Basic macht ja recht viel Werbung aktuell und schickt viele Influencer ins Gelände, ich hab mir das Konzept daher jetzt mal etwas genauer angesehen – Marke, Kommunikation und natürlich auch das Produkt selbst. Der Auftritt ist sympathisch, das Design reduziert, die Macher wirken nahbar. Aber hinter der Fassade bleiben ein paar Fragen offen, die man sich als potenzieller Käufer vielleicht stellen sollte.
Zum Setup:
Das Rahmenset stammt aus einer Open-Mould-Form aus Asien – das ist ehrlich kommuniziert und in dieser Preisklasse nicht unüblich. Kenner wissen: eigentlich teuer ist meist der Paintjob und den hat man hier gespart.
Für den aufgerufenen Preis von rund 3.000 € für ein Komplettrad mit teils günstigeren Komponenten (Z-Race-Kurbel etc.) ist das aber nicht mehr wirklich „basic“ im Sinne von „einfach und günstig“. Der Markenname klingt nach Understatement, das Preisschild eher nach Boutique. Ein bisschen basic bitch – aber eben nicht beim Preis.
Was bei all der sympathischen Kommunikation auffällt:
Über die Produktionsbedingungen des Rahmens selbst verliert BASIC Bikes kaum ein Wort – außer dem Verweis auf den offenen Formenbau („OpenMould“) und ISO-Tests beim asiatischen Hersteller.
Dass solche Rahmen oft in Fabriken entstehen, wo die Arbeitsrealität wenig mit dem idealisierten Bikepacking-Spirit zu tun hat, wird elegant umfahren. Auch zu Materialprovenienz, QA-Prozessen oder Umweltstandards vor Ort liest man wenig Konkretes – vielleicht, weil es da schlicht wenig Positives zu berichten gibt.
Dass sich BASIC auf das eigene Testen in Flandern und auf rumpligen Orbit-Routen beruft, ist nett, ersetzt aber keine strukturierten Langzeittests oder unabhängige Prüfverfahren. Man fährt halt selbst damit – was im Fall eines systemischen Rahmenschadens aber weder rechtlich noch technisch besonders viel nützt. Die Verantwortung liegt am Ende voll bei der GbR – die im Falle eines Serienproblems schnell mal haftungsunfähig wird.
Zum Einsatzbereich:
Viele der zufriedenen Käufer*innen scheinen Commuter oder Freizeitfahrer zu sein. Für diesen Zweck wären sie mit einem hochwertigen Stahl- oder Alurahmen oft besser beraten: günstiger, haltbarer, alltagstauglicher. Denn das Basic-Rahmenset bietet wenig Gepäckösen, vgl. wenig Reifenfreiheit (max. 42 mm) und auch keine besonders große Vielseitigkeit fürs Bikepacking oder Touren. Dafür ist es sehr auf Speed-Gravel und Optik getrimmt. Echte Racer wissen aber auch: Speed kommt nicht vom Look, sondern durch mehr Reifenbreite und die passenden Oberschenkel. Im internationalen Gravelzirkus geht die Tenzenz zum 2.2er
Reifen bei Rennen.
Zur Marke und „Made in Berlin“:
Der „Made in Berlin“-Sticker (eigentlich ein reflektierender Aufkleber) wurde wohl mit einem Augenzwinkern entworfen – und das ist genau das Problem: Es bleibt ein Sticker. Produziert wird in Fernost, das ist transparent, aber der Versuch, mit einem selbstironischen Label auf Authentizität zu spielen, wirkt bei näherem Hinsehen eher beliebig.
Die Unterscheidungskraft ist so gering, dass es nicht zur Marke reicht.
Nachhaltigkeit & Manifest:
Lobenswert: BASIC hat ein öffentlich einsehbares Nachhaltigkeits-Manifest veröffentlicht. Es zeigt den Willen, etwas besser zu machen – aber viele Punkte sind noch nicht umgesetzt („TBD“), andere bleiben sehr allgemein (z. B. „wir fahren Bahn“). Es entsteht ein Bild von ambitionierter Selbstdarstellung, aber wenig überprüfbarer Substanz. CO₂-intensive Lieferketten (Carbonrahmen, Luftfracht etc.) stehen dem Anspruch bislang eher entgegen.
Die gebrauchten Versandkartons allein machen’s nicht grün.
Fazit:
Wer einfach ein funktionales, haltbares Rad für den Alltag oder sportlichen Einsatz sucht,
fährt mit einem gut ausgestatteten Alu-Rad oft besser – günstiger, robuster, mit voller Gewährleistung und ohne Spacerturm auf Race-Geometrie. Das echte Basic Bike kommt von
Decathlon, dort ist die
Transparenz zur Produktion auch größer..
Wer wirklich
hochwertiges Carbon will, kann sich bei etablierten Herstellern mit echter Entwicklungsleistung und stabiler Garantiepolitik umsehen – oder wer eh nur schreddert, kann sich das Ganze
auch direkt aus Asien holen, ganz ohne Aufkleberromantik und Berlin-Flair, auf das man vielleicht ohnehin lieber verzichtet.
BASIC bewegt sich in einer überfüllten Marktsituation irgendwo dazwischen, ohne wirklich in eine Richtung zu überzeugen. Dafür ist der Preis zu hoch, die Alltagstauglichkeit zu gering – und das Markenversprechen bleibt letztlich ein Aufkleber. Das gute daran ist: man kann ihn wenigstens jederzeit tauschen.