Donaubikeweekend- Bericht von einem MTB Guide

Registriert
19. November 2009
Reaktionspunkte
0
So nah und doch so fern
das ultimative Donau Asia bike weekend

Im Büro in Affoltern fing alles an, vor etwa 12 Jahren, als ich Chris und Andi Schnelli zum ersten Mal traf. Ein ganz gewöhnliches Vorstellungsgespräch war das ja nicht. Wir gingen gleich ins nahe gelegene Bistro. Bald wurde gewitzelt und locker geplaudert, auch geflirtet? Ich höre mich noch sagen „ich bin nicht die Top-Bikerin, und von Technik habe ich auch nicht viel Ahnung, das kann man ja lernen. Aber ich bin leidenschaftlich gerne Draußen in der Natur, bin begeisterte Radfahrerin und Wanderin und liebe es mit und für Menschen zu arbeiten.“ War eigentlich auch ganz egal was ich sagte, der Funke war rüber gesprungen. Und das Produkt war mir bereits seit langem ins Auge gefallen. Kurz danach leitetet ich meine erste bike adventure Thailand tour, später Bali. Ich war mit Leib und Seele dabei, es war mein Traumjob bei meiner Traumfirma.

Meine Tochter kam zur Welt, ich pausierte. Als ich wieder einsteigen wollte, hinderte mich mein kaputtes Knie (das lag aber nicht am Fahrradfahren, vielmehr am nicht Fahrradfahren!) daran. Das erste Mal, als ich für bike adventure tours auf der Messe stand, kullerten mir die Tränchen, während ich von den Touren erzählte (das passiert mir heute sogar manchmal noch). Immer und immer wieder spürte ich die tiefe Sehnsucht mit Menschen die Welt auf dem Rad zu erkunden – das ist Freiheit für mich.

Chris schrieb eine Rundmail: „Asia Donau bike weekend Reiseleiter gesucht.“ Ich antwortete nicht- was sehr ungewöhnlich für mich ist. „Bin ich fit genug (ist ja an sich eine leichte Tour), habe ich die Zeit und Energie eine Tour zu leiten, wie organisiere ich für die Zeit meine Tochter...?“ Es kreiste in meinem Kopf. Irgendwann sagte eine starke Stimme laut und deutlich zu mir: “ja!“

Inzwischen hatte sich Achim als zweiter Reiseleiter gemeldet- dennoch, ich durfte mit!!

So fuhr ich freitagmittags mit meinem alten Uno über den Schwarzwald nach Wurmlingen. Es goss in Strömen, die Strasse war schnell überflutet. Ich musste schmunzeln, nicht um sonst heißt es ja Asia bike weekend, hatte es auf meiner ersten Thailand Tour nicht auch so geschüttet? Es regnete in mein Auto rein - bike adventure tours - hey, die Tour fängt aber doch erst morgen an!

In Wurmlingen angekommen schien bereits die Sonne wieder. Das Personal im Hotel empfing mich ausgesprochen freundlich- sehr erfrischend. Ich erkundete das Hotel ein wenig und ließ es mir im Wellnessbereich so richtig gut ergehen. Da konnte ich die Seele baumeln lassen, ich ließ mich verwöhnen und kam mir so richtig gut umsorgt vor. Zwischendurch traf ich in der Eingangshalle ein paar Kunden, die ebenfalls frühzeitig angereist waren: „ja, das gefällt mir“.

Noch mehr betüddelt und gut umsorgt fühlte ich mich, als ich das vorzügliche Frühstücksbuffet am nächsten Morgen erblickte: lauter herrliche frische Sachen. Die nette Kellnerin meinte beschwingt „heute wird schönes Wetter, sobald ein Fleckchen die Sonne raus kommt, soll es heiß werden.“ Na, dann aber auf die Räder, gut gestärkt, voller Energie und guten Mutes. Vorher mussten natürlich noch die Bikes begutachtet werden - war so ziemlich alles dabei: neue hochwertige Mountainbikes, ältere Mountainbikes (meins), ein selbst zusammengestelltes Bike und Tourenräder. Chris war baff: letztes Jahr war er die Tour mit drei Leuten gefahren. Diesmal mit denselben drei Leuten plus vierzehn weitere Gäste.

Wir fuhren keine 200 Meter und schon machten wir den ersten Stopp. Das ist ja wirklich eine gemütliche Tour - gab es was über das Rathhaus zu erzählen? Es regnete und es sah nach Dauerregen aus. Einen Plattfuss hatten wir auch gleich. Irgendwie hat man als Reiseleiter, dabei war ich ja mehr Gast als alles andere, immer das Gefühl, für das Wetter verantwortlich zu sein und befürchtete im wahrsten Sinne des Wortes, dass die Stimmung gleich in den „Bach fallen“ könnte. Aber nicht wenn Chris die Tour führt. Immer wieder bin ich beeindruckt von seiner extremen Power, Persönlichkeit, Spontaneität, Optimismus und die Kunst gute Laune zu versprühen. Wie macht der das immer nur? Ein Blick in die Runde- alle hatten heitere Gesichtsaudrücke, glänzende Augen und plapperten fröhlich durcheinander. Auch die bike adventure tours Kunden erstaunen mich immer wieder aufs Neue - sind einfach alles sehr nette und unkomplizierte Gefährten. Irgendwie fühlte es sich bereits jetzt wie eine „große Familie“ an, dabei hatten wir uns doch alle gerade erst kennen gelernt.

Aber was machen wir jetzt?? Die Hälfte der Gruppe entschied sich zurück zum Hotel zu fahren. Schließlich sind wir ja hier zum Spaß da und in einem sehr schönen Wellnesshotel untergebracht. Die andere Hälfte ließ sich auf eine verkürzte, noch unbekannte Strecke ein, es regnete immer noch unaufhörlich.

Chris zeigte auf eine Bergaufführende Asphaltstrasse „nein, hier fahren wir nicht lang. Dort sind wir letztes Jahr gefahren, die ist zu lang und zu steil.“ Kurz darauf landeten wir im "Dschungel" (ich erinnere an dem Punkt nochmals an den Namen der Tour), auf einem Single Trail, der durch den Regen völlig aufgeweicht war und sahen uns die Räder über die Baumstämme tragen. Dabei war ich völlig von Achim, dem zweitem und auch Japan Reiseleiter, angetan. Er trug den Gästen (und mir auch!) die Fährräder über die großen Hölzer, half den Gästen die Räder den schmalen Pfad hochzuschieben und tauschte sein leichtes Bike mit einem schwereren Rad aus. Er war immer und überall gleich zur Hand und dabei so unauffällig und unaufdringlich – halt „the asian way“- wauh! Und mindestens genauso bewundernswert die Mitfahrer - alle lachten! Wir waren uns einig - das tat gut, hier Draußen zu sein, die frische saubere Luft zu atmen, den "jungle" zu durchforsten und unter netten Menschen zu sein.

Bald trafen wir wieder auf einen gut befestigten Weg und wir konnten locker radeln. Vor der Gaststätte angekommen mussten wir erst einmal unsere Sachen auswringen. Die große Frage war: Schuhe anlassen oder ausziehen? Na ja, in Asien betritt man das Haus auch nur barfuss. Achim wieder - er bot uns allen ein trockenes Handtuch zum abtrocknen an- der denkt aber auch wirklich an alles und es war herzlich willkommen.

In der Gaststube saß der Rest der Truppe, ganz entspannt, gemütlich bei einem Glas Wein. Bald fuhr der Wirt auch schon das Essen auf: gemischter Salatteller, selbst gemachte Spätzle, Ofenkartoffeln mit Sauerrahm, Kräuterbutter, Bauernbrot und eine riesige Grillplatte mit allem was dazu gehört: Bratwurst, Steak, Pute.... Schlaraffenland. Da wurde selbst ich als „nicht Fleischesser“ schwach. Während des Essens- sehr interessante Gespräche. Uns allen viel wiederholt auf, wie aufgeschlossen, zuvorkommend und freundlich die Menschen hier sind. Wussten Sie dass wir hier Asia bike weekend haben?

Inzwischen lachte draußen auch wieder die Sonne und wir konnten unseren zweiten sanft ansteigenden Anstieg in Angriff nehmen. Oben auf dem „Gipfel“ wurden wir dann mit einem herrlichen Blick auf den Bodensee und einem Eiskaffe mit ordentlichem Schlagrahm belohnt.

Zurück im Hotel hatten wir dann noch genügend Zeit unsere vermatschten Sachen zu säubern und zu trocknen und vor allem uns selbst ein wenig im Wellnessbereich zu pflegen.

Am Abend überraschte uns wieder ein vorzügliches, diesmal asiatisches Mahl im Restaurant gleich gegenüber. Der Koch hatte noch nie asiatisch gekocht und übertraf sich gleich beim ersten Mal selbst und was für eine Auswahl! Also ein Diätwochenende war das nicht. Bei dem köstlichen Essen fiel es uns natürlich allen nicht schwer, unsere Teller leer zu essen- da musste am nächsten Tag ja einfach die Sonne scheinen. So war es dann auch, so dass wir dann alle zusammen am zweiten Tag Rad fahren konnten - diesmal die Traumstrecke des Donauradwegs von Tuttlingen nach Sigmaringen. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass wir in Deutschland sind, hätte ich es nicht geglaubt. Wunderschön zu fahren, alles Radwege, meist direkt an der Donau und weit von jeder Autostrasse und vor allem extrem beeindruckende und romantische Felsformationen. Wenn das mal kein guter Vorgeschmack auf den Kao Sok Nationalpark in Thailand ist!


Sonja Wolfgramm
[email protected]
 
Zurück