Lokalsport
Der Deister wird zum offiziellen Downhill- und Freeriderevier
Downhill und Freeride auf offiziellen Strecken: Wahrscheinlich auch bald im Deister.
Barsinghausen (mh). Die Chancen stehen gut, dass die Mountainbiker im Deister in näherer Zukunft auf legale Weise durch das Unterholz fahren dürfen. Bei einem Treffen von Vertretern der Biker, der Region Hannover sowie der Forstverwaltung einigten sich die Parteien darauf, zwei der zahlreichen bisher ohne Absprache mit den Waldbesitzern angelegten und genutzten Strecken, sogenannte Trails, für eine Probezeit von zwei Jahren für die Biker freizugeben.
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Diese Trails liegen auf dem Gebiet der Niedersächsischen Landesforsten. Eine der Strecken führt vom Kammweg in der Nähe des Annaturms bergab in Richtung Georgsplatz in der Wennigser Mark. Sie wird unter den Bikern âLadies onlyâ genannt. Der zweite Weg nennt sich âà 30â und läuft parallel des Nienstädter Passes über die Hohe Warte bis hinunter zum Forsthaus in Egestorf.
Die Gespräche zwischen den verschiedenen Parteien ziehen sich mittlerweile über ziemlich genau zwei Jahre hin. Während dieser Zeit wurden mehrere âRunde Tischeâ einberufen, bei denen zwischen den Gruppen über eine Lösung der Interessenkonflikte beraten wurde. Grob gesagt sitzt auf der einen Seite die wachsende Zahl der Biker, die immer häufiger nicht nur die groÃen Forst- und Wirtschaftswege befährt, sondern bereits bestehende Pfade oder eigens angelegte durch das Unterholz zur Ausübung ihres Sports nutzt. Die Region Hannover hingegen ist als zuständige Behörde interessiert daran, dass im Naturschutzgebiet Deister der Naturschutz trotz der vielen Nutzungsinteressen nicht zu kurz kommt. Zum anderen liegt es auch im Interesse der Region, den Tourismus und die Naherholung zu fördern. Auf der anderen Seite stehen die Niedersächsischen Landesforsten, die zunächst einmal die forstwirtschaftliche Nutzung ihrer Waldgebiete im Auge haben. Da die Landesforsten jedoch auch â im Gegensatz zu privaten Waldbesitzern oder -pächtern â im Interesse der Bürger, also auch der Mountainbiker, handeln müssen, zeigen auch sie Gesprächsbereitschaft.
Um die Gemeinschaft der Biker über den neuesten Stand der Verhandlungen zu informieren, aber auch um ihnen die Hintergründe der eigenen Interessenlage näher zu bringen, traf sich vor einigen Tagen Revierförster Frank Nüsser mit ungefähr 40 Bikern im Restaurant âBantorfer Höheâ.
In entspannter Atmosphäre verdeutlichte Nüsser den Sportlern, die Problematik der gestiegenen Nutzung des Deisters durch Wanderer, Reiter, Geocacher und Biker hinsichtlich der im Wald lebenden Tiere. So führten einige der angelegten Trails durch Ãsungs- oder Rückzugsgebiete des Wildes. Nüsser gab jedoch auch zu, dass eine Kriminalisierung der Biker kontraproduktiv sei. Vielmehr müsse es eine Kanalisierung auf einige attraktive Strecken geben. âEiniges dessen, was die Biker angelegt haben, müssen wir übernehmen, um überhaupt eine Chance zu habenâ, sagte er gegenüber den Sportlern.
Zusammen mit einigen der an den Verhandlungen maÃgeblich beteiligten Biker besichtigte Frank Nüsser vor einiger Zeit die jetzt ausgewählten Trails. AnschlieÃend begutachteten Mitarbeiter der Abteilung Natur und Umwelt der Region die Strecken und äuÃerten ebenfalls keine Bedenken gegen eine Nutzung. Der Revierförster versicherte den Bikern, dass auf diesen Trassen errichtete Hindernisse wie Kicker, Drops (Sprunghügel) und Anlieger (Steilkurven) vonseiten der Landesforsten nicht zerstört würden. âDie anderen Trassen werden allerdings zurückgebautâ, kündigte Nüsser an.
Die Region wird demnächst die zwei Trails kartografisch erfassen, dann sind erneut die Biker gefordert. Sie müssen einen Verein gründen und zudem eine Versicherung finden â zum einen, damit Region und Landesforsten bei Unfällen von der Haftung ausgeschlossen sind, zum anderen, âum eine Rechtsperson zu habenâ, wie Nüsser erklärte. Sind diese Hürden genommen, soll zwischen der Forst und dem Verein ein Pacht- oder Nutzungsvertrag über zwei Jahre geschlossen werden. âDas ist ein Versuchsballon, wir beobachten, ob diese Lösung von den Bikern angenommen wirdâ, erklärte Nüsser und ergänzte: âWir werden niemals 100 Prozent der Biker auf die beiden Trails kriegen, doch vielleicht hat dieser Weg Signalwirkung.â Er hofft, dass die anderen noch zögerlichen Waldbesitzer einen ähnlichen Weg einschlagen und zudem der wilde Bau von Trails nachlässt. Voraussetzung sei jedoch, dass das Ergebnis nach der zweijährigen Probephase ein positives sei. âWir wollen insgesamt eine Beruhigung hinbekommen.â
Daran sind auch die Biker interessiert. Carsten Boltze, Sprecher der Deisterfreunde, einer der einflussreichsten und gröÃten Interessengemeinschaften am Deister, sagte: âDas ist eine sehr feine Lösung. Wir sind sehr optimistisch, dass das alles auch wirklich realisiert wird. Derzeit sind die Deisterfreunde in Kontakt mit Bikern aus Trier. Dort habe es ähnliche Probleme gegeben, allerdings sei man dort bereits einen Schritt weiter. Es habe sich eine Versicherung gefunden, die die Risiken übernehmen wolle. âMit dieser Versicherung wollen wir jetzt Kontakt aufnehmenâ, kündigt Boltze an und schätzt die Chancen, dass es am Ende eine alle Seiten befriedigenden Lösung in näherer Zukunft geben wird, auf âüber 90 Prozentâ.