Hast du deine Gabel eigentlich mal mit einer Dorado verglichen? Steifigkeit? Dämpfungsverhalten?
Bin bisher diverse Gabeln gefahren (MonsterT, ShiverDC, ShiverSC, Z1, Z150, Fox36, DoradoDC usw) und persönlich haben mir die Upside Down Gabeln eindeutig besser gefallen. Gerade die Dorado fand ich genial, hätte ich in der Art sehr gerne an meinem Enduro.
Wieso baust du deine Enduro Gabel eigentlich nicht als Doppelbrücke? Soviel Gewicht dürfte das ja gar nicht ausmachen und die Lenkpräzision wäre wahrscheinlich schon nochmal besser. (Shiver SC ist definitiv nicht steif genug)
Habe verschiedene Leute meine Gabel fahren lassen (die Downhillgabel), darunter auch 2, die die Dorado haben. Beide haben zur Dorado gesagt, dass sie weicher ist von der Steifigkeit her. Die Freeride bringt, wenn alles klappt, in der kommenden Ausgabe ist da was drin (
http://www.freeride-magazine.com/magazin/heft_info.html ) - und die Freeride bzw. Bike macht auch immer Prüfstandtests, das kann man dann vergleichen mit den Messwerten hier:
http://www.freeride-magazine.com/test/dowhnhill-gabel-dvo-emerald-im-exklusiv-test/a23155.html
Was rauskommt, weiß ich selbst noch nicht und bin gespannt, wenn ich mir Anfang März dann die Freeride kaufe. Hoffe natürlich das Beste. mal gucken. Fraglich ist aber natürlich, ob die Messwerte von 2014 mit jetzt vergleichbar sind. Ob sich das Messystem geändert hat, Messfehler, Einbaulängen Unterschiede usw usf. Also selbst wenn meine steifer wäre als die anderen, muss das nicht zwanghaft stimmen, und wenn die anderen steifer wie meine gemessen werden, muss das auch nicht die Wahrheit sein. Eine Steifigkeitsprüfung von allen Gabeln an einem Tag mit einem Messsystem kann ich mir nicht leisten.
Dämpfungsverhalten - also da tu ich mich immer schwer, das blumig zu umschreiben. Die Dämpfung ist ja auch nur ein kleiner Bruchteil in der Gesamtfunktion einer Federgabel. Die Nuanchen in der Dämpfung sind zu klein, um mit dem Dämpfungsverhalten auf die Funktion der Gabel im Allgemeinen zu schließen. Wichtig bei der Dämpfung im allgemeinen ist, dass es butterweiche Übergänge gibt im Verlauf der Schaftgeschwindigkeiten. Habe ich z.B. einen vorgespannten Shimstack, habe ich einen Knick in der Kennlinie, der sich wiederum in der "Harshness" meldet. Ganz interessant ist hier, dass z.B. Bos mit der neuen Obsys sagt, dass sie absichtlich auf jegliche Einstellungen mit Vorspannungen verzichtet haben, um eben die Funktion zu optimieren, weil jede Highspeed Einstellung von außen einen Nachteil bringt (wegen Federvorspannung). Die ideale externe Highspeedverstellung wäre eine Shimdickenänderung von außen. Da das halt nicht möglich ist wenn man nicht Gott oder chuck Norris heißt, ist es irgendwie besser, man macht die Highspeedeinstellung durch Shimwechsel.
Sehr interessant diesbezüglich:
https://dirtmountainbike.com/videos/olivier-bossard-return-obsys.html
Min 4:45
" wir haben entdeckt, dass jede vorspannung am Shimstack die Harshness erhöht"
auf die Frage von Steve Jones (glaube so in etwa "so you don't need it[externe highspeedeinstellung] either?)
"ne, die Highspeed wird einfach über den Shimstack geregelt"
Da kann man jetzt streiten, weil es ja bei den vorgespannten Shimstacks (und damit verbunden externe Highspeedverstellung) unterschiedliche Systeme gibt, also außen vorgespannt, innen vorgespannt, usw.
Tatsache ist und bleibt, die smootheste Highspeedverstellung ist ein Shimwechsel. Das ist das, was ich seit jetzt 3 Jahren predige, und was ich meiner Gabel auch verbaut ist. Das hält das System einfach, idiotensicher, gewichtstechnisch leicht, es kann nichts kaputt werden und die Funktion ist die Beste, obwohl das System das einfachste ist. Nun 2018 hat Bos das auch

cool
Soviel zur Dämpfung.
Doppelbrücke:
Eine Doppelbrücke hat nicht per-se Vorteile.
Im Grunde tauscht man in der Konstruktion Biegemoment gegen Zug und Druck-spannung. Das ist jetzt etwas plakativ und nicht ganz korrekt, aber ic hversuchs mal zu erklären:
Bei einer SC Gabel kommt mit M= Kraft x Einbaulänge das Biegemoment M auf den Schaft. Dieser muss dem Biegemoment widerstehen, das tut er auch sehr gut. sonst würden SC Gabeln nicht so gut funktionieren. Das System ist in der Hesrstellung einfach, da nur eine Brücke notwendig ist, die Rohre kürzer sind, keine Klemmschrauben notwendig sind.
Der Schaft muss halt stabil und steif ausgeführt werden, die 40mm und 28,6mm Durchmesser könnten noch etwas größer sein, das wäre ideal, aber so ist halt der Standard, und damit kommt man schon gut klar. Bei mir ist eben der Schaft unten an der hoch beanspruchten Stelle rund 6mm stark, Fox und RS und Co haben hier 3mm Wandstärke statt meiner 6. Das ergibt bei meiner halt trotz des bestehenden Taperstandards einen sehr steifen Schaft. Als weiteren Schritt zur Optimierung, ohne den Standard zu wechseln, wäre einen Stahlschaft zu bauen mit weniger Wandstärke, würde nochmal grob geschätzt 20% mehr Steifigkeitbringen, ohne Mehrgewicht. Da fehlen mit aber die Herstellmöglichkeiten, weil man einen 40mm dicken Stahlvollmaterial einfach wirtschaftlich nicht auf 1-3mm Wandstärke abdrehen kann. Da müsste man ROhre ziehen, und das ist wieder außerhalb meines Budgets.
Jo und bei der Doppelbrücke wird eben bei Belastung von vorne die untere Brücke auf Druck belastet (jetzt mal aus Fahrerposition betrachtet) und die obere Brücke auf Zug. Durch ist weniger Biegemoment auf dem Schaft. Das System ist intuitiv betrachtet steifer.
man darf jedoch nicht vergessen, dass die Abstützhöhe einer Singlecrowngabel immer exakt gleich hoch ist, nämlich von Lagerschale zu Lagerschale. Nur wird die Belastung eben über den Scahft innen und nicht außen über die Rohre geleitet. Hier hat die Doppelbrücke Vorteile, da man die Rohre dicker und dünnwanndiger bauen kann als den Schaft einer SC Gabel.
Nachteile jedoch: man hat 2 Brücken, beide mit aufwändigen Klemmvorrichtungen. Das wiegt.
eine SC Brücke wiegt wenn sie massiv ist rund 220g. ein Schaft ungefähr 200g
Eine DC Brücke unten wiegt wenn sie massiv ist rund 200g und eine obere rund 150g, ohne Schrauben und Schaft. Die oberen Rohre haben ein Mehrgewicht von grob 100-150g pro Stück. sind also mal gemittelt 250g Rohrmehrgewicht + 150g obere Brücke + 120g Schaft + 30g Schrauben. Sind wir bei 550g.
Eine massive SC Gabel hat bei diesen Teilen 420g, also Schaft und Brücke.
Bei der Konstruktion eines einzelnen Bauteils muss man immer eine Riss-gefährdungs-optimierung machen, und das kann man einfach oft nur mit Masse machen, mehr Material um die Schrauenköpfe usw. Jedes Bauteil weniger ist also Gold für Dauerfestigkeit bei gleichem Gewicht. Wo kein Bauteil ist, kann keines reißen.
Überlegt man nun, die differenz von 550g-420g = 130g in das Mehrgewicht einer Singlecrown zu stecken, könnte man auch eine sehr sehr steife SC Gabel bauen. Wie das dann genau ausgeht, also DC zu SC wenn man unter gleichen Bedingungen 2 Gabeln baut, weiß ich nicht.
aber zur Frage zurück, DC Gabel ist nicht unbedingt der heilige Gral für alles.
Erschwerend kommt noch dazu, dass die Akzeptanz von Doppelbrücken GAbeln im Endurobereich 0,0 ist. Da fang ich keinen Kampf gegen Windmühlen an.
Alle Fahrer haben die Steifigkeit meiner SC Gabel nicht bemängelt - also ehrlich gesagt doch, es gibt immer jemanden, der 110kg wiegt, und dann sagt "man merkt das schon" - ja man merkt das, aber man merkt auch den Verlust an Fahrtrichtungssteifigkeit wenn man von meiner auf eine Fox Gabel umsteigt.
Zu der BOS geschichte mit den variablen Gleitbuchsen is natürlich zu sagen, dass die Tauchrohre ja auch genaue Laufflächen brauchen auf dennen die Buchsen laufen können. Was natürlich teuer werden kann
Das System mit den mitlaufenden Buchsen ist für viele auch so die Lösung für alle Reibungsprobleme

So ganz einfach ist es nicht.
Erstmal ist es kein Unterschied was das "Verkanten" angeht. Oft wird geschrieben, dass Gabeln mit mitlaufenden Buchsen nicht verkanten können. Das ist käse.
Verkanten an sich ist ja, wenn die Kantenpressung so hoch wird, dass der Schmierfilm abreißt und es zu einem Einklemmen(Reibungserhöhung) der Rohre an den Buchsen kommt. Das ist alleine Abhängig von der Buchsenüberlappung und dem Buchsenmaterial sowie der Schmierung und natürlich der Belastung. da Schläge im MTB-bereich selten exakt von vorne kommen, ist es relativ unwahrscheinlich, bei einer Gabel mit ausreichend Buchsenabstand, guter Schmierung, ein Einklemmen zu provozieren.
Ob die Gleitfläche nun außen oder innen sitzt, spielt dafür keine Rolle.
was richtig ist: Der Buchsenabstand beim Einfedern wird größer, die Steifigkeit nimmt überproportional zu.
Ich frag mich hier aber: Ist das in der Praxis relevat? die Gabel wird beim Einfedern sowieso steifer (weniger Einbaulänge, geringerer Hebel, dadurch mehr Steifigkeit.
Vorallem bei einer USD Gabel wird die Gabel steifer, weil die Hebel-länge der unteren Rohre zu den Buchsen abnimmt, es sind hier also 2 Faktoren zur Steifigkeitsverbesserung gegeben: 1. geringere Gesamtlänge, 2. geringerer Buchsenbelastung
bei einer normalen Gabel bleibt der Abstand zu den buchsen immer gleich, weil sie mit dem Casting mitwandern. Das ist auch einer der Hauptvorteile einer USD Gabel, dass der Hebel zu den Buchsen geringer wird, die Buchsen halten länger, weil die Belastung geringer wird wenn man weiter einfedert.
Nun kann man mit mitlaufenden Buchsen nochmal eine weitere Versteifung der Gabel erreichen. In meinen AUgen ist der geringe Vorteil davon in keinem Verhältnis mit den eingekauften Problemen dadurch. Diese wären:
- Rohrwandstärke am unteren Rohr muss dicker werden, mehr ungefederte Masse, weil die Buchsen eine Wandstärke haben von rund 1,5-2mm, Das Rohr muss an dieser Stelle aber min. nochmal 1,5mm Wandstärke haben, um die Belastungen auszuhalten. Macht also insg min 2,5mm Wandstärke, durchgehend über ~450-500mm anstatt von 1,5mm die sonst notwendig wären. das ist ein sattes Mehrgewicht von ca 125g pro Rohr. also 250g mehr ungefederte Masse, ohne großen Vorteil.
- Die Buchsen müssen geschlitzt sein, das bringt Toleranzen mit sich, die genaue Buchsenwandstärke ist extrem kritisch
- Der Buchsensitz am unteren Rohr muss toleriert sein
- Die Buchsenlauffläche muss über den kompletten Federweg toleriert sein
- Das obere Rohr wird zum Verschleißteil, das merkt man als Kunde nicht, weil ein Eloxabrieb innen nicht wahrgenommen wird und den Kunden auch nicht stören. Die Funktion und "Wiederherstellbarkeit" der Federgabel auch nach 8 oder 10 Jahren ist aber nicht gegeben.
Fakt ist: Das System wird anfälliger, Buchsenspiel ist quasi vorprogrammiert, Verschleiß ist höher und der Tausch von Verschleißteilen ist unmöglich (niemand wechselt Standorhre, Tauchrohre, Buchsen), da kann man sich gleich eine neue Gabel kaufen.
Toleranztechnicsh ist ein herrkömmliches System da besesr. die Buchsen werden eingepresst, ob die Bohrung hier 38,99 oder 39,01mm hat, spielt keine große rolle, die Buchse kann diesen Pressunterschied ausgleichen, das äußere Rohr wird etwas aufgeweitet, die BUchse wird etwas zusammengedrückt. Der reale Toleranunterschied liegt ei 0,01mm. bei einer Gabel mit mitlaufender Buchse hat man alleine dadurch schon 0,02mm Spiel, also das doppelte. Das wars aber nicht, dazu kommen: Toleranzen der Buchsen, der Buchsensitze.
Gewichtstechnisch ist es auch eher schwerer, da steck ich doch lieber das Mehrgewicht der unteren Rohre in die oberen Rohre, da ist es sinnvoller angelegt. Wahrscheinlich ist es so gar so, dass man mit dem herkömmlichen System bei gleichem Gewicht eine insg steifere Gabel bauen kann.
Gnaz schöner Roman geworden. alter Schwede, hoffe ihr könnt mir folgen!
