So neue Saison, neues Glück. Es geht wieder los
Vorbereitung…erster Renneinsatz und ein oder zwei kleine Probleme mit dem eigenen Kadaver. Was alles in der noch jungen Saison so passiert ist, gibt es nun für euch nachzulesen.
Die Vorbereitungen auf die Saison 2016 liefen ziemlich gut. Vorbereitet habe ich mich, ein paar Feinabstimmungen ausgenommen, ähnlich wie auf die letzte Saison. Aber das Trainingsblabla ist wahrscheinlich eher uninteressant zu lesen, denke ich…
Das Gewicht ist etwas runter gekommen und ich rechne mir mit ca. 70kg ein paar mehr Chancen am Berg aus. Mit 185 wird man kein Bergfahrer, aber immerhin. Wie sich das Gewicht innerhalb der Saison entwickelt, werde ich schauen.
Jedenfalls war ich froh ohne die fast schon obligatorische Grippe durch den Winter gekommen zu sein. Nein, mein Körper dachte sich lieber etwas Kreativeres aus. Um halb zwei Uhr nachts riss mich Mitte März ein schmerzender Ellenbogen aus dem Schlaf. Machen wir uns an dieser Stelle nichts vor. Das Training kann manchmal echt wehtun. David Millar hat das in seinem Buch ganz gut beschrieben…ich glaube so oder so ähnlich: „Radsportler sein ist, wie mit Anlauf aus einem fahrenden Auto in einen Glascontainer zu springen.“ Achwas lest einfach sein Buch. Naja zurück zu mir, meiner Matratze und der schmerzvollen Nacht im März. Ich war noch im Halbschlaf und dachte erst an einen schweren Muskelkater vom letzten Krafttraining. Der Schmerz war dann aber doch anders als das, was ich gewohnt war. Berührungen schmerzten unheimlich und nach einer Nacht fast ohne Schlaf wurde ich bei meinem Arzt vorstellig. Diagnose: Schleimbeutelentzündung.
Antibiotika und eine Lösung zum Auftragen sollten das Problem beheben, doch die Entzündung breitete sich immer weiter aus. So langsam machten sich mein Arzt und ich echte Sorgen. Die Entzündung kroch langsam den Oberarm hoch. Auf jeden Fall nicht Ideal, so nah am Herz eine Entzündung zu haben. Kurz bevor ich ins Krankenhaus eingewiesen werden sollte, zog sich dann die Entzündung zurück. Ob die Antibiotika nun endlich griffen oder die Androhung eines Krankenhausaufenthaltes die Besserung hervorrief weiß bis heute niemand. Gestört wurde meine Vorbereitung durch diesen Zwischenfall aber nicht wirklich. Einige Zeit durfte ich die Arme nicht trainieren und musste zu meinem Leidwesen bei bestem Wetter auf der Rolle sitzen…Woher der ganze Spuk kam, bleibt ein Rätsel. Ich hatte weder ungewohnte Dinge in der Zeit vorher getan, mich irgendwie verrenkt, noch waren Verletzungen am Arm zu erkennen. Jedenfalls funktioniert der ganze Krempel wieder.
Mit wiederhergestelltem linken Flügel ging es dann einige Zeit später nach Köln zur Panzerstraße. In der Hoffnung auf eine harte Trainingseinheit fuhr ich beim Zeitfahrtraining vom RC-Schmitter mit. Das Training wurde auf der alten Panzerstraße hinter dem Kölner Flughafen ausgetragen. Es galt bis zum nächsten Kreisverkehr zu fahren und wieder zurück. Ich war als Zeitfahrgrünschnabel zwangsläufig mit meinem Trainingsradl angetreten. Da saß ich nun auf meinem
Sattel aus U17-Zeiten, die MTB-Schuhe eingeklippt an einer abgewetzten 105er Kurbel, aber immerhin bekleidet mit einem neuen Bioracereinteiler. Der war kurz zuvor bei mir eingetrudelt und eigentlich für die Marathons gedacht, um dem Wind ein Schnippchen zu schlagen. Beim Zeitfahren wollte ich ihn das erste Mal testen.
Und los ging es…Der Kurs war nicht flach wie ein Pfannkuchen, sondern eher etwas wellig. Die Hoffnung auf eine harte Einheit wurde durch den typischen metallischen Blutgeschmack in der Kauleistengegend bestätigt, während ich mich fragte, wie lang diese verdammten gut 8km bis zum Wendepunkt noch sein würden. Der Tacho zeigte einen knappen 40er Schnitt am Kreisverkehr. Zum Glück war es ruhig und ich konnte ohne störenden Verkehr im Kreisel wenden. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es auf dem Rückweg langsamer werden würde, aber ich hatte mich getäuscht. Der Wind war nun auf meiner Seite und die Beine fühlten sich ziemlich gut an, während ich versuchte möglichst aerodynamisch auf dem Bock zu hängen. Nach 16,5km und 100 Höhenmetern stoppte dann die Uhr bei 24:47, was ein Stundenmittel von 40,1 bedeutete. Zufrieden und um eine Erfahrung reicher ging es dann in die letzten Saisonvorbereitungen.
Bei
SKS-Marathon in Sundern sollte es dann losgehen. Der Plan war in Sundern die Mittelstrecke mit 55km und 1300hm unter die Räder zu nehmen, um nicht ohne Rennen in den Beinen direkt auf die Langstrecken zu gehen. Das Thermometer zeigte am Renntag gemütliche 3-6 Grad an und unser ganzes Team war am bibbern. Der Zeitfahranzug musste also im Auto bleiben. Stattdessen stand ich im Wintertrikot im ersten Startblock.
In Sundern gibt es immer ein ellenlanges Straßenstück am Anfang, das leider, bedingt durch ein viel zu langsames Pacecar, das Peloton nicht auseinander zog. Die restliche Strecke war auch trotz kleiner Änderungen sehr einfach gehalten. Kurzum: Du verhungerst, wenn du keine Gruppe hast…Um es mit den Worten von Jean-Claude Leclercq zu sagen: „Da musst du schauen, dass du den Postabgang nicht verpasst, wenn der Automobilist rauszieht und der Großkampf entbrennt.“
Der Start ließ sich dann für mich nicht gut an. Ich war sehr weit vorne auf der linken Seite vom Peloton platziert.
Das Rennen war erst einige Augenblicke freigegeben und jemand touchierte mich an meiner rechten Seite. Raum zum Ausweichen bleib nicht. Es war einfach keine Straße mehr übrig und ich wurde von meiner eigenen Visage und einem Haufen Gras im Straßengraben gebremst. Solche Dinge passieren einfach hin und wieder und da kann sich leider niemand von freimachen. Dann musste es schnell gehen. Raus aus dem Graben und ab wieder auf den Carbonhaufen war die Devise. Beim Antreten wurde dann auch sofort klar, dass Körper und Rad noch ihren Job machten. Nur eine dicke Lippe bekam ich als Quittung. An den ersten Anstiegen musste ich dann einige Plätze wieder gutmachen, fand mich aber in einer guten Gruppe wieder.
Zum Ende fühlten sich die Beine dann immer besser an, ich konnte meine Gruppe hinter mir lassen und bei einer Zeit von 2:08:13 kam die Uhr zum Stehen.
Eine Chance etwas zu reißen rechnete ich mir bei so einem kurzen Rennen ohnehin nicht aus, aber immerhin reichte es für Gesamtplatz 29 und somit für den ersten Startblock im nächsten Jahr. Meine Teamkollegen blieben von technischen Problemen und Stürzen verschont...
...und fuhren super Ergebnisse ein:
Mittelstrecke:
Marcel: 2:02:53 Overall 19/AK10
Patrick: 2:03:11 Overall 20/AK 6
Kurzstrecke:
Christian: 1:25:35 Overall 77/AK 24
Andreas: 1:29:57 Overall 120 /AK 27
Nach dem Rennen ging es mit Teamkollegen Patrick noch 10km zurück zum Start. Das waren glaube ich meine kältesten 10km dieses Jahr überhaupt. Wind, kein Renntempo und eine kurze Hose sind bei 5Grad keine angenehme Angelegenheit…Am 22.5 steht dann für mich die Langstrecke beim Schinderhannesmarathon auf dem Plan. Dann gibt es auch wieder für euch das nächste Mal etwas zu lesen…
An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an unsere Betreuerin Niko, die weitab von aller Zivilisation in gottverlassenen Waldstücken mit Flaschen ausharrte und auch noch für super Fotos sorgte! Ein großer Dank geht natürlich auch an unsere Sponsoren, ohne die der ganze Wahnsinn nicht möglich wäre: Kettenwixe Duraglide, CEP, Bioracer, Sponser Sportfood, F100 und MyTinySun
Fotos mit Wasserzeichen by Sportograf; ohne by Niko