Danke
@Marcel_F !
Ja, das MRT in einer Sportklinik ansehen lassen, ist definitiv ein guter Ansatz!

Bin aus Sachsen und habe mich folglich in Dresden und vorallem Leipzig auf die Suche nach Experten begeben. Vielleicht hilft der folgende Bericht (auch wenn er viel länger als geplant geworden ist). Zumindest will ich Mut machen, nicht aufzugeben und dranzubleiben - egal ob es um die Behandlung oder um die Diagnose und die Suche nach Fachleuten dafür geht.
Ich hatte im Ende 2023 einen degenerativen Innenmeniskussriss im Hinterhorn ("chronisch luxierte Innenmeniskus-Lappenläsion (Pars posterior, Unterrand)") mit "kleinem, diskret nach kaudal um die Tibiakante ragendem Meniskusanteil". (Rückwirkend betrachtet bei meinen starken O-Beinen und den vielen Trailruning-km der Vorjahre eigentlich nicht überraschend.) Dieser überhängende Teil wurde im Frühjahr 2024 arthroskopisch entfernt. Ich hatte damals etwas gezögert, weil "so wenig wie möglich, soviel wie nötig" dehnbar ist und ich ungern auf den Meniskuspuffer und das Joggen/Wandern verzichten wollte. Aber die Bedenken waren unbegründet. Habe die Op keinen Moment bereut und kann das EK-Leipzig aus vollem Herzen empfehlen. ("Der Klassiker: War in 10min erledigt", meinte der Oberarzt bei der Visite am nächsten Tag.)
Danach alles bestens. Die Trainingspause von 8 Monaten hat sich natürlich im Sommer 2024 bemerkbar gemacht, aber bereits im August konnte ich eine 2000km MTB-Tour fahren - zwar nicht mit dem Tempo und der Kraft wie in 2023, aber beschwerdefrei und zufrieden.
Im Januar tauchten plötzlich wieder Knieschmerzen im selben Knie an der Innenseite auf - wie vor einem Jahr auch wieder nach Yoga/Rückenschule/Ganzkörpertraining. Erster Gedanke: Verf***, wieder der Meniskus :-( Also wieder ein neues MRT und Vergleich mit dem alten MRT vor 14 Monaten: der "horizontale Longitudinalriss des Innenmeniskus in Hinterhorn und Pars intermedia" hat sich NICHT verändert, "kein Nachweis einer Bandläsion", die "medial akzentuierte Chondropathie des femoralen Gleitlagers" hat sich von Grad 2 auf 3 erhöht (vermutlich durch den Menislappen, der bis zur Op "im Weg hing") und diskrete Chondropathia patellae (Grad 1-2). Reaktion meines Orthopäden: Der Meniskus ist es dieses Mal nicht > Ultraschall zur Behandlung verschrieben.
Wenn das Knie aber beim Strecken blockiert (immer bei ca. 30° vor dem Durchstrecken) und dieser Widerstand dafür sorgt, dass ein Bewegen des Beins beim Sitzen auf dem Stuhl am Schreibtisch (wenn man intuitiv das Bein mal anhebt und lockern will) plötzlich zu brutalen Schmerzen führt, dann macht das einen dann doch unruhig :-(
Also versucht, irgendwo in Leipzig in der Akutsprechstunde unterzukommen. Beim ersten Orthopäden in Leipzig-Mitte standen 15min vor Öffnung schon 15 Leute vor der Tür. Die ersten 6 konnten unterkommen. Für die Restlichen reichte die Kapazität der krankeitsbedingt unterbesetzten Praxis leider nicht. Am nächsten Tag hatte ich bei einem anderen Orthopäden in Leipzig-Connewitz mehr Glück und bin zumindest drangekommen: Für einen Blick aufs Knie hatte er jedoch keine Zeit und den MRT-Befund hat er nur überflogen ohne ihn zu verstehen. Denn seine Einschätzung des MRT war wenig hilfreich: Der Meniskus sei "ziemlich zerwürscht" und wenn Ultraschall nicht helfen würde, dann müsse halt der Meniskus operiert (entfernt) werden. (Dafür gab es aber gar keine Indizien im MRT. Auf das Konto solcher Ärzte geht wahrscheinlich ein nicht unbeträchtlicher Teil der unnötigen Meniskusentfernungen :-( -> Hände weg von Kassen-Orthopäden, bei denen zeitnah Termine zu bekommen sind!

... )
Wenn man bei den Kassenärzten nicht weiterkommt, dann schaut man sich halt bei Ärzten um, die privat abrechnen: Also Termin bei einem Sportorthopäden in Leipzig-Mitte gemacht, der sich dann Haltung und Gangbild gründlich angesehen hat und mir gute Hinweise in Sachen Rückenmuskulatur gegeben hat. Insofern war das defitiv nützlich, aber bei den Ursachen der Knieschmerzen kam ich auch nicht weiter, weil seine klinischen Funktionstests auf der Liege nichts konkretes ergeben hatten und er meine MRTs nicht ansah. (Die hatte ich auf USB-Stick mit, was laut Assistentin kein Problem sei, vom Doc aber mit Hinweis auf Virenrisiko ungenutzt blieb.)
Ein Sportsfreund, der viel mit Skilanglauf zu tun hat, brauchte mich dann auf die Idee: Vielleicht sollte ich mal einen Bluttest auf Entzündungsmarker machen lassen. Am besten bei Leuten, die sich damit auskennen. So bin ich auf die
Sportmedizinische Ambulanz der Uni Leipzig gestoßen und sah, dass diese auch "sportartspezifische MRT-Interpretation" privatärztlich anbieten. Also auch dort einen Termin vereinbart und seitdem kenne ich mein Knie erst wirklich

Von Prof. Busse hatte ich vorher noch nichts gehört, aber seine Diagnostik war genial: Er schaute sich per Ultraschall 1/2h mein Knie aus allen denkbaren Richtungen an. Und das mit der Leidenschaft und Neugier eines Forschers. Für Laien wie mich war auf dem Bildschirm mit den Schwarz-Weiß-Aufnahmen nicht viel zu erkennen, aber er erläuterte mir detailliert alles mögliche (Hier haben wir ... und man sieht hier, wie ...). Allein diese "Vorführung" war ein Erlebnis. (Sehr schade, dass er schon im Ruhestand ist. Hoffe sehr, er ist noch etwas im "Unruhestand" aktiv, denn diese Erfahrung mit Sportlerknien ist einfach unbezahlbar.) Sein Fazit: Menisken in altersbedingten Zustand, aber funktionstechnisch OK; Patellasehne leicht gereizt; Innenband intakt aber deutlich gereizt (Flüssigkeitseinlagerungen); keine Entzündung (Entzündungsmarker-Test macht also keinen Sinn momentan).
Die Diagnose Innenband passt endlich auch zum Ort der Schmerzen an der Knieinnenseite und zum zeitlichen Verlauf (wahrscheinlich Überlastung durch zu viel Sport im Januar nach längerer Erkältungspause im Dezember & Nachlassen der Symptome nach ca. 6 Wochen.) Und es erklärt auch das leichte Ziehen, das ich manchmal in diesem Bereich gespürt hatte (eine Art Mini-Stechschmerz als ob eine Stecknadel zart über die Haut streifen würde) und das ich vorher überhaupt nicht kannte. Als ich dem Physio später davon erzählte, "knetete" er gezielt am Innenband: Volltreffer.
(Ob das gereizte Innenband auch die Ursache für das Schnappen/Blockieren des Knies beim Ausstrecken ist? Keine Ahnung, aber dass mit dem Rückgang der Innenbandreizung auch das Blockieren seltener wird und wesentlich weniger zu spüren ist, ist ein gutes Zeichen.)
Fazit:
1. Auch auf modernsten MRTs ist nicht immer alles zu sehen und das Beispiel unterstreicht, dass erst die
Kombination von klinischen Funktionstests mit verschiedenen bildgebenden Verfahren helfen kann, die Ursachen einzugrenzen und zu finden.
2. Der Weg in eine
Sportmedizinische Ambulanz einer Uni lohnt sich aus meiner Sicht unbedingt - auch wenn mit Kosten (Größenordnung: ca. 1 Verschleißset MTB-Kassette/Kette?) und eventuell Fahrtweg verbunden ist. So eine Ambulanz oder ähnliche Einrichtung gibt es an vielen Unis. Die Erfahrung von Leuten, die seit vielen Jahre mit Sportlern und deren orthopädischen Problemen zu tun haben, ist einfach unersetzbar...