Bikepacking Barre des Écrins

Registriert
4. März 2004
Reaktionspunkte
557
Ort
Gurzelen, Schweiz
Diese Tour ist kein eigentlicher Livebericht, denn sie hat letzte Woche stattgefunden.
Unser Plan A, die Alpen im Tirol und Südtirol zu überqueren, ist den üppigen Schneehöhen zum Opfer gefallen aber Plan B ist nicht minder spannend!

Zielgebiet:
Die Barre des Écrins ist der höchste Gipfel der als Écrins-Massiv, Les Écrins oder Pelvoux-Massiv bezeichneten Gebirgsgruppe in den französischen Dauphiné-Alpen. Mit einer Höhe von 4102 m ist sie nicht nur der südlichste und westlichste Viertausender der Alpen, sondern einer der prominentesten und dominantesten Gipfel im gesamten Alpenraum. Erst in mehr als 100 km Entfernung werden im Montblanc-Massiv größere Höhen erreicht; die Schartenhöhe – gemessen über den Col du Lautaret – beträgt mehr als 2000 Meter. Damit liegt sie in Bezug auf Dominanz und Prominenz an 3. bzw. 12. Stelle im gesamten Alpenraum. Die Barre ist zugleich die höchste Erhebung inmitten des 1973 gegründeten Nationalparks Écrins südlich des Skiorts La Grave.

Gut, wir werden jetzt nicht einen Viertausender per Bike besteigen und auch die Kernzone des Nationalpark ist leider für uns Mountainbiker bis auf ganz wenige Ausnahmen tabu. Vielmehr soll eine Umrundung des Nationalparks unser gestecktes Ziel sein.
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Streckendaten: 350km / 15’000hm

Fakten:
Landschaftlich grandios, viel Panorama, technisch schwierige Trails

Wegbeschaffenheit:
Immer wieder tolle Singletrail Etappen, aber auch mal breitere Strassen. Einige schwer zu orientierende Wiesenpfade, ab und an sehr steile Rampen auf Wanderwegen (potentiell fahrbar) und einige Tragestrecken.

Etappen:
Die Tour verläuft im Gegenuhrzeigersinn von Bourg d'Oisans aus. Unsere Etappenlängen bewegen sich um 50km bei durchschnittlich 2500 hm.


Grob-Plan Etappen:
  1. Tag 1: Le Bourg d’Oisans – Corps (68.7km, +2587m, -2371m)
  2. Tag 2: Corps – Les Borels (53.7km, +2341m, -2008m)
  3. Tag 3: Les Borels – Bouchier (67.1km, +3393m, -3173m)
  4. Tag 4: Bouchier – Fontcouverte (46.5km, +2313m, -1943m)
  5. Tag 5: Fontcouverte – Ventelon (51.2km, +1852m, -1934m)
  6. Tag 6: Ventelon – Le Bourg d’Oisans (52.6km, +1665m, -2722m)
 
Zuletzt bearbeitet:
Puh. Das sind ja mal ordentliche Zahlen. Da muss ich wohl noch etwas Spinat essen. Bin sehr gespannt auf den Bericht!
 
Endlich wieder mal etwas Gescheites aus den Westalpen
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Bin sehr gespannt auf den Bericht und und bei Dir bin ich fast sicher, dass der Trip super daherkommen wird.
 
Bikepacking Barre des Écrins: Tag 1 - „Biss“ ans Ende der Etappe
So nun ging es also in Villar d‘Arene los. Der ursprungliche Startort zu unserer Tour, Bourg d‘Oisans unterhalb der Alp d‘Huez war dermassen von Radfahrern überflutet, dass schlicht keine Unterkunft mehr zu finden war. Morgen startet die „Marmotte“ ein Radrennen mit über 2000 Teilnehmern. So wichen wir eben nach Villar d‘Arene aus und begannen heute mit dem eigentlich letzten Tag unserer Rundtour. Schon die Hinfahrt war ein Geduldsspiel. Kaum am Genfersee angekommen begann der Stau und dieser zog sich durch bis nach dem Zoll. Aber auch in Frankreich ging es nur sehr schleppend weiter. Unser Navi war dermassen verzweifelt, dass es uns schliesslich vie Col du Telegraphe und Col du Galibier ins Ziel führte. Die berühmten Tour de France Pässe hatten wir also bereits hinter uns. Nicht in den Beinen sondern im Motor!
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Als wir heute Morgen also unsere Bikes bepackt hatten und das Morgenessen in unseren Bäuchen gelandet war, fuhren wir los.
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Ohne Klimaanlage und mit Zweitakt-Müeslimotor statt Turbodiesel war's wie erwartet etwas anstrengender. Gleich vom Start weg ging es hoch.
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Erst ein nettes Strässchen, dann ein Trail und plötzlich zeigte unser GPS schnurgerade einen Wiesenpfad hoch.
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Eine supersteile Schiebepassage durch hüfthohes, pollengeschwängertes Gras war hier zu absolvieren. Oben angekommen erwartet uns ein Traimpanorama und ein Hammertrail in ein langes Tal hinunter.
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Das Weglein war dabei ein handtuchbreiter Streifen im Grün. Das Gras rechts und links lud auch hier beim Vorbeifahren seine staubende Pollenfracht an uns ab und so brannte und biss so ziemlich jedes Körperteil, das wir benennen können. Erst ein Brunnen im folgenden Dorf brachte wieder Linderung.
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Das Tal führte anschliessend in stetig steigender Strasse bis an den Fuss unseres nächsten Übergangs, genannt Col de St. Georges auf 2237m. Dieser Col wollte verdient werden. Ein steiler, aberfahrbarer Trail brachte schnell Höhe, forderte aber reichlich Körner. Mittlerweile war es auch schon ganz schön „warm“ geworden. Wir erreichten eine wunderschöne Hochebene und schliesslich besagten Passübergang. Runter ging es via Col Nazé über einen tollen Trail, welchen wir mit einigen freundlichen Wanderern teilten.
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Bald erreichten wir Besse, ein kleines Dörfchen mit einem Restaurant. Zeit, unsere aufgebrachten Immunsysteme mit Panaché und Fruchttörtchen zu besänftigen. Wir hatten ganz schönen Hunger und der lustige Restaurantbesitzer staunte nicht schlecht über unser Esstempo.
Zum Col de Cluy durften wir von Besse aus erst noch eine Abfahrt unter die Räder nehmen, dann folgte jedoch ein knüpperharter und langer Aufstieg an der prallen Sonne. Nirgends gab es Wasser oder ein wenig Schatten zum Abkühlen. Dafür wurden wir immer wieder angefeuert von übereifrigen, zähnefletschenden Hirtenhunden, welche heute aber glücklicherweise entweder von Hirten oder Zäunen von unseren Waden fern gehalten wurden. Als wir endlich oben waren schielten wir beide ganz schön. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit spuckte uns der Weg im berühmten Retorten-Skiort Alp d'Huez aus.
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Dort wartete die nächste Verpflegung und es war dank der Höhe auch etwas frischer da. Ausserdem zogen erste Wolken am Himmel auf. Für Gewitter sollte es jedoch nicht reichen, was uns ganz recht war. Die Alp d‘Huez ist nicht gerade eine Wonne der Schönheit. Dafür läuft dort einiges. Dani konnte hier auch sein daheimgebliebenes Buff Kopftuch durch ein sackteures Alp d‘Huez Spezialtuch, mit den Skipisten des Ortes drauf, ersetzen. Immer wenn uns nun heiss ist, nehmen wir das Tuch hervor und betrachten die Skipisten. Zagg, ist uns wieder kühl...
Wir ließen es uns gut gehen und bissen nun auch zu - den Croque Monsieur (französischer Schinken-Käse-Toast) hatten wir uns redlich verdient.
Gemütlich rollten wir nun von Alpe d Huez runter ins 1100m tiefere Bourg d Oisans. Dachten wir. Leider hatten wir die Rechnung ohne den heute bissigen Sonnentrailkönig gemacht. Vorerst ging's nämlich mal recht heftig bergauf.
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Definitiv zu lange.Als es dann schließlich doch noch bergab ging, waren bissige Bremsen gefragt. Toller Downhill! Sollten die Abfahrten in den nächsten Tagen jedoch so steil bleiben, werden unsere Bremsklötze schon bald das Zeitliche segnen.
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Zum Glück fanden wir noch ein Plätzchen auf dem Zeltplatz in Bourg d Oisans. Morgen findet hier La Marmotte, ein großes Straßen-Volks-Velorennen über die berühmten Tour-de-France-Pässe statt. Will heißen, in Bourg d Oisans spricht man momentan hauptsächlich flämisch und holländisch. Und alle Hotels sind seit Wochen ausgebucht. Den letzten beißen die Hunde. Weil die uns heute aber verschont haben, sind es nun die Moskitos.
Bonne nuit et à demain!
Mat&Dani
 
Bikepacking Barre des Écrins: Tag 2 - Bremsen (Die Viecher) bergauf
Erste Staffel, zweite Folge: "Meinen täglichen Schweinehund gib mir heute".
Genau genommen begann die heutige Etappe bereits gestern Abend. Im Schlafsack. Wir wollten den lauen Sommerabend nutzen, um unter freiem Sternenhimmel die Nacht ohne Zelt zu verbringen. Die Pizza war fein, das Bad erfrischend, die vielen Belgier nett und der Himmel klar. Dösend lagen wir auf unseren Ultraleichtmatratzen, als es plötzlich zu rauschen begann. Dicke Tropfen prasselten auf uns herab. So viel explosive Schnellkraft um Mitternacht hätten wir von uns nicht erwartet. Samt unseren Bikes flüchteten wir uns in einen unbenutzten Aufenthaltsraum. Mobilhome zum Zeltplatzpreis.
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Die Nervosität der belgischen Rennradfahrer morgens um fünf war zwar hör- und spürbar, aber definitiv erträglich. Als die abgezogen waren, machten wir uns auf ins Dorf zum Petit Déjeuner.
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Dermaßen gestärkt ließen wir uns auch von Regentropfen und schwarzen Gewitterwolken nicht aus dem Konzept bringen und starteten unsere Mission zum Col d' Ornon. Auf einem gut fahrbaren Trail kamen wir zügig vorwärts.
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Ab der Hälfte noch etwas zügiger, wurden wir doch von Heerscharen aggressiver Bremsen attackiert. Wild um uns schlagend und tretend versuchten wir den Stechviechern zu entkommen, was bergauf natürlich nicht ganz einfach war...
Bergab hingegen hatten wir leichtes Spiel und wurden Bremsenarmee spielend los, was wir in Entraigues im Talboden in einer Dorfbar gebührend feierten.
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Dies bei einer Flasche Orangina, die wir beim Bäcker nebenan kaufen mussten, weil sich die Barmaid nicht im Geringsten für uns zu interessieren schien.
Anyway, wir wollten sowieso nicht zu viel Zeit verlieren, da die schwüle Hitze Gewitter versprach. Wir entschieden uns deshalb auch für den kürzeren der zwei Passübergänge, den Col d' Hurtières. Dieser bot alles, was das Bikepackerherz begehrt: baden im eigenen Schweiß, Stechviecher, Umleitungen, steile und rutschige Schiebepassagen, Fehlnavigationen oder kratzig-beißende Alpenwiesen.
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Und eine klasse Abfahrt. Die hatten wir uns wohl mit unserer unverhofften Prozessionsteilnahme im heiligen Kloster Notre-Dame-de-la-Salette verdient.
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Auf dem Bike schafften wir es, uns vor der Menschenschlange einzufädeln und den Prozessionsweg in Rekordzeit zu absolvieren. Ein Strava-Segment dazu haben wir übrigens nicht gefunden. Dafür eins im anschließenden Downhill, der wirklich klasse war.
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Als dritte des Segments waren wir sowohl vor den Hunden, als auch vor blutrünstigen Insekten in Sicherheit. Ob wir das auch diese Nacht sein werden, erfahrt ihr morgen. Allerdings steht unser Nachtlager bedrohlich nahe am Lac de Sautet.
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A demain, Mat&Dani
 
Bikepacking Barre des Écrins: Tag 3 - Tour de faim
Da die französischen Trailgötter heute in Spendierlaune waren, verdarben uns dafür alle Köche der Region gehörig den Brei. Vermutlich eine Retourkutsche dafür, dass wir vor zwei Tagen den "Assiette randonneur" mit wahlweise 8 oder 12 frischen Schnecken aus dem Burgund, den man uns wärmstens empfohlen hatte, nicht goutierten.
Aber schön der Reihe nach.
Wie gewohnt begann die heutige Etappe bereits gestern Nacht.
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Als wir nämlich unser 400-Gramm-Zweierzelt aufstellen wollten, fehlte eine Zeltstange. Der aufmerksamen Leserschaft war gestern wohl nicht entgangen, dass auf einem Foto eine seltsame Antenne aus Danis Rucksack ragte.
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Wer weiß, vielleicht ist sie mittlerweile bereits als Wanderstock im Écrins-NP unterwegs...
Der Rucksack und das Zelt hatten in identischer Packordnung bereits den Arizona-Trail, unseren Abruzzotto, die Lake-Ta-Haul-Expedition und zahlreiche ungeblogte Abenteuer schadlos überstanden. Um uns nun ohne Ankündigung dermaßen in Schwierigkeiten zu bringen. Nun ja, selbst ist der Mat, fix war eine Holz-Zeltstange geschnitzt, unser Schönheitsschlaf gerettet und die Nacht überstanden.
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Wir konnten also starten. Das Frühstück war bestellt, die Bikes und Rucksäcke gepackt. Nur hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der ließ sich nämlich nicht blicken.
So nahmen wir die ersten 150 Höhenmeter halt ohne Frühstück unter die Stollen. Am Vortag hatten wir nämlich "Petit Déjeuner" auf einem Schild gelesen. Der Wirt wollte allerdings nichts davon wissen, empfahl uns aber, Brot beim Bäcker zu holen und in seiner Bar zu essen...
Mit 3/4h Verspätung verließen wir dann aber Corps doch noch mit vollen Mägen.
Es ging munter rauf und runter. Wobei: Schon ein wenig mehr rauf als runter.
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Die Trailgötter hatten wohl doch nicht vergessen, dass wir in den letzten Tagen abwechselnd je einen von ihnen als Schweinehund betitelt hatten. Aber insgesamt waren sie heute mehr als barmherzig mit uns. Mehr davon aber später.
Unaufhaltsam strebten wir unserem Mittagshalt in La Motte en Champsaur zu und ließen uns auch von einem Platten nicht aus dem Konzept bringen.
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Dort gab's: Nichts.
Immerhin waren die Damen, die grad mit essen beschäftigt waren, so nett, uns zu verraten, dass die Auberge, die nur 5km entfernt sei, heute geschlossen habe. Merci beaucoup! Et au revoir...
Langsam wurde uns klar, dass heute der Tag gekommen war, um auf unsere eisernen Notreserven zuzugreifen. Und weiter zu fahren. Nach einer weiteren Stunde fanden wir schließen einen Bauernhof, wo man sich unser erbarmte und Getränke verkaufte. Essbares war ihnen aber auch unter Anwendung sämtlicher Tricks nicht auszureißen. Also weiter. Der Trail wurde RICHTIG cool, schlängelte sich stundenlang dem Hang entlang auf rund 1900müm.
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Oft auch gefährlich nahe am Abgrund. Da wir infolge Unterzuckerung vom Panorama- in den Tunnelblick wechselten, wird es unklar bleiben, wie ausgesetzt der Trail wirklich war. War aber egal, denn heute waren die Trailgötter ja mit uns.
Schließlich, nach genau 8h im Sattel mit je einem Biberli bzw. Powerbar, hatten die Köche ein Einsehen. Also nicht wirklich, aber wir trafen immerhin auf einen Casino Laden, der uns Orangina, ein paar Aprikosen plus ein Pack Guezli bereithielt - manchmal braucht's wenig, um unsere Welt wieder in Ordnung zu bringen. Euphorisiert vom plötzlichen Zuckerflash nahmen wir als Bonus noch die 500hm ins Skigebiet unter die Räder. Wo wir jetzt auch sind.
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Mit den Köchen sind wir nach wie vor nicht ganz im Reinen. Und was die Nacht noch an Überraschungen für uns bereit hält, erfährt ihr morgen.
A demain, Mat&Dani
 
Bikepacking Barre des Écrins: Tag 4 - Der Glückstag
Gestern Abend hatten es die bösen Geister nochmals kurz probiert.
Wir wollten unsere Kleider waschen lassen in einer Wäscherei. Kein Luxus, nach drei Tagen, wie wir fanden. Fanden die von der Wäscherei auch. Und wenn wir zwei Minuten früher da gewesen wären, hätten sie unsere stinkigen Velokleider auch gewaschen.
Tant pis. Seither reiten wir auf der Glückswelle!
Das begann damit, dass wir unsere Kleider heute Morgen auf wundersame Art gewaschen vorfanden. Und endete damit, dass wir jetzt einfach dasitzen und aufs Nachtessen warten können.
Aber wie immer schön der Reihe nach:
Mit den Kleidern, die uns die Servierdüse des Hotels über Nacht gratis gewaschen hatte, ging's zügig los. Besonders zügig, weil zufälligerweise zwei Bergbahnen liefen und noch zufälligererweise auch grad uns inkl. den Bikes hoch transportierten und so die ersten 800hm Aufstieg in 10 Minuten geschafft waren. Auch der Regen, der eine halbe Stunde vorher nieder geprasselt war - weg gezaubert!
Vorerst ging's weiter zum Col de Freissinière.
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Umgeben von schwarzen Wolken, doch wir blieben - warum auch immer - stets trocken. Mal schöner Trail, dann wieder ein kurzes Schiebestück, ab und zu sogar bergab. Fortan sollten unsere Bremsen zwei Stunden lang nicht mehr abkühlen!
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Was für eine Abfahrt! Alpin, fordernd, extrem abwechslungsreich, extrem lange. Mal flüssig, mal technisch. Und vor allem trocken. Und defektfrei.
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Was alles andere als selbstverständlich war bei den vielen spitzen Steinen. Auch die Defekthexe schien heute also ihren Ruhetag einzuziehen.
Dabei waren wir gestern alles andere als sicher gewesen, ob wir überhaupt in den Genuss dieser einmaligen Abfahrt kommen würden. Aus Gründen, die uns soeben entfallen sind. Aber heute waren die Götter ja mit uns.
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Kaum waren wir im Talboden angelangt, begann es zu regnen. Aber wie heute nicht anders zu erwarten, war das nächste Restaurant nicht weit entfernt.
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Und auch die vorerst grimmige Miene der Wirtin hellte sich zunehmend auf. Bei der Anzahl verschiedener Speisen gäb's noch etwas Luft nach oben, aber das heutige Tagesmenu (Rührei nature) schmeckte uns. Vor allem aber schien wieder die Sonne, als wir die Auberge verließen und den nächsten Aufstieg in Angriff nahmen. Auch da stets gejagt von schwarzen Regenwolken, die sich aber glücklicherweise nie über uns leerten.
Auf dem Col des Lauzes angekommen, folgte eine steile, manchmal etwas zugewachsene Abfahrt, welche volle Konzentration forderte, waren doch die Wurzeln und Steine noch nass vom vorangegangenen Regen.
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Unten angekommen, ging's direkt den nächsten Anstieg hoch. Und weil uns an solchen Tag jeweils Flügel wachsen, klappte das auch ohne schmerzende Beine.
Das hohe Tempo zogen wir gleich durch und flogen über die abschließende, wunderbar flüssige, ewig lange Abfahrt euphorisch ins Tal.
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Natürlich gab's hier auch einen Bäcker. 50 Meter vom Trailende entfernt.
Man könnte sich an Tage wie diesen gewöhnen.
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Happy Trails, Mat&Dani
 
Bikepacking Barre des Écrins: Tag 5 - Zäh-flüssig
Lieber zäh oder flüssig? Oder gar zähflüssig? Auszuwählen gabs bei uns nichts, doch von zäh bis flüssig stand heute alles gleich mehrfach auf der Menükarte.
Nach unserem gestrigen Glückstag waren wir gespannt, was sich all die Trail-, Küchen- Wetter und Defekthexen heute für uns ausgedacht hatten.
Die Nacht war flüssig verlaufen, und am frühen Morgen erwies sich lediglich Mat’s Suche nach seinen Handschuhen als zähe Angelegenheit.
Frohen Mutes machten wir uns danach mit voll geschlagenen Bäuchen auf in den ersten Anstieg, der eigentlich noch gestern Abend auf dem Programm gestanden hätte. Schon nach wenigen Minuten war klar, dass die Verdauung unseres Frühstücks heute ebenso zäh wie die zahlreichen, extrem steilen Rampen waren. Welche dummerweise auch noch grundsätzlich fahrbar waren.
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Schon nach 500 Höhenmetern zeigte sich jedoch, dass sich das zähe Ringen gelohnt hatte. Bereits die erste Abfahrt erwies sich als absolute Spassfahrt mit erstklassigen Panoramablicken in die hohen Berge und berühmten Alpenpässe rund um Briançon. Nachdem wir einen kleinen Weiler passiert hatten, begann die Strasse wieder zäh zu steigen. Zwar nicht ganz so steil wie zu Beginn, aber trotzdem ordentlich. Hoch über Briançon durften wir anschliessend in die von engen Spitzkehren und von Wildblumen übersähte Abfahrt einbiegen. Welch eine Belohnung!
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Der Blumentrail spuckte uns erst unten im Tal wieder aus, wo es bereits heiss war und das Mittagessen auf uns wartete.
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Nun ja, das Filet du Boeuf mit Pommes, Ratatouille und Dessert ass sich recht flüssig. Zäh wurde es aber anschliessend mit dem übervollen „Büder“ im 1200hm Anstieg zum Col de Granon. Es verdaut sich halt recht schlecht im Uphill. Unsere Minichallenge, uns im Aufstieg von keinem Gümmeler kassieren zu lassen, klappte aber trotzdem und als die Strasse oben am Pass von Asphalt auf Gravel wechselte, waren von den Schmalreiflern eh keine Angriffe mehr zu erwarten.
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Der Übergang von zäh zu flüssig erfolgte dann auf dem Porte de Cristol.
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Ab da gings auf Hammertrails mit Trialeinlagen bergab ins Dörfchen Névache.
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Ruckzuck war dort ein Panaché weggezischt und ein Himbeerkuchen verdrückt.
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Alles im flüssigen Bereich, könnte man meinen. Dass jedoch Flüssiges auch extrem zäh werden kann erführen wir sechs Kilometer weiter oben im Tal, als wir zum Bade im klaren Bergbach ansetzten. Der Fischer ergriff sogleich die Flucht, als er uns beim gewagten Tun beobachtete. Oder war das vielleicht, weil einer von uns nackig...item! Es blieb zäh, denn kaum war die Sonne hinter den Bergen abgetaucht wurde es etwas kühl hoch oben im Tal ohne Namen, ohne Handy Empfang und ohne W-LAN! Feuer machen ist übrigens auch verboten.
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Darum liegen wir jetzt halt um 21.00 Uhr bereits eingemummelt in unserem Fünfsterne-Luxus-Halbmannzelt und hoffen, dass die Nacht nicht auch noch zäh wird. Sonst könnte es morgen - ihr wisst schon was - werden!
Guet Nacht und Gruess von Mat & Dani
 
Bikepacking Barre des Écrins: Tag 6 - Sprint Royale
Wie bei längeren Rundfahrten in Frankreich üblich, startete die Schlussetappe mit einer neutralisierten Startphase und endete mit einem Sprint Royale.
Die kühle Nacht, das tropfnasse Zelt und das fehlende Essen trieben uns schneller aufs Bike als üblich. Wir wollten ein wenig weiter talaufwärts fahren und hofften, dass ein Refuge geöffnet habe und wir dort ein Petit Déjeuner kriegen würden.
Bonne chance...
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Besonders viel Glück brauchten wir allerdings nicht. Schon gestern hatten wir gestaunt, wie viel Betrieb in dem abgeschiedenen Tal war. Wanderer, Fischer, Biker, Schweizer Familien mit VW Bussen, französische Abenteurer mit alten Citroëns, italienische Hitzeflüchtlinge, Chaletbesitzer. Alle schienen schon frühmorgens unterwegs zu sein. Und unser Petit Déjeuner kriegten wir ebenfalls - auch wenn uns ein Grand Déjeuner lieber gewesen wäre
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Als wir schließlich auch die Wanderhorden hinter uns gelassen hatten, erfolgte der scharfe Start.
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Gleich ging's knüppelhart, steil und technisch bergauf.
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Da wir von gestern noch Übung hatten, schafften wir so ziemlich alle Hindernisse fahrend, welche sich die ortsansässigen Trailgötter ausgedacht hatten, um ein letztes Mal unsere Skills auf Herz und Nieren zu testen. Als wir schließlich gegen Mittag auf dem Col de La Ponsonière auf 2613 müm ankamen, hatten wir die letzte große Hürde genommen. Bergauf.
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Nun folgte die Meisterprüfung bergab. Ziemlich spektakulär und alpin ging's zur Sache. Leider infolge durchzogenem (aber trockenem!) Wetter mit wenigen Bildern.
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Ernähren mussten wir uns wieder mal von Wasser und französischer Alpenluft, was aber weder unsere Laune noch unsere Energiereserven nachhaltig beeindrucken konnte.
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Zum Finale wartete schließlich der Chemin Royale! Ein herrlicher Höhenweg bis fast auf die Passhöhe des Col du Lautaret. Obwohl die Organisatoren der Tour d'Écrins die versprochene Sänfte wohl vergessen hatten, absolvierten wir diesen letzten anspruchsvollen Trail im königlichen Flugmodus, schließlich waren Essen und Ziel in Griffweite.
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Vom Lautaret ließen wir's auf einem lieblichen Wiesentrail ausrollen, um im nächsten Restaurant auf unser gelungenes Écrins-Abenteuer anzustoßen. Selbstverständlich hatte das Restaurant geschlossen. Definitiv Zeit, um die Grande Nation in einem Sprint Royale zu verlassen.
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A la prochaine, les bleus!
Salut, Mat&Dani
 
Dr Mättu, immer noch rank und schlank und zwäg wie früher
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Als Westalpenfan komme ich ins Schwärmen und Träumen wenn ich diese tollen Bilder sehe. Super unterhaltsam der eindrückliche Bericht, das macht Spass zum lesen! Und ein kleines déjà-vu für mich: In genau diesem Veloladen in Le Bourg-d'Oisons habe ich in den 90-er Jahren meine ersten Look-Pedale gekauft. Weiterhin happy Trails, ob flüssig oder zäh :bier:
 
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vlnr.:
Trinkflasche 0.9l zum Grössenvergleich
ZPACKS Cuben-Zwei-Personen-Zelt (580gr inkl. Rettungsdecke als Boden, Heringe und Zeltstangen)
Cumulus Daunenschlafsack (sog. Quilt, ohne Kapuze 450gr)
Therm-a-Rest Isomatte NeoAir xlite Größe S (230gr)
Montbell Freizeithose lang von (80gr)

Was habt ihr für Zelt und Schlafsack gehabt?
 
Stehe gerade vor der Frage, ob ich das Zpack Cuben Zelt für Neuseeland kaufe. Würdet ihr das Zelt auch für einen acht Wochen Tripp von zwei Personen nach Neuseeland mitnehmen? Wegen der Haltbarkeit, Windstabilität, Dichtigkeit gegen die Sandflöhe....
Und als weitere Frage: Habt ihr die Zeltstangen von Zpack verwendet? Danke
 
Also es gibt bei ZPAKS ja recht viel, was du auf Wunsch haben kannst. Die Grundlage unseres Zelts ist das Modell Duplex. Von der Haltbarkeit, der Dichtigkeit und der Windstabilität würd ich das Zelt immer empfehlen. Du kannst das Zelt unterschiedlich hoch abspannen um es entweder besser durchlüftet oder eben windstabiler hinzubekommen. Natürlich entsteht, wie bei allen einlagigen Zelten innen Kondenswasser wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Da musst du am Morgen dann etwas aufpassen beim aufstehen, sonst regnet‘s mal ne Runde auf dich nieder...

Ein Achtung hab ich trotzdem noch! Das Packmass, welches das abgebildete ZPAKS Zelt hat, ist das Modell ohne Boden! Wir haben beide Modelle, eins mit Boden und eins ohne. Das Gewicht ist kein riesiger Unterschied (580g gegenüber 750g), das Packmass allerdings schon. Darum haben wir eigentlich immer das bodenlose Zelt dabei. Auch auf dem Arizonatrail über drei Wochen haben wir dieses Zelt dabei gehabt. Als dann eines Abends eine Tarantel auf das Zelt losmarschiert ist und wir sie aus dem hier erlösen mussten um sie von ihrem Plan abzubringen machten wir uns schon so unsere Gedanken...
Wir legen normalerweise eine Rettungsdecke aus und bauen das Zelt darauf auf. Ein Insektennetz-Streifen schliesst das Zelt innen bis auf die Rettungsdecke gegen Mücken ab. Ob das aber gegen Sandflöhe hilft, musst du selber entscheiden. das kann ich dir nicht sagen.

Stehe gerade vor der Frage, ob ich das Zpack Cuben Zelt für Neuseeland kaufe. Würdet ihr das Zelt auch für einen acht Wochen Tripp von zwei Personen nach Neuseeland mitnehmen? Wegen der Haltbarkeit, Windstabilität, Dichtigkeit gegen die Sandflöhe....
Und als weitere Frage: Habt ihr die Zeltstangen von Zpack verwendet? Danke
 
Super Bericht, tolle Fotos, geile Tour! War vor 2 Jahren mit ein paar Kumpels in dem Tal von Nevache unterwegs, seitdem hat mich der Westalpen-Virus erfasst, muss da unbedingt wieder hin. Danke fürs Wiederauffrischen der Erinnerung! :daumen:
 
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