Carbon erklärt #2: Rahmenreparatur – Was tun bei einem Riss in der Kohlefaser?

Micha, auch bekannt unter dem IBC-Usernamen mi.ro, ist Spezialist für den Werkstoff Carbon und hatte im vergangenen Jahr schon einmal einen spannenden Artikel zur Kohlefaser geschrieben. Hier erklärt er, was bei einem Schaden am geliebten Carbon-Teil zu tun ist und wie eine Reparatur abläuft.


→ Den vollständigen Artikel „Carbon erklärt #2: Rahmenreparatur – Was tun bei einem Riss in der Kohlefaser?“ im Newsbereich lesen


 
Ein durch Felskontakt beschädigter Carbonrahmen wird nie und nimmer die selbe Steifigkeit und Festigkeit besitzen nach einer Rahmenreparatur wie vor dem Crash.
Das versucht man aber den Leuten immer wieder schmackhaft zu machen.

Bei Carbon ist es nunmal so... kaputt ist und bleibt kaputt !
Falsch. Zunächst mal hat ein moderner Carbon MTB Rahmen einige Opferlagen am Unterrohr, Downhiller bis zu 6mm wodurch die Beulneigung sowie die Impactempfindlichkkeit deutlich geringer ist als die vergleichbarer Alurahmen.

ich behaupte sogar, bei vernachlässigung der Optik und Gewicht jeden defekten Carbonrahmen wieder voll einsatzfähig machen zu können es sei denn eine Dampfwalze ist drüber gefahren. Ein unschönes Auftragen zusätzlicher Lagen ist eigentlich immer bis zu kollision mit anderen Bauteilen möglich und hält. Bei entsprechender Lagenzahl und Layup ist der Rahmen vielleicht sogar stabiler und steifer als vorher. Sieht nur k..cke aus.
 
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Ergänzend: Auch oben erklärtes Verfahren des Aufbringens zusätzlicher Lagen erfordert Fachkenntnis! Ein falscher Lagenaufbau oder fehlender Konsolidierungsdruck führt unter Umständen zu ungewünschten Ergebnissen.
 
Ein unschönes Auftragen zusätzlicher Lagen ist eigentlich immer bis zu kollision mit anderen Bauteilen möglich und hält. Bei entsprechender Lagenzahl und Layup ist der Rahmen vielleicht sogar stabiler und steifer als vorher. Sieht nur k..cke aus.
Das Aufbringen von zusätzlichen Lagen finde ich bei einem Rahmen der einfach funktionieren soll nicht schlimm. Ich persönlich finde es sogar materialgerechter als das reine Auffüllen der Schadstelle und würde es bevorzugen.
Der Fahrer, den das stört holt sich sowieso einen neuen Rahmen.
Vielen Dank für die Einblicke und Respekt vor Deiner Arbeit!
 
Hi, wie sieht es denn aus wenn man die Reparierte stelle wieder Lackieren möchte!? Normaler lack? PU Lack? was ist dabei zu beachten, Danke
 
Wie anfällig ist ein Carbonrahmen bzgl. Fahrradträger und Montageständer?
Ich weiß, dass man Räder eigentlich mit der Sattelstütze in den Montageständer klemmen sollte, aber bei den Variostützen mache ich das sehr ungerne. Unsere Aluräder klemme ich deshalb im Montageständer immer am Unterrohr. Hatte da bisher keine Probleme.
Und Fahrradträger ist auch so eine Sache. Reicht da z.B. von Thule der "Carbon Frame Protector" und kann dann klemmen wo man will oder ist das generell schlecht?
 
Wie anfällig ist ein Carbonrahmen bzgl. Fahrradträger und Montageständer?
Ich weiß, dass man Räder eigentlich mit der Sattelstütze in den Montageständer klemmen sollte, aber bei den Variostützen mache ich das sehr ungerne. Unsere Aluräder klemme ich deshalb im Montageständer immer am Unterrohr. Hatte da bisher keine Probleme.
Und Fahrradträger ist auch so eine Sache. Reicht da z.B. von Thule der "Carbon Frame Protector" und kann dann klemmen wo man will oder ist das generell schlecht?

Was stört dich denn daran das Rad an der Sattelstütze zu klemmen? Das Biegemoment ist doch höher, wenn du drauf sitzt, als wenn nur das Rad dran hängt. Und wenn man die Klemme nur halbwegs zuzieht, sollte da doch nichts geschehen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dafür gibt es doch den genialen Thule Bike Frame Adapter!

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Die Haken am Ende sind komplett gummiert und auf einer Seite hats n Linksgewinde und auf der anderen Seite n Rechtsgewinde!
Unterm Vorbau und am unteren Ende der Sattelstütze ansetzen, mit Handkraft fest drehen und den Carbonboliden sorgenfrei am Adapter klemmen! :daumen:

PS: Wenn wer von Thule mitliest: Gern geschehen und bitte PN an mich, könnte noch n bisschen was von euch gebrauchen! :lol:
 

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Noch eine Frage zum Titelbild: Die obere Gewebelage ist orthogonal ausgerichtet. Ich hätte es natürlich diagonal erwartet. Hat die ungewöhnliche Ausrichtung einen technischen Hintergrund?
Das ist das Oberrohr. Hier macht eine 0/90° Ausrichtung sinn da der Biegeanteil größer ist. Das Unterrohr wird mehr auf Torsion belastet. Hier wäre eine +-45° Ausrichtung sinvoll.
 
Hi, wie sieht es denn aus wenn man die Reparierte stelle wieder Lackieren möchte!? Normaler lack? PU Lack? was ist dabei zu beachten, Danke
Epoxid Lack wäre wahrcheinlich die beste Wahl aber es hält jeder handelübliche Lack. Zu lackierende Flächen anschleifen und mit ölfreier Druckluft abblasen lackieren und fertig.
 
Wie anfällig ist ein Carbonrahmen bzgl. Fahrradträger und Montageständer?
Ich weiß, dass man Räder eigentlich mit der Sattelstütze in den Montageständer klemmen sollte, aber bei den Variostützen mache ich das sehr ungerne. Unsere Aluräder klemme ich deshalb im Montageständer immer am Unterrohr. Hatte da bisher keine Probleme.
Und Fahrradträger ist auch so eine Sache. Reicht da z.B. von Thule der "Carbon Frame Protector" und kann dann klemmen wo man will oder ist das generell schlecht?
Die Syntace P6 Sattelstütze kann in Montageständer geklemmt werden. Mache ich jedenfalls schon immer so. Gleiches gilt für die Rockshox Reverb oder Magura Vyron. Solange die Klemmung keine Macken hinterläßt und das tut sie bei den Meisten Montageständern nicht ist das kein Problem. Am Rahmen zu klemmen ist in jedem Fall, egal ob Alu oder Carbon, nicht empfehlenwert. Die Alurahmen sind an manchen Stellen nur dünn wie Colabüchsen. Montagekräfte sind bei weitem höher als die Haltekräfte auf einem Radträger. Daher würde ich mir auf dem Radträger nicht so große Sorgen machen. Die sicherste Methode ohne Dellen oder Kratzer weg zu kommen ist allerding die hier.
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@mi.ro: sag mal bitte wenn du auf die geschäftete Stelle laminierst und dann von Vakuumpressen sprichst, wieviel Halt als Gegendruck bieten denn die restlichen stehengebliebenen Carbonlagen? Wenn du nämlich ein dünnes Oberrohr eines Rannrades hast gibt der verbleibende Rest nach dem Schäften keinen Gegendruck mehr um eine gescheite Verbindung zwischen Rahmen und neuen Laminat zu bekommen.

Ich selbst habe auch schon stark beschädigte Carbonrahmen repariert und denke da so an einen Fall zurück, wo bei einem Rennrad der Lenker beim Sturz einmal ins Oberrohr gerauscht ist. Hier gings dann nur mit viel tricksen zu reparieren.
 
Die Syntace P6 Sattelstütze kann in Montageständer geklemmt werden. Mache ich jedenfalls schon immer so. Gleiches gilt für die Rockshox Reverb oder Magura Vyron. Solange die Klemmung keine Macken hinterläßt und das tut sie bei den Meisten Montageständern nicht ist das kein Problem. Am Rahmen zu klemmen ist in jedem Fall, egal ob Alu oder Carbon, nicht empfehlenwert. Die Alurahmen sind an manchen Stellen nur dünn wie Colabüchsen. Montagekräfte sind bei weitem höher als die Haltekräfte auf einem Radträger. Daher würde ich mir auf dem Radträger nicht so große Sorgen machen. Die sicherste Methode ohne Dellen oder Kratzer weg zu kommen ist allerding die hier.
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An die Windschutzscheibe backen hab ich allerdings auch noch nie gesehen, loool..
 
@mi.ro: sag mal bitte wenn du auf die geschäftete Stelle laminierst und dann von Vakuumpressen sprichst, wieviel Halt als Gegendruck bieten denn die restlichen stehengebliebenen Carbonlagen? Wenn du nämlich ein dünnes Oberrohr eines Rannrades hast gibt der verbleibende Rest nach dem Schäften keinen Gegendruck mehr um eine gescheite Verbindung zwischen Rahmen und neuen Laminat zu bekommen.

Ich selbst habe auch schon stark beschädigte Carbonrahmen repariert und denke da so an einen Fall zurück, wo bei einem Rennrad der Lenker beim Sturz einmal ins Oberrohr gerauscht ist. Hier gings dann nur mit viel tricksen zu reparieren.

Das ist in der Tat ein Problem aber im Falle des großen Schaden habe ich dann mit viel Aufwand einen Druckschlauch in das Oberrohr gefädelt. Dann geht es sogar mit Autoklavdruck.
 
Das ist in der Tat ein Problem aber im Falle des großen Schaden habe ich dann mit viel Aufwand einen Druckschlauch in das Oberrohr gefädelt. Dann geht es sogar mit Autoklavdruck.
Ok das wollte ich hören ;)
Ich habe damals mit Hartschaum gearbeitet welcher mühsam in das kaputte Rohr eingebracht wurde und nach der Reparatur auch dort verblieb.
 
Prinzipiell finde ich die Idee der Reparatur von Kohlefaserrahmen richtig gut. Das ist nicht nur günstiger als ein neuer Rahmen sondern langfristig auch nachhaltiger als das Zeug auf den Müll zu schmeißen.
Das größte Problem, dass mich von Kohlefaser gegenüber Metallen abhält ist jedoch die Möglichkeit der Inspektion auf Schäden. Als Laie wüsste ich nicht ob nach einem Sturz Lagen delaminiert sind oder sich intern schon ein Riss gebildet hat. Auch wenn ein Alurahmen dann schon längst hinüber wäre, könnte ich dort den Schaden direkt sehen. An einem Kohlefaserrahmen jedoch nicht. Deshalb spezialisieren sich ja auch einige Firmen auf Inspektionen von Kohlefaserkonstruktionen. Das wäre mir, der ich sehr häufig mit dem Rad stürze, dann langfristig doch zu teuer und zu unsicher, da ich auf dem Trail die Sicherheit nicht selbst zuverlässig einschätzen könnte.
 
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