* Kleine Stahlkunde *

@ hannesra

Die gängiste Schweißmethode für Fahrradrahmen ja. Ansonsten wird sie eher weniger angewandt, aufgrund der langsamen Schweißgeschwindigkeit und der relativ geringen Materialstärken, die damit geschweisst werden können.

Im Automobilbau beispielsweise wird das WIG Schweißen gelegentlich, im Maschinen- bzw. Schiffsbau praktisch kaum eingesetzt. Dort zählt Wirtschaftlichkeit und nicht ein schönes Nahtaussehen. Eine Ausnahme ist der Anlagenbau, wo zwei Rohre automatisiert WIG geschweißt werden. Man spricht auch vom WIG-Orbital-Schweißen. Dabei wird einfach eine Art Manschete um die zu verbindenden Rohre gelegt. Anschließend wird der Lichtbogen automatisch einmal um das Rohr herumgeführt. Hierbei ist wieder die hohe Qualität des WIG-Schweißens wichtig. Undichte Rohre in einer chemischen Anlage oder einem Atomkraftwerk wären eher nicht so klasse. Für schräg zusammengeführte Rohre ( z.B. Fahrradrahmen ) ist dieses Verfahren allerdings nicht geeignet. Die Fachmänner ( -frauen ?! ) machen das von Hand eh super, also egal.

Der Nachteil am WIG-Verfahren für uns Biker sind die hohen Kosten, die sich auf`s Endprodukt niederschlagen. Ich gehe mal davon aus, dass bei einem Fahrradrahmen die Kosten für die Schweißarbeiten einen großen Teil des Endpreises ausmachen. Wäre schön, wenn vielleicht Richi oder andere Rahmenschweißer da mal ungefähre Richtwerte nennen könnten.

Sorry übrigens an alle Interessierten, dass ich mich momentan ( entgegen meinem Versprechen ) kaum beteiligen kann. Auch wenn die Zeit knapp ist, versuche ich dennoch so oft es geht, hier vorbei zu schauen.

MfG Andi
 

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Re: * Kleine Stahlkunde *
hannesra schrieb:
is das nich die gängigste schweißmethode?
ich meine, die auch mal beim flaschner gesehen zu haben..


ist sicher nicht das selbe, sieht aber ähnlich aus. die ganzen schutzgasschweissverfahren sehen ähnlich aus, allerdings wird wohl meist eher MIG/MAG geschweisst (Metall-Inert-Gas/Metall-Aktiv-Gas). der unterschied ist hier hauptsächlich das Schutzgas. Das Wolfram-Inertgas, welches beim WIG-Schweissen benutzt wird, ist sehr sehr viel teurer als das MIG/MAG.

fg
jo, der grad am büffeln für phyikalische Stoffkunde morgen ist.

Der Thread hier ist schon ne ziemlich gute Zusammenfassung vom ersten Semester TdF und PSK ;)
 
@ THEYO

Das teure am WIG-Schweißen ist nicht das Wolfram, denn das ist lediglich das hochschmelzende Material der nichtschmelzenden Nadel beim WIG-Schweißen. Ja ich weiß, das klingt *******. Ich versuch`s einfach mal so zu erklären, dass auch jeder Nicht-Fachmann sich was darunter vorstellen kann ( So sollte meiner Ansicht nach auch der Thread gestaltet werden. Für jeden verständlich eben. )

So wie Du es geschildert hast ( oder so, wie ich es verstanden habe ), siehst Du Wolfram als Schutzgas. Das ist allerdings nicht richtig. Wolfram ist lediglich ( wie bereits erwähnt ) das Material der Schweißnadel ( siehe Sic-Riders hervorragende Grafik ). Das Gas ist Argon, ein recht teures Edelgas. MIG bzw. MAG-Schweißen nutzt relativ billige Gase wie CO2 und Helium bzw. deren Gemische.

Recht hast Du trotzdem. WIG ist teuer, allerdings nicht nur wegen der Edelgasverwendung, sondern hauptsächlich wegen der geringen Schweißgeschwindigkeit und der schweren Automatisierbarkeit.

Nun möchte ich einmal genauer auf das Thema WIG-Schweißen eingehen. Ich gebe mir Mühe, es so unkompliziert wie möglich zu gestalten, was allerdings in diesem Fall nicht ganz einfach ist. Was ich Euch näher bringen möchte ist der Unterschied zwischen dem WIG-Schweißen von Stahl und Alu-Rahmen.

Grundlegendes: Es wurde erwähnt, dass man mit Gleich- bzw. Wechselstrom schweißen kann. Das ist definitiv richtig. Nur welche Art für welches Material? Genau das dürfte vor allem für diejenigen interessant sein, die selbst Rahmen schweißen.

WIG bei Stahlrahmen:
Je nach Legierung wird hier fast nur im Gleichstromverfahren geschweißt. Viel wichtiger ist dabei der Zusatzwerkstoff, der von Hand zugeführt wird.

Grundsätzlich gilt: Der zugeführte Werkstoff sollte höher legiert sein als der Grundwerkstoff. Das begründet sich im Abbrand bestimmter Legierungselemente aufgrund der hohen Temperaturen beim Schweißen.


WIG bei Alurahmen:
Hier kommt der Wechselstrom ins Spiel. Um`s für wirklich jeden verständlich zu machen: Der + bzw. - Pol wechselt zwischen Elektrode ( das Ding wo der Strom herkommt = das Schweißgerät ) und dem Werkstück ( = Rahmen, eventuell aber auch Lenker, Vorbau, Sattelstütze usw. )

Das Problem: Aluminium rostet deshalb nicht, weil es schon "verrostet" ist!" Klingt doof, ist aber so. Das Aluminiumoxid ist immer vorhanden ( ist wie Eisenoxid = Rost bei Eisen bzw. Stahl; deswegen glänzen Aluteile nicht, sondern haben immer diese leichte, weißliche Schicht ). Es entsteht auf blankem Aluminium innerhalb von Millisekunden ( ! ). Dieser hervorragende Korrosionsschutz wird des Öfteren auch künstlich erzeugt durch sogenanntes Eloxieren.

Nächstes Problem ( vorallem bzgl. de Schweißens ): Aluminiumoxid hat einen sehr hohen Schmelzpunkt ( ca. 3200 C° ) je nach Legierung. Um diese Oxidschicht zu durchbrechen, bedarf es des Wechselstroms.

Der + Pol ( an der Wolframnadel ) ist generell der heißere: Dabei schmilzt aber selbst das hochschmelzende Wolfram. Die Wolframnadel wird rund und erzeugt eine Kugel, die es dem Schweißer sehr schwer macht ( Vielleicht kennt Ihr das von diesen "Zauberglaskugeln", auf die man mit der Hand gehen kann. Der Blitz ( vgl. Lichtbogen ) springt immer hin und her. Für den Schweißer ist so etwas sehr unangenehm. Die Temperatur reicht zwar aus, um die Oxidschicht aufzuschmelzen, allerdings ist das aus genannten Gründen nicht vorteilhaft.

Wieso dann überhaupt + Pol?
Ganz einfach: Die Elektronen ( - geladen ) werden zum + Pol gesaugt. Dabei durchbrechen sie die Aluminiumoxidschicht und brechen diese zugleich auf ( = sie machen Alu schweißbar ). Die physikalischen Hintergründe möchte ich weglassen, der Post wird eh schon zu lang.

Der - Pol : ( an der Wolframnadel ) ist demnach der kältere:
Aber wieso verwenden?
Die Elektronen, die das Aluminiumoxid aufbrechen, wandern nur zum + Pol. Um allerdings das Schmelzen der Wolframelektrode zu vermeiden, schaltet man von + auf -:
+ zum Aufbrechen der Oxidschicht, - zum Kühlen der Wolframnadel. Somit bleibt die Nadel länger standhaft und das Ergabnis ist zufriedenstellend. Damit begründet sich also der Wechselstrom.

Tut mir leid, dass ich diese Thema so komplex ausführen musste. In diesem Fall geht es aber leider nicht anders.

Für Fragen, die eventuell Forummitgleider haben, bin ich selbstverständlich gerne bereit. Das Schweißen ist ein schwieriges, aber sehr schönes ( und wichtiges ) Thema. Postet hier oder schickt mir einfach `ne PM.

@ jopsuki: Super Diagramme, kommen mir irgendwie bekannt vor.

@ Hannes: Danke für die FAQ Sache ( war sicher Deine Tat oder ? )


MfG Andi
 
war etwas missverständlich dargestellt, ja. aber ich mein schon das was du da ansprichst. nichtschmelzende wolframnadel und argongas. das mit dem wechsel- und gleichstrom bei verschiedenen materialien (wann was) wusste ich allerdings noch nicht! top!

fg
jo
 
zu beginn muss ich sagen das mir dieser informativer Thread sehr gut gefällt
großes lob @ jpopsuki und alle anderen die sinnvolles beitragen

ich hätte nun einige fragen und vielleicht können einige bald beantwortet werden

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1.) wie schafft es cannondale das mann keine schweißnähte sieht? machen die größere schweißraupen und schleifen den rest weg oder was???

2.) passt vielleicht nicht 100 pro hinein, würde mich aber trotzdem interessieren, ich hab mal wo gehört das man holz auch schweißen kann, weiß zwar nicht wie und ob das wirklich schweißen ist, aber infos wären cool

3.) was ist kaltschweißen?

4.) ich hab mal wo gelesen das es eine neue schweißart nemlich bohrungs/frässchweißen gibt, das funktioniert so, das eine fräskopf ein paar millimeter tief in die schnittstelle zweier platten eindringt und mit einer hohen umdrehungszahl langsam entlang der schnittstelle fährt, durch die reibungswärme verschmelzen die anschließend

5.) ich hab ebenfalls wo gelesen (glaub es war PM-MAGAZIN) das man Alu und Stahl zusammenschweißen kann, wie keine ahnung :confused:

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Also wer infos oder antworten hatt soll sie veröffentlichen :daumen:
 
mountainlion schrieb:
zu beginn muss ich sagen das mir dieser informativer Thread sehr gut gefällt
großes lob @ jpopsuki und alle anderen die sinnvolles beitragen

ich hätte nun einige fragen und vielleicht können einige bald beantwortet werden

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1.) wie schafft es cannondale das mann keine schweißnähte sieht? machen die größere schweißraupen und schleifen den rest weg oder was???

2.) passt vielleicht nicht 100 pro hinein, würde mich aber trotzdem interessieren, ich hab mal wo gehört das man holz auch schweißen kann, weiß zwar nicht wie und ob das wirklich schweißen ist, aber infos wären cool

3.) was ist kaltschweißen?

4.) ich hab mal wo gelesen das es eine neue schweißart nemlich bohrungs/frässchweißen gibt, das funktioniert so, das eine fräskopf ein paar millimeter tief in die schnittstelle zweier platten eindringt und mit einer hohen umdrehungszahl langsam entlang der schnittstelle fährt, durch die reibungswärme verschmelzen die anschließend

5.) ich hab ebenfalls wo gelesen (glaub es war PM-MAGAZIN) das man Alu und Stahl zusammenschweißen kann, wie keine ahnung :confused:

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Also wer infos oder antworten hatt soll sie veröffentlichen :daumen:

1. Canondale verschleift die Nähte, wie es im übrigen viele andere auch tun. Kostet in der herstellung rund 100,-€ extra, was zu den bekannten Canondale Preisen gehört.
Allerdings kann man auch sehr feinschuppig schweissen und die Naht schön verlaufen lassen, das sieht dann finde ich noch besser aus, als verschliffen. Ist zugegeben aber nicht ganz einfach. Werde mal ein hochfrequenz Gerät auspobieren (pulst mit 500 hertz), habe zur Zeit ein kleines Rehm, allerdings nur für Stahl.

5. Stahl und Alu kann man mittels Exposionsschweissen zusammenfügen. Es werden wohl durch eine art Explosion die Materialien verschmolzen. Genaueres weiss ich leider auch nicht.

Gruß

Valentin
 
1.) wie schafft es cannondale das mann keine schweißnähte sieht? machen die größere schweißraupen und schleifen den rest weg oder was???

2.) passt vielleicht nicht 100 pro hinein, würde mich aber trotzdem interessieren, ich hab mal wo gehört das man holz auch schweißen kann, weiß zwar nicht wie und ob das wirklich schweißen ist, aber infos wären cool

3.) was ist kaltschweißen?

4.) ich hab mal wo gelesen das es eine neue schweißart nemlich bohrungs/frässchweißen gibt, das funktioniert so, das eine fräskopf ein paar millimeter tief in die schnittstelle zweier platten eindringt und mit einer hohen umdrehungszahl langsam entlang der schnittstelle fährt, durch die reibungswärme verschmelzen die anschließend

5.) ich hab ebenfalls wo gelesen (glaub es war PM-MAGAZIN) das man Alu und Stahl zusammenschweißen kann, wie keine ahnung

1. Wie Ganelli schon sagte. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Schweißnähte zu verspachteln. Bei Klein war das mal so, ob es jetzt ( nachdem Klein nun zu Trek gehört ) allerdings auch noch so ist, weiß ich nicht genau.

2. Holz ist definitiv nicht schweißbar. Aufgrund der hohen Temperaturen würde es sofort verbrennen. Was Du meinst ist sicher das Anwenden von Holzspachtelmasse. Da man dadurch unter Verwendung einer "Holzmasse" eine Holz - Holz Verbindung erreicht, also praktisch nur einen Werkstoff verwendet, spricht man auch vom "Holzschweißen".

3. Beim Kaltschweißen handelt es sich um eine Art einpressen. Der Halt entsteht durch atomare Bindungen der Metallmoleküle, da diese sehr dicht beieinander liegen. Fahrradrahmen werden gelegentlich gemufft. Dabei wird ein Rohrteil ( etwas größerer Durchmesser als das Hauptrohr ) erwärmt, wodurch es sich ausdehnt. Das andere Rohr wird danach eingefügt. Lässt man das ganze abkühlen, zieht sich das erwärmte Rohr wieder zusammen und umschließt das andere fest. Auch das ist Kaltschweißen. Ein weiteres Beispiel wäre das Fügen von Sägeblättern oder Drähten. Diese werden einfach zusammengepresst = kaltverschweißt. Ich hab`s auch nicht geglaubt, bis ich es das erste Mal gesehen habe. Funktioniert super.

4. Was Du meinst ist das sogenannte Friction-Steer-Welding oder auch Rührreibschweißen. Deine Erklärung dazu ist richtig, allerdings ist es nicht wirklich ein Fräskopf sondern eher eine Art Bolzen.

5. Stahl und Alu können verschweißt werden, aufgrund der unterschiedlichen Materialeigenschaften ( Schmelzpunkt, Oxidschicht, Dehnungskoeffizient, etc. ) allerdings recht schwer und mit vielen Einschränkungen.
Explosionsschweißen funktioniert folgendermaßen:
Es wird hauptsächlich bei Platten verwendet. Dabei legt man die Aluplatte auf die Stahlplatte und darüber eine Sprengmatte. Diese wird anschließend gezündet. Durch den enormen Druck der Explosion werden die Platten so stark aufeinandergedrückt, dass sie zusammenhalten. Auch hier findet eine Kaltverschweißung statt.

Hoffe geholfen zu haben.

MfG Andi
 
thx @ ganelli und kleiner Andi

hab wieder etwas dazu gelernt
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5.) ich hab ebenfalls wo gelesen (glaub es war PM-MAGAZIN) das man Alu und Stahl zusammenschweißen kann, wie keine ahnung
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wäre das nicht ideal für mtb-rahmen eine verbindung aus festem stahl und leichtem alu zu habe? Z.B.: ein dirt- Rahmen mit Steuerrohr/Tretlagerrohr/verschiebbare ausfallenden- aus stahl und die restlichen haupt/sitz/streben- rohre aus alu :love:
 
mountainlion schrieb:
thx @ ganelli und kleiner Andi

hab wieder etwas dazu gelernt
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5.) ich hab ebenfalls wo gelesen (glaub es war PM-MAGAZIN) das man Alu und Stahl zusammenschweißen kann, wie keine ahnung
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wäre das nicht ideal für mtb-rahmen eine verbindung aus festem stahl und leichtem alu zu habe? Z.B.: ein dirt- Rahmen mit Steuerrohr/Tretlagerrohr/verschiebbare ausfallenden- aus stahl und die restlichen haupt/sitz/streben- rohre aus alu :love:

gewicht sparst du eigentlich nur an den materialintensiven teilen wie Steuerror, tretlager und ausfaller, die rohre nehmen sich kaum was.
aber findest du 2,5 - 2,7 kg fürn dirtrahmen zu schwer?
 
@kleiner Andi

Das Kaltschweissen wird glaube ich bei Federgabeln benutzt um die Verbindung von Krone und Standrohren herzustellen.
Ich hab mal ein Video gesehen, wo die Fertigung von Marzocchi zu sehen war, da haben sie es aber anders gemacht, die haben die Standrohre mit Stickstoff abgekühlt und dann gefügt (vielleicht um den Effekt der Wärmebehandlung nicht zu verlieren)
 
aton schrieb:
die Standrohre mit Stickstoff abgekühlt und dann gefügt

Das ist dann eine Presspassung. Die Standrohre werden gekühlt und die Krone erhitzt (Das eine dehnt sich aus, das andere zieht sich zusammen) damit man eine grössere Spannung beim Pressen erhält.
 
in puncto stabilität ist stahl glaub ich nicht zu schlagen, das gewicht ist dann wieder eine sache des geldes. ein unterrohr mit 1400Nm zugefestigekeit is nich grad billig, so kann man zb. auch "rahmen" mit 1300gr bauen. vergleiche doch mal haltbare aulurahmen mit entsprechenden stahlrahmen in punkto gewicht. ist da wirklich ein nennenswerter unterschied?

die Materialkombination ist meiner meinung nach nicht von vorteil.;)

gruß

valentin

zur eurobike gibts was schönes neues *gg*
 
@ganelli

hast wahrscheinlich eh recht wäre aber trotzdem interessant auszuprobieren

wie bist du eigentlich dazu gekommen bikes zu bauen was braucht man dafür für eine ausbildung und wissen ?
 
@ mountainlion

Zu Danken gibt`s da nix :daumen: , schließlich soll dieser Thread Informationen für alle bieten, die Interesse auf diesem Gebiet zeigen ( aber trotzdem Danke ;) )

Rein theoretisch wären durchaus Alu-Stahl Kombinationen an Bike Rahmen denkbar. Was allerdings Ganelli angeschnitten hat, kann ich nur befürworten. Die Bike-Konstrukteure machen sich bezüglich dieses Themas reichlich Gedanken ( im Bereich Entwicklung, Konstruktion, etc. ) und deren Arbeit ist ( nahezu ) unkritisierbar.

Klar kann man Alu und Stahl zusammenschweißen, allerdings möchte ich ( ohne große Zahlen und Berechungen ) behaupten, dass die Belastung bezüglich der Schweißnähte bei einer Alu-Stahl Kombi wesentlich höher ist als bei einer artgleichen.
Wie gesagt, keine Zahlen. Aber bei einer Stahl-Alu Kombination wiegt der reine Unterschied zwischen Sommer- und Wintertemperatur ( bezüglich der Dehnung der unterschiedlichen Materialien ) schätzungsweise wie ein 5 Meter Drop jeden Tag ( mit einem Hardtail! ). Klingt blöd, ist aber so.
Ein gut konstruierter ( und berechneter ) Rahmen ist vollkommen durchdacht und auf die Situationen ausgelegt, für die er eingesetzt wird ( bzw. eingesetzt werden sollte ).
Aufgrund der extremen Dehnungsunterschiede zwischen Alu und Stahl ( grob 3 : 1 pro Grad Celsius ) ist eine derartige Kombination einfach nicht vernünftig ( schweißtechnisch und einsatzbedingt gesehen ).

Dein gedanklicher Ansatz ( Alu leicht - Stahl schwer ) ist grundsätzlich nicht falsch, allerdings ergeben sich durch unterschiedliche Materialien ( und deren Eigenschaften ) mehr Nach- als Vorteile. Schau Dir nur mal Alu bzw. Stahl Rahmen an. Alu-Rahmen sind wesentlich dicker im Durchmesser, weil letztendlich die mechanische Belastbarkeit des Aluminiums nicht an den Stahl heran kommt. Dennoch sind "fette" Alu-Rahmen kaum schwerer, als Stahl-Rahmen. Es liegt in den Händen des Konstrukteurs, welches Material siegt. An Richi`s Rahmen ( möge er mich verprügeln, wenn ich falsch liege :D ), sieht man, dass sich mit Aluminium und der entsprechend hochwertigen Schweißtechnik alles machen lässt ( von Street bis FR ). Gegenbeispiel wäre der On One Gimp

@ aton

Absoluter Volltreffer. Was Du erwähnt hast, ist genau genommen die bessere Alternativer zu meiner Erwärmungstheorie.

Die Stickstoffbehandlung hat einen ähnlichen Effekt:
Ein Bauteil wird kleiner gemacht, als das andere um es zu fügen ( Was zählt = Größenunterschied ). Der Vorteil an der ( von Dir erwähnten ) Stickstoff-Methode liegt darin, dass das Metalll nicht durch übermäßige bzw. nicht vorhandene Hitze seine gewollten ( metallischen ) Eigenschaften verliert, die eventuell durch Härtungen etc. entstanden sind.

In Kombination kenne ich das Ganze ( aus der Praxis ) von Kugellagern. Der Innenring wird abgekühlt ( = schrumpft ), der Aussenring wird erwärmt ( = wird größer im Durchmeser ). Auch wenn hier nicht alle vom Fach sind, überlegt Euch doch bitte mal, wie die Kugeln sonst in ein Kugellager kommen sollen :)

Wie bereits ( in früheren Posts ) erwähnt, Fragen sind gestattet und gewollt. Ich versuche zwar stets, dass ich mich so ausdrücke, dass es jederman versteht, aber es fällt nicht immer leicht. Sollte etwas nicht klar sein, fragt einfach nach ( oder PM ;) )

Habt bitte keine Angst vor Fragen. Auch wenn sich hier viele Leute beteiligen, die technische Berufe haben.
Dafür ist ein Forum schließlich da: Infos holen und etwas dazu lernen.
Und sollten es Fragen sein die "noch so dumm sind", einfach trotzdem stellen. Wir ( die Leute aus der Metallverarbeitung ) helfen Euch gerne weiter.

So weit von mir

MfG Andi
 
kleiner Andi schrieb:
In Kombination kenne ich das Ganze ( aus der Praxis ) von Kugellagern. Der Innenring wird abgekühlt ( = schrumpft ), der Aussenring wird erwärmt ( = wird größer im Durchmeser ). Auch wenn hier nicht alle vom Fach sind, überlegt Euch doch bitte mal, wie die Kugeln sonst in ein Kugellager kommen sollen :)

Um wieviel mm willst du denn die Ringe dehnen/schrumpfen? bei einem 40mm Lager wären das ja um die 2mm Differenz die entstehen müßten.
Also, Kugellager werden montiert, indem man Innen und Außenring exzentrisch positioniert, dann die Kugeln in den großen Zwischenraum legt und dann verteilt. Die verteilten Kugeln werden durch den Käfig auf ihrer Position gehalten.
 
@ Pilatus

Da hast Du schon recht. Bei Standardkugellagern wird das so gemacht, wie Du sagst. Allerdings gibt es dennoch die von mir erwähnte Methode mit Unterkühlung des Innen- und Erwärmung des Außenrings. Durch die hohen Temperaturunterschiede sind dabei sehr große Spielräume möglich.

MfG Andi
 
4.) ich hab mal wo gelesen das es eine neue schweißart nämlich bohrungs/frässchweißen gibt, das funktioniert so, das eine Fräskopf ein paar Millimeter tief in die Schnittstelle zweier platten eindringt und mit einer hohen umdrehungszahl langsam entlang der Schnittstelle fährt, durch die reibungswärme verschmelzen die anschließend


Also auf der letzten Nordtec (mit mathe LK da gewesen^^)
meinte ein Aussteller für Robotertechnik das es sozusagen eine Art Quirl ist der sich durch das Material dreht so wie es oben schon erklärt wurde und es quasi vermengt. Im Prinzip also schon richtig, aber das Material schmilzt nicht, sondern wird durch die Reibung lediglich auf etwa 700 - 800°C erwärmt, Das Ganze geht nur, weil ein sehr hoher Druck (etwa 4 Tonnen auf ungefähr 1cm^2) darauf drückt sonst würde sich das Material raus drücken und man hätte sozusagen ne Fräsung. Dieser "Quirl" sieht aus wie eine Blechschraube und hat oberhalb des Gewindes einen leicht konischen Absatz (hält das Material in der Platte).
das Material muss allerdings eine gewisse Mindestdicke haben etwa 4mm. Dabei werden zwei Platten übereinander gelegt. Bei der Überscheindungsfläche wird dann "vermengt".
T-Profile können so auch hergestelt werden werden.


Fürn Fahrradbau also komplett ungeeignet (wegen der Mindestdicke des Materials).

Schlägt mich nicht für falsche Details. Die Messe ist schon 3 Monate her und ich bin nicht vom Fach. Vom Ding her sollte es aber richtig sein (der Vertreter war von der Firma die bisher als einzige einen Roboter herstellt der das kann). Mir war nur aufgefallen das es noch nicht sehr weit erläutert wurde.

Sehr interessanter Fred, grade weil ich nach dem Abi AIW studieren will. :daumen: weiter so
 
wie sieht das eigentlich aus unterschiedliche legierungen zu vermischen?
Beispielsweis Unter-und Oberrohr aus 853 oder OX Platinum, Kettenstrebe aus 4140 (wegen Abriebfestigkeit), Rest aus 4130 o.ä.

Würde doch nen idealen streetrahmen ergeben
 
@ Stahljunk bzw. den Rest der interessierten IBC-User

Sorry für meine späte Antwort, der Beruf geht leider vor ( und da war`s stressig in letzter Zeit ) aber ich hoffe, dass Ihr das versteht.

Deine Überlegung ist prinzipiell nicht schlecht, allerdings musst Du die unterschiedliche Ausdehnung der Materialien berücksichtigen. Gerade wenn hohe Temperaturen ( wie beim Schweißen ) im Spiel sind. Alu dehnt sich ca. dreimal so stark aus wie Stahl. Und Alu schmilzt viel früher ( Stahl bei ca. 1500 Grad, Alu je nach Legierung bei 700 bis 800 Grad ( nur mal grundsätzlich, ohne dass ich auf Deine erwähnten Legierungen eingehe )). Schweiß ein Alu- an ein ein Stahl-Rohr: Da entstehen so heftige Risse ( wegen der unterschiedlichen Materialausdehnung ; mit so einem Rahmen fährt keiner )

Klar sollten bestimmte Teile des Rahmens fexibel sein ( = Alu ) und andere besonders steif ( = Stahl ). Die Materialeigenschaften machen die Kombination aber leider sehr schwer bis unmöglich ( bezüglich der Schweißbarkeit, elektrochemischer Spannungsreihe und vielen weiteren Faktoren ). Gerade darum gibt es eben nur reine Stahl- bzw. Alu-Rahmen. Die Leute ( bzw. Konstrukteure/Ingenieure ) bei den entsprechenden Firmen machen sich schon Gedanken darüber.


Ich will den Post kurz halten, was immer recht schwer ist bei diesem Thema. Stellt einfach weitere ( spezifischere ) Fragen und ich ( wir ) versuchen Euch zu helfen.

MfG Andi
 
Habt bitte keine Angst vor Fragen.

ALSO dann hol ich mal wieder aus

1.)
Ist es als anfänger der zum ersten mal selber schweißen möchte schwierig das zu erlernen, bzw was muss man dafür grundlegendes wissen , wo kann man das lernen, was für literatur gibt es dazu, und auf was sollte man besonders achten?

2.)
Um auf meinen Frage mit den schönen schweißnähten von Cannondale zurück zu kommen: Sind die nur zur Verschönerung oder ist dadurch der rahmen auch steifer weil zwischen den rohren ein fließender übergang ist?

3.)
Die Frage geht in Richtung @ Ganelli aber es können auch andere antworten:
Was sollte man können/wissen um sich einen eigenen Rahmen zu schweißen. Gibt es speziell für soetwas einen Ausbildung/Fachliteratur.
Wo fängt mann da am besten an. Was muss/sollte man berechnen.
Materialauswahl? Profilgeometrie? usw (ich glaub ihr wisst ungefähr was ich wissen will :D )

P.S.: bei www.downhillschrott.com => Bastelseite => hab ich schon ein paar interessante infos zusammengesammelt.
 
1.) Kommt darauf an, welches Schweißverfahren Du verwenden möchtest. Bei Fahrradrahmen ist das eigentlich immer WIG- ( Wolfram-Inert-Gas ) Schweißen und das ist für einen Anfänger ziemlich schwer. Literatur gibt`s ohne Ende über die Schweißtechnik. Damit kannst Du Dir aber nur die theoretischen Grundlagen erlesen. Um Schweißen zu lernen hilft nur üben, üben, üben.

2.) Trifft beides zu. Einerseits ist ein schöne Schweißnaht ein Zeichen für Qualität und Wertanmutung. Andererseits ist eine schöne also praktisch eine gleichmäßige und relativ glatte Schweißnaht stabiler, da die Kerbwirkung somit verringert wird und wie Du gesagt hast ein fließender Übergang entsteht.

3.) Klar kann man sowas lernen. Schweißer ist ja schließlich auch ein Beruf. Man kann aber auch an verschiedenen Schweißlehrgängen teilnehmen. Du musst Dir aber darüber im Klaren sein, das die teilweise sehr teuer sind. Das Beste ist wohl, wenn Du einen Schweißer kennst, der Dir vielleicht ein bißchen was beibringt.

Beim Rahmen sieht das so aus ( Hab`s nie selber gemacht, aber so würde ich vorgehen ): Materialauswahl -> Festlegung der gewünschten Geometrie -> Festigkeitsberechnung und Konstruktion -> Rohre und andere Teile anfertigen bzw. zuschneiden -> Schweißen

Ich hoffe geholfen zu haben.

MfG Andi
 
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