Crankbrothers Cobalt 3 LRS 29" Erfahrungsbericht

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Hallo zusammen,

nachdem ich eine ganze Weile nach einem neuen Laufradsatz für meinen Chinakracher gesucht habe, ist es jetzt ein Systemlaufradsatz von Crankbrothers geworden. Ich habe generell gegenüber Systemlaufradsätzen meine Vorbehalte, bin bei dem Kurs (~400€) aber schwach geworden. Ich fange hier mit den ersten Tagen an und werde den Beitrag über die nächsten 12 Monate stetig ergänzen, damit auch Langzeiterfahrungen reinkommen.



Warum?
Ich fahre an allen Rädern schlauchlos mit Milch und stehe total auf Tubeless-Felgen, also Felgen ohne Löcher im Felgenbett, die ohne Felgenband funktionieren. Das schränkt die Auswahl schon ziemlich ein und das, was übrig bleibt, ist ziemlich teuer (Crossmax SL Pro, etc.).
Nachdem die erste Generation der Cobalt 3 Laufräder überall so ziemlich zerrissen wurde (zu schwer, zu weich, Freilaufprobleme), hatte ich die gar nicht mehr so auf dem Schirm. Fakt ist aber, dass der LRS bereits 2014 von Crankbrothers stark überarbeitet worden ist und jetzt, bis auf das immer noch etwas höhere Gewicht, konkurrenzfähig ist. Dazu kommt, dass vorne und hinten die exakt gleichen (Spezial-) Speichen verwendet werden. Man kommt also im Notfall mit einer einzigen Ersatzspeiche klar, was ja gar nicht so doof ist.

Ausgepackt
Der System-LRS kommt auch in einem System-Karton! :cool: Dabei sind Aufbauprotokolle für beide Räder inklusive der einzelnen Speichenspanungen - das ist ja mittlerweile Standard. Außerdem dabei sind Tubeless-Ventile und Naben-Endkappen für Schnellspanner (bereits montiert sind die Steckachsen-Kappen) und eine Ersatzspeiche. Die Waage sagt ungefähr 1710g, was zwar schwerer ist als mein voriger FRM/Novatec-LRS, dafür aber ohne Felgenband auskommt, das relativiert den Abstand wieder ein wenig.
Die mitgelieferten Ventile machen einen guten Eindruck, haben aber keinen herausschraubbaren Ventileinsatz. Daher habe ich die sackschweren Plastikventilkappen mal draufgelassen - Dreck bekommt man da ja schlecht wieder raus. (nicht, dass ich damit jemals ein Problem gehabt hätte!). Verbaut ist außerdem ein Standard-Shimano-Freilauf. Da ich 1x10 fahre ist mir das sehr recht.

Endkappen umstecken
Da mein Chinarahmen vorne und hinten noch normale Schnellspannachsen benötigt, musste ich die Nabenendkappen umbauen. Dabei gibt es folgendes zu beachten:
  1. Für den Umbau der hinteren Endkappen wird ein 12er (!!!) Inbus benötigt. In meiner Werkzeugkiste war bei 10 Schluss, also schnell noch zum Werkzeugladen. Das Maß haben wohl die wenigsten zu Hause rumliegen.
  2. Die Dichtlippen der Vorderradnaben-Endkappen sitzen so stramm, dass man die mit den Fingern nicht in Position gedrückt bekommt, auch nicht mit Fett und viel Liebe. Nachdem ich schon den Gummihammer in der Hand hatte, habe ich folgende Lösung gefunden: Einfach in die Gabel einsetzen und mit dem Schnellspanner RICHTIG fest ziehen - plopp, sitzen die Endkappen.

Pellen drauf und einbauen
Einen kurzen Versuch, einen X-King RaceSport schlauchlos auf die Felge zu ziehen, habe ich relativ schnell erfolglos abgebrochen. Der labbert so auf der Felge herum, dass auch der Kompressor nix ausrichten kann.
Also vorne einen Maxxis Ardent Race und hinten einen Maxxis IKON aufgezogen, jeweils in der leichteren schlauchlos-Variante. Die haben einen sehr weichen Wulst, der sofort mit der Felge abschließt. Daher ließen sich beide ganz gemütlich mit der Standpumpe aufpumpen. Am nächsten Morgen waren immer noch 2bar drauf - ohne Milch. So mag ich das. Luft raus, Pelle auf einer Seite ein Stück von der Felge ziehen, Stans Race Sealant rein, aufpumpen, einbauen. Vorne und hinten alles absolut mittig (klingt selbstverständlich, aber das habe ich leider schon anders erlebt).



Fahreindruck
Ich hatte mich auf ein eher unauffälliges Fahrverhalten eingestellt und wurde von der Steifigkeit total überrascht (die ja eigentlich nur Mittelmaß sein soll, laut Tests). Meinen vorigen LRS (Novatec, FRM), der durchaus vernünftig aufgebaut war, konnte ich im Wiegetritt-Full-Force-Modus schon ziemlich schön krummbiegen, teilweise so, dass der Hinterreifen am Rahmen scheuerte. Bei den Cobalts bewegt sich gar nix. Das mag auch an den DT RWS Schnellspannern liegen, die man super festknallen kann (meiner Meinung nach eines der am meisten unterschätzten Upgrades, wenn man Schnellspanner fährt!).
Der Freilauf schnurrt sehr leise vor sich hin und ist absolut unauffällig. Aus dem Bauch raus würde ich behaupten, dass er ein paar Grad mehr braucht, bevor die Sperrklinken greifen, als meine anderen LRS. Nix, was auffallen oder gar stören würde.

Jetzt müssen die Teile nur noch dauerhaft halten, dann bin ich ganz zufrieden.

Updates folgen!

Attacke,
Dan
 
Das Problem wird die Dauerhaltbarkeit sein. Hatten hier schon mehrfach zerstörte CB Cobalt hier, wo u.a. der Freilauf, die Speichenaufnahmen oder ganz ordinär die Lager vorzeitig den Geist aufgegeben haben.

Viel Glück mit den Rädern!
 
Danke! :).

Freilauf und Lager sollen nach der Überarbeitung (laut Hersteller und Forenberichten) unauffällig sein. Was die Speichenaufnahmen angeht - wir werden sehen. Ich gehe davon aus, dass ich das Rad etwa 3000km pro Jahr bewegen werde (fahre ja auch noch andere Räder), von daher werde ich das "Dauerhaltbarkeitsproblem" vielleicht erst in ein paar Jahren erleben.
 
Kleines Update:

Die ersten 1000km hat der LRS jetzt hinter sich, davon einige eisige, feuchte und dreckige Kilometer im Winter, hauptsächlich auf Trails und Forstautobahnen. Bislang verhalten sich beide Räder absolut unauffällig, laufen perfekt rund und auch am Freilaufsound hat sich nichts geändert. Ich bin zufrieden!
 
Noch ein Update:

2000km: Der LRS ist in mein BMC teamelite umgezogen, hat jetzt relativ viel Sand und Regen gesehen und zeigt bisher keinerlei Verschleißerscheinungen bei den Lagern, beim Freilauf oder im Rundlauf. Alles wie am ersten Tag - seidenweich und absolut schlagfrei. Beim Wechseln der Kassette sind mir jedoch deutliche Kerben im Alu-Freilaufkörper aufgefallen, was bei Alu-Freilaufkörpern ja nicht selten ist (ich fahre derzeit eine Sunrace MX8 11-42 11fach-Kassette).
Bislang deutet nichts darauf hin, dass in absehbarer Zeit ein Lager oder der Freilauf fällig wäre und ich bin vorsichtig optimistisch, dass das die nächsten 2k km auch so bleiben wird.
 
Bislang deutet nichts darauf hin, dass in absehbarer Zeit ein Lager oder der Freilauf fällig wäre
Was bei den Lagern auch ziemlich egal wäre. Im Zeitalter der Industrielager nun wirklich kein Problem diese kostengünstig zu tauschen.

Ich fahre seit über 6 Jahren CB-Iodine Laufräder an meinen Trailbikes. Erst in 26" dann die überarbeitete Version mit breiterer Felge in 27.5".
Lager vorne musste ich bei der ersten 26" Version einmal wechseln und das Hinterrad hatte nach vielen (Trail-)Kilometern einen leichten Seitenschlag. Und das ist das gravierendste Problem an den CBs, aufgrund der wenigen Speichen ist ein nachzentrieren extrem anspruchsvoll und bringt oft nicht das gewünschte Ergebnis, bzw. man findet wenig Laufradbauer die sich dran trauen.

In 29" und als Cobalt wirst du je nach Fahrweise evtl. schneller mal ans Nachzentrieren denken müssen, als bei meinen robusteren und kompakteren (27.5") Iodinen.

Ich finde sie trotzdem geil (von der Optik), mir ist aber auch bewusst, dass die CBs gegenüber einem klassisch aufgebauter Laufradsatz keinerlei Vorteile haben, im Gegenteil. Aber ich mag die Optik und fertig! Also rotieren sie an einem meiner Bikes, wo es nicht auf das letzte Gramm usw. ankommt.

Die aktuellen CBs sind ja nochmal deutlich überarbeitet worden, breitere Felgen und ein gutes Stück günstiger geworden.
Die alten Versionen waren preislich wirklich völlig abgehoben, meine hatte ich aber jeweils relativ kostengünstig aus Neubikes erstanden.
 
@Schwitte Ja, so sehe ich das auch. Die Alternative wäre halt ein "Vernunft"-LRS mit Hope-Naben, ZTR Crest/Arch und Sapimspeichen. Kostet in etwa dasselbe, aber die CB sehen cool aus, haben nur eine Speichenlänge und eben das geschlossene Felgenbett, was ich in der Summe schon ganz gut finde.
 
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