10.10. 15:00 Fazit in Ponta Delgada auf Sao Miguel, 10m
Aus und vorbei, der Azorix. Das Fazit aus Mountainbikersicht fällt eher durchwachsen aus: Wenn man's nur nach Singletracks beurteilt, reichen drei Tage auf Sao Miguel, einer auf Faial und einer auf Santa Maria (waren wir nicht) aus, um alles zu fahren, was sich auf den Azoren lohnt. Dazu vielleicht noch ein Tag auf Pico um den Pico zum Sonnenaufgang zu besteigen und einen Tag lang die Wasserfälle von Flores bewundern, dann hat man fertig. Der ganze Rest ist entweder Sightseeingstraßenradeln durch hübsche Inselgegenden oder Kampf und Krampf auf völlig kaputten Wegen, je nach Geschmack. Natürlich kann man's auch leicht nen ganzen Monat aushalten und einfach "rumradeln", ohne besonderen Anspruch an richtige Berge oder Wanderwege. Verglichen mit anderen Inseln im Atlantik oder Mittelmeer reihen sich die Azoren damit eher auf den hinteren Plätzen ein, aber immerhin war ich jetzt auch mal da.
Inselhüpfen:
Die einzelnen Azoren liegen über einige hundert Kilometer weit verstreut, Flugzeug ist fast immer erforderlich. SATA nimmt zwischen 60E und 90E, Bikes umsonst, Karton o.ä. wird verlangt.
Topografie:
Alles sehr grün, Maisfelder und Kuhweiden bis hinauf auf die Gipfel der Vulkane. Keine "richtigen Berge", dafür einige sehr hübsche und bunte Kraterseen. Vom Menschen ungenutzte und wilde Gegenden sind kaum noch anzutreffen. Selbst wenn du 30 Minuten ununterbrochen auf Levadas durch gefühlt wilden Azorendschungel cruised, bist du von unsichtbaren aber nie weit entfernten Kuhweiden umzingelt. Das "Abenteuerfeeling" leidet darunter.
Saison zum Biken:
Sommer bis Frühherbst, und selbst da regnet's noch genug auf den Bergen.
Wetter:
Durchwachsen. Auch wenn am Strand die Sonne scheint, können die Berge tagelang in feuchten Wolken hängen und man sieht die Hand vor Augen nicht. Kurze Regenschauer sind jederzeit drin und täglich verfügbar.
Unterkünfte:
Auf den meisten Inseln zahlreich und außerhalb des Hochsommers preiswert, bei uns immer zwischen 40E und 70E zu zweit mit Frühstück. Flores ist teurer, dort gibt's nur wenige Hotels.
Camping:
Exzellent und immer kostenlos. Besonders auf Flores hat jeder Ort einen extra eingerichteten Platz an bester Location. Es gibt immer weiche Wiese, saubere Toiletten, heisse Duschen, Grillstellen mit Holzvorrat, eine kleine Bar. Auch auf den anderen Inseln kann man einfach an einem der zahlreichen Miradore oder Meerwasserpools schlafen, da sagt niemand was.
Singletracks:
Gibt relativ wenig... und alles geht schnell kaputt bei dem vielen Regen. Wegebau wie in den Alpen oder auf den Kanaren darf man nicht erwarten. Selbst die Locals wundern sich manchmal, dass eine Abfahrt innerhalb von zwei Wochen vom Flowspaß zum komplett verratzten Dschungelkampf mutiert. Viele Radler sieht man sowieso nicht.
Baden:
Sandstrände gibt's wenige... aber einen Haufen toll hergerichtete "piscinas naturais" in kleinen Lavapools. Duschen sind immer vorhanden.
Restaurants/Bars:
Teils arg schwierig in kleinen Dörfern. Man muss manchmal froh sein, wenn man überhaupt was findet. Preise sind niedrig, Galao (Milchkaffee) oder ein kleines Bier gibt's für einen Euro. Guter Fisch ist bis auf Ausnahmen selten. Ansonsten ist das Hauptnahrungsmittel unterwegs der Burger in allen Variationen, das haben sie drauf.
Straßen/Verkehr:
Der azoreanische Autofahrer bremst ungern und überholt rücksichtslos und ohne Abstand auf schmalen Straßen bei Gegenverkehr. Zum Glück ist nicht besonders viel los, besonders auf den kleineren Inseln. Die Steigungsprozente von Nebenstraßen sind teils jenseits von Gut und Böse.
Mietwagen:
Vergleichsweise teuer, unter 30E ist fast nix zu finden.
Bikeshops:
Ponta Delgada auf Sao Miguel und Horta auf Faial haben gute Läden, Santa Maria vermutlich auch. Die anderen Inseln eher nicht.
Shuttle:
Am Besten schon vor der Ankunft auf Sao Miguel organisieren. In Ponta Delgada gibt's ein bis zwei Anbieter, die reichen einen dann auch auf die anderen Inseln durch.
Wiederkommen:
Nö, einmal reicht schon. Da spielen die Kanaren in einer anderen Liga, auf Gomera oder La Palma findest auch beim fünften Besuch noch neue Sachen. Selbst das winzige El Hierro bietet mehr Fahrspaß als alle Azoren zusammengenommen
Danke wie immer fürs virtuelle mitradeln, auch wenn's diesmal vielleicht ein bisserl mehr "Gemecker" zu lesen gab als sonst. Man findet halt nicht überall ein Bikeparadies
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