jemand in einem zumindest in Berlin recht bekannten schwarz-rotem Trikot anspaziert und schlüpft unbemerkt von allen Kontrollen in den Race-Block. Ich schaue nochmal rüber und denke mir: "Bemerkenswert, den werde ich heute wohl nicht nochmal wiedersehen ..."
Fünf Minuten vor dem Start werden wir auch in den Race-Block vorgelassen und es startet der erste Sprint des Tages um die besten Positionen. Ich komme anscheinend ganz gut weg und stehe auf einmal 5m neben Rennschnecke. Es müsste jeden Augenblick losgehen und ich hab immer noch kein besonders gutes Gefühl für das Rennen. Pünktlich um 9:00 Uhr ist Start - es ist von Anfang an sehr hektisch und die schmale Straße trägt beim Kampf um jeden Zentimeter nicht gerade dazu bei, die Sache zu beruhigen. Ich löse mich aus der Mitte und schaffe es an den linken Straßenrand zu kommen, wo ich ab und an ein paar Positionen gutmachen kann. Bis auf Rennschnecke sind alle anderen irgendwo in der großen Masse verschwunden.
Als es aus Seiffen die Straße hinuter geht, ist es mit dem Überholen vorbei und ich bin voll und ganz damit beschäftigt aufzupassen, was in dem hektischen und unruhigen Fahrerfeld vor sich geht und niemanden umzufahren bzw. umgefahren zu werden. Ständig wird stark beschleunigt und stark abgebremst, da das Führungsfahrzeug, welches ca. 200m vor uns fährt, das Rennen noch nicht freigegeben hat. Wenn man hier nicht genau aufpasst verliert man die gute Ausgangsposition und im schlimmsten Fall kann das richtig übel enden.
Als wir unten im Tal ankommen wird das Rennen endlich freigegeben. Rennschnecke ist unmittelbar vor mir und die anderen müssten immer noch alle hinter uns sein. Nachsehen geht bei Tempo 40 und 1200 Fahrern irgendwie nicht aber ich bin mir relativ sicher, dass ich die anderen am ersten Anstieg alle wiedersehen werde. Ich fahre mit Rennschnecke noch gemeinsam in den ersten Anstieg, muss aber gleich am Anfang abreißen lassen ... das fängt ja toll an denke ich mir und kämpfe darum das Loch nicht größer werden zu lassen.
Als der Anstieg etwas flacher wird und ich in den Serpentinen jeden unnötigen Zentimer weglasse kann ich erstaunlicherweise wieder aufschließen und kurze Zeit später gesellen sich auch schon Tüte und Runterrauf zu uns. Jetzt fehlt eigentlich nur noch Grege und Hobbes ... und mete müsste hier ja auch noch irgendwo rumschwirren. Je weiter wir den Anstieg hochfahren desto besser läuft es bei mir. Als es fast geradeaus geht springe ich in die nächste Gruppe, Runterrauf und Rennschnecke bleiben komischerweise hinter mir. Zügig geht es weiter und ich schaue mich immer wieder nach den anderen um, kann sie aber nirgendwo entdecken. Ich überlege, warten? Weiterfahren? Was soll ich tun? Ich entscheide mich dafür weiterzufahren, denn die anderen werden mich spätestens an den Anstiegen wieder einsammeln.
Als es aus Seiffen auf den Rundkurs geht wird der Weg deutlich schmaler aber ich bin anscheinend weit genug vorne, so das ich von den üblichen Staus verschont bleibe. Im Wald bei einer 180° Kehre entdecke ich kurz hinter mir auch wieder Runterrauf und Rennschnecke. Ich finde mein Tempo und es läuft besser als ich erwartet hatte. Als ich mich Stück für Stück weiter nach vorn kämpfe muss ich plötzlich feststellen, dass Rennschnecke und Runterrauf wieder verschwunden sind und vor mir das ESK-Trikot aufgetaucht ist. Ich denke bei mir, dass ich deutlich zu schnell sein muss und langsamer fahren sollte, schließlich hatten wir noch nicht mal eine halbe von den 3 zu fahrenden Runden hinter uns gebracht. Ich entschließe mich erstmal hinter dem ESK-Trikot zu bleiben. Das ganze funktioniert ca. 5 Minuten bis ich am nächsten Hügel mit viel Schwung auch schon vorbeirausche.
Eigentlich wollte ich doch langsamer fahren und den ESK-Mann nicht überholen. Mir kommt das alles langsam unheimlich vor aber ich finde Gefallen daran noch vor dem ESK Trikot den Seiffener Grund zu befahren. Aber so einfach gibt er sich nicht geschlagen, am nächsten Anstieg werde ich nochmal überholt. Als wir oben ankommen quatschen wir kurz und ich fahre zum letzten Mal an diesem Tag wieder an ihm vorbei. Langsam nähern wir uns der Schlüsselstelle im Seiffener Grund. Als wir am höchsten Punkt der Strecke ankommen erwarten uns wahre Zuschauermassen. Wow, so viele Zuschauer waren das aber letztes Jahr nicht. Unten an der Straße ist es noch viel viel voller und ich bin wirklich überrascht was hier los ist. Es ist ein tolles Gefühl vor so vielen Zuschauern zu fahren. Kurz vor der Wurzelabfahrt runter zur Straße entdecke ich Hobbes Trainer. Er feuert mich ordentlich an und ich nehme mit viel Spaß die Abfahrt und komme auch heil unten an. An der folgenden Verpflegung lasse ich mir recht viel Zeit, da ich dachte Rennschnecke und Runterrauf müssten doch eigentlich gleich kommen. Da das anscheinend noch nicht so ist fahre ich weiter ...
Im folgenden Anstieg werde ich plötzlich von hinten geschoben ... ich schaue mich um und es ist mete der grinsend an mir vorbeizieht. Ich versuche an ihm dranzubleiben aber das Tempo ist eindeutig zu hoch für mich und so muss ich mete kurz vor dem Gipfel fahren lassen. In der folgenden Abfahrt kann ich nochmal aufschließen aber kurze Zeit später ist mete endgültig weg. Im Wald kurz vor der Crossstrecke merke ich das erste Mal das ich wohl zu schnell gefahren bin und da die anderen auch noch nicht zu sehen sind lasse ich es jetzt deutlich ruhiger angehen.
Kurze Zeit später direkt an der Crossstrecke werde ich von Runterrauf eingeholt und gleich hinter ihm kommt auch schon Rennschnecke. Ich hänge mich an ihr Hinterrad und wir fahren gemeinsam zum Wettiner Berg von wo aus es zurück runter in den Seiffener Grund geht. Auf der Abfahrt treffe ich tüte wieder und feuere ihn ordentlich an.
Im Dreierpack kommen wir am Alp de Wettin an und ich lasse es ruhig angehen, da ich im Anstieg mit Rennschnecke und Runterrauf eh nicht mithalten kann. Im Zielbereich treffen wir uns alle wieder und so geht es zu dritt in die zweite Runde. Es läuft ganz gut und wir sind gut unterwegs als ich auf einmal mete am Streckenrand entdecke. Es findet zwar irgendeine Konversation statt aber nachdem ich mete viermal gefragt habe, ob er
Flickzeug braucht und er viermal was von Schlauchlos und Schlach geantwortet habe kapiere ich endlich, dass mete nen
Schlauch mit französischem Ventil braucht, da sein Schlauchloser-
Reifen platt ist. Ich halte an und muss an Axl denken, gebe mete meinen Ersatzschlauch und wünsche ihm noch viel Glück beim reparieren.
Da Rennschnecke und Runterrauf weitergefahren sind muss ich nun versuchen wieder an den beiden ranzufahren. Normalerweise kann ich das eigentlich vergessen aber an diesem Tag habe ich die beiden überraschend schnell wieder ein und überholt. Wir fahren bis zur Verpflegung im Seiffener Grund zusammen und ich fühle mich immer noch ganz gut - kein Vergleich mit meiner Verfassung morgens vor dem Start.
An der Verpflegung wundere ich mich warum ich als erster mit essen und trinken fassen fertig bin. Sonst ist das doch immer andersherum. Ich denke: "Heute ist irgendwie alles anders" und rufe zum weiterfahren auf. Runterrauf braucht noch etwas Zeit und so fahre ich mit Rennschnecke alleine weiter. Es läuft wirklich gut und am Wettiner Berg treffen wir auf einmal auf Hobbes. Hobbes? Was macht der denn hier? Der müsste doch eigentlich hinter uns sein

Hinterher erfahre ich von Hobbes Blitzstart und alles wird klarer. Für nen Bergabposer

ohne Renntraining war Hobbes richtig schnell unterwegs - soviel steht mal fest.
Auf der Abfahrt entwischt uns Hobbes wieder und so fahre ich mit Rennschnecke gemeinsam in den Anstieg Alp de Wettin. Als sie Hobbes 1oom vor uns entdeckt zischt sie ab und setzt zum überholen an. Ich entschließe mich aufgrund der Tatsache, dass noch eine Runde zu fahren ist nicht dranzubleiben. In den Waden und Oberschenkeln zwickt es bereits verdächtig, so das mir eine Tempoverschärfung in dem Augenblick nicht als das Mittel der Wahl erscheint. Bei der Verpflegung im Ziel sehe ich wie Rennschnecke gerade losdüst als ich ankomme aber ich brauche Nachschub und muss sie fahren lassen. Weitere Versuche alleine wieder aufzuschließen schlagen fehl.
Auf der letzten Runde muss ich also alleine zurechtkommen. Ich überlege nochmal in den flacheren Stücken den Rückstand zu verkürzen als ich von einer jungen blonden Frau überholt werde. Damit hat sich das mit dem Tempo für mich auch erledigt. Ich kann ja wohl schlecht die direkte Konkurrenz nach vorne ziehen. Ich hänge mich in Ihren Windschatten und muss feststellen, dass sie wirklich schnell ist. An den Anstiegen vor dem Seiffener Grund muss ich dann erwartungsgemäß leider abreißen lassen ... die kleine war echt superschnell unterwegs. Wie sich später herausstellt hat sie auch noch Rennschnecke ein und überholt
Ich kämpfe mich Meter für Meter in Richtung Ziel als ich am vorletzten Anstieg einen mit vollem Einsatz den Berg hochfahrenden Fahrer bemerke. Das kann eigentlich nur Runterrauf sein. Es ist Runterrauf und in der folgenden Abfahrt schließt Runterrauf fast auf. Als ich ihn erkenne feuere ich ihn an und rufe ihm "Los, schneller!!" zu. Im letzten Teilstück der Abfahrt kann ich trotz eines beinahe Crashes mit einem 70km Fahrer den Abstand wieder etwas vergrößern. Mit ca. 400m Vorsprung komme ich in Seiffen an. Keine 500m weiter bereits im Anstieg zum Wettin sind es nur noch maximal 50m. Mir ist klar das es das für mich war. Ich versuche ruhig mein Tempo weiterzufahren um das zu erwartende Loch vielleicht doch nicht zu groß werden zu lassen. Vielleicht hab ich ja noch ne Minichance auf dem letzten Kilometer.
Ich schaue mich nicht mehr um, erwarte aber Runterrauf jeden Moment an meiner Seite. Je weiter wir hoch kommen desto unruhiger werde ich. WO bleibt Runterrauf denn? Als ich oben angekommen bin, bin ich zu meiner Überraschung immer noch vorne und habe den Vorsprung vom letzten Mal umschauen sogar halten können. Unglaublich - ich bin irgendwie durcheinander, entschließe mich aber erstmal so schnell es geht weiterzufahren. Kurz vor dem Ziel fahre ich nur noch auf Position halten, da sich vor mir niemand mehr zum einsammeln anbietet. Ungefähr 500m vor dem Ziel entscheide ich auf Runterrauf zu warten um mit ihm, wie mit Pirat beim ersten Rennen, gemeinsam ins Ziel zu fahren. Aber als ich mich umschaue muss ich feststellen, dass da noch ein Fahrer mit einer schwarzen Nummer (100km Runde) vor Runterrauf rumfährt.
Als ich in den unmittelbaren Zielbereich komme, werde ich bereits von Will, Hobbes und Rennschnecke erwartet und angefeuert schneller zu fahren. Aber das Rennen ist vorbei und ich rolle eher gemütlich in Richtung Ziel. Da ich keine Plätze an fremde Fahrer verschenke und Runterrauf nicht an seinem Gegner vorbeikommt rolle ich kurz vor den beiden erschöpft aber überglücklich ins Ziel.
Wir gehen gemeinsam zu den anderen und beginnen gleich mit der Rennauswertung. Kurze Zeit später kommt auch Grege noch ins Ziel und es steht fest wir hatten alle einen Supertag und richtig viel Spaß. Schnell wird geduscht und die Unterkunft geräumt, denn es steht ja noch die Siegerehrung an. Während der Siegerehrung wird Rennschnecke gefühlte 10 Mal aufgerufen und wir kommen aus dem jubeln und Präsente einsammeln gar nicht mehr raus. Schlussendlich räumt Will noch das MME Bike bei der Tombola ab und so hat sich auch für ihn die Fahrt nach Seiffen in mehrfacher Sicht gelohnt. Runterrauf stellt fest, dass genau der richtige den Hauptpreis der MME Tombola gewonnen hat. Dem kann ich nicht wiedersprechen.
Als die Sonne schon fast untergeht wird alles in den beiden Autos verstaut und es geht wieder zurück in Richtung Sandland. Ich bin total ausgepowert und lasse mich glücklich und zufrieden wie lange nicht mehr bei Grege ins Auto fallen und versinke in meinen Gedanken an den MME 2008.
Eigentlich ist es Schade, dass es schon vorbei ist. Es ist schon kurios, im Mai bin ich meinen ersten Marathon über 100km gefahren und war froh überhaupt ins Ziel gekommen zu sein. Wie im Zeitraffer fliegt noch einmal alles an mir vorbei ... der Malevil Cup, das Chaos Rennen mit meinem defekt und dem Abschied von der Urkunde in Polen, die Salzkammergut-Trophy und jetzt der EBM.
Ich muss vor allem daran denken, wie es vor einem Jahr in Seiffen war als ich allein und ohne irgendjemanden zu kennen die 70er Runde gefahren bin. Ich kannte damals noch nicht mal das Forum. Seitdem hat sich für mich so viel verändert und ich muss sagen, es war definitiv das schönste Sport-Event an dem ich bisher teilgenommen habe und das lag vor allem am Berliner MME Team bei dem ich mich hiermit noch einmal für alles bedanken möchte.
Ich bin nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit dabei. Es war wirklich ne verdammt schöne Zeit mit euch allen!!!
Mein Vergleich mit dem letzten Jahr lässt mich wissen, dass es etwas ganz besonderes war hier dabei gewesen zu sein.
Ich zähle schon die Tage bis zum MME 2009
Was mir sonst noch aufgefallen ist:
mete schreibt den längsten Forumsbericht (sogar mit Fotos) ever und hat Spaß an nem Rennen

Hobbes ist begeistert und will auch nochmal fahren

Anto und Gordon schlagen sich als Einsteiger ganz ordentlich auch wenn Anto ziemliches Pech hatte

Tüte is back und ziemlich zügig am Berg unterwegs