Hier auch meine Erfahrung zum Thema Kette wachsen, welches ich bis dato aufgrund des vermeintlichen Mehraufwandes immer belächelt habe.
Im Frühjahr habe ich, mangels Fahrradprojekt, testweise mein Rennrad auf Wachs umgestellt.
Alle Antriebsteile demontiert, gereinigt und vollständig entfettet.
Neue Kette gekauft, ebenfalls vollständig entfettet (Waschbenzin/Kettenreiniger/Spiritus - detaillierte Erklärungen hat z. B. der freundliche Australier von OZ Cycle auf Youtube parat).
Halbe Tüte Silca Hot Wax in einen Slowcooker, Kette 10 min darin warm werden lassen und Luft rausschwenken, über dem Topf abtropfen und außen mit Mikrofasertuch abwischen. Abgekühlte Kette über einer Rolle (Besenstiel geht notfalls auch) brechen, mit Tuch abermals abwischen. Das wiederholte Abwischen verhindert weitgehend die von vielen als störend empfundenen Wachsflocken, welche sich unweigerlich auf Rad und Boden absetzen, wenn die Kette nach dem Wachsbad sofort und ohne weitere Behandlung montiert würde.
Ergebnis:
Die ersten 20 min schaltet das Rad etwas schwergängig, da sich die Kette noch einspielen muss. Aber danach: Ein wundervoll reibungsarmer, leiser, sauberer Antrieb!! Und das für - je nach Bedingungen- etwa 150 bis 300 Kilometer. Und das auch noch um ein vielfaches verschleißärmer als mit permanent dreckanziehendem Kettenöl. Silca Chain Lube (das Flüssigwachs aus der Tube) hat sich als gute Ergänzung herausgestellt, um die Intervalle bei Bedarf oder nach Regenfahrten nochmals zu verlängern.
Und noch besser: Zur Reinigung des Rades, speziell des MTB nach einer Schlammfahrt, gibt es nichts schöneres, als die Kette einfach abzunehmen, die Antriebsteile mit einem Pinsel abzubürsten und dann den Schlamm abzuspritzen. Kein Dreck-Fett-Öl-Gemisch mehr zu beseitigen.
Die Vorteile vom Heißwachsen haben mich dermaßen überzeugt, dass ich direkt im Anschluss alle Räder, vom RR über MTB und Tourer bis zum Faltrad, umgestellt habe. Ich werde keinen öligen Antrieb mehr fahren!
Meiner Meinung nach das A und O bei der Prozedur:
ALLE Antriebsteile müssen VOLLSTÄNDIG entfettet werden und dürfen danach NIE WIEDER mit Fett in Berührung kommen. Dann gibt’s auch keine Pampe oder schwarze Lappen, wie hier von vielen beschrieben.
Die einmal gewachste Kette wische ich bei Notwendigkeit mit einem Tuch ab und lege sie wieder ins Wachs. Auskochen mit Wasser, erneut mit Benzin reinigen usw. halte ich für nicht notwendig.
Zum Einsatz von ausschließlich kaltem Flüssigwachs (Squirt usw.) kann ich übrigens überhaupt nichts beitragen, da mich diese Variante schon von der Theorie (wie soll das Wachs spaltfüllend - und damit schmutzabweisend - in die Kettenrollen kommen) nicht überzeugen konnte.