Checker Pig 3066 S Fully wartungsarm

hohenstaufen

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Nachdem ich mich mit schon öfters bei alten Federelementen a la Grivin, Proflex und frühen Manitou-Gabeln mit den entweder hart versprödeten oder durch Öl aufgelösten Elastomere ärgern musste und kaum Ersatz dafür bekam versuche ich hier mal eine Aufbauthread eines wartungsarmen frühen Fullys zu erstellen:

1991/1992 Checker Pig 3066 S mit Federelementen aus einem Glasfaserring hinten und Blattfedern vorne

Das Ausgangsobjekt im Fundzustand ... :D

92-er 3066-S Fundzustand.jpg
 
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Re: Checker Pig 3066 S Fully wartungsarm
@joglo bat mich einen Aufbauthread zu starten ...

Das Rad habe ich ca. 5 km von der Anfang der 90-er Jahre Konkurs gegangenen Radschmiede in Wolfratshausen abgeholt.
Schön war dass noch der originale Sattel dabei war (ist aber zu breit und wird wohl ersetzt) und auch noch zwei weitere Federringe in anderen Wandstärken und somit veränderter Federlinie und auch Gabelelemente.

Flugs den Plunder abgebaut (man beachte die innovative Bremszugverlegung 8-))

20200109_103529.jpg



und am Starnberger See eine kleine erste Runde gedreht !
20200109_113343.jpg
 
Die Bremse hinten ist eine Magura die an einem U-Brake Sockel angebracht ist.

Ich war von den Fahreigenschaften (auf bisher eher gemäßigte Stecke) positiv überrascht !
Kein Vergleich mit einer Elastomergabel ! Die Federgabel vorne fährt sich wie eine starre - keine Probleme beim einlenken und auch kein Einsinken! Wenn's notwendig ist wird kurz und knapp ca. 4 cm gefedert.
Hinten ist es für meinen Geschmack noch zu weich, da werde ich die stärkeren Carbonringe ausprobieren.

Zuhause angekommen habe ich natürlich gleich recherchiert was es über das Modell herauszubekommen gibt.
In der Bike 3/92 in der Marktübersicht ist das Modell erwähnt für 3290 DM, aber mit Rahmenmaterial "Columbus" und XT-Schaltung.
Meines und alle die gefunden habe sind aber mit DX ausgestattet und Tange-Stahl im Hauptrahmen, der Hinterbau ist aus Alu
In dem 92-er Katalog ist das Modell in der Farbe anthrazit abgebildet.

Es gab wohl auch ein höherwertiges Modell 3003 S in silber mit Alu-Hauptrahmen.

Im Katalog wird die Federung als Airtec-S bezeichnet aus "neuartigem, hochdruckverpresstem Glasfaser-Harzverbund".
Keine Eigenschwingung, kein nachschwingen, absolut wartungsfrei und leicht ausgetauscht in 3 Härtegraden.
Die Gabel sei "Upside-Down" mit 50 mm Federweg.

Katalog 92.jpg



@MHeiti war damals bei der Entwicklung in Wolfratshausen involviert und schrieb in einem anderen Thread:

" ... bei den ersten Prototypen (glaube mich zu erinnern 5 Stück) war der Hauptrahmen aus Aluminium und nicht wie hier die anscheinend Erstserie aus Stahl.
Ich hatte die Serie nicht mehr begleitet, da die damalige AITEC-Sport GmbH kurz nach dem Erstellen dieser Prototypen Konkurs anmelden musste.
Ihnen wurde damals in einer Nacht- und Nebelaktion sämtliche Fahrräder aus der Produktionshalle entwendet und es gab auch diverse Rechtsstreitigkeiten wegen schlechter Qualität der Ware aus Taiwan.
Die Firma ging danach mit Markenrechten in ostdeutsche Hände, so im Spätfrühjahr 1991 und ich wechselte in eine andere Branche.
...
Die Federgabel war sehr simpel aufgebaut ohne extra Öldämpfung, die 4 Lagerbuchsen aus Teflon gedreht und rein durch Reibung gedämpft.
Sowohl vorne wie hinten wurden CFK-Federelemente verbaut. Die vordere, untere Anlenkung wurde exzentrisch ausgeführt für ein besseres Ansprechverhalten (weichere Anlenkung).

Die hinteren Bremsen waren Magura HS11 oder 33 mit umgedreht (U-Brake-mässig) montierten Adaptern! (Magura hatte/hat diverse, weiss den Typ aber nicht mehr).

Ich kann mich noch gut an eine größere Tour mit den Prototypen mit einem damaligen Kollegen in den Chiemgauer Bergen erinnern, große Runde von Marquartstein über Hochries/Hochgern bis nach Ruhpolding und zurück. Für damalige Verhältnisse war das Rad echt gut zu fahren, mit heutigen Fullies natürlich nicht zu vergleichen.
Kann mich noch gut an eine Probefahrt mit unserem damaligen Teamfahrer Philipp Meierhaege in WOR erinnern. Bei einer steilen Abfahrt die ich extra ausgesucht hatte musste ich nach seinem Zögern lieber vorausfahren. "
 
Als nächstes werde ich das Rad zerlegen und säubern und auch bei den Gabeln die spröden O-Ringe ersetzen, die als Anschlagpuffer gedacht sind.
Schön dass es ein gängige Industriegröße ist mit 25 x 4 mm
Die anthrazitfarbene Kalloy Sattelstütze in 29,4 mm wurde leider mal abgesägt wg. Gewichtstuning und ist mir nun zu kurz ...
Den originalen Kunstleder-Sattel Viscount mit Checker Pig CPX gelabelt halte ich für zu kurz und breit - da schaue ich auch nach Ersatz.
Da Rahmenhöhe M mit 50,5 c-t und Oberrohr 54 c-c für mich eher zu klein, bleiben die Onza-Hörnchen erst mal dran.
Der Vorbau ist sportlich ausgelegt: ein Kalloy aus Alu geschweisst mit 125 mm.
 
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In der Bike 5/91 S. 52 ist ein 4-seitiger Fahrbericht des Rades mit dem Titel:
"Magischer Zirkel - er ist schwarz, rund und elastisch ... verspricht großes Schluckvermögen bei niedrigstem Gewicht ...
Lesen Sie hier ob der magische Ring wirklich alles Grobe wegzaubert"


Gelobt wird die gute Eigendämpfung des Systems und die Wartungsfreiheit.
"von diesen paradiesischen Zuständen können Besitzer einer herkömmlichen Federgabel nur träumen"
Die Gabel federt im Wiegetritt und bremsen sehr spät ein. Durch das Upside-Down-Konzept sehr wenig Verwindung bei schnellen Lenkmanövern. Danach neigte Sie aber schnell zum durchschlagen da nicht progressiv wie bei einer Federgabel. Dies soll zukünftig verbessert werden indem die Carbon-Latten in der Mitte eine größere Wandstärke als an den Enden bekommen sollen.
Bei meinem 92-Modell ist diese Korrektur schon umgesetzt worden : an den Einspannstellen 2,5 mm dick, in der Mitte 3,5 mm.
Ich habe auch noch Ersatz-Latten mit in der Mitte 4,5 mm.
Am Hinterbau wurde der getestete Ring, der von dem Luftfahrtkonzern MBB gefertigt ist, als bockhart und springend empfunden. Hohe Wandstärke heißt hier eben auch starke Rückstellgeschwindigkeit. Bei meinem Rad war ein 50 mm breiter Ring mit 3,4 mm Wandstärke eingebaut, den ich (>70 kg) als komfortabel, sogar etwas zu weich empfand
Meine Ersatzringe sind 56 mm breit bei 5,2 mm Wandstärke- ich werde testen wie sich das aufs Fahrverhalten auswirkt.
 
Heute die Federgabel zerlegt - dies bereitete keine Schwierigkeiten !
Die Wellensicherungsringe der Lattenanlenkung entfernt und die Bolzen herausgezogen. Inbusschrauben der Gummikappen oben entfernt und danach die Alu-Querspange des Zuganschlags abgeklopft, die mit zwei dünnen Stiften gegen Verdrehen gesichert ist.
Dann lassen sich die voll verchromten Gabelholme herausziehen und die O-Ringe entfernen/erneuern

20200116_092953.jpg


Sie sind sehr spielfrei geführt durch die 4 Kunststoffbuchsen mit Tefloneinlage. Innen ist eine Art Nadelfilz rundherum eingeklebt.
Es war keinerlei Dreck im Inneren ...

20200116_093026.jpg


Auf dem Gabelschaft ist "Akisu 91" eingeprägt
 
Hi, sehr toller und informativer Thread bislange hier! Danke, dass sich jemand mal solchen Schätzen widmet. Schon alleine zur Dokumentation, vorallem in den frühen Jahren war Checker Pig ja wirklich innovativ. Leider ist danach, nach mehreren Umfirmierungen die Marke ja nur noch verramscht worden.

Ich verlinke mal wieder zur Doku den 1992er Prospekt
http://www.mtb-kataloge.de/Bikekataloge/PDF/Checker_Pig/1992.pdf
Danach gibts wenig Informationen.
Aufgefallen ist mir das in den Bike Markt Übersichten und anderen Katalogen ab 1994 schon keine Aitec Gabel mehr verbaut wurden sondern StiNo Marzocchi.
20200116_095916.jpg


Danach kam eine Carbon-Schwinge. Gerade ist ein Bike in den Kleinanzeigen mit noch klassischen Rahmen aber schon der neueren Carbon Schwinge hinten.
(Bild ausgeliehen):
Screenshot_20200115-130007_eBay Kleinanzeigen.jpg


Ab 1996 wurde dann in die Hinterbaufederung ein Dämpfer integriert (also in das kreisrunde Federblatt) und es kamen nach und nach, nennen wir sie mal "trendigere" Rahmenformen. Hier ein Teil der Modellpalette von 1997:
20191122_193423.jpg


Soweit mein Beitrag zur Doku :)

Viel Erfolg noch bei der Restauration.
Die Federelemente könnten in der Tat weniger Wartung benötigen als Elastomere oder neues Zeugs. Wie sind denn die Lager und Buchsen?
 
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Hi, danke für die Doku der späteren 90-er !
Diese Räder finde ich persönlich nicht mehr so schön ... Carbox-Schwinge für mich optisch zu wuchtig.
An dem CPX S 4000 ist die Schwingenanbindung am Sattelrohr nicht angeschweißt sondern geschraubt worden !?
Was der Federring bei den 96-er Modellen noch soll wenn ein Luftdämpfer integriert wird ? (Gürtel und Hosenträger die sich sicher eher gegenseitig negativ beeinflussen)
Dann ist die Firma zumindest im Vertrieb von Wolfratshausen nach Geretsried umgezogen (da habe ich mein Rad ergattert) und später ganz woanders hin nach Bad Mergentheim.

Die Buchsen an meiner Gabel sind top erhalten Der Hinterbau hat kein seitliches Spiel und die Beweglichkeit der Anbindung ans Sattelrohr habe ich mit WD 40 und danach Teflonspray verbessert.
Das untere Schwingenlager auszubauen (auspressen ?) erspare ich mir vorerst.
 
Der Luftdämpfer sollte wahrscheinlich das Wippen oder die Eigenschwingung des kreisförmigen Verbundwerkstoff Federelements verringern?

Übrigens stimme ich Dir voll zu, die "trendigen" Rahmenformen der späten 90ziger oder Anfang des aktuellen Jahrhunderts sind auch nicht mehr meins...

Was man noch im positiven Sinn über CheckerPig sagen könnte ist, dass sie sich auch schon sehr früh mit Carbon-Rahmen bei Hardtails beschäftigt haben. Wäre aber nochmals ein anderes Thema, bleiben wir lieber bei den alten "wartungsarmen Fullys" :) .
 
Nachdem das Rad komplett gesäubert wurde habe ich die Hinterbaufederung wieder eingebaut.
Haben nun den 56 mm breiten Ring mit 5,2 mm Wandstärke eingebaut. Dieser erwies sich für meine 70 kg als zu hart so dass ich wohl wieder auf den ursprünglichen mit 50 mm Breite und 3,5 mm wechseln werden.
 

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Das ist nun das fertige Ergebnis:
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Pedale habe ich Bärentatzen mit baun eloxiertem Käfig montiert, die mit den Sun Mistral-Felgen harmonieren.
Beim Sattel und der Stütze bin ich optisch noch nicht zufrieden - hier wäre ein Rolls und eine grau/ braune Stütze so wie die originale, aber abgesägte Kalloy besser. Natürlich findet sich so eine nicht im eigenen Fundus in 29,4 trotz gefühlt ca. 60 Stützen im Lager ...
 

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Danke fürs Teilhabenlassen an dieser schönen Restauration.

Auch mir ist gleich so ein bisschen aufgefallen, dass der Sattel vlt. noch nicht das Optimum für das Bike ist.

Ich persönlich würde ja auch vorne eine Hydrostop dran-bauen, egal dass damals wirklich das Rad so ausgeliefert wurde.
Schon alleine um zwei gleiche Bremshebel am Lenker zu haben, und vorne ist ja der Aufwand für den Tausch recht überschaubar.
Gibt gerade einige bei Ebay Kleinanzeigen (nicht mein Angebot):
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...mse-kult-retro-mtb-merlin/1307811067-217-3469
Viel Spaß mit dem Rad.
 
Danke, hab ich alles selber im Fundus :

P1060787.JPG

Ich fürchte das Cockpit sieht dann zwar aufgeräumter aus aber an der Gabel wird es zu klobig. Auch der Zuganschlag an der Gabelbrücke wäre verwaist.
Was dann fehlt ist ein Adapter für den STI-Schalter - dann ev. dich lieber gleich auf DX-Daumies ...
Ich werde es probieren.
 
Ich mein' - die Magura ist sowieso die beste Bremse wo gibt.. Da kann man ein paar optische Nachteile hinnehmen, oder? :D
Und wenn man dann noch eine Ausrede hat, Daumies irgendwo dran zu montieren - WinWin würde ich sagen. :i2:
 
Da fällt mir gerade auf: Wie ist das eigentlich bei der Gabel mit den Cantis? Das sieht irgendwie so aus, als würde aufgrund der Positionierung des Gegenhalters beim Einfedern der Gabel die Zugspannung der Bremse nachlassen. Oder täuscht das und der Gehenhalter "fährt" mit nach oben, wenn die Gabel einfedert?
Das wäre dann tatsächlich ein charmanter Grund, bei ner Canti zu bleiben. :D
 
Der Gegenhalter der Canti ist an den silbernen Standrohren montiert und somit bleibt die Zugspannung immer gleich. Das wäre auch echt dumm wenn genau beim Einfedern die Bremswirkung nachlässt ...
Die Standrohre der Upside-Down Gabel federn sozusagen nach oben durch.
 
Bezüglich des Katalogausschnitts etwas weiter oben:

Das CP Shadow war doch der absolute Wahnsinn 1997.

So organisch und gespannt irgendwie.
Erinnert mich immer an den „lautlosen“ Bogen von Rambo II.

E8C0A121-FEA6-488B-980B-0F5F580AA4DF.jpeg


Ein Shadow wär ja irgendwie noch ein unerfüllter Traum...
 
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Steckprobe mit der originalen Kalloy-Stütze titanfarben, weissem Flite und 'nem pörpel Sattelklemmer :

P1060788.JPG
P1060789.JPG


Weiterhin habe ich den Lenker in silbern getauscht, das nimmt das Chrom der Gabelholme auf und macht den Lenker optisch nicht so wuchtig.
Ev. noch pinkfarbene Griffe ?

Alternativ der Rolls mit schwarzer Stütze - finde ich nicht so gelungen.
P1060790.JPG
 
Rolls passt "thematisch" nicht, der flite passt farblich nicht. Imho.
Ansonsten finde ich "all black" oder "all silver" am besten, denke ich. Also wenn silberner Lenker, dann auch Vorbau und Stütze. Würde auch gut passen, wegen der Schwinge. Ganz in schwarz wäre ok aber nicht so gut, weil die Rahmenfarbe eh schon so dunkel ist und die Reifen auch noch dazu.
Wenn du unbedingt den weissen Sattel haben willst, müsste vorn noch was weisses mit dran, Griffe vielleicht?
 
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