Der "ich war heute mit dem Gravelbike unterwegs" Thread

Vollständige Seite anschauen…
Ohne Humor biste hier fehl am Platze. Wenn ich poste und wenn es ein Bild von mir ist, weiss ich was kommen kann. Dass @Stefan090801 und ich von einem etwa gleich hohen Wickeltisch gepurzelt sind, sollte jedem bewusst sein. Den such ich sowieso noch (da)heim, wenn ich die Verwandtschaft in Hamburg beehre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe gestern und heute sehr genau den Wetterbericht studiert, und Punkt 14:12 Uhr los. Da sollte dann das Ohne-Regen-Fenster starten.

Nach ca. 38km wollte ich mir dann die erste und wirklich verdiente Pause gönnen, mit Blick auf die Elbe natürlich, als ich das dies hier sah:

Genau auf mich zu; mit Wind bis 55 km/h. 5 km bin ich noch mit 40 km/h abgehauen, aber dann gab ich auf. Die Pause fand dann leider in einer Bushaltestelle statt. Kalt und doof - aber trocken.

Später fand ich dann noch ein Plätzchen hinter dem Moor. Das war dann doch ganz versöhnlich:


Freitag soll das Wetter dann wieder mitspielen; ich werde berichten.

Schönen Abend noch,
Heiko
 
[Samstag - Fortsetzung von dem hier und Ergänzung von dem hier]
Nachdem es mich gestern in der Aubrac fast vom Velo geweht hat, ist es heute ruhiger. Und dank einer Baguette-Kur wird es auch in meinem Verdauungssystem ruhiger

Beim Fussball schlagen die Schweizer die Franzosen ja recht problemlos, bei den unausgeräumten Landschaften haben aber ganz klar die Franzosen die Nase vorn.


Seit der Aubrac bin ich im Departement Aveyron unterwegs. Waldige Sache!


Aus den Waldwipfeln schält sich das erste Ziel dieser Reise:


Conques ist seit Jahrhunderten eine wichtige Station auf dem Jakobsweg. Ich finde die romanische Klosterkirche einfach wunderschön!


Die Fenster von Pierre Soulages sind in ihrer radikalen Schlichtheit schlicht genial:


Gewidmet ist die Kirche der Heiligen Fides. Im Trésor des Klosters kann man ihre Originalstatue aus dem 10. Jahrhundert besichtigen. Jedes Mal wenn ich vor dieser uralten und reich verzierten Statue stehe, wird mir ganz schwindlig - ich finde sie wirklich sehr eindrücklich und von einer ganz besonderen Ausstrahlung!
Wegen des Fotoverbots im Trésor hier nur das stilisierte Abbild der Statue in der Klosterkirche:


Conques ist total touristisch, aber zum Glück gibt es eine Viertelstunde, in der die Wanderpilger schon abmarschiert und die Tagestouristen noch nicht angekommen sind. Hier ist diese Viertelstunde bereits vorbei


Nach einer Weile ziehe ich weiter. Dem Lot entlang pedaliere ich nach Livinhac-le-Haut. Es ist unglaublich heiss, entsprechend liegen die Velofahrer darnieder.


Ich muss vom Lot-Tal rüber ins Célé-Tal. Zum Glück finde ich einen Aufstieg, der grösstenteils im Schatten liegt.


Auch die Kühe suchen den Schatten:


In Figeac findet ein Bub auf einem alten Fully mein Velo einfach toll. Er ist mit seinem nicht so ganz zufrieden, denn das hat hinten eine Acht... Und der Bäcker ist leicht beleidigt, als ich ihn frage ob er seine Pizza denn mit Mozzarella belegt. Mein übelstes Pizzaerlebnis in Frankreich: Raclettekäse mit Ananas
Ich kaufe noch Kehrrichtsäcke und Klebeband, nur so für den Fall, dass ich auf dem Heimweg das Cutthie wegen einer TGV-Fahrt zerlegen und verpacken muss.
Noch rasch in eine Kirche geschlichen, Fenster gucken und ein bisschen abkühlen...


Die Hügel um Lissac geben mir fast Gong, und beim Campingplatzschild in Reyrevignes überlege ich kurz, ob ich nicht für heute aufgeben soll.
Nach einer Pause geht es wieder gut, und zudem wird das Gelände flacher


In Assier steuere ich sofort die erste (und einzige?) Bar an. Sie hat alkoholfreies Bier, yeah! Und auf der Terrasse sitzen zwei sympathische Pariser und spielen Schach. Der eine (Gabriel oder Guillaume?) hat sich hier ein Haus gekauft und renoviert; vielleicht will er eines Tages einen Gîte eröffnen. Wir quatschen ein bisschen rum, und am Ende bieten sie mir ein Bett in ihrem Haus an. Hm, verlockend... Aber ich habe da ja noch ein zweites Ziel: Rocamadour! Also weiter!

Hm, sieht irgendwie gefährlich aus! Ist aber zum Glück nicht mein Weg


Mein Weg ist dieser:


Und dann dieser. Denn eines ist klar: ich will durch den Canyon d'Alzou nach Rocamadour kommen, und nicht hintenrum über die Causse.


Schieben, murksen, schwitzen - genau mein Ding Aber es hat zum Glück auch einfache Abschnitte, sonst würde das Abenteuer bis in die Nacht dauern.


Und dann bin ich da


Leider schliesst das Sanctuaire schon um 20h, so kann ich Notre-Dame de Rocamadour erst am nächsten Tag besuchen.
Ich frage in einer Beiz noch nach Wasser und stelle auf der Wiese vor dem Sanctuaire mein Zelt auf. Nach über 120 km (Karte) bei weit über 30°C wäre eine Dusche oder ein Flussbad kein Luxus, aber leider hat der Alzou kaum Wasser. Schnell das Znacht gekocht, und dann maximal klebrig in den Schlafsack - scheusslich


Mal ne Frage....gehts das als Bewerbungsbild für GranFondo durch?
Hab extra meine Graveljeans angezogen...leider war das Flanellhemd in der Wäsche
Anhang anzeigen 1484378
oder doch lieber MIT Rad?
Anhang anzeigen 1484380
Ohne Hipsterbart?? Vergiss es

Le Puy-en-Velay – Rocamadour: Tag 1 - 2 - 3 (a) - 4 - 5 (a) - hier (a) - 7 - Bonus
 
Zuletzt bearbeitet:
Slovenien war echt nen Ausflug wert, wer gern Straße mag ist da sicher auch gut aufgehoben, das Bild zeigt eher noch ein Schlechtes Stück.

 

Anhänge

  • 790DEC1D-94A8-47FE-8265-8225DF57AAEC.jpeg
    808,9 KB · Aufrufe: 67
  • 99CF44E2-46FD-4F0C-A2A1-EEBC1C80BD85.jpeg
    571,5 KB · Aufrufe: 69
  • CAFE776C-4EC6-4519-8123-AD193A611057.jpeg
    687,8 KB · Aufrufe: 71
Hast du eine Posaune dabei? Oder eine Flöte? Den Ohren deiner Kuhntertanen nach zu urteilen, lauschen sie sehr aufmerksam deinem Vortrag. Jazz wie da... oder Schlagermelodien?
Der mit der Flöte war ein anderer.

Ich bin mir immer nicht so ganz sicher, wer da eigentlich wen beobachtet.

Die Kühe denken sich wahrscheinlich auch: was steht denn da für ein verstrahlter Typ in einem Ernie & Bert Shirt mit Helm auf dem Kopf ? Den gucken wir uns mal näher an.
 
Erwachen in Rocamadour.


In den Lüften Ballone...


...und Mauersegler:


Die Schwarze Madonna von Rocamadour - wunderschön


Ich nehme noch an der Pilgermesse teil. Ich finde die Pilgerei recht zwiespältig: die Jakobslegenden sind ja teils unglaublich gewalttätig (z.B. Santiago Matamoros), und Rocamadour war anscheinend sehr oft das Ziel von Busswallfahrten... Aber zugleich ist es faszinierend auf Wegen zu wandeln, auf denen die Menschen seit Jahrhunderten unterwegs sind. Und ja, die uralten Statuen an den Pilgerorten ziehen mich immer wieder in ihren Bann

Die Architektur erinnert mich leicht an Minas Tirith.


Ich suche den lokalen Campingplatz auf. Die Reception hat zu, aber ein weiblicher Gast erlaubt mir gnädig die Benutzung der Duschen Ah, so eine Wohltat!

Und nochmals runter zum Sanctuaire. Das Cutthie will auch noch ein Bild von sich an diesem schönen Ort:


Machen wir uns keine Illusionen: Rocamadour ist hypertouristisch - aber halt trotz allem schön anzusehen:


Und jetzt die grosse Frage: wie nach Hause?? Über Paris oder Toulouse bedeutet TGV und entsprechend Velo verpacken (und teuer ist's auch), der IC durchs Loire-Tal ist reservationspflichtig. Aber es hat da ja noch ein paar Regionallinien durch das Massif Central

Im TER von Rocamadour nach Brive-la-Gaillarde treffe ich Gabriel und Guillaume von der Bar in Assier wieder - was für ein schöner Zufall!


Im TER von Brive nach Ussel bin ich abschnittsweise der einzige Passagier - neben mir fahren vier (!) SNCF-Mitarbeiter mit: zwei auf dem Führerstand und zwei Kondukteure. Wahnsinn
In Ussel fällt die Bus-Chauffeurin fast hinüber: "Un vélo - mon dieu!!" Sie wäre nicht verpflichtet mich mitzunehmen, tut es aber trotzdem, denn das Cutthie hat wundersamerweise Platz im kleinen Car:

(Bewohner von "The Länd" wird auffallen, dass sich andere Gegenden noch deppertere Werbenamen geben, z.B. "La Région" )

Umsteigen im Laqueuille. Der Bus ist zwar grösser, aber der Platz trotzdem knapper.


Mit verpackten Rad erhöht sich natürlich die Mitnahmechance in den Bussen nochmals dramatisch. Für den Notfall hatte ich schon nachgeschaut, wie weit die Busstrecke im Sattel gewesen wäre. Die 100 km von Ussel nach Clermont-Ferrand hätte ich wohl auch noch geschafft
Wer das Verpacken vermeiden will, setzt auf die Bahn-TER und IC (ohne bzw. mit Reservationspflicht) oder auf die paar TGV, welche Velos unverpackt mitnehmen.

Ab Clermont-Ferrand reise ich wieder mit TER-Zügen - herrlich:


Das südliche Burgund wäre glaub auch mal eine Reise wert


In Lyon schnappen wir eine halbe Stunde Verspätung, so dass ich in Genf den Anschlusszug verpasse. Am Ende komme ich um 01:34 in Sion an


bikerouter.de kann ja sogar Eisenbahntouren rechnen - cool! Ergo: Karte

Ich radle ins Dorf hoch und bin um 02:20 zu Hause. Und wen treffe ich 100 m vor der Haustür? Den Fuchs (Da kommt mir gerade eine Erinnerung hoch: bei der Abfahrt vom Sommet de Finiels flogen zwei Vögelchen neben mir her, und ein wenig später rannte ein Hase vor mir auf dem Forstweg - so schön!)


Was soll ich sagen? Das südliche Massif Central ist unglaublich schön und definitiv eine Reise wert! Einziger Wehmutstropfen in diesem Mai: die unglaubliche Hitze! Sorry, aber 35°C im Mai sind einfach nicht mehr normal...
Für wenig Geld und mit geringem CO2-Ausstoss (scheint mir angesichts der Häufung von krassen Hitzewellen ein sehr wichtiges Thema bei der Tourplanung) habe ich dort eine herrliche Woche verbringen dürfen. Klar, ein paar Ecken sind ziemlich überlaufen, aber die meiste Zeit herrscht die grosse Einsamkeit, und für die Verkehrsvermeidung muss man eigentlich gar nicht gross schottern. Wenn man auf Leute trifft, sind sie meistens unglaublich nett und hilfsbereit. Und ein paar können sogar richtig lecker Pizza backen

So, das war's! Danke fürs Mitreisen, war angenehm mit euch

Le Puy-en-Velay – Rocamadour: Tag 1 - 2 - 3 (a) - 4 - 5 (a) - 6 (a) - hier - Bonus
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schöne Bericht hier!

Aber warum geht sowas oin D nicht wie oben auf dem Bild? Oder ist das nur in RP und BaWü so?
Du machst Witze, das wäre doch ein vernünftiger Beitrag der deutschen Verkehrspolitik, damit ist die nächste Jahrzehnte nicht zu rechnen. Die Autolobby wird solche Tendenzen schon zu verhindern wissen.
 
Mega! - Danke fürs Teilhabenlassen.

Dein Bericht -und speziell die kleinen Bemerkungen alá "bei der Abfahrt vom Sommet de Finiels flogen zwei Vögelchen neben mir her, und ein wenig später rannte ein Hase vor mir auf dem Forstweg - so schön!" haben mich sehr berührt.
 
Aber warum geht sowas oin D nicht wie oben auf dem Bild? Oder ist das nur in RP und BaWü so?
In den französischen TER geht das in der Tat immer recht gut; ich hatte jedenfalls noch nie Probleme mit der Velomitnahme, auch wenn die Züge teils doch arg voll sind (obiger war bis Lyon dann natürlich auch deutlich voller).
Auf den Nebenlinien des Massif Central sind die Züge übrigens oft leer; auf meinen Zugtouren mit meinem Freund Martin ist es uns ein paar Mal passiert, dass wir quasi die einzigen Passagiere waren. Da überlege ich mir dann schon, ob meine Überlegung "öV = gut wegen Klima etc." wirklich stimmt: denn wenn so ein 50-Tonnen-Walfisch nur für mich über viele Dutzend Kilometer dieselt, könnte ich eigentlich genau so gut nach Amerika fliegen und die Tour Divide machen

Gern geschehen Schön dass Du das wegen dem Berühren sagst. Denn nebst der sportlichen Herausforderung und den schönen Landschaften geht es für mich auf Tour genauso darum, sich den kleinen Wundern dieser Welt zu öffnen und sich berühren zu lassen.

Und wegen Galerie und so:



Le Puy-en-Velay – Rocamadour: Tag 1 - 2 - 3 (a) - 4 - 5 (a) - 6 (a) - 7 - hier
 
Zuletzt bearbeitet:
... Denn nebst der sportlichen Herausforderung und den schönen Landschaften geht es für mich auf Tour genauso darum, sich den kleinen Wundern dieser Welt zu öffnen und sich berühren zu lassen.
Und wegen Galerie und so:
Immer wieder eindrucksvolle tolle Bilder und lebhafte Schilderungen von Dir - vielen Dank dafür !
 
Ich sag auch

fürs mitnehmen.

Auch wenn Du mir nichts mitgebracht hast
 
dann müssen wir das zeitnah nachholen. Terminvorschläge per PM

ich will eine astreine schimanski rolle sehen!

Pott ist ja nice und ziemlich zentral. Gibt auch ein Gravelrennen bei einer Messe, im September. Da kommen bestimmt paar Graveler.

Aber man könnte zu dem Zeitpunkt natürlich was mit bisschen mehr subversivem Lokalkolorit überlegen

Also, 24. und 25. September schon mal vormerken. Wir machen da auch was, aber nicht auf der Messe.

Danke für den Stupser.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vollständige Seite anschauen…
Datenschutzeinstellungen