Na denn ...
Ausser dem unverschämt frühen Beginn, einiger Aufregung wegen verspäteter S-Bahnen, ist die Hinfahrt nach Wernigerode eigentlich nicht weiter erwähnenswert. Die Anschlüsse funktionierten und wer meint die Planung des Fahrkartenkaufs war kompliziert hat die Abrechnung nicht gesehen.
Schlussendlich wurde der Verteilungsschlüssel von Rennschnecke, mit spottender Unterstützung durch alle Mitreisenden, bereits vor Halberstadt bestimmt. Ich könnte an dieser Stelle noch einmal, die fehlende Transparenz geißeln, aber niemand weiter wollte am frühen Morgen mit Zahlen -jenseits von Bar und Höhenmetern- etwas anfangen. Auch war bereits jetzt klar, Chris stach Propers Pornofelgen mit seinem Magenta-Teamtrikot aus.
Axl hielt die Reisegesellschaft mit unzähligen Anekdoten bei Laune und kam vor lauter Erzählen nicht dazu seinen Kaffee auszutrinken. Sein selbstironischer Bericht über die Flickversuche am UST-
Reifen (silberne Seite? orange Seite? So was von egal, Hauptsache es pappt) sollte noch von einiger Bedeutung sein und eine endgültige Auflösung erst gegen 21.00 Uhr auf der Rückfahrt erlangen. Aber zu diesem Zeitpunkt war die Welt noch in Ordnung und alles dachte, das schlimmste was Axl heute passieren könnte, wäre es beim Pinkeln in die Sträucher zu kippen. Das nächste Mal geht es halt mit Protektoren und
Fullface zum Wasserlassen in die Parkanlagen, dann klappt es auch mit der Verhaftung und allen sich anschliessenden Missverständnissen.
Die Sternfahrer aus der Harz-Region, aus Braunschweig, Uelzen etc. hatten bereits den Bahnhofsvorplatz in Beschlag genommen, die Begrüssung fiel herzlich aus, die Montagearbeiten an den Litevilles konnten beginnen. Nur scheint der Dämpfer nicht die einzige Baustelle zu sein, und man mag es auch gar nicht mehr erwähnen, aber Axl meinte ein Brüller wäre nicht genug und demonstrierte mal wieder die Überlegenheit schlauchlosen Fahrens.
Irgendwann nach Zehn setzte sich die Gruppe in Bewegung, es ging zum Warmwerden Richtung Schloss Wernigerode. Für die Besichtigung echten neugotischen Kitsches auf einem Berg tritt der Berliner gerne in die Pedale. Wir haben ja nix. Das Rathaus Köpenick ist eher märkisch denn gotisch und der Müggelberg ist nicht hoch genug.
Weiter ging es über den Armeleuteberg, Braunes Wasser, der Bahnlinie folgend, Schlenker links, Hüpfer rechts nach Drei-Annen-Hohne. Es wurden bereits ordentlich Höhenmeter gemacht, die entfernt scheppernden Anweisungen der Walkie-Talkies gaben Geborgenheit und ich für meinen Teil, knallte mit Freude die Berge hinauf. Ich wiederhole mich gerne, wir haben so was nicht.
Bis zu diesem Zeitpunkt erinnerte mich die ganze Gegend noch stark an die Märkische Schweiz, nur ohne Mücken. Und da ich Fichten und Kiefern erst bei genauerem Hinsehen unterscheiden kann, kommt das auch hin. Buckow roxt natürlich auch, keine Kritik das.
In Sichtweite des Bahnhofes Drei-Annen-Hohne wurde bei Kilometer 28 kurze Rast gemacht. Die Alternativen waren Erbsen, Kesselgulasch oder Eis. Jeder löste das Problem auf seine Art. Ganz Verwegene zauberten Letscho-Reis-Krautsalat-Destillate aus ihrem Rucksack. Keine Namen!
Vorbeiziehende Rennschwucken ohne
Helm wurden fröhlich beschimpft, da aber ausser Hörweite gab es kein böses Blut. Wald_geist erklärte sich für eine explorative Wasserexpodition zum Bahnhof bereit und kam mit 2 EUR weniger, begleitet von zischendem Servicewüste-Gebrabbel, zurück. Der Preis geht in Ordnung, zahlte ich auch schon.
Die Freerider verliessen uns an dieser Stelle und steuerten Richtung Steinere RennRinne.
Mit dem Anstieg am Oberen Hohneweg verliessen wir die Märkische Schweiz und fuhren in den Harz. Plötzlich lagen Steine am Wegesrand, aus Steinen wurden Klippen, die Höhe ging in Richtung 800m, so soll das sein: Und die langen Felsennasen, wie sie schnarchen, wie sie blasen. So ein Ding musste natürlich auch mal bestiegen werden: der Blick zum höchsten Berg Berlins entschädigte für das Gezittere mit Klickies auf der Leiter.
Der Berliner Anspruch auf den Wurmberg muss regelmässig mit Dominanzgesten untermauert werden. Das sieht nicht immer schön aus, aber die Arbeit muss getan werden.
Nun begannen auch die verblockten Abfahrten Richtung Schierke. Immer überfordert, Bremse halbauf, sowas von zum Ausklicken bereit, eine Low-Level-Panickattacke nach der anderen erlebend, holperte ich grinsend die Berge runter. Natürlich konnte man auch Künstler bei der Arbeit beobachten, die solcherlei Abfahrten nicht akzeptieren sondern attackieren.
In Schierke gab es Wasser aus dem Hahn und die weitere Tourplanung stand an. Aber Toschis Tatendrang wurde hinterrücks durch eine Bombe Maratonas unterbrochen. Selten hat der Hinweis es sei bereits 5 vor 4 für solch eine Verwirrung gesorgt.
Umdisponiert war schnell und Absetzungsbewegungen Richtung Strasse nach Wernigerode wurden sportlich unterbunden. Sollte doch bekannt sein, im Kino sterben keine Hunde und Katzen (A Fish Called Wanda zählt nicht) und mag der Verletzte noch so beteuern ohne ihn gehe es schneller, die Gruppe kommt geschlossen an.
Auf dem Weg zur Eckertalsperre mussten noch einige Höhenmeter genommen werden und das Feld fiel das eine oder andere Mal auseinander. An einem Haltepunkt auf dem Sandbrink, im Anstieg zum Grenzweg fiel ein Satz, den ich jetzt schon als modernen Klassiker der Hartz Rox-Veranstaltung bezeichnen möchte. Eine besonders dramatische Inszenierung lies mich ihn schnarrend durch das Walkie-Talkie Tonis hören.
Jetzt gilt es nur noch, die Berliner Gruppe über den Berg zu bringen!
Was für ein Motto! Ich sage es gerne und ironiefrei Kette rechts, Toschi verbindet das Organisationstalent und die Ortskenntnis checkbs mit der sozialen Kompetenz Mutter Theresas. Nie ein lautes Wort, immer alles im Griff.
Für die Historiker oder wer ein Gedenkstein bauen will: N 51° 46' 50.3", O 10 ° 35' 15.4", Zeit ca. 16:40, Kilometer 41,3
Und so geschah es dann aber auch, das Tempo zog an, Verluste wurden nach Wertigkeit und Dringlichkeit akzeptiert,
Alles für Berlin! und der Spass blieb trotzdem erhalten. An der Talsperre entlang hoppwurzelte es noch einmal vom feinsten.
Leider gab es wohl noch einen Sturz, Fast-Sturz/Wohl alles noch mal gut gegangen an einer Rechts-Links-Treppenkombination Richtung Ilsenburg. Alles klar? Weiter ging es, das Feld kurbelte unerbittlich weiter.
Zur Situation: 40min bis zur Abfahrt des Zuges und Wernigerode nur noch Luftlinie 6km entfernt. Sollte eigentlich nichts mehr schief gehen, oder? Aber die tragische Betonung liegt auf Luftlinie, wir waren schließlich nicht in der Uckermark. Nach 3km waren es plötzlich 7km Luftlinie. Ein temporärer Rückschlag, denn natürlich passte es doch noch, die letzten Kilometer Strasse wurden mit 30er Schnitt gefahren und der gefährliche Unsinn von Radwegführungen wurde auch noch demonstriert. Maratona wollte gleich auf dem Rad nach Berlin weiter und hielt einen Tunnel für die Autobahnauffahrt.
Am Bahnhof grinsten schon die Freerider, leider war es für eine Pizza zu spät. Wenigstend gab es im ehemaligen Intershop von Wernigerode noch Hasseröder Export-Bier.
Axl liess sich auf der Rückfahrt noch eine krönende UST-Pointe entlocken, damit war der ganze Vorgang endlich rund. Und nachvollziehbar.
Auch Proper war mit Berichten über seine Erlebnisse nicht sparsam. Eine Mischung aus geilen Stürzen und unfahrbarer Schei55e muss es gewesen sein. Hört man gern. Auch würde man auf die Wege nicht mal seine Eltern zum Wandern schicken. Sehr nachvollziehbare Trailskala.
Laut meiner Aufzeichnungen waren es 1823hm auf 69,4km. Die höchste Erhebung 884m. Immer wieder gerne!
Alle Bilder (Slideshow):
http://www.flickr.com/photos/will1973/sets/72157600341270338/show/
Bilder (mit Vorschau):
http://www.flickr.com/photos/will1973/sets/72157600341270338/detail/
Bilder (Geotagging. Man muss die gleichen Bilder nur oft genug verkaufen.

):
http://www.flickr.com/map/?&user_id=8446422@N07&set_id=72157600340708805&map_type=hyb
Einfach auf die Zahlen klicken und immer schön zoomen und klicken. Google-Earth ist eleganter, der Track ist auch dabei und es hat bessere Satellitenaufnahmen aber die KMZ-Datei übersteigt die erlaubte Anhanggrösse.