Zwei Fragen:
Wer hat wann definiert, was korrekt und was dementsprechend "Über"(breite) ist?
Warum muss es beim Thema Dropbar/Gravel gleich immer so dogmatisch sein?
In den 90er Jahren waren Geländeradsportler noch der Meinung, ein Lenker müsste Schulterbreite haben. Vor 15 Jahren war ein 70cm Flatbar "Über"breit. Und heute? Fahren alle fröhlich mit 76...80cm Lenkern rum, und auch im CC-Bereich findet man kaum noch irgendwas unter 74cm.
Würdest du einem Flatbar-Fahrer, der mit einer Lenkerbreite unterwegs ist, die zu irgendeiner Zeit von irgendjemandem als "Über" bezeichnet wurde, auch raten, er solle sich doch lieber ein anderes Gefährt nehmen, weil das ja nun wirklich zu extrem ist? Eher nicht? Also warum soll sich dann ein Krummbügel-Fahrer mit solchen Konventionen wie "Über..." oder "zu extrem..." rumschlagen?
Anders gefragt... Wenn ich im selben Gelände und auf derselben Rahmengeometrie unterwegs bin, wo andere mit 74++cm Flatbar rumfahren, darf dann mein Krummbügel-Lenker nicht auch ein bisschen breiter sein als bei einem Straßenrad, wenn mir das besser taugt? Ist ja super, dass dich ein 42cm Lenker wunschlos glücklich macht. Nur, wenn ich das anders sehe, warum meinst du, sollte ich statt dessen auf den Komfort der zig möglichen Handpositionen verzichten? Und warum auf die immer noch bessere Aerodynamik verzichten, die auch ein breiter Dropbar ermöglicht, einfach weil ich den Oberkörper mal eben um viele cm absenken kann, ohne dabei Kontrolle oder Komfort einzubüßen?
Woher kommt der "entweder/oder" Dogmatismus, entweder man macht es so, wie es es "Dropbar-Fahrer" oder "Mountainbiker" schon immer* gemacht haben, oder man sollte es lieber bleiben lassen? So wie: Fahr einen Dropbar, der dieselbe Breite hat wie schon immer* an einem Straßenrad, ansonsten lass es lieber? Gott sei Dank sind viele Radfahrer doch experimentierfreudiger drauf, sonst wären wir heute noch in der Steinzeit von Cantileverbremsen und Starrgabeln.
Btw hab ich auch ganz konventionelle Mountainbikes und würde behaupten, mit deren Handhabung recht vertraut zu sein. Und Rennrad fahr ich seit der Studentenzeit. Missioniert oder aufgeklärt werden, über Handhabung oder Eigenschaften des einen oder des anderen, muss ich sicher nicht.
(*definiert zu einer beliebigen Zeit von einem beliebigen Personenkreis)
Bleibt eigentlich nur:
Der Rest ist überflüssiges Schubladendenken.
Aber ich beobachte einfach mal weiter amüsiert den Markt. Als ich vor ein paar Jahren gesagt hab, dass ich mir ein Dropbar-Rad fürs Gelände mit mehr ans Mtb als ans Rennrad angelehnter Geometrie besser vorstellen kann, gab's auch viele Vorurteile. Lenkwinkel unter 70°, um Himmels Willen, das ist ja garnicht wendig genug, etc. Heute... siehe Lee Cougan und viele weitere
Ganz generell fällt mir mir in allerlei Dropbar-Themen sehr viel tradiertes Rechthaben auf. Der eine hat die ultimativen Tipps, in welchem Gelände man sich mit einem Dropbar-Fahrrad bewegen sollte und wo man nichts verloren hat. Der nächste weiß ganz genau, welcher Federweg Sinn macht und welcher absolut sinnlos ist. Lenkerbreite, Laufradgröße, Lenkwinkel, Reifenbreite... so viel geballtes Wissen über die einzig richtige Wahrheit... wenn es nicht auf satirische Art interessant wäre, dann wäre es zum Mäusemelken