Ich verstehe diese ganze Debatte nicht! Weder bzgl. Luchs noch Wolf noch Bär. Und was mich wirklich an der ganzen Sache aufregt, das ist die völlig verzerrte Risikowahrnehmung.
Ich war mehrfach in den Karpaten und jüngst in Albanien unterwegs. Bärenbegegnung inklusive (Rumänien). Die lungern da gerne mal an Landstraßen 'rum. Im Harghita-Gebirge findet man Bärenspuren auf praktisch jedem Waldweg. Und man findet beim morgendlichen Aufbruch aus der Hütte i.d.R. auch frische Bärenspuren zur Mülltonne und davon weg. Nachts ist bisweilen Wolfsgeheul zu hören. Das juckt in der Region keinen Wanderer oder Alpinisten. Zu Problemen scheint es allerdings zunehmend mit Bären in Stadtrandgebieten zu kommen. Das ist aber eher ein Müll- als ein Bärenproblem. Die Schäfer in den Karpaten haben vor allem eines: Sehr, sehr gute Hunde! Und vor denen sollte man sich weit mehr in Acht nehmen als vor Bär und Wolf. Richtig gefährlich sind allerdings die teils verwilderten Exemplare. Im Gegensatz zu Wolf und Bär sind die einfach nicht scheu und bedürften eigentlich viel eher einer Kontrolle, als die Wildtiere. Ich habe einige Schäfer auch mal auf die großen Carnivoren Wolf und Bär angesprochen. Reaktion bloß lässiges Achselzucken. So wie ich das verstanden habe, verlieren sie ab und zu ein Schaf, aber kaum mehr, als durch andere natürliche Ursachen. Aus Südfrankreich weiß ich, dass die natürliche Sterblichkeit der Schafe dort ohnehin bei etwa 5 % pro Jahr liegt - was den bedrohten und wieder angesiedelten Geiern zu gute kommt. Allerdings sind die Schäfer dort den Wölfen gegenüber sehr viel kritischer als ihre Kollegen in den Karpaten. Ich habe lange Gespräche mit einem Ranger geführt. Der kam aus einer Bauernfamilie und sagte mir offen, seine Haltung gegenüber dem Wolf sei sehr zwiespältg. Er sei froh, dass sie zurück seien, weil die Art einfach in das Ökosystem gehört. Andereseits hat er mir lebhaft die Sorgen der Bauern und Schäfer geschildert. Ich denke, das ist vor allem Gewohnheitssache. In den Karpaten war der Wolf niemals weg, in den Cevennen kehrt er gerade zurück.
Es gibt in Europa regelmäßig Unfälle mit Wildschweinen, Kühen, Hunden und Schwänen. Mindestens gefährliche Begegnungen, die aber in den Medien seltsamer Weise so gut wie keine Beachtung finden. Die Aufregeung nach realen Wildschweinunfällen ist jedenfalls weitaus geringer, als wenn ein Wolf überhaupt nur gesichtet wird! Würden Wölfe ähnlich offensichtliche Spuren und ähnlich viele Verletzte hinterlassen, wie Wildschweine, hätten wir in Deutschland Bürgerkrieg. Wildschweine sind speziell im Frühjahr weit aggressiver und gefährlicher als Wölfe es vermutlich je sein werden. Einfach mal die lokale Presse guhgeln. Der Kuhunfall, der letztens zu dem viel beachteten Urteil in Österreich geführt hat, ist kein Einzelfall. In der Landwirtschaft gibt es jährlich mehrere Tausend Kuhunfälle. Das sind genauso wenig Kuscheltiere, wie Wölfe und Bären, laufen aber (zurecht!) unbehelligt und ggf. frei auf Almen und Weiden herum. Im Friaul bin ich beim Wandern mal an ein paar ziemlich aggressive Kühe geraten - da hab' ich mir "meinen" Karpaten-Bär förmlich herbei gesehnt. Ich habe keinen Hund und es waren nicht mal Mutterkühe. Scheint dort 'ne spezielle, eher aggressive Rasse zu sein. Ein paar km vorher, in Österreich, waren sie - wie meistens - vollkommen tiefenentspannt. Was Hunde angeht, habe ich beim Biken mit gewisser Regelmäßigkeit gefährliche Begegnungen, und zwar eher mit kleineren, schreckhaften Exemplaren. Verletzungen durch Hunde sind wg. der Infektionsgefahr bemerkenswert gefährlich, auch kleinere Kratzer. Braucht hier nicht diskutiert zu werden - ist ein eigenes Thema. Zuguterletzt schwimmen Schwäne unbehelligt in jedem Park herum. Wer mit dem Kanu im Frühjahr mal aus Versehen einer Schwanenfamilie begegnet ist, hat vielleicht eine Vorstellung von der potentiellen Gefahr durch diese Tiere. Trotzdem gehen Mütter mit Keinkindern völlig sorglos in den Stadtpark. M.W. hat es mit Schwänen auch schon üble und teilweise tödliche Unfälle gegeben. Eine genervte Schwanenmutti drückt einen Schwimmer locker unter Wasser oder bricht einem mit einem Flügelschlag den Arm. Stand jedenfalls so mal im "Deutschen Flusswanderbuch", was ich auch für glaubhaft halte. "Problemschwäne" werden aber nicht - wie Wölfe - auch auf öffentlichen Druck hin geschossen, sondern allenfalls wegtransportiert https://www.merkur.de/bayern/tegernsee-problem-schwan-attackiert-wassersportler-jetzt-muss-er-weg-zr-12104469.html Ah ... und mit Kanada- oder Nilgänsen sollte man sich meiner Erfahrung nach auch nicht anlegen, wenn sie Gössel haben. Ja, und dann wären da noch die Vollidioten, die Kreuzottern streicheln https://www.abendzeitung-muenchen.d...rer.b9ee410b-d648-465c-a792-f83297c7747e.html
Also: Alle abregen, was den Wolf (und den Bären) angeht. Alle anderen Risiken in Wald und Flur überwiegen derartig, dass das wirklich nicht der Rede wert ist. Ich versteh' den Radau und die Ängste wirklich nicht im Geringsten. Da spielen die üblichen Verdächtigen unter den wütenden Angsthasen (BILD, AfD, bestimmte "konservative" Kreise, ...) natürlich auch so ihre unrühmliche Rolle, indem sie das Irrationale zunehmend legitimieren. Andere Debatte ...
Mein Avatar und Nick lebt auch schon seit Ewigkeiten mit dem Wolf. Daran liegt's sicher nicht, wenn es ausstirbt
Ich war mehrfach in den Karpaten und jüngst in Albanien unterwegs. Bärenbegegnung inklusive (Rumänien). Die lungern da gerne mal an Landstraßen 'rum. Im Harghita-Gebirge findet man Bärenspuren auf praktisch jedem Waldweg. Und man findet beim morgendlichen Aufbruch aus der Hütte i.d.R. auch frische Bärenspuren zur Mülltonne und davon weg. Nachts ist bisweilen Wolfsgeheul zu hören. Das juckt in der Region keinen Wanderer oder Alpinisten. Zu Problemen scheint es allerdings zunehmend mit Bären in Stadtrandgebieten zu kommen. Das ist aber eher ein Müll- als ein Bärenproblem. Die Schäfer in den Karpaten haben vor allem eines: Sehr, sehr gute Hunde! Und vor denen sollte man sich weit mehr in Acht nehmen als vor Bär und Wolf. Richtig gefährlich sind allerdings die teils verwilderten Exemplare. Im Gegensatz zu Wolf und Bär sind die einfach nicht scheu und bedürften eigentlich viel eher einer Kontrolle, als die Wildtiere. Ich habe einige Schäfer auch mal auf die großen Carnivoren Wolf und Bär angesprochen. Reaktion bloß lässiges Achselzucken. So wie ich das verstanden habe, verlieren sie ab und zu ein Schaf, aber kaum mehr, als durch andere natürliche Ursachen. Aus Südfrankreich weiß ich, dass die natürliche Sterblichkeit der Schafe dort ohnehin bei etwa 5 % pro Jahr liegt - was den bedrohten und wieder angesiedelten Geiern zu gute kommt. Allerdings sind die Schäfer dort den Wölfen gegenüber sehr viel kritischer als ihre Kollegen in den Karpaten. Ich habe lange Gespräche mit einem Ranger geführt. Der kam aus einer Bauernfamilie und sagte mir offen, seine Haltung gegenüber dem Wolf sei sehr zwiespältg. Er sei froh, dass sie zurück seien, weil die Art einfach in das Ökosystem gehört. Andereseits hat er mir lebhaft die Sorgen der Bauern und Schäfer geschildert. Ich denke, das ist vor allem Gewohnheitssache. In den Karpaten war der Wolf niemals weg, in den Cevennen kehrt er gerade zurück.
Es gibt in Europa regelmäßig Unfälle mit Wildschweinen, Kühen, Hunden und Schwänen. Mindestens gefährliche Begegnungen, die aber in den Medien seltsamer Weise so gut wie keine Beachtung finden. Die Aufregeung nach realen Wildschweinunfällen ist jedenfalls weitaus geringer, als wenn ein Wolf überhaupt nur gesichtet wird! Würden Wölfe ähnlich offensichtliche Spuren und ähnlich viele Verletzte hinterlassen, wie Wildschweine, hätten wir in Deutschland Bürgerkrieg. Wildschweine sind speziell im Frühjahr weit aggressiver und gefährlicher als Wölfe es vermutlich je sein werden. Einfach mal die lokale Presse guhgeln. Der Kuhunfall, der letztens zu dem viel beachteten Urteil in Österreich geführt hat, ist kein Einzelfall. In der Landwirtschaft gibt es jährlich mehrere Tausend Kuhunfälle. Das sind genauso wenig Kuscheltiere, wie Wölfe und Bären, laufen aber (zurecht!) unbehelligt und ggf. frei auf Almen und Weiden herum. Im Friaul bin ich beim Wandern mal an ein paar ziemlich aggressive Kühe geraten - da hab' ich mir "meinen" Karpaten-Bär förmlich herbei gesehnt. Ich habe keinen Hund und es waren nicht mal Mutterkühe. Scheint dort 'ne spezielle, eher aggressive Rasse zu sein. Ein paar km vorher, in Österreich, waren sie - wie meistens - vollkommen tiefenentspannt. Was Hunde angeht, habe ich beim Biken mit gewisser Regelmäßigkeit gefährliche Begegnungen, und zwar eher mit kleineren, schreckhaften Exemplaren. Verletzungen durch Hunde sind wg. der Infektionsgefahr bemerkenswert gefährlich, auch kleinere Kratzer. Braucht hier nicht diskutiert zu werden - ist ein eigenes Thema. Zuguterletzt schwimmen Schwäne unbehelligt in jedem Park herum. Wer mit dem Kanu im Frühjahr mal aus Versehen einer Schwanenfamilie begegnet ist, hat vielleicht eine Vorstellung von der potentiellen Gefahr durch diese Tiere. Trotzdem gehen Mütter mit Keinkindern völlig sorglos in den Stadtpark. M.W. hat es mit Schwänen auch schon üble und teilweise tödliche Unfälle gegeben. Eine genervte Schwanenmutti drückt einen Schwimmer locker unter Wasser oder bricht einem mit einem Flügelschlag den Arm. Stand jedenfalls so mal im "Deutschen Flusswanderbuch", was ich auch für glaubhaft halte. "Problemschwäne" werden aber nicht - wie Wölfe - auch auf öffentlichen Druck hin geschossen, sondern allenfalls wegtransportiert https://www.merkur.de/bayern/tegernsee-problem-schwan-attackiert-wassersportler-jetzt-muss-er-weg-zr-12104469.html Ah ... und mit Kanada- oder Nilgänsen sollte man sich meiner Erfahrung nach auch nicht anlegen, wenn sie Gössel haben. Ja, und dann wären da noch die Vollidioten, die Kreuzottern streicheln https://www.abendzeitung-muenchen.d...rer.b9ee410b-d648-465c-a792-f83297c7747e.html
Also: Alle abregen, was den Wolf (und den Bären) angeht. Alle anderen Risiken in Wald und Flur überwiegen derartig, dass das wirklich nicht der Rede wert ist. Ich versteh' den Radau und die Ängste wirklich nicht im Geringsten. Da spielen die üblichen Verdächtigen unter den wütenden Angsthasen (BILD, AfD, bestimmte "konservative" Kreise, ...) natürlich auch so ihre unrühmliche Rolle, indem sie das Irrationale zunehmend legitimieren. Andere Debatte ...
Mein Avatar und Nick lebt auch schon seit Ewigkeiten mit dem Wolf. Daran liegt's sicher nicht, wenn es ausstirbt
