Rockymountix - von Mexiko nach Kanada

12.05. 05:30 Mogollon Rim, Schlafsack, 2350m

Also Yeti hin oder her, aber kälter sollte es nachts eigentlich nicht werden. Wird Zeit dass die Sonne aufgeht, vorher rühr ich mich nicht!

Na wenigstens steht das Zelt noch und der Sturm hat auch nachgelassen. Kann mir beim warten auf die Sonne ja mal überlegen, ob ich den Tag mit "moderate hike-a-bike" oder "dirt road detour" beginne. Tippe eher auf letzteres, scheint mir nicht besonders viel bergab zu gehen auf dem Mogollon Rim.

edit: Sonne ist da, dann mal raus aus den Federn. Good Morning America!
 
Super, ich bin die Gegend vor 15 Jahren mal mit dem Auto abgekurvt und dachte damals schon: "Man, muss das genial mit dem Bike sein!"
Zumindest jetzt mal "live" dabei.
:daumen:

Viel Spass dabei und Keep on riding/writing!
 
12.05. 07:00 Mogollon Rim, Schlafplatz, 2350m

Etwas sehr seltsames muss in der Nacht hier passiert sein. Ich hatte eine Tüte mit einem halben Käsesandwhich ein paar Meter vom Zeltplatz entfernt unter einen dicken Stein gepackt. Als ich sie vorhin suchen wollte, war sie verschwunden.


Statt dessen lag dieses komische Tierchen an ihrer Stelle?!

Kann mir darauf keinen richtigen Reim machen. Egal, ich radl dann mal in den Wald...
 
Bin releativ sicher, dass die Investition in den Antikaktusschleim sich lohnen wird. Eigentlich müssten da noch nen paar der Stacheldinger auftauchen... z.B. im Grand Canyon...
 
...oder rund um moab/utah - wo wir wieder bei "red-bike.de" währen:

die links funzen jetzt wieder - dort findest du jede menge feine trails rund um moab (auch als kugel-erde-kmz's) - enjoy :daumen:
 
Sei froh das du nicht das Käsbrot gegessen hast!
Sonst hättest du so ausgesehen wie der Köder. :D

Wünsche dir viel spaß, ...wir haben ihm auf alle Fälle.

Mfg
Mathes , aus dem ganz falchen Teil Deutschlands
 
@spioninenucher, hab 24 stunden keinen menschen gesehen, ausser vielleicht den geistern einiger apachen die's nicht ganz in die ewigen jagdgründe geschafft haben. waren aber auch keine spione dabei.

@chrissi80, kaffee? schön wärs gewesen, aber wo sollte der herkommen?

@cw, hab ihn gefragt, aber der tiger wollte kein gesellschaftstier.

@biketiger, im grand canyon dürften meine reifen den boden nicht berühren, da machen selbst die dicksten stacheln nix. aber macht nix, schleim ist gut. und bei jedem tag ohne plattfuss red ich mir jetz ein, dass es am schleim liegt!

@corsa, ich hab wirklich keinen kaffee im rucksack :/

@kartengucker, die karte hat grad ein technisches problem. wir arbeiten daran. wie sie allerdings auf die idee mit finale ligure kommt, ist mir ein rätsel.

@beorn, letzte nacht war ich schon mal recht froh um das zelt. sonst hätte ich mich irgendwo im wald vor dem sturm verstecken müssen, darunter leidet dann die aussicht beim frühstück. und ein bisserl wärmer könnte es in der nylontüte vielleicht auch sein.

@wildsau, na ob es pädagogisch so wertvoll ist, daheim alles stehen und liegen zu lassen und ein paar monate zum radeln zu gehen? andererseits... warum eigentlich nicht :-)

@dreiradler, hershey ist wirklich lecker, hatte ich zum ersten mal probiert.
 
Hoi Stuntzi!

Na dann, das sieht ja ganz schön anmächelig aus, mit den Bildern die du uns schickst!
Amerika hält dir einige klimatische Überraschungen bereit - du hast das mit dem Schlafsack & dem Zelt sehr gut geplant.

Pass einfach auf die Wildtiere auf. Eine Kanone hat Tiger ja auch nit dabei, oder? ;-)

Keep on rolling!

Gruss aus der überaus regnerisch-kühlen Schweiz (am Samstag maximal 9°C, dann gehts aufwärts).
 
12.05. 15:30 Mormon Lake auf dem Mogollon Rim, 2100m

Das ungelöste Rätsel um das verschwundene Sandwhich bringt meine Essensplanung etwas durcheinander. Fürs Frühstück müssen daher Schokolade und ein paar Nüsse reichen, dann mache ich mich an die Durchquerung des riesenhaften Mogollon Rim.


Specki hat ersten Schneekontakt auf dem Rockymountix. Es wird nicht der letzte gewesen sein.


Kilometer um Kilometer fresse ich mich in den endlosen Pinienwald der Hochfläche hinein.
Kurzzeitige Abwechslung bieten kleine Flusstäler...


.. oder hübsche Lichtungen.

Ansonsten gibts wenig zu berichten. Forstpisten schlängeln sich durch endlose Wälder, ab und zu kreuzen ein paar Huftiere meinen Weg, einige Apachen versuchen mich zu skalpieren. Immer mal wieder ein paar Meterchen bergab und danach gleich wieder bergauf, wenigstens ist mein Hörbuch spannend.


Irgendwann wechsle ich auf eine unbefahrene Teerstraße um etwas zügiger voranzukommen. Sieht immer so aus wie abwärts, dabei gibts Steigungen bis zu 6%. Fühle mich wie angehängt und komme nicht vorwärts. Ist heute der Wurm drin?

Auf meiner Karte finde ich einen Platz namens "Happy Jack" und steure diesen an. In meinem Hirn verbinde ich das irgendwie mit Burgern und eiskalter Coke, keine Ahnung wieso. Um so größer ist die Enttäuschung, als sich "Happy Jack" als poplige Ranger Station entpuppt, zudem geschlossen und verrammelt. Der letzte Kaugummi wird ausgepackt und ich nehme hungrig die finalen Meilen durch den endlosen Wald in Angriff.


Endlich wechselt die Szenerie: der Mormon Lake.


Und viel wichtiger: Ein Saloon. Yeeha!


Mormonlake-Spezialburger. Elf Dollar und jeden Cent wert!!

Wenigstens habe ich das riesige Mogollon Rim jetzt beinahe hinter mir, Flagstaff ist nicht mehr besonders weit. Man hätte die gesamte Strecke auch statt über Forstpisten auf dem Arizona Trail zurücklegen können. Die paar Kreuzungspunkte und Einsichten liessen mich diesen allerdings weitgehend ignorieren. Selbes welliges Höhenprofil aber dafür halt viel holpriger und mit noch weniger Aussicht. Hätte sicher mehr als doppelt so lang gedauert, dann wäre ich jetzt noch irgendwo im tiefen Wald und könnte nicht meinen genialen Burger verspachteln. Besser so. Mahlzeit.
 
Schon wieder zu spät eingestiegen... :(
Nach 18 Monaten Aufenthalt in Monterey und Reisen durch den ganzen Westen bin ich natürlich begeistert von deiner Tour. Wenn ich die Geschichten in den einschlägigen US Blogs verfolge, habe ich riesigen Respekt vor deiner Leistung. Stichworte sind da: Distanzen, Temperaturen, Wassermangel, Wildnis, Einsamkeit, Ranger, Pumas, Bären, Poison Oak... Ich freue mich schon auf die Spitzentrails weiter nördlich und dann geht es hoffentlich rasch in grünere Gefilde in Richtung Tahoe und BC. Schade nur, dass in der USA die Mountainbikes aus den meisten (National-) Parks verbannt sind. Pass auch auf die KEEP OUT Schilder auf - im Gegensatz zu Europa nehmen es die Amis mit Privatgrund sehr genau. In diesem Sinn wünsche ich dir und uns viele grandiose Natur- und Bikeimpressionen. Ich bin schon jetzt neidisch auf die sternenklare Nächte und die fantastischen Sonnenauf- und -untergänge welche du im US Westen erleben kannst. Übrigens, an Canyons wird es in den nächsten Wochen nicht mangeln. ;)
Stay safe!
 
12.05. 17:00 Blockhütte im Mormon Inn

Während ich im Saloon noch genüsslich meinen exzellenten Riesenburger verspeise und der alten Countrymusic lausche, wird Specki, draussen angehobbelt, etwas unruhig. Ich trete vor die Tür und was sehen meine ungläubigen Augen? Es beginnt tatsächlich zu schneien! Arizona spinnt...

Der Mormonlake liegt nicht wesentlich tiefer als mein kühler Zeltplatz gestern auf dem Rim. Und morgens unter einer Neuschneedecke aufwachen, das muss nun wirklich nicht sein. Zelt hin oder her, es ist Zeit für Weicheizorro. Die Chefin des Saloons hat mir vorhin sowieso schon einen "discounted room for the crazy biker" angeboten.


Und so ziehe ich für 30$ in meine eigene kleine und beheizte Blockhütte.

Ab in die Badewanne...
 

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12.05. 19:30 Blockhütte in der Mormon Lake Lodge

Hier ein kurzes Special zu meiner Navigation: Natürlich benutze ich noch immer meinen alten Loox N560 mit PathAway. Als mittlerweile über vier Jahre altes Windows-Mobile-6-System sind dessen Tage wohl gezählt, aber ich wüsste noch immer kein Gerät, was mir ähnliche Flexibilität bietet. Die neuen Smartphones sind schon niedlich und schnell und vollgepackt mit Features, aber an den simplen Dingen (wie zB einem USB-Host) scheitert es dann. Wenn ich um meine Bilder von der Digicam zu übertragen mit SD-Adaptern fummeln und dann noch den Smartphone-Akku entfernen muss, wird die Sache einfach zu nervig. Warten wir also auf die nächste Generation, bis sich Android und Konkurenten darauf besinnen, dass man auch an Smartphones gerne USB-Geräte anschliessen oder die Speicherkartenslots leicht erreichen würde. Die PocketPC-Hersteller wussten sowas schon vor über fünf Jahren.

Die topografische Kartensituation in den USA ist etwas unbefriedigend. Mit der Qualität europäischer Wanderkarten kann das USGS (United States Geological Survey) in keinster Weise mithalten. Die 1:25000er Karten sind teilweise noch handgekritzelt und in Kontrast und Beschriftung so miserabel, dass ich sie gar nicht erst in Erwägung gezogen habe.


Hier eine USGS-Karte in 1:100000. Davon habe ich einen Korridor bis hinauf nach Kanada dabei. Wie man sieht, fehlen selbst bekannte Wanderwege wie der Arizona-Trail völlig. Man kann sich aber behelfen und externe Tracks aus diversen Quellen darüber legen. Das klappt ganz gut.


Die Firma National Geographic gibt mit Topo! basierend auf den USGS-Karten ihre eigenen Werke landesweit heraus. Die Daten sind wesentlich aufgehübscht, schattiert, geschärft und mit aktuellen Vektoroverlays von Straßen und Orten versehen. Wanderwege sind auch hier Mangelware, aber immerhin kann man sich viel besser orientieren als auf dem grünschwarzen USGS-Datenmüll. Von Topo! habe ich leider nur den Staat Utah dabei.


Häufig benutze ich auch einfach Googlemaps in Zoomstufe 12 (ein wenig umkoloriert um den Kontrast zu verbessern). Fast alle Dirtroads sind vorhanden, zusammen mit GPS-Track-Overlays von diversen Wanderwegen kann man sich damit gut orientieren. Die Kacheln wurden komplett heruntergeladen und zu einer großen Offline-Karte zusammengebastelt. Hierbei leistet das Tool MOBAC enorm gute Dienste. Einfach mal googeln, anschauen und ausprobieren.

Kurzes Fazit: Europa ist ein Schlaraffenland für Kartenfreaks, in den USA muss man dagegen ein bißchen leiden :-).

Aber was Arizona angeht, hat Scott ja ganze Arbeit geleistet und man muss eigentlich nur seinen Tracks hinterher fahren oder sich die nächste Dirtroad als Chickenexit suchen. Das klappt auch mit mäßiger Kartenunterlage prima.

Noch ein Tip: Falls ihr euch meine (und andere) Tracks auf den amerikanischen Topokarten anschauen möchtet, installiert die Demoversion von Topofusion und klickt dann einfach die GPX-Dateien auf meiner Track- und Bilderseite an. Topofusion holt sich die US-Karten online aus dem Netz und ist dabei blitzschnell und effizient programmiert, damit zu arbeiten macht richtig Spaß. Jetzt müssten wir Scott nur noch überzeugen, auch die openmtbmap für Europa zu unterstützen. Ich schau mal was da geht...
 
12.05. 20:20 Blockhütte im Mormon Lake Inn

Das MiFi ist ein recht nettes kleines Gerät, kaum größer als eine Kreditkarte und auch sehr leicht. Man drückt einfach nur den Powerbutton und schon hat man seine eigene kleine WLAN-Blase. Der Akku wird geladen über einen MicroUSB-Anschluss, ein entsprechendes Kabel liegt bei... dachte ich zumindest! Das ebenfalls mitgelieferte Ladegerät wurde deshalb gleich entsorgt, schleppe doch eh schon zwei USB-Netzteile mit mir rum.

Trugschluss. Leider hielt es Verizon wohl für nötig, mal wieder einen extrarestriktiven Quatsch zu verbasteln. An keinem meiner Geräte scheint das MiFi sich aufladen zu wollen. Schönen Dank auch.


Zum Glück kann man den Akku problemlos entfernen und ich habe meine Universal-Krokoklemme dabei.

Das ist zwar etwas umständlicher, aber man kriegt damit jeden LiIon-Akku an einem USB-Port voll. Ich glaub das Ding gibts bei Pearl für drei Euro und wiegen tuts an die zehn Gramm, eine durchaus lohnende Backup-Investition für Reisende mit viel elektronischem Spielzeug.
 
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