Kleiner Tourbericht von gestern Nachmittag...
Eigentlich geplanter Start gegen 15:00 Uhr. Aber dann: Mittagessen mit anschließender Mittagsfaulheit (manchmal auch Mittagsmüdigkeit genannt) und generell sonntägliche Grundstimmung lassen mich erst gegen 17:00 Uhr in die Gänge kommen.
Was wird's denn heute? Hmmm...kleine Runde mit Spaß. Wege sind gut nass - weiß ich genau, weil ich gegen Mittag noch Hochzeits-Portraits im Freien gemacht habe...mit Regenschirm als bildgestaltendem Zubehör...
Na dann erst mal ganz ruhig und bequem die "Winde" hoch Richtung Forsthaus. Dort fahre ich eine Weile neben einem sein Bike schiebenden Dirter her und fachsimpele mit ihm herum. Ich kannte ihn übrigens schon vorher.
Oben auf dem Parkplatz präpariere ich mich - körperlich und mental. Nein, nicht mit Drogen, sondern äußerlich mit Protektoren und innerlich mit gedanklichen Selbstgesprächen, um mich auf die ersten "richtig" gefahrenen Trails nach meinem Handgelenksbruch vorzubereiten. Der Puls ist trotzdem höher als nach dem Anstieg, als es dann die ersten Meter den Hexenstieg runter zum Kalten Tal geht. Der Boden ist wirklich weich, aber die
Reifen passen. Sehr schnell ein gutes Gefühl, das Bike macht einigermaßen, was ich will. Zaghaft, aber sicher ziehe ich bis zur Straße runter.
Dann geht es auf der anderen Seite ein Stück hoch. Und der Puls durch die Schädeldecke!
Denn der Hexenstieg von dieser Seite ist ein ganz anderes Kaliber: glatter, rutschiger Fels, Wurzeln, Sprünge, natürliche Anlehner und recht gemeine Bäume dicht an der Strecke...aber ein Heidenspaß.
Ich komme sofort gut in Fahrt, machen einen kleinen Wallride und nehme auch gleich den schönen Sprung an einem größeren Stein. Landung völlig problemlos. Mit guter Geschwindigkeit geht es weiter bis zu dem Sprung auf die Straße. Da ich ihn springe muss ich die Straße komplett überqueren und auf der anderen Seite wenden.
Jetzt hoch Richtung Steinbergskopf, also erstmal Richtung Drei Annen. Kurz nachdem ich losfahre nähert sich lautlos ein Schatten von hinten links. Ein freundlich lächelnder Herr um die 65 zieht entspannt an mir vorbei... ?!?
E-Bike! Kein Schweiß, keine Anstrengung, keine Trinkflasche dabei...nein, das ist kein Sport. Ich fühle mich natürlich animiert, die Ehre aller echten Mountainbiker zu retten und setze hinterher. Komme sogar wieder heran. Er schaltet. Er ist innerhalb von 2 Minuten komplett weg. Ohne Schweiß, ohne Anstrengung, ohne Trinkflasche. Ich koche, schwitze und habe Durst. Ich habe also Spaß.
Nein, E-Biken ist kein Sport!
Aber es hat mich schön abgelenkt. Ich bin ja schon oben! Nur noch rüber zum Steinberg und dann wird es spannend.
Ich nehme mir vorher noch eine kleine Pause und stürze mich dann zum Elversstein runter. Letztes Mal, noch ohne das Okay vom Doc, habe ich beide Hindernisse umfahren. Heute sind sie beide fällig.
Treppe erster Versuch. Ich habe mich hier noch nie abgelegt. Falls das irgendwie impliziert, ich hätte es dieses Mal getan - dann stimmt das so. Kurz vor Unten merke ich, das mein Vorderrad nicht da ist, wo es zum erfolgreichen Bezwingen der Treppe sein sollte. Also rolle ich mich ganz kontrolliert nach rechts ab und sitze dann auf dem Weg am Fuß des Monsters. Ich muss grinsen.
Kurze Zeit überlege ich, ob ich es heute noch sein lassen sollte. Aber was für ein Quatsch - ich kann das Dinge fahren also mache ich es auch.
Bike hoch, Lenker gerade, aufgestiegen und - erledigt. Völlig problemlos, wie es sich gehört...
Nummer zwei: die Abfahrt vom Steinberg. Steil, verblockt, wurzelig und heute auch feucht und nicht griffig. Ich fahre ganz vorsichtig und kontrolliert eine eher leichte Linie und schaffe die ohne Probleme.
Eine bessere mentale Reha kann es nicht geben...
Naja, und dann halt die genialen Singletrails vom Steinberg und vom Mannsberg. Wer sie kennt, dem muss ich nichts erklären. Wer sie nicht kennt, dem kann ich nichts erklären. Es sind so Sachen, wo man danach Grinsen muss, auch wenn am Tag vorher der Lieblingswellensittich gestorben ist oder das Bier alle war...
Nach dem üblichen Übersetzen auf die andere Seite von Hasserode habe ich noch etwas Besonderes vor. Vor kurzem habe ich da einen Trail entdeckt - der wohl krasseste Downhill hier weit und breit. Soweit ich das von der fast nächtlichen und entsprechend unsicheren Erstbefahrung vor ein paar Tagen sagen kann. Dafür muss ich erstmal ein fiese Rampe hoch, aber es lohnt sich. Der Trail ist der Wahnsinn! Allerdings so steil, das ich trotz
Avid Code zweimal nur knapp ausreichend abbremsen kann, als es unübersichtliche Kurven gibt. Wie krass!
Ich überstehe auch das. Die Hand puckert, aber laut Arzt soll ich bis an den Schmerz belasten und mich nicht wundern, wenn es nach dem Sport dort deutlich dicker und heißer zugeht als sonst. Kurz: die Kasse spart die Reha. Soll mir recht sein.
Ich bin jedenfalls zufrieden. Der Bruch ist vorbei - Zeit wird's...