DAV gegen DIMB? Biker gegen eBiker?
Gegeneinander statt Miteinander?
Ein kürzlich bei Open Trails erschienener Beitrag (s. Abb. / Link:
https://tinyurl.com/y8bzdwtc) und die zahlreichen Kommentare darunter, aber auch eine aktuelle DAV-Empfehlung, auf die sich der Beitrag bezieht, könnten diesen Eindruck erwecken.
Worum geht es?
Laut DAV-Hauptversammlung wird empfohlen, das Laden von Pedelecs auf DAV Hütten zu unterbinden. Begründet wird dies nicht nur mit der Infrastruktur (mitunter schwierige Stromversorgung auf abgelegenen Hütten), sondern auch mit Nutzungs-Konflikten zwischen Wanderern und Mountainbikern, die durch das "vermehrte Aufkommen" noch verstärkt würden. Zum Nachlesen der entsprechende Beitrag auf der DAV Webseite (
https://bit.ly/2AhNowa) und ein Artikel aus demMerkur.de:
https://bit.ly/2FHyiX5
Unsere Einschätzung:
Als MTB-Gruppe Stuttgart im DAV Schwaben haben wir in unseren Reihen und bei unseren Biketreffs immer wieder auch Biker, die mit einem Pedelec-MTB fahren. Dabei bestätigt sich eine alte Mountainbiker-Erkenntnis: es ist nicht entscheidend mit 'was' man fährt, sondern 'wie' man fährt.
Wir können absolut nachvollziehen, dass manche DAV Hütten ihre teilweise ohnehin knappen Stromkapazitäten für andere Zwecke als das Aufladen von Pedelec-Akkus vorhalten müssen (Licht, Wärme, Telefon etc.). Die Begründung mit Nutzungs-Konflikten und erhöhter Frequenz halten wir aber für zu pauschal, denn Nutzungs-Konflikte sind keine Zwangsläufigkeit und auch Frequenz ist nicht automatisch ein Problem.
Wie so oft ist nicht in erster Linie die Quantität, sondern die Qualität entscheidend: ein rücksichtsloser Besucher der Bergwelt ist für das Miteinander am Berg viel schädlicher als zehn rücksichtsvolle. Und wenn wir über Frequenz reden: die geht ja nicht nur von "den Neuen" aus, sondern ist - in manchen Gebieten - das Ergebnis einer jahrzehntelangen Entwicklung intensiver touristischer Nutzung inkl. der entsprechenden Infrastruktur wie zum Beispiel Seilbahnen (auch die übrigens eine technische Hilfe, die über die reine Muskelkraft hinausgeht).
Die empfundenen und an manchen Brennpunkten sicherlich auch vorhandenen Probleme mit Nutzungs-Konflikten und hoher Nutzungs-Intensität jetzt nur an einer Nutzergruppe festzumachen, weil diese neu ist, halten wir nicht nur für unglücklich, sondern für das Miteinander am Berg geradezu kontra-produktiv, denn das fördert eine Unterteilung in willkommene und unwillkommene Nutzer und damit ein Gegeneinander.
Konstruktiver als diese explizit kritische Haltung einer bestimmten Nutzergruppe gegenüber sind aus unserer Sicht zwei Aspekte:
1. Alle Alpenbesucher egal welcher Kategorie dafür sensibilisieren, wie sie sich wo und wann am besten verhalten, damit sie Konflikte vermeiden können. Diese Aufklärungsarbeit ist eine traditionelle Stärke des DAV, dabei sollten Pedelec-Biker explizit eingeschlossen werden.
2. Damit die teilweise hohe Zahl der Begegnungen auf gemeinsam genutzten Wegen auch weiterhin so konfliktfrei wie möglich abläuft, sollte man zusätzlich zur Aufklärungsarbeit vorhandene Brennpunkte durchaus kritisch, aber eben gesamthaft und nicht mit Fokus auf nur eine Nutzergruppe betrachten. Erst dann kann man wirklich sinnvolle Maßnahmen entwickeln, die an diesen Orten zu einer Entspannung beitragen. Zum Beispiel durch empfohlene Routen und attraktive Alternativen für unterschiedliche Anforderungen.
Gerade weil wir Mountainbiker die Situation "der Neuen" nur allzu gut kennen, werden wir uns dafür einsetzen, dass das Thema im DAV gesamthaft und ohne kritischem Fokus auf nur eine Nutzergruppe betrachtet wird. Der DAV ist seit jeher darin geübt und sehr erfolgreich, die Interessen unterschiedlichster Nutzergruppen unter einen Hut zu bringen. Das wollen wir nutzen.
Es funktioniert nur miteinander!
P.S.: Bei dem ganzen Thema sollte man nicht vergessen, dass die Situation in den Alpen sehr speziell ist, weil die nutzbare Fläche oft klein (Täler) und die Nutzungsdichte hoch (Tourismus) ist. Diese Situation ist nicht ohne weiteres auf die Fläche, nicht auf Mittelgebirge und auch nicht auf die Naherholungsgebiete von Ballungsräumen übertragbar. Hier spielen die Themen Nutzungs-Konflikte und Nutzungs-Frequenz noch mal eine andere, im Zweifel noch kleinere bzw. leichter lösbare Rolle.