So, seit ein paar Stunden sind die Cyclassics 2005 Geschichte. Hier mein Bericht:
Der Tag fing durchwachsen an. Nachdem ich in der Nacht stundenlang entweder wach im Bett lag oder aufs Klo rannte, schreckte mich mein Wecker um 5:20 aus dem unruhigen Schlaf. Ein leckerer Kakao, zwei Brötchen und der zarte Sonnenaufgang halfen mir, meine Müdigkeit schnell abzuschütteln. Danach wurden noch schnell die letzten Sachen gepackt und schon ging es raus zu meinem Kollegen, der schon auf dem Parkplatz wartete. Über die A23 und A7 ging es dann nach Hamburg. Unterwegs sah man schon diverse Autos, denen man ansah, was deren Fahrer heute vorhatten: Auf den Dächern, auf der Kofferraumklappe und im Inneren stapelten sich hochwertige und schick anzusehende Rennmaschinen. In Hamburg angekommen wurde ich dann in den Nähe des Bahnhofs ausgeladen und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Treffpunkt. Nachdem dort bei strahlend blauen Himmel nochmal ein Brötchen und eine Banane vernichtet wurden, identifizierte ich einen vorbeikommenden Mountainbiker anhand der Startnummer als Überroller. Nach und nach trafen dann noch Olaf, Mi! und Putcho ein. Nach einem kleinen Plausch und einigen Fotos rollten wir dann zu Abgabe des Starterbeutels und dann in unseren Startblock (K).
Smash legte beim Start eine kurze strategiische Pause ein, und obwohl wir es besser wissen sollten, gingen Mi! und mir nach den Start die Pferde durch - mit hoher Geschwindigkeit bahnten wir uns zielgerichtet einen Weg nach vorne. Über einige kurze und schmerzhafte Kopfsteinpflasterpassagen drückten wir ordendlich aufs Tempo, so dass wir schon nach wenigen Kilometern zusammen mit 3 oder 4 anderen Fahrern unter großer Anstrengung das loch zu einer weiter vorne fahrenden Gruppe schließen konnten. Dort angekommen anhmen wir das Tempo raus, und ich hangelte mich langsam Gruppe für Gruppe nach vorne. Und war er gerade noch hinter mit gewesen, so war Mi! in Harburg plötzlich weg. Trotzdem hangelte ich mich weiter nach vorne, fuhr an den Steigungen meinen Stiefel und spielte an den kleinen Abfahrten meinen Gewichtsvorteil aus. Da ich gute Beine hatte und eigentlich immer nur Gruppen überholte, war ich doch ziemlich überrascht, als nach ca 35km Überroller mit einem lockeren "Na, hast Du Dich wieder zurückfallen lassen?" neben mir auftauchte. Auch Smash war kurze Zeit später wieder in meiner Nähe.
Die folgenden Kilometer bis Ehesdorf waren sehr gut zu fahren. Zwar verloren sich sich Überroller, Smash und ich ab und zu aus den Augen, aber nach spätestens 5 Minuten fuhr man wieder neben- oder hintereinander. auch die Hügel in der Nordheide machten sehr viel Spaß. Langsam überholte man nicht nur Starter aus den Blöcken J und I, sondern ließ auch immer häufiger Fahrer aus Block H hinter sich. Ärgerlich war es, dass viele Fahrer, die mit ihren Kräften augenscheinlich am Ende waren, in der Mitte der Straße oder zu viert nebeneinander die Berge mit Tempo 15 hochkrochen. Auch diverse Flaschen auf dem Boden waren mehr als nur störend. So fuhr mein Nebenmann mit hohem Tempo über eine unvermittelt auftauschende Plasikflasche, die mir dann gegen das Schienbein prallte. Zum Glück ist da nichts passiert, aber eine Flasche im Vorderrad hätte glatt ein Grund sein können, über den Lenker abzusteigen.
Im letzten Dorf vor dem höchsten Hügel war die Stimmung gigantisch. Unter anderem peitschte uns ein Typ mit Megaphon mit aufmunternden Parolen die Steigung hoch. Geiles Feeling. In der Abfahrt habe ich mich dann kurz mit den Insassen eines vorbeifahrenden Begleitfahrzeuges unterhalten. Unwichtiges lustiges Zeugs, aber ein wenig Tdf-Atmosphäre kam da doch schon zustande. Kurze Zeit später ging es dann auch wieder mit hoher Geschwindigkeit die Harburger Berge hinunter. Die Gruppe, in der ich war zerfiel dann auf den folgenden Kilometern in drei Gruppen: Eine große Gruppe war ziemlich langsam unterwegs, eine Große Gruppe war sehr schnell unterwegs und ich bildete die dritte Gruppe, die verzeifelt versuchte, Anschluss an die schnelle Gruppe zu halten. Nach einigen hundert Metern sah ich die Sinnlosigkeit des Unterfangens und rollte alleine in Richtung Köhlbrandgruppe. Auf dem Weg dort hin gaben mir einige Zuschauer mit aufmunternden Rufen ( "Los, das schaffst Du", "Hopp, hopp, hopp", "boah, bist Du langsam" ) immerhin ein wenig Moral. Kurz vor der Köhlbrandbrücke wurde ich dann von einer weiteren Gruppe eingeholt, so dass ich bergauf wieder gut motiviert war. Plötzlich war auch Smash wieder neben mir. (Hast Du mich eingeholt, oder ich Dich?) Seite an Seite fuhren wir die letzten paarhundert Meter hoch und ließen uns auch so von den Photographen ablichten. Anschließend ging es bei böhigem Gegenwind durch den Hafen. Wir hatten Probleme, wieder richtig in Tritt zu kommen. Zum Glück kam von hinten eine relativ gute Gruppe, so dass wir dort einigermaßen lutschen konnten. Kurz vor der Elbe kamen uns dann auch die Profis entgegen.
Ziemlich ausgepumpt fuhren wir dann über die letzte Kopfsteinpflasterpassage (Kornhausbrücke?) und rasten zum Feldertrennung am Bahnhof. Exakt hier hätte das Rennen von mir aus (Meine Trinkflaschen waren leer und ich war platt) beendet sein können. Stattdessen ging es nochmal auf einem winkeligen Kurs über den Jungfernsteig zum Gänsemarkt. Und diese Strecke zog sich. Ich kriegte keinen Druck mehr aufs Pedal, der Tacho wollte nicht über die 30 kommen, und ich konnte die 10 Meter zwischen Smash und mir einfach nicht zufahren. An der Mönkebergstraße war ich dann endlich wieder neben ihn, und Schulter an Schulter fuhren wir durch die jubelnden Massen über die Zielgerade.
Vom Zieldurchlauf war es dann nur ein Katzensprung zur Starterbeutelausgabe. Nach einer erfrischenden Dusche trafen sich Putcho (inkl Familie) , Mi!, Smash und meine Wenigkeit und machten uns auf den Weg zum Rathausplatz. Uneterwegs trafen wir Überroller, der trotz Federgabel 4 Minuten vor Smash und mir über die Ziellinie gerollt ist. Anschließend gab es lecker Currywurst mit Pommes und ein alkoholfreies Erfrischungsgetränk. Als es dann anfing zu regnen, löste sich unsere Runde auf, und Mi! und ich machten uns auf den Weg zum Bahnhof. Im Zug angekommen ließ ich den Tag nochmal Revue passieren und freute mich schon auf die warme Dusche, die mich erwartete.
Gut war:
- Das Wetter
- Keine Unfälle
- Die Stimmung
- Meine Beine
- Die Leute an der Strecke
- Wesentlich freiere Strecke (Startblock K anstelle von Startblock V)
- Die neue Streckenführung
- Die Zielgerade mit Smash
- Mein neues Rad
- Die Köhlbrandbrücke
- Ergebnisse im Internet
- Platz 132 in der Teamwertung
Nicht so gut war:
- Kamikazefahrer
- Die Leute, die sich im Startblock nach vorne schummeln
- Die ganzen auf dem Boden liegenden Trinkflaschen
- Die fiese kleine Zusatzrunde vom Bahnhof zur Mö
Was werde ich nächstes Jahr anders machen:
- Mehr trainieren - 600 km sind zu wenig
- Ruhiger starten
- Den Schnellspanner an meiner Bremse schließen
Fotos folgen!