CE 2004 - Ihr wolltet den Bericht

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27. September 2003
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Ort
Erlangen
Liebe Leute,
auf vielfachen Wunsch kommt hier mein Bericht von der Cape Epic 2004:
Zunächst zu mir:
Früher bin ich jahrelang XC-Rennen gefahren, teils mit mäßigem, teils mit ordentlichem Erfolg. Letztes Jahr bin ich bei meinem Praktikum in England so richtig auf den Geschmack der Langstrecke gekommen und ich bin verstärkt Marathons gefahren. Als ich dann kurz nach meinem 25. Geburtstag den Vorbericht zur Cape Epic in der bsn gsehen habe, dachte ich „Auf geht’s!“.
Ich hatte einen Freund mit dem ich gerne gefahren wäre, weil wir uns super verstehen, nicht nur privat, sondern auch beim Training. Leider hatte er keine Zeit und so suchte ich über das Internetforum der CE Website nach einem Partner, den ich dann in einem 35 jährigen etwas schwächeren Engländer gefunden hatte.
Am 24.2. trafen wir uns dann zum ersten Mal nach einigen Telefonaten – in Kapstadt am anderen Ende der Welt.
Am gleichen Tag ging es – dokumentiert von südafrikanischen Polizeifotos blitzschnell im Mietauto nach Knysna, wo vier Tage später das Rennen startete. Nach ein paar Warmup-Rides an den Tagen vorher holten wir unsere Nummern und brachten die ganzen Anmeldeformalitäten hinter uns. Einchecken der Bags, die zum Zielort transportiert wurden, Einchecken im Hotel, das uns für eine Nacht gezahlt wurde, Umpacken der Renntasche. Alles lief sehr professionell ab.
1.Etappe:
Am nächsten Morgen dann Start zur 1. Etappe, die über 130km und 3000Hm führte, wobei bei fast allen Etappen die Daten bezüglich Streckenlänge und Höhenmetern nicht stimmten. Teils waren es minimale, teils gravierende Abweichungen. Die Etappe führte durch Regenwald, über schöne Singletrails und auch ein paar knackige Anstiege. Fahrspaß pur. Wir finishten als Achte.

2.Etappe:
Nachts straker Wind und – Regen. Auch der nächste Morgen war noch nass, als wir uns auf die Etappe mit 126km und 1700 Hm begaben. Nach 25km war die Anhöhe des ersten Passes erreicht, den wir bei schwüler Witterung bezwangen. Es war zugleich die Wetterscheide zur Klein-Karoo Wüste. Ab hier kam nur noch Schotter, Sand, Hitze Staub und Straußenfarmen. Es war extrem wichtig in einer guten Gruppe zu fahren, denn Windschatten spielte eine große Rolle. Für die Etappe benötigte wir 4h30, es war also echt ein schnelles Rennen, mit vielen kleinen giftigen 20-50Hm Anstiegen. Ich musste meinen Partner 3x wieder ranfahren. Wir wurden am Ende 10.

3. Etappe:
Auch diese Etappe war wieder sehr schotterig und v.a. heiß. Als wir schon längst im Ziel waren, wurden am letzten Anstieg 39°C gemessen!
Aber es war nicht unsere Etappe. Auf der ersten Abfahrt nach dreißig km schlitzte sich mein Partner den Hinterreifen auf etwa 4cm auf. ****ing Hell. Notdürftig legten wir ein Stück Schlauch ein und pumpten auf etwa 0,8bar auf. Ab jetzt hieß es hoffen und schinden, denn der Reifen rollt null. So war für mich wieder ackern angesagt und ich habe meinen Teamkollegen schon ziemlich über ewig lange eintönige Schotterstraßen im Windschatten geschleift, obwohl meine Beine von der Abreit am Vortag nicht begeistert waren. Das Ergebnis war nicht berauschend, aber wir waren noch im Rennen.

4. Etappe:
Unser Waterloo.
Es regnete die ersten 3h und sämtliche Pisten verwandelten sich in Schlammbahnen. Wir waren in der ersten Verfolgergruppe und auch gut dabei. Die Wasserdurchfahrten wurden zur Bikewäsche genutzt, Öl hatten wir eh nicht mehr auf dem Rad. Bei km 80, laut Orga noch 27km ist mein Partner dann zurückgefallen und konnte die Gruppe nicht mehr halten. Was wir nicht wussten war, dass die E tappe wirklich 20km länger war als Roadbook und Streckenposten uns sagten, denn wegen des Regens konnten wir einen Fluss nicht durchqueren und wurden über grausame Trails umgeleitet. Und mein Partner hatte einen totalen Hungerast. Es ging gar nichts und wir verloren 40min auf die Gruppe, in der wir ursprünglich gefahren waren. Goodbye Top Ten.

5. Etappe:
Wieder Sonnenschein. Wir nutzten diese relativ kurze und flache Etappe zur Erholung und rollten halt so mit.

6. Etappe:
Diese Etappe brachte uns bei starkem Wind über zwei Pässe in die Winelands. Ich wäre gerne schneller gefahren, doch meinem Partner fehlte die Kraft und ich dachte besser 5min langsamer als wieder den totalen Einbruch zu haben. Über hohen Teer- und Schotteranteil war es eine Lotterie, in der richtigen Gruppe zu sein, um gegen den starken Wind anzukämpfen.
Wir schlugen uns halt so durch, um insgesamt eine Top 15 Platzierung zu erreichen.

7. Etappe:
Es war großer Spaß, big fun diese Etappe. Viele Singletrails, Rückenwind und ein starker Partner machten das Rennen zum Erlebnis. Das Beste war, wie wir am Anfang einen Singletrail-Anstieg mit 5-6% Steigung und Rückenwind mit31-34km/h hochflogen, der Helikopter für Fernsehaufnahmen über uns. Auf der Abfahrt fuhr ich dann platt, danach begann unsere Aufholjagd und wir festigten unser Top 15 Ergebnis.

8. Etappe:;
Like Sailing Home. Wir sind nur noch locker mitgerollt, um einen Sturz zu vermeiden. Zum 14. Platz hatten wir 40min zum 16. 25min und so holten wir den 15. Platz Overall.


Insgesamt fand ich, dass die CE sehr gut organisiert war. Da wir oft in kleinen Etappenorten gastierten mussten die meiste Infrastruktur aufgebaut werden. Das war gigantisch. Jeden Tag wurden 700 Zweimannzelte aufgebaut, das Dusch- u. Trinkwasser im Laster aus Kapstadt hergeschafft, riesige Bierzelte für Frühstück und Abendessen aufgebaut.

Das Frühstück war spitze, das Abendessen nach Anlaufschwierigkeiten gut.

Es gab Kleinigkeiten, die man verbessern kann, doch das waren Kleinigkeiten: z.B. wäre ein Wasserhahn am Morgen gut gewesen, doch der Duschenlaster stand morgens nicht mehr zur Verfügung. D.h. Zähneputzen mit Powerade.

Die Verpflegung während der Etappen war lediglich Powerade und Wasser, an der letzten Verpflegungsstelle auch Obst.

Ich habe mich selbst versorgt und kam mit 2 großen Trinkflaschen + Camelbak fast immer ohne anhalten ins Ziel.

Der Radservice war topp, der Bikepark sicher.

Ich würde wieder Hinfahren.

In meiner Galerie habe ich zwei Panoramafotos vom Zielbereich und den Zelten.

Bei mehr Interesse PM, dann bekommt ihr meine Tel.nr.

Andi
 
Hallo Andi,

RESPEKT!!!!

Da ich letztes Jahr im März in Boschendahl die Pick´n´Pay-MTB-Challenge (MA-Rennen in der Nähe von Kapstadt) gefahren bin, weiß ich, wie brutal die Etappen dort sein können (Gelände und Wetter). Daher finde ich Eure Leistung umso toller!

Hast Du denn auch noch ein wenig Urlaub machen und das Kap genießen können? Wenn der Flug nur nicht so furchtbar lang wäre, würde ich auch nochmal dahin wollen.........

Grüße vom Prediger!
 
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