.._./\_/\/\__/\... Classic Transalp 2022 .../\__/\/\_/\._..

So, morgen gehts los Richtung Süden ... die Spannung steigt ;-) Mal sehen, ob ich heute Nacht gut schlafen kann.

Ich werde die Tour auf Instagram dokumentieren - und nachher gibt es natürlich auch einen Bericht hier im IBC Classic Forum. Solltet ihr es jedoch nicht abwarten können, hier ist der Link:

https://www.instagram.com/joehendrix78/
Wir sehen uns!
VG
Johannes
 
Alles Gute dir/euch und vor allem viel Spaß und Erfüllung, trotz Blut & Schweiß. Kommt gut hin und auch wieder nach Hause! Wenn ihr DAS schafft, ist alles gut und ihr habt alles richtig gemacht! ;)

Gruß Emil
 
Kurzes Update: wir sind angekommen 👍🏻 Den Bericht gibt es dann in den nächsten Tagen 8-)

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Hallo zusammen,

jetzt kommt also der Bericht - stückchenweise - einfach weil es so viel ist. Wenn euch der Detailgrad nervt, sagt Bescheid ;-)

Fangen wir heute mit Tag 0 und Tag 1 an.


Classic Transalp 2022 - Bericht


Tag 0 - Samstag 13.08.2022
Ankunft


Jetzt geht es also endlich los! Um 6 Uhr früh sitze ich auf dem Fahrrad und fahre ein paar hundert Meter weiter zu Willi. Dort verladen wir unsere beiden Bikes (Er: Stevens irgendwas von ca. Mitte 00er Jahre) ins Auto und seine Frau chauffiert uns dankenswerterweise zu unserem ersten Zwischenstopp. Um 07:15 rollen wir bei Ingo in Siegburg vor.

Die ganze Nachbarschaft schläft noch - so scheint es, nur Ingo begrüßt uns während wir ausladen aus einem Fenster im ersten Stock. Mit den letzten Müsliresten im Mund beginnt er unsere Räder in seinen Wagen umzuladen. Mein Rad kommt in den Kofferraum auf die Rucksäcke (manchmal ist es schon von Vorteil, das leichteste Rad zu haben) und die beiden anderen auf den Fahrradträger am Heck. Apropos: Ingos Rad ist noch so ein modernes Zeug. Ich kenn mich da ja nicht aus. Aber Fully von Nicolai und XTR 10f erkenne ich noch. Mehr interessiert mich erstmal nicht - aber hübsch ist es in grau und rot!


Willi inspiziert die verladenen Bikes


Mein Rad darf im Kofferraum schlummern

Tja, während des Verladens haben wir schon fast die erste Panne. Ich rüttle so gemütlich an den Rädern, um den festen Sitz zu prüfen und mir fällt ziemliches axiales Spiel in Willis Hinterradnabe auf. Wie es der Zufall will, sind Ingos Konusschlüssel nicht im Haus und so müssen wir das auf später verschieben.

Deshalb brettern wir erstmal los und nach einer kleinen Mittagspause beim goldenen M nähern wir uns Garmisch-Partenkirchen.

Lucas aus Weimar hat sich zwischenzeitlich gemeldet und ist uns 10km weiter hinten auf der A97 zwischen München und GAP auf den Fersen. Wegen Willis Problemchen, steuern wir zunächst erst einmal den Cube Store in Garmisch an - der einzige Laden, der kurz vor 16 Uhr noch auf hat. Hinterrad raus und rein in den Laden damit. Da merkt man mal, dass GAP auf MTBler eingestellt ist. Obwohl fast Feierabend wird uns hier freundlich und schnell geholfen. Ein Dankeschön an die Kaffeekasse und es kann endlich Richtung Hotel gehen. Lucas ist auch angekommen - endlich ein vernünftiges Rad am Start! Ein 94er Altitude! ;-)

Im Konvoi erreichen wir unser Hotel Landhotel Bergpanorama. Der Laden macht seinem Namen alle Ehre. Der Anstieg zum Hotel ist bergmäßig und das Panorama grandios. Abends machen wir uns dann noch auf nach Garmisch, um unsere Kalorienspeicher zu füllen. Einen Jaga-Teller und ein riesiges Kaiserschmarrn später treten wir den Rückzug ins Hotel an. Ein letzter ehrfurchtsvoller Blick Richtung Zugspitze und wir schlummern ein.



Panoramasicht vom Hotel aus


DAS nenne ich eine ordentliche Portion Kaiserschmarrn. Selbst zu viert haben wir nicht alles verdrücken können...


Die Stimmung könnte nicht besser sein!


Lucas, Rocky Mountain Altitude 1994


Ingo, Nicolai Fully (Baujahr irrelevant ;-) )


Johannes, Rocky Mountain Vertex 1992

Willi war irgendwie nicht in der Nähe - aber er fährt ein Stevens Hardtail.

... Fortsetzung folgt ...
 
Tag 1 - Sonntag 14.08.2022
Garmisch-Partenkirchen - Eibsee - Ehrwald (AT) - Fernpass - Imst - Zams (bei Landeck)
83,5 km 1.841 hm
„Wat fott es, es fott.“



Strecke und Profil

Was für ein herrlicher Morgen! Schnell jetzt! Ein reichhaltiges Frühstücksbüffet erwartet uns, das nochmal Kraft für den Tag spendet. In allen Transalp-Vorbereitungstexten steht es immer wieder gebetsmühlenartig: ‚Frühstücken was das Zeug hält‘. Wir erweitern das noch um je ein oder zwei Weg-Semmeln (etwas das, je weiter wir in MTB/Transalp-Terrain vorstossen, immer öfter mit Verboten quittiert wird).


Noch einmal bewundern wir das Zugspitzpanorama

Die Räder haben wir abends alle bei Ingo ins Auto gepackt und jetzt fahren wir in Radklamotten die beiden Autos nach Garmisch runter in eine Tiefgarage. 30 EUR für eine Woche klingt fair. Was passiert, wenn wir wie überschlagen eine Woche und 5 Stunden in der Tiefgarage parken, zwickt einmal gedanklich kurz aber dann wischen wir den Gedanken hinweg und starten. Räderkontrolle, Rucksack auf und los gehts!


Gut gelaunt auf zur Tiefgarage!


Radfahren verboten!

Die Sonne scheint, es rollt sich herrlich durch Garmisch. Alle sind noch etwas nervös. Aber endlich aus der Stadt raus, schlängelt sich ein Radweg malerisch Richtung Eibsee. Es wird wärmer und wir müssen die ersten Lagen ausziehen. Dann wird der Weg steiler und steigt zum Eibsee hinauf und in Richtung Ehrwald. Es ist der erste richtige Anstieg.


Das offizielle Abfahrtsfoto


Erster Striptease - es wird warm!


Herrlich rollt es auf den leicht ansteigenden Radwegen Richtung Eibsee

Und dann, nach noch nicht einmal 15 km: ein provozierendes „Du schaltest jetzt schon aufs kleine Blatt, Lucas?!“ von mir und darauf ein lauter Knall. Jetzt schon eine gerissene Kette? Gut, dass wir Kettenschlösser und -stücke dabei haben. Pustekuchen - so einfach ist es nicht. Ein Blick auf Lucas Tretlager zeigt: hier ist mehr kaputt. Das kleine Kettenblatt hängt lustlos und reichlich verbogen von einer Schraube gehalten an der Kurbel. Was ist das?!

Das ist das Ende der Tour für Lucas. Wir gucken uns bedröppelt an. Nur Ingo analysiert schon. Er bestätigt, was ich schon befürchtete als ich eine der Kurbelschrauben aufgesammelt hatte: Die Schrauben sind viel (!) zu kurz. Man nimmt keine originalen XT-Schrauben für eine RF-Kurbel. Oder - wenn man es tut - hat man genau zwei Gewindegänge halt. Die Kurbelschrauben haben sich rausgezogen, das Kettenblatt ist stattlich verbogen. Nichts geht mehr.

Wilde Theorien werden ausgetauscht. Wieder anschrauben? Nein, das bringt nichts. Zwei Kurbelschrauben aus meiner Kurbel spenden? Das würde vielleicht auch nicht halten. Was also tun? Zurück nach Garmisch? Es ist Sonntag. Immerhin könnten wir einen Kurbelabzieher aus dem Auto holen. Aber 30km extra? Nach einem Blick auf meine Titan-Kurbelschrauben mit integrierten Abziehern entscheiden wir uns erstmal fürs weiterfahren. In Landeck wird man uns morgen schon helfen können. Das Kettenblatt befestigen wir notdürftig mit Kabelbindern am mittleren, damit es nicht rumklimpert und fahren weiter. Die Stimmung ist gedrückt. Besonders, nachdem uns klar ist, dass man in Bayern und auch Österreich am Montag Mariä Himmelfahrt feiert. Geschäfte? Zu.


Ingo bei der Fehleranalyse.


Lucas macht gute Mine zum bösen Spiel ;-)


Lustlos baumelt das 22er Syncros Kettenblatt herum


Wenigstens festmachen, damit wir weiterfahren können.


Schick!

Auf der Abfahrt wartete dann der erste richtige Trail auf uns und Ingo machte sich erstmal lang. Dabei stanzte er sich schön ein stück Haut aus, das es sich witzigerweise am Vorbau gemütlich machte. So richtig angekommen waren wir alle noch nicht. Ich fuhr oft mit ausgeklicktem Fuss, Lucas fast in Standgeschwindigkeit und Willi schob auch mal runter. Nach diesem fast erlösenden ersten Abgang über den Lenker wurde es dann aber besser und alle fanden nach und nach in ihren Flow.


Erster Trail - erste Wunde! Ingo!


Bergab gehts auch ohne kleines KB har har

Die Auffahrt nach Ehrwald Meistern wir inkl. Lucas gut, ab Biberwier geht es wieder hoch zum Fernpass. Die ersten „oooh“ und „aaaahs“ kommen uns über die Lippen und die Stimmung wird wieder besser, das Kettenblattproblem vergessen und Lucas gibt sich alle Mühe, dass das so bleibt. Aber in unseren Köpfen rattert es. Wir bekommen keine langen Kurbelschrauben, bestimmt nicht. Die sind so Race-Face-spezifisch, das hat kein noch so alter und kultiger Radladen (dass es weder das ein noch das andere geben würde, werden wir noch erfahren). Also eventuell eine neue Kurbel. Aber woher eine dreifach-Kurbel bekommen? Sowas hat doch keiner mehr.


Die kriminelle Energie steigt. In jedem Ort, durch den wir durchfahren, halten wir Ausschau. Nach dreifach-Kurbeln an defekten/liegengebliebenen 26er MTBs. Und da! Vollbremsung, in meinem Augenwinkel erspähe ich etwas. Leider entpuppt sich das Kunstwerk als nicht verwendungsfähig, aber wir sind überzeugt, wir klauen uns eine Kurbel!


Naja, ganz so drastisch waren unsere Überlegungen nicht, aber leihen vielleicht ;-)


Oben auf dem Fernpass treffen wir zwei Gravelfahrer, die ebenfalls über die Alpen wollen. Natürlich erwartet uns das volle Programm der Albrecht v2 Route. Mit einem Gravelbike unfahrbar. Ungefähr so unfahrbar wie mit einem klassischen MTB ohne kleines Kettenblatt.


Auf der Abfahrt sammeln wir noch unseren ersten (und einzigen!) Platten. Ingo wechselt in bester Samaritermanier Willis Reifen im Handumdrehen. Äh Willi? Was ist das denn für ein Ersatzschlauch? 26“. Check. Oh 1,25“ breit - so dick wie Ingos kleiner Finger. Willi hat mal schnell falsch gegriffen und die Reifen für die Slicks mitgenommen. Naja, wir sind ja gut bestückt (haha) und ein passender Schlauch schnell wieder unter dem Mantel verschwunden.


Die Zugspitze von hinten


Lucas hat wieder Mut - selbst Wheelies (schlecht vom Fotografen eingefangen) gehen


Unser erster (und einziger) Platten


Schade - zu festgegammelt - hier können wir nichts verwenden


Hust hust...

Zum Abschluss des Tages wartet noch ein sehr schöner Wurzeltrail, der so ziemlich mit allem auf dem Rennsteig oder im Harz mithalten kann. Trotz unserer Klassiker sind Lucas und ich oft vorn mit dabei - wir haben auf dem Rennsteig gelernt, dass das Gerät (okay bis auf kleine Kettenbletter) ohne Probleme grobe Misshandlungen aushält und so brettern wir mit unseren Starrgabeln über Wurzeln und freuen uns dann doch irgendwann in Zams angekommen zu sein.


Abschluss-Trail mit schönen Wurzelpassagen - die Klassiker weit vorn!


Geschafft!

Als wir die Bikes in den Bikekeller der Pension schieben, traue ich meinen Augen nicht: Ein Trek 930 von ca. 1994 - lila/grün. Platt, staubig aber mit einer STX kompakt-Kurbel. Da würde sogar das Innenlager passen. Ja, ihr ahnt es schon. Beim folgenden Abendessen gab es fast nur ein Thema: Wie kommen wir an die Kurbel ohne schamlos letzte Ethik über Bord zu werfen?

Es war klar, wir würden die Kurbel nicht einfach so abnehmen. Erst fragen wir morgen früh in der Pension, wem das Rad gehöre, um uns die Kurbel auszuborgen und später zurückzusenden. Nach einer Dusche in einem bis oben hin gefliesten Schlachthaus-Bad und unserem Snack zu Abend machten wir uns rechtzeitig wieder in die 60er Jahre Betten. Morgen würde ein langer Tag werden.



... Fortsetzung folgt ...
 
Zuletzt bearbeitet:
@Lucki
Der Lucas ist euer jüngster? Nur mit einem mittleren Blatt vom Eibsee rauf zur Grenze braucht, auch wenn nicht sonderlich steil, schon auch durchhalten: Respekt! :daumen:
Toll geschrieben und schöne Fotos, bitte weiter so.

Hi Armin!
Ja, Lucas ist unser Küken (hahaha jetzt bekomm ich wieder Ärger von @luckipucki ).

Wart‘s ab, das entwickelt sich noch ;-)

Vg
Johannes
 
Sehr schöner Bericht, @rabbid :daumen:.

Irgendwie sind @luckipucki und Kettenblätter im Allgemeinen eine kritische Kombination :oops:.
Ich erinnere mich noch an letztes Jahr im Harz. Da gab es doch auch ein Vorfall mit einem Kettenblatt :o.
Ohne den helfenden Einsatz von Schwester @ZIEGENPETER hätten wir ihn wahrscheinlich verloren.





Vielleicht wäre ein Roller oder ein Laufrad, jedenfalls irgendetwas ohne Kettenblätter, besser für den Jungen :D.

Aber die Leistung "klassische Alpenüberquerung ohne kleines Kettenblatt" hat in jedem Fall einen Sonderpreis bzw. Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde verdient :anbet::anbet::anbet:.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach Hagen, da musste ich mir jetzt aber den Bauch halten!!! HAHAHA, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Ich glaub @luckipucki war ganz froh, dass ich diese Schote nicht auch noch gebracht habe.
 
Danke Hagen für die Lobpreisung :anbet:
Im Laufe unserer Tour musste ich (achtung Spoiler alert!) nochmal Tribut zollen für das fehlende kleine Kettenblatt.

Auf diesem Weg, wer von den Lesern ein Compact Kettenblatt 22 Zähne hat in schwarz. Ich nehme es :D
 
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