Kein Laufrad Schlag ...

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21. September 2004
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München - Nord
Hier ein kleiner Erfahrungsbericht für alle die denken Sie hätten vielleicht einen kleinen Schlag in der Felge, die aber trotzdem noch ein bischen Gesund bleiben möchten:

Ich bin regelmäßig mit dem MTB unterwegs. Vorletzte Woche bemerkte ich während einer längeren Tour kaum spürbare Unebenheiten - später auch auf absolut neuem Asphalt. Nach einiger Zeit kontrollierte ich das Hinterrad auf eine "8". Zwischen Bremsklötzen und Felgen konnte ich ca. 1mm Spiel ausmachen - durchaus OK, von einem Höhenschlag war nichts erkennbar. Insgesamt habe ich an diesem Wochende etwa 200 Km gefahren und bestimmt 2-3 Mal nachkontrolliert - mit dem selben Ergebnis, da man noch nicht mal mit Bestimmtheit sagen konnte, daß die Unregelmäßigkeit Periodisch auftrat. Ich schob die Sache auf die Strassenqualität, obwohl die eigentlich ganz gut war.
So gings dann weiter am nächsten Wochende fuhr ich am Samstag durch Schluchten auf Teerstrassen bergab (>30 KM/h) und spürte exakte periodische Unregelmäßigkeiten. Nach 1-2 Km kontrollierte ich erneut und konnte wieder nur den kleinen Seitenschlag (max. 1mm) erkennen. Auf dem Spitzingplateau erneute Kontrolle inklusive Bremsen: alles OK - kann ja nur der kleine Schlag sein.
Den folgenden Tag gings erneut in die Alpen. Kurze morgendliche Kontrolle: Alles OK -verdammt wahrscheinlich muß ich jetzt doch mal wieder ein kleines bischen die Felge richten.
Da es jetzt aber fast nur durchs Gelände ging ruckelte es eh immer. Auf etwa der halben Strecke des Rückweges merkte ich es dann: ein periodisches Ruckeln war jetzt ganz deutlich spürbar - trotz grober Kiesel -Zeitraum ca. 10 Minuten. Ich guckte erneut das Hinterrad an:

Das Grauen zeigte sich in einem etwa 2-3 cm dickem Gnubbel. Verdammte Sch.... dachte ich, wenn mir jetzt in der Wildnis das Material versagt bin ich am Arsch - es dämmerte schon. Trotzdem konnte ich es nicht sein lassen ein wenig mit dem Fingernagel dran zu reiben um die Festigkeit zu prüfen: Fehler: Ich hätte den Luftdruck sofort auf minimale Fahrbarkeit reduzieren sollen.
Nach 2..3 mal Reiben geschah dann der Horror: ich sah wie sich lagsam innerhalb von 2-3 Sekunden das Gummi "langsam" weglöste und dann sofort der Reifen mitsamt des Schlauchs mit einem lautem BUMM platzte. Super... kein Ersatzschlauch dabei, irgendwo in der Wildnis, aber noch gerade 3 Flicken + Luftpumpe dabei. Da würde ich die Zivilisation erst gegen 20-22 Uhr erreichen und mir dann wahrscheinlich ein teures Taxi nehmen müssen.
Den zerfetzten Schlauch flickte ich also mit den LETZTEN 3 Flicken, und wusste aus Erfahrung das ich kein Glück haben werde.
Ich guckte mir den Reifen an: der hatte aber von außen noch ca. 3mm Profil: Vollkommen unklar wie sowas platzen kann - auch weil ich immer von Hand aufpumpe, und leicht unter dem empfohlenen Luftdruck des Herstellers liege. Ich guckte mit den Reifen von innen an: Er löste sich auf, die Fasern hingen herab !
Alles in allem also eine Strukturschwäche ?! Naja immerhin 20.000 bis 30.000 Km müsste er jetzt etwa runter haben - überwiegend im Gelände (Schwalbe Hurricane GX). Im nachhinein eigentlich ein riesen Kompliment für den Hersteller, der eigentlich nur gelegentlichen Off-Road Einsatz für den Reifen empfiehlt - ich kann Ihm auch deswegen keinen Vorwurf machen.

Aber verdammt jetzt hänge ich hier in der Wildniss fest der total zugeflickte Schlauch wird wahrscheinlich gleich bei 0,3 Bar seinen Geist aufgeben (keine Flicken mehr), oder der Schlauch wird nach 100 Metern durch sein (Loch im Reifen), und alles war mit 4-5 Sichtkontrollen wegen ausreichendem Profil nicht zu erkennen, es dämmerte ,von Westen zog eine Wolkenfront auf: Adrenalin hoch 8!
Naja, wen es interessiert: die Flicken hielten (ich habe gerade so viel Luft aufgepumpt das ich nur mit riesigem Kraftaufwand fahren konnte. Zum Glück ging es die ersten 10 Km bergab und die restlichen 10km ohne Steigung aber mit mörderischem Gegenwind. Fast die gesamte Fahrt habe ich das Gewicht auf das Vorderrad verlagert und ich bin im Wiegeschritt gefahren um das Hinterrad zu schonen (Puh...). Zwischendurch habe ich mir mehrere Male den Hinterreifen angeschaut. Nach den ersten 500 Metern hatte ich den zweiten Schock bekommen, die eingelegte Plastikfolie war eigentlich schon durch. Mit meiner Taschenmesser-Scheere schnitt ich ein Stück Stoff ab und stopfte es zwischen Reifen und Schlauch. Auch das hielt nicht besonders lang. Erstaunlich auch das der eindringende Dreck nichts durchgescheuert hat. Letztendlich habe ich meinen rechten Radhandschuh zwischen Reifen und Schlauch gesteckt (Kevlaer mit Gel-Einlage sollte hoffentlich noch über 10 Km halten). Aufgrund des niedriegem Luftdrucks hat der Schlauch dann noch gehalten, der Handschuh hat ziemliech geruckelt, ich habs dann aber noch zum nächsten Bahnhof geschafft. Mit 2 Hellen im Zug war die Sache schon wieder fast vergessen. Tja, da ich als MTBiker kein Schlafsack, Hochgebirgskleidung oder ähnliches mitschleppe möchte ich Euch noch ein Paar goldene Regeln mitgeben.(ich hasse Schulmeister und gute Ratschläge, diese hier sind aber wirklich gutgemeint und beruhen auf entsprechenden Erfahrungen):

1.) Helm tragen. (Jeder muß allerdings selber für sich die beste Risikoabschätzung in Kombination mit einem guten Fahrgefühl treffen. Grunsätzlich fährt man mit einem Helm sicherer. Wenn einem aber der Reifen platzt und man fällt über hundert Meter in eine Schlucht hilft der Helm auch nicht mehr.
2.) Ersatzschlauch (zumindest bei Fahrten die mehr als 10 Km vom nächsten Ort entfernt sind - egal was für ein Ort).
3.) Ausreichendes Flickzeug (empfehle 5-8 Flicken + Gummilösung), Luftpumpe, 2-3 Reifenheber. (Evl. Schraubenschlüssel wenn keine Schnellspanner vorhanden sind) .
4.) Mindestmaß an warmer Kleidung.
5.) Handy, oder Gruppenfahrt
6.) Allgemeines Fahrradwerkzeug (z.B. Multifunktionsschlüssel von Toppeak oder ähnliches).
7.) Das wichtigste, daß nirgendwo richtig erwähnt wird: Wartung! Jedes 1,5 Jahr besser jedes Jahr: Reifen erneuern ! - egal wie gut das Profil von außen aussieht. (Natürlich nicht wenn das Rad nur 1 mal im Monat für 5 Km hervorgekramt wird, um damit auf der Hauptstrasse zu fahren). Das selbe gilt natürlich auch für die übrigen Teile. Der Auto-TÜV ist alle 2 Jahre vorgeschrieben, beim Fahrrad gibt es das nicht, obwohl die Autoteile ERHEBLICH höheren Qualitätsansprüchen genügen müssen. Deswegen würde ich mindestens jedes Jahr mein Bike einem gründlichem Check unterziehen - am besten selber, denn Tests von Focus haben gezeigt das Werkstätten ziemlich schlampig warten.
Leider fallen Materialermüdungen mit optischer Kontrolle nicht auf, UND SIND NUR DURCH ERNEUERUNGEN der Verschleißteile zu verhindern, was einem aber die Gesundheit wert sein sollte. Daher alles was hier beschrieben ist kann natürlich auch gelten für die Felgen, Speichen, Sattelstütze, Vorbau, Lenker und anderer Komponenten egal welcher Marke/Typs.

Danke für die vielen Überstunden an meine Schutzengel.

:)
 
erstmal dank und okay zu diesem posting. ich habe mit dem reifen hurricane gx ähnliche erfahrungen gemacht, nach etwa 3000-4000km hat sich an der reifenflanke das blaue gummi abgelöst und die karkasse kam durch, damit kann man dann maximal noch nach hause eiern. allerdings passiert mir sowas in berlin, da komme ich zumindest immer irgendwie nach hause.
karsten
 
MBaer schrieb:
immerhin 20.000 bis 30.000 Km müsste er jetzt etwa runter haben
ich nehme mal an daß da ein schreibfehler vorliegt und es 2000 - 3000 km halten sollte. wenn nicht: selbst schuld! eine etwas weniger heroische schilderung deiner heldentat hätte auch gereicht :rolleyes:
 
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