Bericht: Scheiss da nix, dann feid da nix!

Fazit
Faszinierende Gegend mit dem roten brösligen Felsen. Der Downhill war aber nicht nach meinem Geschmack. Oft zu schwer für mich und der rote Sand machte die Sache nicht einfacher. Mehr als einmal ist mir das Hinterrad weggerutscht. Dazu kamen noch einige nicht fahrbare Gegenabstiege. Ich mag‘s leichter. War trotzdem ein Erlebnis.

Beuil - Valberg - Baisse de Barrot - Guillaumes
38km, 1108hm↑, 1848hm↓
Track auf gpsies
 
Klasse Bilder in den letzten Postings. Lese hier auch gerne mit, unabhängig von der Asphaltquote. Schön geschrieben und viele Eindrücke von deiner Tour, den Städten, Dörfern und der Landschaft, in welcher du unterwegs warst :):daumen:.
 
Schmeckt wirklich lecker. Kann man den auch in D bekommen?
Kann ich (noch) nicht beantworten, ich musste / habe von unterwegs Klamotten nach hause geschickt und die Gelegenheit gleich genutzt und div. Souvenirs in den Karton gepackt :D von den insgesamt drei verschiedenen Flaschen Genepi gibt es noch ca. 2 o_O

Du warst bergab unterwegs, ich bergauf. Ich habe auch wenig Infos zu der Gegend ausser Stuntzis Tour gefunden. Hast du mehr?
Also klar, Route umdrehen ist immer schwer und wenn ich ehrlich bin, habe ich leider(!) im Vorfeld meiner Tour zu wenig selbst geplant und zuviel MYOG-Krempel gemacht :wut: Ich hatte mich da an Achim Zahn West-Alpen (der hat da einiges in dem Bereich drin) und die Tourbeschreibung u. a. von @lutz_ gehalten, tlw. leider mit dem weiter unten beschriebenen Problemen.

Danach war ich dann im September noch eine Woche in Breil-sur-Roya Urlaub machen, habe u. a. vttour genutzt, mir passende Karten der Gegend besorgt und wusste die und die weitere Infos auch besser zu deuten, sprich gerade Seealpen ist hartes Terrain, für mich als "Trails" wohl (noch?) zu hart. Andererseits gibt es da unten halt auch viele Schotterstraßen, Militärpisten, ... die fahrbarer sind (und wohl für die ganzen harten Jungs hier viel zu langweilig)


Ich erwarte nun eine flowige Abfahrt, aber weit gefehlt. [SNIP] Wieder viel Gestottere, mir reicht's schon, bin genervt. Stuntzi sagte was von S1-Flowtrail. Das hier ist ganz was anderes. [SNIP] Wunderschön hier, aber dafür habe ich schon lange keinen Blick mehr. Auf 1500hm wird der Weg endlich auch für mich fahrbar und ich kann die restlichen 400hm auf dem Bike verbringen. [SNIP] … auch bergab bin ich manchmal überfordert
Auch wenn das jetzt doof klingt :ka: … aber ich freue mich, dass ich nicht alleine damit bin :oops: Ich hatte ja noch das komplette Bikepacking-Set am Rad dabei und habe zuerst an viel zu vielen Stellen dann auch runter geschoben, oder tlw. eher versucht, das Rad irgendwie bei mir zu halten und nicht tief unter mir im Bach suchen zu müssen :rolleyes: Probleme neben dem ganzen Gepäck war, dass ich mich einfach auf "Auf Schotterstraßen über die Westalpen" eingestellt hatte, mich durch div. Kurse im Harz :lol: dafür gut vorbereitet gehalten hatte und dann die alpine Wirklichkeit (mir durchaus vom Wandern bekannt!) eine ganz andere war. Mir ist bewusst, dass stuntzi, scylla, … um Klassen besser fahren als ich, leider wusste ich nicht, wie weit mich die Tracks, denen ich zuerst blind vertraut habe, in deren "Terrain" bringen würden.


So und nun freue ich mich jetzt erstmal, bei Dir weiter mit zu lesen :daumen:
 
28.06.17, 9:00 Uhr: Guillaumes
Zuerst hole ich mir im Supermarkt noch mein Frühstück … Wasser und ein Croissant und eine Apfeltasche.


Meine Abfahrt verzögert sich … ich muß die Schafe noch vorbei lassen
 
28.06.17, 10:15 Uhr: Saint-Martin-d’Entraunes
Ich starte die Fahrt auf der leicht ansteigenden Straße und belaste mein Knie etwas … scheint zu gehen. Zieht etwas in der Wade, aber das kann ich ignorieren.
Ein zweites Frühstück gibt es nach 10 km mit Kaffee und Kuchen, der aber so schlecht ist, dass ich ihn nach einem Bissen stehen lasse.


Die ersten Kilometer
 
28.06.17, 14:00 Uhr: Auberge des Aiguilles, 1615hm
Nach der Hälfte des Anstiegs kommt das Gasthaus gerade recht. Meine Performance und das Wetter sind gerade zweifelhaft. Ein kleines Päuschen kann da nicht schaden.
Der Wirt warnt mich vor dem Unwetter, das über den Berg zieht. Ich soll 1 bis 2 Stunden warten. Mach ich, und wenn es ganz blöde läuft, dann übernachte ich hier eben.
Später bestelle ich mir noch was zu essen, denn es hagelt gerade, kann also noch dauern. Nochmal später frage ich nach einem Zimmer, da es immer wieder regnet. Leider kann ich nicht bleiben, da heute das Wasser für Reparaturen abgedreht wird. Also muss ich heute noch über MEINEN Pass … Col des CHAMPS.
Will gar nicht aufhören zu regnen, Drecks-Wetter.


Noch ist das Wetter schön …


… auf dem Weg zum Auberge des Aiguilles …


… wo sich das aber ändert
 
28.06.17, 17:00 Uhr: Villars-Colmars
Kurz vor 3 Uhr reißt es auf … ich versuche mein Glück. Die ersten 300hm bleibe ich trocken, dann fängt es zu regnen und zu hageln an. Ich ziehe unter einem Baum meine Regenjacke an und habe Glück, dass kurz später eine Hütte am Wegesrand steht … ich stelle mich unter und warte den kurzen Guss ab.
Doch auf dem restlichen Uphill erwischt es mich doch noch. Oben am Col ist es grausig, es regnet und der Wind pfeift mir kalt ins Gesicht. Hilft nichts ich muss runter, aber Spaß ist was anderes. Dann kommt mir auch noch ein französisches Auto entgegen die mich bejubeln … eigentlich sollten sie mich einpacken und ins Tal fahren.
Ich lasse es langsam angehen, damit ich nicht zu stark auskühle und außerdem sehe ich nicht allzu viel.
Ich fühle noch alle Extremitäten als ich in Colmars ankomme. Doch das einzige Hotel ist voll. Einen Ort weiter in Villars-Colmars finde ich das Le Martagon. Ich werde noch gefragt, ob ich das Zimmer vorher sehen will. Absolut Nein, so schlimm kann es gar nicht sein, daß ich es nicht nehme. Und das Zimmer passt.


Ich nütze eine Regenpause und fahre los doch schon bald holt mich das Unwetter ein


Schaut ja gar nicht so schlimm aus … da komme ich her …


… ich muß da hinein :aufreg:
 
28.06.17, 19:30 Uhr: Villars-Colmars
Schön dass das Hotel auch ein Restaurant hat, dann brauche ich heute nicht mehr raus gehen. Noch dazu ist es hervorragend. Ich esse ein sehr leckeres Pfeffersteak und das Trinken passt auch. Sehr gute Wahl das Le Martagon … wobei ich gar keine Wahl hatte, da es hier das einzige Hotel ist.


Schnackofatz
 
Fazit
Alles gut, Knie hält. Dass es mich mal abregnen wird auf der Tour musste ich ja fast annehmen. Und dann als Ende dieses bescheidenen Tags dann ein Hotel im Nirgendwo, daß voll überzeugt. Es gibt immer wieder Überraschungen.

Guillaumes - Saint-Martin-d’Entraunes - Auberge des Aiguilles - Col des Champs - Colmars - Villars-Colmars
43km, 1435hm↑, 1028hm↓
Track auf gpsies
 
29.06.17, 10:30 Uhr: Villars-Colmars
Will heute nicht viel machen, denn die Wetteraussichten sind trübe. Da lasse ich es mal ruhig angehen.
Hätte noch Tracks für mehr Provence, aber bisher hat mich das hier nicht überzeugt. Und diese halbausgestorbenen Minidörfer nerven. Also fahre ich nur nach Alllos und hoffe auf besseres Wetter und das dort etwas mehr Tourismus ist.
Frühstück ist auch gut, das Hotel ist eine Empfehlung.


Schaut nicht nach viel aus, war aber jeden Cent wert
 
29.06.17, 13:00 Uhr: Allos
In Allos bin ich schnell. Ich suche mir ein Hotel. Hätte gerne ein Zimmer mit Balkon, aber daraus wird nichts. Checke im Hotel Pascal ein.
Dann schau ich mir meine pfeifenden Hinterradbremsen an und stelle nicht überrascht fest, daß ich bereits auf Eisen gebremst habe. Ich baue die alten aus und versuche die neuen rein zu bekommen, was ich nicht schaffe. Gottseidank hilft mir der lokale Sportshop. Er bekommt die Bremsbacken so weit auseinander, die ich die neuen hinein passen. Merci.


Gut das mein Bike neuer ist


Heute nur ein kurzer Weg …


… nach Allos
 
30.06.17, 8:30 Uhr: Allos
In den nächsten zwei Tagen soll es nicht wirklich besser werden, trockener aber nicht wärmer. Also mache ich jetzt wieder mal Strecke. Erst mal über den Col de Allos und hinab nach Barcelonnette. Dann schau mer mal wie es dort ist.
Wollte ja eigentlich im Rifugio übernachten und den Flowtrail nach Allos fahren. Aber bei dem Wetter fehlt mir die Lust dazu und nach zwei Tagen Regen werden die Pfade auch matschig sein. Das lass ich lieber sein.
 
30.06.17, 11:15 Uhr: Rifugio Allos
Habe die 800hm inklusive Foto- und Umziehpausen in gut 2h geschafft. Okay für mich. Zum Aufwärmen gibt's einen Cappo im Rifugio.


Bin hier eindeutig im Schafland …


… inklusive deren Hinterlassenschaften


In Allos …


… beginnt die Auffahrt …


… auf der kurvenreichen …


… Straße …


… zum Col de Allos


Der Weg ist vorgegeben …


… doch davor gibt‘s einen Cappo
 
30.06.17, 12:40 Uhr: Barcelonnette
Im Rifugio Allos ziehe ich mir noch alles möglich an … Überschuhe, Beinlinge, Wind- und Regenjacke, ein Buff für Kopf und ein anderes für den Hals und lange Handschuhe. Als ich rausgehe hat es 15°C … doch zu viel angezogen? Doch auf der Abfahrt waren es dann stellenweise nur 5°C … ich habe geschlottert ohne Ende.
Zusätzlich haben meine neuen Hinterradbremsklötze gepfiffen, was mich nicht sonderlich beruhigt hat. Haben aber gut gehalten. Nach der Abfahrt brauche ich erst eine Aufwärmpause in einem Café.


Gut eingepackt …


… stürze ich mich …


… in die Abffahrt


… auf der schmalen Straße
 
30.06.17, 15:00 Uhr: Saint-Paul-sur-Ubaye
Hätte mir vorstellen können in Saint-Paul-sur-Ubaye zu nächtigen, aber das ist wieder so ein gottverlassenes Nest. Schnell noch Wasser und Cola für den letzten Anstieg. Habe außer dem mickrigen Frühstück noch nichts gegessen, also werfe ich mir noch ein Powerbar-Gel ein.


Die Tour de France fährt hier nach mir durch.
Die Etappe habe ich mir dann im Fernsehen angeschaut und der Reporter meinte, daß die Gegend um Barcelonnette unterentwickelt ist. Und im Gebiet weiter südlich ist noch weniger los.


Schönes …


… weites Tal


Bei mir waren es schon ein paar Kilometer mehr


Bald wird das Tal wieder schmaler
 
30.06.17, 17:30 Uhr: Les Claux
Die 700hm waren nochmal hart. Im oberen Teil dann auch mit zweistelligen Prozentzahlen. Dazu war es 10°C kalt, wenn eine Wolke aufgezogen ist, und gleich 20°C, wenn die Sonne durchgekommen ist. Und das immer abwechselnd. Doch mit ein paar Päuschen habe ich den Anstieg dann doch gemeistert, obwohl ich dauernd an einen Krampf denken musste, wenn ich nicht gerade einen schlechten 90er-Jahre-Song auf dem Lippen hatte … komisch was der Kopf so macht, wenn man auf Durchzug schaltet.
Ein paar Fotos am Col de Vars und eine kurze Abfahrt weiter bin ich in Les Claux. Die meisten Hotels haben zu. Das Hotel Ecureuil nicht, schau ganz nett aus. Ein Zimmer ist frei, dann bleibe ich hier.
Die Mini-Badewanne wird gleich zum Aufwärmen mit heißem Wasser eingelassen. Und schon bin ich wieder wie fast neu.


Gerade voraus ist das Col


Die Gegend ist schon schön …


… aber von Schafen habe ich jetzt genug


Geschafft …


… bin am Col de Vars


Noch ein paar Meter bergab, dann suche ich mir im nächsten Skidorf ein Zimmer
 
30.06.17, 21:00 Uhr: Les Claux
Abendessen passt auch. Das Hotel kann ich auch empfehlen.


Das gute lokale Abendessen schmeckt nach Flammkuchen …


… und ein gutes französisches Bier gibt’s als Betthupferl
 
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