26er oder 27,5er oder 29er?

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18. Dezember 2016
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Vielen von euch wird die Frage nach den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Radgrößen wahrscheinlich zu den Ohren raushängen. Aber ich finde hier im Forum keine, kompakte zusammengefasste Antworten auf meine Fragen. Sollte es das doch geben, dann nennt mir bitte einfach den entsprechenden Thread.

Zunächst interessieren mich Erfahrungen von Leuten, die selbst die verschiedenen Größen längere Zeit ausprobiert haben: wo liegen die Vorteile und, wenn es die gibt, wie groß schätzt ihren deren Anteil (5% Vorteil, 10% …)?

Folgende Argumente sind mir begegnet:

1. größere Räder rollen besser über (kleinere) Unebenheiten > OK
2. mit größeren Räder wird Klettern einfacher > ? leuchtet mir nicht ein! … es gibt das Argument mit der Traktion … aber da spielt dann wieder der Reifendruck eine Rolle und letztlich das Profil und der Zustand des Reifens. Also in meinen Augen kein starkes Argument, wenn überhaupt
3. mit größeren Räder geringere Überschlag-Gefahr > da kann ich doch auch einfach beim (längeren) Bergabfahren den Sattel runterstellen …
4. mit größeren Räder hat auch der Rahmen einen größeren Radabstand, was zu mehr Laufruhe besonders bei hohen Geschwindigkeiten führt > ok, aber in gewissem Umfang kann ich mir rein theoretisch auch einen längeren 26er Rahmen suchen.
5. große Räder brauchen länger, um in Schwung zu kommen > auf der Straße ok, aber merkt man das im Gelände?
6. größere Räder sind instabiler > gilt nur für schwere Fahrer
7. größere Räder sind weniger wendig

Zu mir:
Ich fahre seit 30 Jahren MTB – immer noch ein 26er Hardtail. Hinterm Haus geht’s gleich den Berg rauf: die nächsten Gipfel liegen auf gut 2000m, die erreiche ich in weniger als zwei Stunden. Ich bin gut 1,70 und wiege ca 65 kg.

Da die Magura HS22 beim Bergabfahren regelmäßig an ihre Grenzen stößt, würde ich mir gerne ein Rad mit Scheibenbremse zulegen. Da kommt nun die Frage der Größe ins Spiel.

Eigentlich tut es mir ein gebrauchtes Rad. Außerdem besitzen meine Frau und ich zusammen fünf 26er (Stadtrad, Geländerad), die mehr oder weniger alle mit denselben Teilen bestückt sind. Das ist bei Fragen der Ersatzteile und passenden Werkzeuge ein wichtiger Punkt. Schon von daher habe ich eigentlich wenig Interesse an nem 27,5er (29er ist für mich, nach allem was ich gelesen habe, eh zu groß).

Letztlich frage ich mich, (a) wie groß der mögliche Vorteil eines größeren Rades ist (für geschätzte 10% oder weniger, wäre das für mich noch kein Argument) und (b) wie weit es sich bei 27,5er und 29er um primär Marketing-Innovationen handelt? Jemand, der vielleicht vor einigen Jahren mit dem MTB anfing, dabei nicht den wirklich passenden Rahmen erwischt hat und dann, mit einiger Fahrpraxis, ein neues wirklich passendes Bike bekommt, ist von dem neuen begeistert. Aber wäre sie oder er das nicht vielleicht auch, wenn es sich um ein passendes, neues 26er handeln würde?


Das sind die Fragen die ich mir Stelle. Mich interessieren eure Erfahrungen.

Gruß
Martin
 
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Du hast recht: Solche Dinge wie Kletterfähigkeit, Spurstabilität, Überschlagsneigung usw. hängen vor allem von der Rahmengeometrie ab. Ich habe einen 26-Zoll-Hardtail-Stahl-Rahmen mit quasi einer 29-Zoll-Fully-Geometrie selbst entworfen und gebaut. Langes Oberrohr, langer Radstand, relativ flacher Lenkwinkel, langer Hinterbau. Das Ergebnis ist genau die Kletterfähigkeit und Laufruhe, die ich an 29ern liebe. Aber ohne deren Nachteile. Denn die Reifenauswahl ist bei 27,5 und 29 Zoll nach wie vor geringer. Wenn Du besondere Reifen suchst, egal ob mit Spikes, Pannenschutz, Schlammreifen, Dowhnhill-Karkasse, Slicks usw., dann ist die Auswahl bei 26 Zoll immer noch am größten. Die Steifigkeit von 26er Laufrädern ist größer. Das Gewicht ist geringer. Nimmst Du einen breiteren Reifen als beim 29er, dann hast Du mehr Grip bei weniger Rollwiderstand im Gelände gegenüber einem 29er mit gleich schweren bzw. trägen, aber schmaleren Laufrädern/Reifen.
Prizipiell ist ein kurzer Hinterbau leichter in den Wheelie/Manual/Bunny Hop zu bekommen. Man bekommt in der Ebene im Matsch/Tiefschnee mehr Gewicht und damit Traktion aufs Hinterrad. Ein langer Hinterbau verringert die Aufbäumneigung bergauf, bricht beim Überbremsen kontrollierbarer aus und läßt ggf. mehr Platz für den Hinterreifen. Oft bekommt man keinen 2,4er Reifen in normale 27,5er oder 29er Hardtail-Hinterbauten, sondern nur in "Plus"-Versionen für bis zu 3 Zoll. Ein längerer Radstand bzw. flacher Lenkwinkel erhöht die Spurstabilität, was sich oberhalb von ca. 40 km/h positiv bemerkbar macht. Also da, wo es wirklich weh tun könnte. Macht die Kiste jedoch bei langsamen Geschwindigkeiten sperriger, wo man die allermeiste Zeit fährt. Ein längerer Rahmen wird natürlich auch etwas schwerer und dennoch weniger verwindungssteif.
Weitere Nachteile: Durch einen größeren Abrollumfang wird der erste Gang schwerer. Das kann man in gewissem Rahmen durch ein kleineres Kettenblatt (20er statt 22er) bzw. größeres Ritzel (40er statt 36er) ausgleichen. Die Front kommt höher. Entsprechend geringer wird die mögliche Sattelüberhöhung, was gerade für Dich eine Rolle spielen könnte. Nebenbei habe ich den Rahmen für eine 120er Gabel mit 30% Sag konstruiert statt der üblichen 100mm-Gabel mit 20% SAG. Im Ergebnis habe ich ein feineres Ansprechverhalten mit minimal mehr nutzbarem Federweg. Im Gesamtergebnis habe ich das beste aus allen Welten.
 
Du kannst hier stundenlang herumtheoretisieren - oder es selber ausprobieren. Dann wirst du zB erfahren, dass 29er in der Tat überlegen klettern. Und dass das über-haupt-nichts mit der Größe zu tun hat. Im Hardtail-Bereich sind modern geschnittene 29er schlicht und einfach das überlegene Konzept. Meiner persönlichen Meinung nach übrigens in fast allen anderen Bereichen auch.

26 Zoll ist im Übrigen tot - Man bekommt nur noch Ladenhüter in 26 Zoll. Und das mit der Reifenauswahl ist auch kein Argument. Ja, es gibt derzeit noch alle möglichen Reifen in 26 Zoll - aber viele Neuentwicklungen wird es nur noch in den aktuellen Laufradgrößen geben. Und Laufräder, Gabeln usw. bekommt man bald auch nur noch gebraucht. Nein danke.
 
Du kannst hier stundenlang herumtheoretisieren - oder es selber ausprobieren. Dann wirst du zB erfahren, dass 29er in der Tat überlegen klettern. Und dass das über-haupt-nichts mit der Größe zu tun hat. Im Hardtail-Bereich sind modern geschnittene 29er schlicht und einfach das überlegene Konzept. Meiner persönlichen Meinung nach übrigens in fast allen anderen Bereichen auch.

26 Zoll ist im Übrigen tot - Man bekommt nur noch Ladenhüter in 26 Zoll. Und das mit der Reifenauswahl ist auch kein Argument. Ja, es gibt derzeit noch alle möglichen Reifen in 26 Zoll - aber viele Neuentwicklungen wird es nur noch in den aktuellen Laufradgrößen geben. Und Laufräder, Gabeln usw. bekommt man bald auch nur noch gebraucht. Nein danke.

Nein, er kann es nicht selbst ausprobieren. Weil es keine 26er Hardtails mit 29er Geometrie zu kaufen gibt. Und für einen 1,70 Meter großen Menschen zu behaupten (der noch dazu kurze Beine haben könnte), daß 29er das überlegene Konzept sind, ist äußerst fragwürdig. Mit dem Lenker auf Brust-Niveau fährt es sich nicht unbedingt supertoll. Und schon gar nicht schnell.
Ich bezweifle nicht, daß Reifen und Gabeln zunächst mal in 27,5 und 29 Zoll herausgebracht werden, schon um die Hersteller zu bedienen. Aber daß sich die Hersteller einen Ersatzteil-Markt von alleine in Deutschland geschätzten 10-15 Millionen 26-Zoll-Bikes entgehen lassen, halte ich für unwahrscheinlich. Bislang sind selbst solche besonderen Reifen mit eher kleinem Markt wie der Minion SS, RockRazor, Specialized Slaughter usw. dann doch in 26 Zoll erschienen. Man kann davon ausgehen, daß es mit den Fat Alberts nicht anders laufen wird.
 
Wenn's nur an der Bremse liegt: V-Brakes mit stauchfesten Hüllen(!!!) und vorne Koolstop schwarz/lachs und hinten Koolstop lachs (schwächer aber noch felgenschonender). HS33 ist leistungsmäßig einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
Ansonsten: Wenn keine Kompatibilität zum 26er Ersatzteillager gefragt ist, dann ist natürlich das naheliegender, was der Markt aktuell unterstützt.
 
Nein, er kann es nicht selbst ausprobieren. Weil es keine 26er Hardtails mit 29er Geometrie zu kaufen gibt. Und für einen 1,70 Meter großen Menschen zu behaupten (der noch dazu kurze Beine haben könnte), daß 29er das überlegene Konzept sind, ist äußerst fragwürdig. Mit dem Lenker auf Brust-Niveau fährt es sich nicht unbedingt supertoll. Und schon gar nicht schnell.

Also meine Freundin ist 1,55m groß und kriegt bei 29ern durchaus Probleme, weil ihre Beine je nach Modell nicht vom Boden bis übers Oberrohr reichen. Wenn man nicht ohne weiteres absteigen kann, ist das schon echt scheiße. Mit 1,70 ist solch ein Problem ganz einfach aus der Welt. Nino Schurter z.B. ist gerade mal 1,73 groß - du kannst ja gerne versuchen, ihn von kleineren Laufrädern zu überzeugen. M.E. spricht einfach nichts mehr dafür.
 
Also meine Freundin ist 1,55m groß und kriegt bei 29ern durchaus Probleme, weil ihre Beine je nach Modell nicht vom Boden bis übers Oberrohr reichen. Wenn man nicht ohne weiteres absteigen kann, ist das schon echt scheiße. Mit 1,70 ist solch ein Problem ganz einfach aus der Welt. Nino Schurter z.B. ist gerade mal 1,73 groß - du kannst ja gerne versuchen, ihn von kleineren Laufrädern zu überzeugen. M.E. spricht einfach nichts mehr dafür.

Auch wenn das in der Öffentlichkeit selbstverständlich oft anders dargestellt wird, haben Fahrer nicht unbedingt die Wahl, was sie fahren möchten. Weder die Reifengröße noch die Marke. Auch unsere Bundesliga- oder Nationalspieler beim Fußball dürfen sich nicht aussuchen, auf welcher Schuhmarke sie am besten spielen können. Unabhängig davon muß das, was für einen Rennfahrer sinnvoll ist, noch lange nicht sinnvoll für jeden anderen sein. Ich würde auch nicht mit einem Formel-Eins-Wagen durch die Stadt fahren wollen. Der Wendekreis wäre mir zu groß. Und beim gefühlvollen Anfahren steil bergauf stelle ich ihn mir auch nicht so toll vor. Die Auswahl an Winterreifen ist auch nicht so gut, glaube ich. Also gleiches Problem wie bei 29ern.
 
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Ich fahre seit 30 Jahren MTB – immer noch ein 26er Hardtail.

Ich fahr auch seit 30 Jahren MTB, überwiegend in den Alpen, als Hardtail aber nur noch 29er und als Fully 27.5er (und ich bin kleiner als Du).
26er Hardtails seh ich bestenfalls noch vor der Schule meines Sohnes, also in Form von Jugendrädern in Baumarktqualität. Hab schon seit Jahren nichts Hochwertiges mehr gesehen. Also, was willst Du erreichen? Wenn ein Pferd tot ist, sollte man absteigen :p
 
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26" Zwerge kurze Beine ...
wenn der die das Gleichstellungsbeauftragte/inne/innninnene liest läßt las
gleich gibts was hinter die Löffel!
 
(...) wie weit es sich bei 27,5er und 29er um primär Marketing-Innovationen handelt?
27.5 ist reiner Marketingquatsch, 29 ist sinnvoll fuer grosse Leute - Nino Schurter wurde genannt, absolute Untergrenze mit totalen Klimmzuegen in der Geometrie, damit er halt ein 29er praesentieren kann von seinem Sponsor.
(...) Jemand, der vielleicht vor einigen Jahren mit dem MTB anfing, dabei nicht den wirklich passenden Rahmen erwischt hat und dann, mit einiger Fahrpraxis, ein neues wirklich passendes Bike bekommt, ist von dem neuen begeistert. Aber wäre sie oder er das nicht vielleicht auch, wenn es sich um ein passendes, neues 26er handeln würde? (...)
Definitiv. Die Ueberlegenheit des neuen Bikes wird faelschlicherweise der Laufradgroesse 27.5 zugeschrieben, obwohl ja jeder sehen kann, dass der Unterschied nur minimal ist.
Da faellt mir Einstein ein mit den 'zwei Dingen die unendlich sind' :p

Ich habe ein ziemlich neues 26er, das sich sehr harmonisch faehrt, fuehlt sich definitiv besser an als die 90er Jahre Bikes.
Siehe hier: http://www.on-one.co.uk/i/q/FROOVDO126/on-one-inbred-26er-vertical-dropout
(allerdings habe ich die Sonderserie mit nach hinten offenen Bahngabelenden fuer Nabenschaltung, ansonsten gleich).

Wenn Du schon 26er Bikes hast, und Dir ein 29er zu gross ist, dann solltest Du IMHO schauen, was es an 26ern heute noch gibt und Dich nicht von '26 ist tot' irre machen lassen.
Oder 26+ zum Beispiel das hier: http://surlybikes.com/bikes/instigator_2point0

Ich persoenlich bin mir relativ sicher, dass die Renaissance des 26ers irgendwann kommt, und zwar dann, wenn sich das oben fett markierte rumgesprochen hat / begriffen worden ist (kann natuerlich dauern; das Marketing wird das erst triggern, wenn sie jeden mit einem 27.5er verar... aeh versorgt haben werden :lol: ).
Ansonsten laesst sich natuerlich auch jeder 27.5er Rahmensatz als 26er aufbauen, der Unterschied ist ja sowieso minimal, evtl. passen dann etwas dickere Reifen, siehe ja auch beim weiter oben verlinkten Instigator.
 
Bei gerade mal 1.70m Größe sollte ein 29er von vorne rein einfach ausgeschlossen sein. Das Rad samt laufradgröße sollte zum Fahrer passen. Und wenn das sattelrohr unter der Oberkante des Hinterreifen aufhört und man den Vorbau negativ montieren muss damit man an Anstiegen nicht rückwärts vom Rad kippt dann hat sich die frage nach einem 29er bei 1.70m von selbst beantwortet
 
(...) Da die Magura HS22 beim Bergabfahren regelmäßig an ihre Grenzen stößt, würde ich mir gerne ein Rad mit Scheibenbremse zulegen. (...)
Da gibts dann noch die Moeglichkeit, ggf. einfach nur ins vorhandene Bike eine neue Gabel einzubauen, die ist dann Disc-Only, und dann vorne auf Disc umzustellen. Schon hast Du zumindestens dort eine Scheibenbremse, wo die Hauptbremsleistung erbracht wird.
Hab ich bei meinen alten 26ern aus den 1990er Jahren gemacht, die nachwievor im Alltagseinsatz genutzt werden.
 
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