3rd TNR
Tag 4 & 5 - Finale
Davide und ich befanden uns also in Limone Piemonte - zu dieser Jahreszeit ist der Ort eigentlich ausgestorben. wir fanden durch Zufall einen echt coolen Wirt, welcher unsere Tour bemerkenswert fand und uns beherbergte. Da wir sehr früh wieder losrollten, packte er uns extra noch Frühstücksbeutel mit vielen kleinen Dingen, wie frischen Datteln und Saft. Einmal mehr war ich begeistert von der italienischen Freundlichkeit.
also fuhren wir im morgendlichen Dunkel, um 5 Uhr, auf der alten Passstraße hinauf zum Colle di Tenda / Tende. Ein angenehmer Aufstieg, nicht steil, kurz nach Sonnenaufgang waren wir oben. Es war frisch, mit viel Nebel und klar schmeckender Luft. Auf der Passhöhe entscheidet sich nun, ob man lieber die tausend Serpentinen des Tende herabsaust und die Strecke verkürzt, oder ob man die 40km lange, grobschottrige Via del Sale um das Gebirge herum fährt, mit einer ziemlich rumpeligen MTb Abfahrt. Für uns Beide war die Entscheidung klar - GRAVEL
die ersten 15km haben es in sich, steil herauf, kurz bergab, loser großer Schotter, Nebel, tricky, es zieht, es dauert laaange.
Dies Alles ist aber vollkommen egal, denn man fährt auf einer der atemberaubendsten alten Handelstraßen die es dort gibt. Ich kann das nicht in Worte fassen, die Berge dort sind so eng, so grün, so groß, so schön....einfach unglaublich...für mich war diese "Straße" der Höhepunkt der Tour, ich war wirklich total sprachlos und konnte erst am nächsten Tag diese Landschaft so richtig verarbeiten.
es viel mir auch schwer die Landschaft adäquat mit der Kamera einzufangen.
hier sieht man auch schön wie sich die Via del Sale perfekt durch die Berge schlängelt - wirklich ein Traum von Weg
nach guten 2 h erreichten wir den Mittelpunkt, das alte Rifugio Don Barbera auf 2080m. ein sehr schönes altes Steinhaus, mit sehr netten Hippieleuten, lecker Bier und Sandwiches, ich war sehr traurig, als wir wieder losfuhren, ich komme wieder!
den weiteren Wegverlauf schüttelte es uns noch ordentlich die Buntstifte im Ranzen durcheinander, bis wir in ein Waldstück kamen, welches so aussah, als ob man in den Vogesen unterwegs wäre, faszinierende schnelle Landschaftswechsel.
Hier mussten wir eine Weile warten, da uns eine große Schaf- und Ziegenherde in der Abfahrt entgegenkam. Zu meinem Erstaunen - ganz ohne Schäfer - nur 4 Hütehunde hielten die große Herde in Schach - alles funktionierte ganz reibungslos und wie von selbst - für mich als Stadtkind war dies ein sehr beeindruckender Moment - da ging mir so richtig das Herz auf und ich musste laut Lachen, die Natur und die Tiere regeln alles von Alleine, ohne das ein Mensch dabei ist.
das nun Folgende steile Schlussstück in Monesi war dann der technische Höhepunkt. Da das Monesi Dorf durch eine Lawine abgeschnitten war, führte uns die Strecke über den Berg herum, die Abfahrt bestand aus "Monstergravel" und wäre auf einem MTB Fully weitaus angenehmer zu bewältigen gewesen. Wie ein wilder Stier schüttelte die Abfahrt uns durcheinander, krampfende Hände, große Felsstufen, off-camper Rutschpartien uvm, ich war total knülle und hatte somit das Gravelrad über sein Limit gebracht.
An dieser Stelle verabschiedete ich mich von Davide, da dieser links nach San Remo weiter fuhr und ich rechts nach Frankreich bergab kachelte.
in La Brigue traf ich einen Spanier, welcher auch auf der Strecke fuhr und wir aßen vorzüglich zu Mittag. Ein sehr schönes kleines Bergdorf, ich denke, dort lässt sich super gut entspannen.
staubig
es ging bergab, es ging bergauf, ich fuhr im Anstieg zum Col de Turini, traf dort auf eine Gruppe schweizer Mopedfahrer und schraubte mich immer weiter hoch, die Wolken wurden dunkel, es fing an zu regnen, erst leicht, dann ziemlich stark. Ich entschied mich, den Anstieg abzublasen, da es hier nicht viele gute Biwakmöglichkeiten gab und fuhr den Berg wieder herunter. Im nächsten Ort suchte ich eine kleine Unterkunft und trocknete Klamotten und mich machte mal "Urlaub" indem ich früh den Tag ausklingen ließ. Später erfuhr ich, dass Anne und Josch aus LE nicht weit vor mir fuhren und sie das Gewitter oben am Pass voll erwischt hatte, inkl. bitterkalter Abfahrt. ohje
am nächsten Tag fuhr ich früh über den col de brouis und erlebte noch einmal herrliche Abfahrtsserpentinen in der Morgensonne. in Sospel gab's Frühstück und Klamottenwechsel und schon ging's ab auf den col de
Saint-Jean & Col de Braus
...und Goethe war auch schon da
Von nun reines Genussfahren, wunderschöne Berge, lange Abfahrten, tolle Aussichten, die Sonne schien & das Meer klitzerte am Horizont.
In Peille genehmigte ich mir einen Abstecher in das kleine Bergdorf, und die Altstadt überraschte mit schier endlosen kleinen versteckten Gassen - das ist für mich Italien, solche Kleinode mitten versteckt auf alten Bergstraßen.
bis Nizza ging es nun schnurrstracks bergab, Schuss, schnell, auf der oberen Küstenstraße, mit dem Blick auf das Meer linkerhand.
Ziel, Café du Cyclist am Hafen - jeder war sichtlich stolz auf das Geleistete und neue Freundschaften zeigten sich
eine Stunde nach meiner Ankunft, traf ich sogar Anne & Josch wieder und die umstehenden Fahrer staunten nicht schlecht, als klar wurde, dass Josch die TNR ohne Gangschaltung gefahren ist ;-)
Pusli aus Wien stand auch noch irgendwann zufällig vorm Café und begrüßte mich, witzige Situation.
Niza an sich empfand ich nicht als angenehm, mit all seinen schicken und reichen Menschen, Lautstärke und Verkehr. Nach 5 Tagen in den ruhigen Bergen, hat mich die bunte Stadt doch schnell genervt. Also ab nach Ventimiglia und mit dem Zug durch die Berge zurück nach Turin. Dort angekommen genoss ich Torino bei Nacht und meine ganz eigene Belohnung ;-)
was für ein geiler Tripp