Jagdfakten

Ich verstehe diese ganze Debatte nicht! Weder bzgl. Luchs noch Wolf noch Bär. Und was mich wirklich an der ganzen Sache aufregt, das ist die völlig verzerrte Risikowahrnehmung.

Ich war mehrfach in den Karpaten und jüngst in Albanien unterwegs. Bärenbegegnung inklusive (Rumänien). Die lungern da gerne mal an Landstraßen 'rum. Im Harghita-Gebirge findet man Bärenspuren auf praktisch jedem Waldweg. Und man findet beim morgendlichen Aufbruch aus der Hütte i.d.R. auch frische Bärenspuren zur Mülltonne und davon weg. Nachts ist bisweilen Wolfsgeheul zu hören. Das juckt in der Region keinen Wanderer oder Alpinisten. Zu Problemen scheint es allerdings zunehmend mit Bären in Stadtrandgebieten zu kommen. Das ist aber eher ein Müll- als ein Bärenproblem. Die Schäfer in den Karpaten haben vor allem eines: Sehr, sehr gute Hunde! Und vor denen sollte man sich weit mehr in Acht nehmen als vor Bär und Wolf. Richtig gefährlich sind allerdings die teils verwilderten Exemplare. Im Gegensatz zu Wolf und Bär sind die einfach nicht scheu und bedürften eigentlich viel eher einer Kontrolle, als die Wildtiere. Ich habe einige Schäfer auch mal auf die großen Carnivoren Wolf und Bär angesprochen. Reaktion bloß lässiges Achselzucken. So wie ich das verstanden habe, verlieren sie ab und zu ein Schaf, aber kaum mehr, als durch andere natürliche Ursachen. Aus Südfrankreich weiß ich, dass die natürliche Sterblichkeit der Schafe dort ohnehin bei etwa 5 % pro Jahr liegt - was den bedrohten und wieder angesiedelten Geiern zu gute kommt. Allerdings sind die Schäfer dort den Wölfen gegenüber sehr viel kritischer als ihre Kollegen in den Karpaten. Ich habe lange Gespräche mit einem Ranger geführt. Der kam aus einer Bauernfamilie und sagte mir offen, seine Haltung gegenüber dem Wolf sei sehr zwiespältg. Er sei froh, dass sie zurück seien, weil die Art einfach in das Ökosystem gehört. Andereseits hat er mir lebhaft die Sorgen der Bauern und Schäfer geschildert. Ich denke, das ist vor allem Gewohnheitssache. In den Karpaten war der Wolf niemals weg, in den Cevennen kehrt er gerade zurück.

Es gibt in Europa regelmäßig Unfälle mit Wildschweinen, Kühen, Hunden und Schwänen. Mindestens gefährliche Begegnungen, die aber in den Medien seltsamer Weise so gut wie keine Beachtung finden. Die Aufregeung nach realen Wildschweinunfällen ist jedenfalls weitaus geringer, als wenn ein Wolf überhaupt nur gesichtet wird! Würden Wölfe ähnlich offensichtliche Spuren und ähnlich viele Verletzte hinterlassen, wie Wildschweine, hätten wir in Deutschland Bürgerkrieg. Wildschweine sind speziell im Frühjahr weit aggressiver und gefährlicher als Wölfe es vermutlich je sein werden. Einfach mal die lokale Presse guhgeln. Der Kuhunfall, der letztens zu dem viel beachteten Urteil in Österreich geführt hat, ist kein Einzelfall. In der Landwirtschaft gibt es jährlich mehrere Tausend Kuhunfälle. Das sind genauso wenig Kuscheltiere, wie Wölfe und Bären, laufen aber (zurecht!) unbehelligt und ggf. frei auf Almen und Weiden herum. Im Friaul bin ich beim Wandern mal an ein paar ziemlich aggressive Kühe geraten - da hab' ich mir "meinen" Karpaten-Bär förmlich herbei gesehnt. Ich habe keinen Hund und es waren nicht mal Mutterkühe. Scheint dort 'ne spezielle, eher aggressive Rasse zu sein. Ein paar km vorher, in Österreich, waren sie - wie meistens - vollkommen tiefenentspannt. Was Hunde angeht, habe ich beim Biken mit gewisser Regelmäßigkeit gefährliche Begegnungen, und zwar eher mit kleineren, schreckhaften Exemplaren. Verletzungen durch Hunde sind wg. der Infektionsgefahr bemerkenswert gefährlich, auch kleinere Kratzer. Braucht hier nicht diskutiert zu werden - ist ein eigenes Thema. Zuguterletzt schwimmen Schwäne unbehelligt in jedem Park herum. Wer mit dem Kanu im Frühjahr mal aus Versehen einer Schwanenfamilie begegnet ist, hat vielleicht eine Vorstellung von der potentiellen Gefahr durch diese Tiere. Trotzdem gehen Mütter mit Keinkindern völlig sorglos in den Stadtpark. M.W. hat es mit Schwänen auch schon üble und teilweise tödliche Unfälle gegeben. Eine genervte Schwanenmutti drückt einen Schwimmer locker unter Wasser oder bricht einem mit einem Flügelschlag den Arm. Stand jedenfalls so mal im "Deutschen Flusswanderbuch", was ich auch für glaubhaft halte. "Problemschwäne" werden aber nicht - wie Wölfe - auch auf öffentlichen Druck hin geschossen, sondern allenfalls wegtransportiert https://www.merkur.de/bayern/tegernsee-problem-schwan-attackiert-wassersportler-jetzt-muss-er-weg-zr-12104469.html Ah ... und mit Kanada- oder Nilgänsen sollte man sich meiner Erfahrung nach auch nicht anlegen, wenn sie Gössel haben. Ja, und dann wären da noch die Vollidioten, die Kreuzottern streicheln https://www.abendzeitung-muenchen.d...rer.b9ee410b-d648-465c-a792-f83297c7747e.html

Also: Alle abregen, was den Wolf (und den Bären) angeht. Alle anderen Risiken in Wald und Flur überwiegen derartig, dass das wirklich nicht der Rede wert ist. Ich versteh' den Radau und die Ängste wirklich nicht im Geringsten. Da spielen die üblichen Verdächtigen unter den wütenden Angsthasen (BILD, AfD, bestimmte "konservative" Kreise, ...) natürlich auch so ihre unrühmliche Rolle, indem sie das Irrationale zunehmend legitimieren. Andere Debatte ...

Mein Avatar und Nick lebt auch schon seit Ewigkeiten mit dem Wolf. Daran liegt's sicher nicht, wenn es ausstirbt ;)
 

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Re: Jagdfakten
Innenstadt scheint eh gefährlicher zu sein als Wald: https://www.spiegel.de/panorama/jus...rletzen-vier-menschen-in-heide-a-1173862.html

Ich glaub', da wollt' auch niemand mit Frischlingen knuddeln ;). Nicht falsch verstehen, ich will nicht zur Ausrottung des Wildschweins aufrufen. Es geht mir nur darum, die realen und eingebildeten Risiken mal ins rechte Verhältnis zu rücken.

Wenn das jetzt ein verirrter Wolf gewesen wäre - na, was wäre dann in der Medienlandschaft und beim "besorgten Bürger" wohl so los gewesen?
 
Sehr, sehr gute Hunde! Und vor denen sollte man sich weit mehr in Acht nehmen als vor Bär und Wolf. Richtig gefährlich sind allerdings die teils verwilderten Exemplare. Im Gegensatz zu Wolf und Bär sind die einfach nicht scheu und bedürften eigentlich viel eher einer Kontrolle, als die Wildtiere.
Und hier lieferst du gleich den Grund, warum die Rückkehr der Wölfe und Bären ein Problem darstellt! Wie das in der Wirklichkeit "funktioniert", kann man schon heute in den Südalpen sehen: gebissene Wanderer und Gegenden, wo man lieber nicht alleine unterwegs sein sollte.

In den Karpaten war der Wolf niemals weg
Und wie dicht besiedelt sind die Karpaten -- im Vergleich zu den Alpen? Und wie viele Touristen laufen dort herum? Das ist ja der springende Punkt: alle reden von der ursprünglichen Fauna, vergessen aber gerne, dass Wölfe und Bären grösstenteils ausgerotten wurden, als die Bevölkerung Europas ungefähr ein Drittel der heutigen erreichte. Wo sollen die Tiere hin? Da sind Konflikte vorprogrammiert und jedem, der sich in der Natur bewegt und nicht nur Tierfilme im Fernsehen anschaut, muss das klar sein.
 
  1. "Gute Hunde" wissen Wolf und Wanderer zu unterscheiden. Die Gefahren gehen - auch meiner persönlichen Erfahrung nach - v.a. von den verwilderten Hunden aus. Trotzdem dürften die innerstädtischen Probleme mit "normalen" Haushunden weitaus größer sein. Die "Kampfhundeproblematik" halte ich zwar auch für schwer mediengemacht, aber Hundebisse sind doch wohl Tagesgeschäft in der Notaufnahme, oder nicht?
  2. Im (Hoch-)Gebirge empfiehlt es sich doch wohl ohnehin, eher nicht "alleine unterwegs" zu sein. Gewisse Vorsicht, Verhaltensänderungen, bzw. Lernprozesse sind dem Touristen ja wohl noch zuzumuten. Sie sind vielmehr zwingend erforderlich. Siehe das Beispiel und den Link mit der Kreuzotter. Ich finde nicht, dass man in der Natur (oder auch in der Kulturlandschaft) einen Anspruch auf ein gefahrenfreies Umfeld hat. Wenn man das zu Ende denkt, müsste man ziemlich viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten ausrotten. Allergien im Allgemeinen (Hasel, Birke Erle), Allergischer Schock nach Wespenstich, Giftunfälle mit Eisenhut und Knollenblätterpilz, entzündete Kriebelmückenstiche, Zecken (FSME, Borreliose), usw. Ich sehe nicht, warum ausgerechnet die (potenziellen!) Gefahren durch Wölfe eine derartige Sonderrolle spielen sollten.
  3. Nochmal: Wie häufig sind gefährliche Wolfsbegegnungen im Vergleich mit z.B. gefährlichen Hunde- und Wildschweinbegegnungen? Die letzteren sind real und sehr, sehr häufig! Die ersteren eine entfernte Möglichkeit.
  4. In den Hochlagen der Karpaten wird genauso extensive Weidewirtschft betrieben, wie in den Alpen. Vermutlich jeweils an der Produktivitätsgrenze. In den Karpaten streifen aber mehrere Tausend Wölfe umher, ohne dass es zu nennenswerten Problemen käme. Die Regionen um Brasov und Sibiu sind ebenso dicht besiedelt und touristisch genutzt, wie etwa Briancon oder Garmisch in den Alpen. Poiana Brasov, Sinaia und Predeal sind von Tourismusorten in den Alpen kaum unterscheidbar, sommers wie winters. Wolfsprobleme sind mir auch von dort nicht bekannt.
  5. Ja, ich bewege mich in der Natur. Ich will's nicht überstrapazieren, aber ich hatte diverse potenziell problematische Begegnungen mit Wildschweinen. Z.B. in sehr stadtnahen Wäldern im Rheinland. Das wird selbst mit verstärkter Bejagung auch kaum in den Griff zu kriegen sein. Die Warnhinweise, sich im Frühjahr und bei Dämmerung nicht unbedingt im Unterholz zu trollen, kennen wohl die meisten und richten sich auch danach. Hält das irgendjemanden vom Waldbesuch ab? Im Gegenteil nimmt der Freizeitnutzungsdruck auf speziell urbane Wälder m.W. ständig zu. Auch durch (uns) (E)MTB-Fahrer.
 
Herdenschutzhunde werden für die dicht besiedelten Teile der Alpen keine Lösung sein.
Da hier auch der Bezug des Landwirts zu seinen Tieren sehr eng, wird jeder Tierverlust zum Drama.
Ist auch kein schöner Anblick.

 
Die mit Abstand meisten Biker werden immer noch durch Eigenverschulden/Selbstüberschätzung verletzt/getötet.
 
Ich meinte damit eher den Bogen von Oberbayern bis nach Verona.
Herdenschutzhunde sind schon aufgrund ihrer Genetik ein Sicherheitsrisiko. Die kannst du auf keiner Alm mit hunderten Besuchern pro Tag frei laufen lassen.
 
Ich glaub', wir haben uns missverstanden. Den "Bogen von Oberbayern bis nach Verona" hatte ich auch in etwa im Kopf. Aber in der gleichfalls sehr dicht besiedelten Schweiz scheint man gute Erfahrungen mit Herdenschutzhunden zu machen.

Nochmal ernst gemeinte Frage: Sind die Verhältnisse z.B. am Gran Sasso - angeblich Hausberg der Römer - touristisch so viel anders, als in Oberbayern und Tirol? Ich war da noch nie, aber ich meine, dass in den Abruzzen seit langem häufig und erfolgreich Herdenschutzhunde einer lokalen Rasse verwendet werden.
 
das kann ich dir nicht beantworten.
Ich kenne die Situation dort nicht.
In Der Schweiz gibt es auch abgelegene Gebiete. Vielleicht sind dort die Herdenschutzhunde unterwegs?
Landwirtschaft wird in der Schweiz auch intensiv subventioniert. So ein Hund ist nicht billig und braucht viel viel Training.
 
ebenso dicht besiedelt und touristisch genutzt, wie etwa Briancon oder Garmisch
Ähm, bist du dir sicher, dass du dich in Briançon/Queyras auskennst? Briançon und Garmisch als ähnlich touristisch genutzt und dicht besiedelt zu bezeichnen finde ich schon sehr gewagt.

Pyrenäen und Abbruzzen nicht aus. Dort arbeitet man aber m.W. erfolgreich mit Herdenschutzhunden.
Was heisst: erfolgreich? Dass keine Schafe gefressen werden mag schön und gut sein, aber wenn die Touristen ausbleiben, weil die Herdenschutzhunde ein unberechenbares Risiko darstellen, wird's auf Dauer auch nicht so lustig. Und die Tendenz gibt's in den französichen Südalpen (Queyras, Ubaye, Mercantour) schon.

Was die Schweiz betrifft: die Verhaltensempfehlungen sind nur lächerlich: umgehen sie die Schafherde ... ja, zefix, wie denn, wenn die Schafherde über die ganze zu querende Bergflanke/Hochtal verteilt ist und der ach so schlaue Hütehund doch nicht Mensch und Wolf unterscheiden kann??
 
Fast, wobei Erstes für mich auch eher als Transferstrecke attraktiv ist.

Es gibt ja auch offizielle Wege, die an Fußgänger einen größeren Anspruch stellen und bspw. für Reiter garnicht geeignet sind, egal in welcher Gangart.
Auch diese Wege möchte ich, auf eigenes Risiko, fahren dürfen

:daumen:
Da bist Du etwas in die Falle getappt. So wie sich viele nicht vorstellen können, was man mit einem Fahrrad alles fahren kann, kannst Du Dir wohl nicht vorstellen, was man alles reiten kann. Ich geb's zwar ungern zu, aber ich denke, dass meine Frau mit ihrem Pferd im Wald weiter kommt als ich mit dem MTB.
Suchbegriff "Extreme Trail".
 
Mag sein, daß es sowas gibt.
Aber für sehr anspruchsvolles Gelände im Sinne von AM/Enduro ist ein Rad eher konstruiert als ein ursprüngliches Steppentier wie ein Pferd.
Während ich im Fall des Falles humpelnd mein Bike nach Hause schiebe, trägt Deine Frau das Tier zurück? Wahrscheinlich nicht ...
 
Genau so könnte doch die Antwort eines Nichtradfahrer in Bezug auch MTB sein, und darin liegt doch das Problem.
Weil Leute sich etwas nicht vorstellen können, kann es nicht sein.
Übrigens würde ich S2 für Geländereiter als eher leichtes Gelände bezeichnen, und man kann z.B. auch hüfthohe "Drops" reiten (nicht springen), sowohl runter als auch rauf.
Und passieren kann immer was: Mein schwerster Unfall mit den Rad war auf einem ebenen Radweg, mein schwerster MTB-Unfall auf einer geschotterten Forstautobahn.
Aber langsam geht´s vom Thema ab...
 
zurück zum Thema: Mein schwerster Wildunfall war mit einer Hauskatze. Ein Wildschwein hat mich bisher auf 10 m rankommen lassen, bevor es sich gemütlich vom Acker gemacht hat, ein Reh 3 m neben dem Weg beim Äsen nur kurz hochgeschaut, sich aber nicht weiter stören lassen.
 
Ähm, bist du dir sicher, dass du dich in Briançon/Queyras auskennst? Briançon und Garmisch als ähnlich touristisch genutzt und dicht besiedelt zu bezeichnen finde ich schon sehr gewagt.

Also, ich war zuletzt im Sommer 2014 und 2017 rund um Briancon/Cesana und Barcelonette unterwegs. I.d.R. zu Fuß. Anfahrt jeweils aus guten Gründen mittels Geländeauto, sodass ich denke, ich habe einen guten und weitläufigen Eindruck von der Region bekommen. Im eigentlichen Mercantour (Lac d'Allos) war ich allerdings zuletzt vor ca. 15 Jahren. In der Nähe von Briancon (Col de la Pousterle, Claviere) wurden die Wanderwege ungefähr so dicht begangen, wie ich das sonst nur von Massenveranstaltungen aus dem Mittelgebirge kenne. Auf dem E4 war's sogar zwischen Tölz und O'ammergau sehr viel ruhiger. Die Ferienzeit in Frankreich spielt natürlich eine Rolle. In der weiteren Umgebung von Briancon dann das übliche Bild für Frankreich: Rafting, Kletterkurse, Canyoning (Col d'Anon), Rennradgruppen, VTT, ...

Ja, etwas außerhalb wird's schnell einsam und die Infrastruktur ist z.T. auf Subsistenzniveau. Das findet man in Bayern/A/CH so m.E. nicht mehr. Ich vermute, das meintest du? Aber auch die Touristendichte nimmt nach meinen Eindrücken ebenfalls sehr schnell ab. Das ist in Garmisch nicht so, das stimmt. Aber in den touristischen Kernzonen erscheint mir die Situation durchaus vergleichbar. Ich habe ja auch nicht geschrieben, dass die Verhältnisse identisch sind.

Im Winter kann ich keine Vergleiche anstellen, aber die Skigebiete rund um Briancon sind doch weitaus ausgedehnter als Garmisch/Seefeld bei etwa gleicher Erschließungsintensität. In Frankreich kommt meiner Erfahrung nach (Les Arcs :rolleyes: Leider. Als Skilehrer. Gruselig! Nie wieder.) nochmals die Club-Med-Mentalität hinzu (s.o.) , die für deutlich intensivere Erschließung im Umfeld sorgt, als z.B. in Bayern, wo sich der Tourismus wohl meist relativ langsam aus dem Zuerwerb entwickelt hat.

Was heisst: erfolgreich? Dass keine Schafe gefressen werden mag schön und gut sein, aber wenn die Touristen ausbleiben, weil die Herdenschutzhunde ein unberechenbares Risiko darstellen, wird's auf Dauer auch nicht so lustig. Und die Tendenz gibt's in den französichen Südalpen (Queyras, Ubaye, Mercantour) schon.

Was die Schweiz betrifft: die Verhaltensempfehlungen sind nur lächerlich: umgehen sie die Schafherde ... ja, zefix, wie denn, wenn die Schafherde über die ganze zu querende Bergflanke/Hochtal verteilt ist und der ach so schlaue Hütehund doch nicht Mensch und Wolf unterscheiden kann??

Ich habe auf ausgedehnten Wanderungen in der fraglichen Region keine kritischen Erfahrungen mit Hunden gemacht. Trotz Begegnung mit großen Herden. Die Hunde waren wachsam, aber freundlich und hielten selbstständig Abstand zu den Wanderpfaden. Ich hatte auch den Eindruck, sie hielten die Herde von den Pfaden weg. Kann aber täuschen. Sie haben auch schnelle MTBs (beobachtet auf dem Plateau d'Emparis) ignoriert und sind nicht durchgeknallt, wie manch ein unausgelasteter Jagdhund aus der Großstadt. Aber ich lasse mich gerne durch andere Erfahrungen eines Schlechteren belehren. Ich weiß auch nicht, was das für eine Rasse war, habe den Schäfer nicht gesprochen und meine Erfahrungen sind selbstverständlich nicht repräsentativ!

Dass einem die Hirtenhunde wirklich über längere Zeit den Weg versperrt haben, habe ich bislang nur in Albanien und Rumänien erlebt. Und dann meist auch nur, wenn der Schäfer außer Sicht war. Ansonsten gab's meist einen Pfiff, und der Weg war i.d.R. frei. Ich bin in Rumänien (Retezat) auch mal mitten in eine Schafherde geraten. Die Hunde haben vollkommen selbstständig operiert und z.B. Pfade zwischen Latschenkiefern gesichert. Als sie mich erreicht hatten, gab's den üblichen ID-Check mittels Schnuppern, und dann war Ruhe. Ich geb' zu, das war zuerst ziemlich mulmig. Später kam der Schäfer dazu, nettes Gespräch mit Händen und Füßen, Austausch von Brot, Käse und Dosenbier - entspannte Hunde. Ja, der Wolf ist im Retezat ein Thema und die Hunde sind ausdrücklich auf die Abwehr von Wolf und Bär gezüchtet und trainiert. Die Hunde sehen dort meist etwa so aus wie große, graue Bobtails und benehmen sich auch in etwa so. Etwas eigensinnig, aber eigentlich wenig aggressiv.

Im Cindrel habe ich allerdings mal aufgrund der Hirtenhunde eine Tagestour abbrechen müssen. Den Schäfer (in Sichtweite) hat's in dem Fall trotz Blickkontakt keinen Deut interessiert.

Natürlich wird es mit der Rückkehr der großen Beutegreifer Konflikte geben. Ich denke, dass sich das managen lässt. Ebenso klar muss aber sein, dass sich Verhalten und Haltung auf der Seite der Naturbesucher ändern muss! Warum sollte das eigentlich nicht so sein? Vielleicht erst einmal bei der absurden Erwartung angefangen, dass man im Gebirge einen Tag und Nacht vollständig gesicherten und ungefährlichen Spielplatz vorzufinden hat. Man kann aus guten Gründen (Brutvögel z.B.) auch nicht jeden Fluss jederzeit paddeln und nicht jeden Felsen jederzeit klettern. Warum soll man jeden Trail jederzeit gehen oder fahren können?

Es git doch weit problematischere, weitreichendere und vor allem viel schlechter begründete Einschränkungen für uns.


In diesem Sinne,

Ovibos
 
zurück zum Thema: Mein schwerster Wildunfall war mit einer Hauskatze. Ein Wildschwein hat mich bisher auf 10 m rankommen lassen, bevor es sich gemütlich vom Acker gemacht hat, ein Reh 3 m neben dem Weg beim Äsen nur kurz hochgeschaut, sich aber nicht weiter stören lassen.

Ja, wird OT hier. 'tschuldigung! Liegt gerade v.a. an mir :oops:

Ein eigenes Subforum "Natur, Naturschutz, Konflikte" o.ä. wäre vielleicht angezeigt.
 
Was ist daran elitär? Der Schein ist viel zu einfach zu bekommen und kostet keine unmengen Geld. Ein Autoführerschein ist teurer. Eine passende Waffe kostet neu keine 600€ und gebraucht bekommste welche für unter 100€...
Elitär ist es nur in deiner Vorstellung.

Schein und Knarre sind nicht das Thema. Bei uns muss man schon einen Menge Kohle locker machen, um eine Pacht zu bekommen. Vom Unterhalt ganz zu Schweigen. Und wenn es ein kapitaler Hirsch sein soll, muss man ordentlich löhnen.
Ich kenne einige Jäger. Nur die mit der dicken Brieftasche kommen zum Zuge, die anderen sind nur Handlanger.
 
Schein und Knarre sind nicht das Thema. Bei uns muss man schon einen Menge Kohle locker machen, um eine Pacht zu bekommen. Vom Unterhalt ganz zu Schweigen. Und wenn es ein kapitaler Hirsch sein soll, muss man ordentlich löhnen.
Ich kenne einige Jäger. Nur die mit der dicken Brieftasche kommen zum Zuge, die anderen sind nur Handlanger.
Bei kapitalen Hirschen mag das stimmen. Aber mir gibt die Trophäenjagd nicht... Mir geht es eher um das Wildbret und um das drum herum. Habe nicht das Bedürfnis mich mit ach so tollen Abschüssen brüsten zu müssen. Außerhalb der großen Städte bekommste oftmals Jagdgelegenheiten kostenlos wenn du im Revier und bei der Abschussplanerfüllung mithilfst. Das Wildbret kannste je nach Region sehr künstig (teilweise kostenlos) übernehmen. Klar wenn du in der Hamburger High-Society elitär jagen möchtest wird das nicht gerade günstig sein. (Würde ich nicht freiwillig wollen).
 
Heute habe ich mal wieder etwas typisches erlebt.
Zuerst hockt der Jäger Mitte in einer Wiese, wo ich noch nie ein Jäger gesehen habe. Ich fahr weiter in Richtung von ein alt bekannte Wanderweg welche sicher schon Ewigkeiten hier liegt. was scheint jetzt...
Der weg hat sich verändert in ein 5 Meter Breite schotterpiste damit das Holz geerntet werden kann und der Jäger jezt mit den Auto hinauf kommt. ....
Auch das sind Jagdfakten.
 
Was hat das
Heute habe ich mal wieder etwas typisches erlebt.
Zuerst hockt der Jäger Mitte in einer Wiese, wo ich noch nie ein Jäger gesehen habe. Ich fahr weiter in Richtung von ein alt bekannte Wanderweg welche sicher schon Ewigkeiten hier liegt. was scheint jetzt...
Der weg hat sich verändert in ein 5 Meter Breite schotterpiste damit das Holz geerntet werden kann und der Jäger jezt mit den Auto hinauf kommt. ....
das sind Jagdfakten.
Was hat das mit "Jagtfakten" zu tun? Wenn dann wurde der Weg in erster Linie wahrscheinlich für die Holzernte angelegt!? Oder vll für Radler... Woher hast du deine Fakten? Oder sind das Vermutungen? Und selbst wenn, wo liegt das Problem? Wenn Radwege angelegt werden kräht auch kein Hahn...
 
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