Ich kaufe, wenn immer es geht, bei Amazon. Ausnahme: Dinge, die ich vor dem Kauf persönlich ansehen, anfassen oder anprobieren will. (Kleidung, Schuhe, Möbel ... und [noch] Waren des täglichen Bedarfs.) Dafür nehme ich sogar teilweise höhere Preise in Kauf. Spezielle Artikel (z.B. Bike-Artikel) werden auch schon mal in Spezialshops bestellt. Händler, die nicht an Packstationen liefern, bleiben außen vor.
Inkompetente Beratung, lustlose Mitarbeiter, Schließzeiten, geringeres Angebot, Parkplatzsuche, Verpestung der Innenstädte, Zeitverschwendung für Einkaufsfahrten, umständliche Rückabwicklung, langwierige Bearbeitung von Gewährleistungsansprüchen, Vorkasse, Geldverlust durch Insolvenz, ... überlasse ich gerne den Amazon-Verächtern. Die Aushandlung fairer Arbeitsbedingungen und vernünftiger Bezahlung überlasse ich den Interessenvertretern der Beschäftigten, nämlich den Gewerkschaften.
Vor der Verödung von Innenstädten habe ich keine Angst, denn da bin ich nie. Innenstädte sollen zum Wohnen und Leben da sein. Wer sagt denn, dass dort Handel betrieben werden muss, wenn es dafür (dank Internet) intelligentere, einfachere, effektivere und kostengünstigere Lösungen gibt? Innenstädte werden für mich interessant, wenn sie eine Kultur-, Begegnungs- und Freizeitstätte sind. Dafür gibt es unzählige andere Möglichkeiten als z.B. Fahrradersatzteile zu verkaufen. Gerne kann dort eine Buchlesung stattfinden, aber ich muss da nicht grundsätzlich ein Buch kaufen können.
Der Kunde kann und soll durch sein Kaufverhalten gerne Einfluss auf Missstände bei der Entstehung und dem Vertrieb seiner konsumierten Produkte nehmen. Aber mal ehrlich: Ist es meine Aufgabe, die Tarifverträge und Arbeitsbedingungen bei Amazon zu prüfen? Und woher weiß ich, was der Mitarbeiter im Media-Markt verdient oder wieviele unbezahlte Überstunden die Verkäuferin im Buchladen leisten muss? Zumal es eher schwierig ist, an verlässliche Tarifinformationen zu gelangen.
Hier Zahlen von 2013 (!):
Sicher, das ist wirklich nicht viel, aber dieser Stundenlohn lag 2013 z.B. über dem Tarif-Ecklohn eines (in drei Jahren) ausgebildeten Facharbeiters im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, der bei Wind und Wetter wirklich körperlich schwere Arbeit leisten muss und mit 50 keine Bandscheiben mehr hat. Und, wird jetzt hier zum Boykott der Benutzung von Wegen, Treppen, Parkanlagen, Sportstätten oder Dachbegrünungen aufgerufen?
Wenn es etwa gleichwertige Alternativen zu Amazon gibt, dann nutze ich die auch gerne. Konkurrenz belebt das Geschäft und Monopole schaden dem Wettbewerb. Allerdings habe ich bisher nicht wirklich Gleichwertiges gefunden. Aber nach den kritischen Stimmen hier im Forum gegen Amazon, werden die ja sowieso bald pleite gehen.